Galowice

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Galowice
Gallowitz
?
Hilfe zu Wappen
Galowice Gallowitz (Polen)
Galowice
Gallowitz (Polen)
Galowice
Gallowitz
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Breslau
Gmina: Żórawina
Geographische Lage: 50° 59′ N, 17° 0′ OKoordinaten: 50° 58′ 55″ N, 17° 0′ 15″ O
Einwohner: 413
Telefonvorwahl: (+48) 71
Kfz-Kennzeichen: DWR
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Breslau



Galowice (deutsch Gallowitz, 1937–1945 Gallen) ist eine Ortschaft in der Gemeinde Żórawina (Rothsürben) im Powiat Wrocławski (Kreis Breslau) in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Galowice liegt ca. vier Kilometer westlich von Żórawina (Rothsürben) und 17 Kilometer südlich der Woiwodschaft-Hauptstadt Breslau. Nachbarorte sind Księginice (Kniegnitz) im Westen, Szukalice (Tauchelwitz) im Norden und Wilczków (Wiltschau) im Süden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Gallowitz

Die Ersterwähnung erfolgte 1307 als „Galowicz“. Möglicherweise war der Ort Stammsitz des schlesischen Adelsgeschlechts Gallwitz, auch der früher in Schlesien verbreitete Familienname Gallwitz könnte mit dem Ort in Zusammenhang stehen.[1] Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Gallowitz mit dem größten Teil Schlesiens 1741/42 an Preußen. Besitzer war im 17. Jahrhundert die Familie von Krohmayer.[2][3] Georgius Henricus von Kromayer und Groß Sägewitz der Gutsherr, gestorben 1681.[4] Ende des 18. Jahrhunderts ist ein Oberamtsrat der örtliche Grundherr, Franz Rudolph Weickard von Skrbensky (1747–1809),[5] nachmals Generallandschaftsrepräsentant der Schlesischen Landschaft, dem dienstältesten preußischen Kreditinstitut der Rittergutsbesitzer.[6] 1794 zählte das Dorf ein herrschaftliches Schloss, ein Vorwerk, eine Windmühle, drei Bauern, sieben Frei- und zehn Dreschgärtner, fünf andere Häuser, 28 Feuerstellen und 206 Einwohner, darunter ein Büttner, ein Brandweinbrenner und ein Schmied.[7] 1845 waren es 34 Häuser, ein herrschaftliches Schloss und Vorwerk, 284 Einwohner, evangelische Kirche zu Domslau, katholische Kirche zu Rothsürben, eine Windmühle, eine Brauerei, eine Brennerei, sechs Handwerker und drei Händler.[8]

Mitte des 19. Jahrhunderts ging Gut Gallowitz an die Familie von Lieres und Wilkau, konkret an den damaligen Leutnant Emil Otto von Lieres und Wilkau (1815–1893). Der Kaufpreis 1841 betrug 65.000 Reichstaler. 1860 erhielt der Offizier die preußische Genehmigung zur Führung des Doppelnamens Lieres von Wilkau. Er war zudem Kreisdeputierter und Direktor der Breslau-Brieger Fürstlandschaft, einer Art Ritterschaftsrat der Region. Die Größe des Gutes Gallowitz umfasste 1894 etwa 302 ha Gesamtfläche.[9] Die Familie von Lieres auf Gallowitz stellte danach weitere namhafte Vertreter,[10] u. a. Theodor von Lieres-Gallowitz (1848–1929), er hinterließ auch eine Erinnerungschrift.[11] Seine Ehefrau war Helene von Wallenberg. Ihr Erbe wurde Wilhelm von Lieres und Wilkau (1874–1948), liiert mit Josepha Gräfin-Bredow-Goerne.[12] Als Nachfolger war vorbestimmt Theodor von Lieres und Wilkau (1912), verheiratet mit Stephanie von Tyska, Sohn Wilhelm (1943). Nach der Enteigung lebte die Familie in Hessen.[13]

Gallowitz gehörte bis 1945 zum Landkreis Breslau, im Regierungsbezirk Breslau der preußischen Provinz Schlesien des Deutschen Reichs. In der Zeit des Nationalsozialismus erfolgte 1937 die Umbenennung in Gallen. Als Folge des Zweiten Weltkrieges fiel Gallen 1945 mit dem größten Teil Schlesiens an Polen und wurde in Galowice umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde 1946/47 vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner waren zum Teil Vertriebene aus Ostpolen. 1975 bis 1998 gehörte Galowice zur Woiwodschaft Breslau.

