Friedrich Reusch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. August 2011 um 12:26 Uhr durch Naginata (Diskussion | Beiträge) (+ Leerzeichen (erst jetzt gesehen :S)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Johann Friedrich Reusch (* 5. September 1843 in Siegen; † 15. Oktober 1906 in Agrigent) war im 19. Jahrhundert ein bekannter deutscher Bildhauer.

Leben

Reusch, geboren in der Siegener Poststraße, war Sohn eines einer alteingesessenen bis ins Jahr 1658 in Siegen nachweisbaren Handwerkerfamilie angehörigen Schreinermeisters und erlernte in der Werkstatt seines Vaters zunächst das Schreinerhandwerk. Nachdem August Kiß durch Reuschs Schnitzarbeiten auf sein künstlerisches Talent aufmerksam geworden war und zum Studium riet, ging er 1863 nach Berlin. Dort war er bis 1867 Student der Kunstakademie und arbeitete von 1866 bis 1872 im Atelier von Albert Wolff an einem Denkmal Friedrich Wilhelms III. und an Wolffs Relief für die Berliner Siegessäule. 1872 erhielt er den Preis der Michael Beer-Stiftung. Auf dem guten Abschlussergebnis seines Studiums basierend, wurde Reusch ein Stipendium für einen mehrjährigen Italien-Aufenthalt gewährt. 1872 ging er sodann nach Italien, wo er sich bis 1874 in Rom aufhielt.

Im Anschluss daran eröffnete er in Berlin ein Bildhaueratelier. Ab 1881 lehrte er, nach Berufung an die dortige Akademie, als Professor in Königsberg, zuletzt als Direktor der Kunstakademie. Hier wurde ihm auch die Ehrendoktorwürde der philosophischen Fakultät zugesprochen. 1904 zwang ihn ein im Jahre 1900 seinen Anfang nehmendes Herzleiden zur Aufgabe seiner Lehrtätigkeit. Dass er mit zahlreichen Werken das Nationalgefühl der Deutschen ansprach, begünstigte sicherlich seinen Erfolg im Kaiserreich. 1906 verstarb Friedrich Reusch, der nicht verheiratet war, dessen Haushälterin Rosa ihn aber durch sein Leben begleitete, während einer Erholungsreise auf Sizilien. Begraben wurde er auf dem Lindenbergfriedhof in seiner Heimatstadt.

Werke

Nach seiner Rückkehr aus Italien im Jahre 1874 wurde er durch die von ihm entworfenen Großplastiken bekannt, unter anderem durch:

  • ein Kriegerdenkmal in seiner Geburtsstadt Siegen (1877)
  • die Marmorgruppe des Marktverkehrs auf der Belle-Alliance-Brücke (heute Hallesche-Tor-Brücke) in Berlin-Kreuzberg (verschollen) (1879)
  • die lebensgroße Gruppe: Psyche den Cerberus besänftigend
  • Amor mit dem Helm des Mars (Marmor)
  • Triumph des Amor über Herkules (Marmor)
  • Tritonenknabe auf einem Delphin,
  • der Dämon des Dampfes (1880) und einige Büsten

Ein glücklicher Wurf war der 1880 modellierte, eigenartig erfundene Dämon des Dampfes, der später in Bronze gegossen und im Lichthof der Technischen Hochschule in Charlottenburg aufgestellt wurde.

1881 wurde er als Lehrer an die Kunstakademie in Königsberg berufen, wo er außer zahlreichen Büsten und dekorativen Figuren für öffentliche Gebäude die Denkmäler für den Astronomen Bessel und den Augenarzt Jacobson, das Bronzestandbild des Herzogs Albrecht von Preußen (1891 enthüllt), das kolossale Standbild Kaiser Wilhelms I. im Krönungsornat vor dem Schlosse (1894) und ein Standbild Bismarcks (1901) schuf. Auch die Reiterdenkmäler Kaiser Wilhelms I. in Siegen (1892), Münster (1897) und Duisburg (1898) rühren von ihm her. Von seinen Genrebildwerken sind eine den Cerberus besänftigende Psyche, ein Amor mit dem Helme des Mars, der Triumph Amors über Herkules, Tritonenknabe auf einem Delphin hervorzuheben.

Werke in seiner Geburtsstadt Siegen:

Zwei überlebensgroße Standbilder haben ihren Platz an der Siegbrücke in Siegen. Die bronzenen Figuren, genannt „Henner und Frieder“, stellen einen Bergmann und einen Hüttenmann dar und sind Symbole des Erzbergbaus und der Verhüttung des Erzes im Siegerland. Geschaffen wurden die beiden Figuren von Friedrich Reusch anlässlich einer Industrieausstellung im Jahre 1902 in Düsseldorf.

Das Germania-Denkmal in der Fissmeranlage in Siegens Oberstadt, neben der Nikolaikirche ist etwa 2,5 Meter hoch, den Sockel nicht mitgerechnet. Die Entstehung geht auf eine Initiative von Julius Debel im Sommer 1873 zurück. Das aus Stein geformte Denkmal wurde in Berlin bei Friedrich Reusch in Auftrag gegeben, gebaut hat es Fr. Spies. Von Berlin wurde es aber erst nach Siegen geschafft, nachdem der Magistrat und die Stadtverordneten von Siegen einen Zuschuss von 6000 Mark spendeten. Aufgestellt und eingeweiht wurde die Victoria am 6. August 1877. Das Kapital für das Denkmal wurde mittels Verlosungen, Kollekten, Spenden und Konzerten aufgebracht.

Das 1892 in Siegen eingeweihte Kaiser-Wilhelm-Denkmal brachte Friedrich Reusch viel Lob und Anerkennung. Bis gegen Ende des Zweiten Weltkrieges hat es an seinem Platz auf dem Marktplatz gestanden, dann ist es „verschwunden“. Es wurde wie auch das Standbild von Bismarck eingeschmolzen.

Im Siegerlandmuseum befinden sich zudem eine selbstporträtierende Marmorbüste sowie die Büsten seiner Eltern. Ferner ist nahe der Martinikirche in einem Park eine von ihm erschaffene Büste Adolph Diesterwegs zu sehen, die hier am 29. Oktober 1890 enthüllt wurde, wenngleich andere Quellen diese dem Bruder Friedrich Reuschs, Eduard Reusch, zuordnen.[1]

Bildgalerie

Literatur

  • Siegen 1896, Rainer S. Elkar und Jürgen H. Schawacht, ISBN 3-923483-21-X, Seite 20–31, Fotos Siegerlandmuseum
  • Auf Sieben Hügeln, Band 3, „Unser Krönchen“, Verlag Vorländer, Siegen 1986, Seite 171–174, Fotos Siegerlandmuseum
  • Herbert Meinhard Mühlpfordt Der Siegner Bildhauer Johann Friedrich Reusch. Leben und Werk. Zum 75. Todestag am 15. Oktober 1981. Siegen 1981
  • "Siegerländer Symbolfiguren", Siegener Zeitung vom 9. Juli 2011, S. 43

Quellen

Weblinks

Commons: Friedrich Reusch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. "Denkmäler in Siegen" (PDF)