Gamighübel

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Gamighübel

Das Flächennaturdenkmal Gamighübel (FND 79) ist eine Erhebung (187 m ü. NHN) auf einem Feld nordwestlich des Dresdner Stadtteils Kauscha und südwestlich des Stadtteils Torna.

Der Gamighübel ist eine Kuppe aus Granodiorit, welche die Gesteinsschichten der Kreide (Plänerschichten aus dem Cenomanium und dem Turonium) durchragt. Sie ist der Überrest einer Klippe eines kreidezeitlichen Meeres. In durch die Brandung entstandenen Aushöhlungen und Gesteinstaschen sind Schillkalkstein und Kalkmergel abgelagert.[1][2][3]

Bewachsen ist der Gamighübel mit Schlehdorn und anderen Rosengewächsen, umgeben von Kalkmagerrasen und Trockenen Glatthaferwiesen.[3] Brutpaare von Nachtigall und Goldammer sowie Vorkommen des Kuckucks konnten auf dem Gamighübel beobachtet werden.[4]

Das Gebiet des Gamighübels im Norden der Gemarkung Kauscha wurde aufgrund reicher Fossilienvorkommen sowie der besonderen geologischen Merkmale (Brandungsklippe) als Flächennaturdenkmal unter Schutz gestellt.[2]

Der Name Gamighübel erscheint erstmals im Jahr 1592 im Gerichtsbuch von Kauscha und Gaustritz. Die Bezeichnung entstammt dem slawischen Wort kamjen für Stein. Bis ins 19. Jahrhundert verortete man auf dem Gamighübel eine heidnische Opferstätte. Diese Vorstellung wurde jedoch verworfen, da es dafür keine gesicherten Befunde gibt. Die Bauern der umliegenden Dörfer Kauscha, Leubnitz und Torna betrieben ab dem 19. Jahrhundert mehrere Steinbrüche auf dem Gebiet des Gamighübels. Das abgebaute Granitgestein wurde vordergründig für den Wege- und Straßenbau verwendet.[4] Im Zuge der Steinbrucharbeiten wurden zahlreiche Fossilien entdeckt, diese wurden unter anderem durch die Geologen und Naturforscher Hanns Bruno Geinitz, Louis Agassiz und August Emanuel von Reuss beschrieben.[1]

Die Verbindungsstraße von Tornas östlichem Nachbarort Prohlis zu den Tornaer Lehmgruben erhielt 1926 den Namen Gamigstraße.[5]

Offenliegendes Gestein auf dem Gamighübel

In den Steinbrüchen am Gamighübel wurden verschiedene Fossilien von Meereslebewesen der Kreidezeit, vor allem aus der Stufe des Cenomaniums (vor 100,5 bis 93,9 Millionen Jahren) gefunden.[1] Entdeckt wurden unter anderem Fossilien der folgenden Lebewesen:

Viele der auf dem Gamighübel gefundenen Exemplare sind Teil der Sammlung des Museums für Mineralogie und Geologie Dresden.[4]

Die Zwerge vom Gamighübel

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Einer Sage nach lebte im Gamighübel ein Volk von Zwergen, die in seinem Inneren nach Gold und Edelsteinen schürften. Die Hammerschläge der Zwerge sollen bei günstigem Wetter bis ins nahegelegene Dorf Leubnitz zu hören gewesen sein. Durch den Bau einer Kirche und das damit verbundene regelmäßige Läuten der Glocken (andere Überlieferung: durch „die Ausbreitung des Reiches, welches nicht von dieser Welt ist“) wurden die Zwerge aus dem Gamighübel vertrieben. Sie begaben sich in einer Mondnacht mitsamt ihrem Gold und ihren Edelsteinen zur Elbe und ließen sich von einem Fährmann über den Fluss bringen, den sie dafür reich belohnten. Ihre Schätze sollen die Zwerge schließlich im Helfenberger Gebiet vergraben haben.[4][6]

  • Karl Wanderer: Die wichtigsten Tierversteinerungen aus der Kreide des Königreiches Sachsen. Verlag Gustav Fischer, Jena 1909.
Commons: Naturdenkmal Gamighübel Kauscha – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Cenomane Brandungsklippe Gamighübel, Leubnitz. kreidefossilien.de – Die sächsisch-böhmische Kreide, 10. Juni 2008, abgerufen am 4. Juni 2021.
  2. a b Schutzgebiete nach Naturschutzgesetz. In: Umweltatlas. Landeshauptstadt Dresden, Juni 2014, abgerufen am 4. Juni 2021.
  3. a b Tommy Kästner: Neues zum Vorkommen der Kleinen Habichtsfliege Dioctria longicornis Meigen, 1820 in Sachsen (Insecta: Asilidae). In: Sächsische Entomologische Zeitschrift 8 (2014/2015), S. 223 ff.
  4. a b c d Torna (Memento vom 5. Februar 2023 im Internet Archive)
  5. Gamigstraße (Memento vom 16. Mai 2022 im Internet Archive)
  6. Alfred Meiche: Die Zwerge am Gamighübel bei Leubnitz. In: Sagenbuch des Königreichs Sachsen. G. Schönfelds Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1903, S. 321 f.

Koordinaten: 51° 0′ 3,6″ N, 13° 46′ 8,7″ O