Getreidespeicher

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Schloss Gallowitz (Pałac) wurde 1848 als Neorenaissance-Bau errichtet und 1894 erweitert, 1945 dann teilweise abgerissen. Das Torhaus mit zwei Korbbogen-Toren stammt von 1721.[14]
  • Der barocke Getreidespeicher ein sogenannter Schüttboden, steht im Wirtschaftshof des früheren Schlosses. Er ist heute ein Museum.[15]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Oskar Brunkow: Die Wohnplätze des Deutschen Reiches. Auf Grund der amtlichen Urmaterialien. I. Abtheilung. Das Königreich Preussen, 2. Band, Zweite Auflage, Selbstverlag, Berlin 1885, S. 118 f.
  • Kurt Degen, Viktor Werbik: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Landkreises Breslau, in: Bau- und Kunstdenkmäler des deutschen Ostens/ Reihe C./ Schlesien; Band 1, Nachb.: Dieter Grossmann, Wulf Schadendorf, Verlag Weidlich, Frankfurt am Main 1965, S. 54.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Galowice – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christian Bochenek, Kathrin Dräger, Fabian Fahlbusch, Jessica Nowak: Familiennamen nach Herkunft und Wohnstätte, Walter de Gruyter GmbH & Co KG, Berlin 2013-04-30, S. 365. ISBN 978-3-11-030787-0.
  2. Trauer-Gedancken Deß ... Herren Augustin-Heinrichs von Kromayer vnd Grosz-Sagewitz, auff Gallowitz ..., Vber dem frühzeitigen tödtlichen Hintritte seiner Hertz-geliebten Hauß-Ehre, Der ... Frauen Anna-Maria Kromayerin, gebornen Ißlerin Auß schuldiger Willfärigket gestellet vnd vbergeben von Etlichen Mitleydenden gutten Freunden. 1645.
  3. Kromayer, Georg Heinrich von; um 1681. Herr auf Groß Sägewitz und Gallowitz bei Breslau., in: DNB.
  4. Johannes Sinapius: Des Schlesischen Adels Anderer Theil, Oder Fortsetzung/ Schlesische Curiositäten, darinnen, Verlag Michael Rohrlach, Leipzig und Breslau 1728, S. 757 f.
  5. Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15, Teil 1, in: Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin; Band 85, Einzelveröffentlichungen des BLHA; Band VII, Hrsg. Klaus Neitmann, K. G. Saur, München 2009, S. 957. ISBN 978-3-598-23229-9.
  6. Leopold Freiherr von Zedlitz-Neukirch: NPA-L, Vierter Band, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1837, S. 219.
  7. Friedrich Albert Zimmermann: Beyträge zur Beschreibung von Schlesien, Elfter Band, Verlag Johann Ernst Tramp, Brieg 1794, S. 175.
  8. Johann G. Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, Verlag Graß, Barth und Comp., Breslau 1845, S. 146.
  9. Schlesisches Güter-Adressbuch 1894. Verzeichnis der sämmtlichen Rittergüter und selbstständigen Guts-und Forstbezirke, Fünfte Ausgabe, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1894, S. 3.
  10. Moritz Maria von Weittenhiller: Genealogisches Taschenbuch der Ritter- und Adels-Geschlechter 1879, Vierter Jahrgang, Buschak & Irrgang, Brünn/ Wien 1878, S. 300 ff.
  11. Theodor von Lieres-Gallowitz: Erziehung fürs Vaterland. Gedanken eines 77jährigen, W. G. Korn, Breslau 1925.
  12. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen von Flotow: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, B (Briefadel), Band I, Band 9 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee 1954, S. 256–259. ISSN 0435-2408
  13. Christoph Franke, Moritz Graf Strachwitz: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser (AB), Band XXVI, Band 140 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 2006, S. 277 ff. ISSN 0435-2408
  14. Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Schlesien. München 2005, S. 285, ISBN 3-422-03109-X
  15. Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Schlesien. München 2005, S. 285, ISBN 3-422-03109-X