Gehrdener Berg

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Gehrdener Berg

Gehrdener Berg im Spätsommer

Höhe 155 m ü. NN
Lage Niedersachsen, Deutschland
Dominanz 3,1 km → Benther Berg
Schartenhöhe 70 m
Koordinaten 52° 18′ 29″ N, 9° 35′ 24″ OKoordinaten: 52° 18′ 29″ N, 9° 35′ 24″ O
Gehrdener Berg (Niedersachsen)
Gehrdener Berg (Niedersachsen)
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Gehrdener Berg, Deister im Hintergrund

Der Gehrdener Berg ist ein bewaldeter Höhenzug, an dessen Hang sich die Stadt Gehrden im sogenannten Calenberger Land in der Region Hannover befindet. Der Berg ist etwa 2,7 Kilometer lang und stellt den Schwesterberg des Benther Berges im Südwesten Hannovers dar. Die höchste Stelle ist der Burgberg mit 155 m über NN.

Geologie

Der Gehrdener Berg besteht aus unterschiedlichen Schichten, die die erdgeschichtliche Entwicklung des Calenberger Landes widerspiegeln. Immer wieder war dieses von Meeren bedeckt, die bekanntesten Zeugnisse stammen aus dem Zechstein, einer Phase des Perm. Das damalige flache Meer trocknete aus und hinterließ mehrere Salzlager, die in der unmittelbaren Umgebung bei Benthe und Ronnenberg im 20. Jahrhundert abgebaut wurden.

Auch im folgenden Erdzeitalter, dem Mesozoikum, war das Calenberger Land geprägt vom ständigen Wechsel zwischen Land und Wasser. Immer wieder bedeckten Meere die Landschaft, fielen anschließend trocken und hinterließen Sedimente. Im Trias war es hauptsächlich Buntsandstein, aus dem der ganze Benther Berg besteht. In der Jurazeit und der Kreidezeit lagerten sich Ton-, Kalk-, Kalkstein und Mergelschichten ab, die heute die Geologie des Gehrdener Berges bestimmen.

Teile der großen Tonschicht des Gehrdener Berges wurden von der Ziegelei am Nordrand des Berges abgebaut und hauptsächlich zu Ziegeln gebrannt. In der Tonschicht findet sich eine Fülle von eingeschlossenen Versteinerungen, insbesondere gut erhaltene Ammoniten. In einem Fundstellenbericht des Arbeitskreises Paläontologie, Hannover heißt es dazu:

Der Gehrdener Berg ist ein klassisches Gebiet von Fossilfundstellen, das als Typlokalität für die paläontologische Forschung von Interesse ist. Die besondere Bedeutung des Gehrdener Berges, dessen Fossilienreichtum schon vor über 100 Jahren von Paläontologen erkannt wurde, liegt in der großen Anzahl von neuen Arten, die von dort erstmalig bekannt, benannt, beschrieben und abgebildet wurden.

Der Kalkstein des Gehrdener Berges entstand aus einem Riff aus Moostierchen im Kreidemeer. Das poröse Gestein wurde „Luffen“ genannt, schon 1250 wurde dieses im Steinbruch am Burgberg (beim heutigen Wandervogelheim) abgebaut und für den Bau der Margarethenkirche in Gehrden verwendet. Auch die Kirche in Leveste und die Mühle am Gehrdener Berg bezogen ihre Steine aus diesem Steinbruch. In den Kalksteinen des Gehrdener Berges finden sich immer wieder auch Muschelreste, insbesondere einer Austernart (Ostrea) und einer Kammmuschelart.

Auch in der Mergelschicht des Gehrdener Berges finden sich Versteinerungen, hier sind es insbesondere Belemniten, auch Donnerkeile genannt. Insbesondere in einem „Mergelkuhle“ genannten Bereich am Westhang des Berges sind die versteinerten Reste dieser Kopffüßer immer noch zu finden.

Im Quartär, also dem Eiszeitalter, wurden dann durch die Gletscher Gesteine in die Gegend des Gehrdener Berges transportiert, die hier ursprünglich nicht zu finden waren. Dieses fremde Geröll wird Geschiebe genannt. So findet sich in Teilen der Mergelschicht Granit, teilweise sieht man auch noch Findlinge aus dieser Zeit. Ebenfalls aus dieser Zeit stammt die Lössschicht um den Gehrdener Berg. Fallwinde über den Gletschern weiter im Norden haben feinen Staub transportiert, der sich dann hier abgelagert hat und für die fruchtbaren Felder im Umland verantwortlich ist.

Gehrdener Berg von Degersen gesehen
Gehrdener Berg von Stemmen gesehen

Geschichte

Erste Siedlungsspuren

Aus der Steinzeit wurden im Bereich des Gehrdener Berges vereinzelt Gegenstände wie Äxte, Gefäße und Steinwerkzeuge gefunden. Da es sich aber um Einzelfunde handelt, kann bisher nicht mit Bestimmtheit festgestellt werden, ob schon in der Steinzeit dauerhafte Besiedlung in dieser Gegend bestand.

Frühe Wallanlage

Burgbergturm von 1897/98

Auf der nördlichen Kuppe des Gehrdener Berges, dem Burgberg, befindet sich eine ovale Ringwallanlage mit den Ausmaßen von 140 × 75 m. Die archäologische Ausgrabungen von 1931 und 1933 konnten die Entstehungszeit der Anlage nicht klären. Sie wird vorsichtig im Zeitraum zwischen Christi Geburt und dem Frühmittelalter geschätzt. Bei den Grabungen fand sich ein 6 m breiter Wall mit einem in den Felsen eingeschlagenen Spitzgraben von bis zu 4 m Tiefe. Es gab auch Hinweise, dass der Wall in zwei unterschiedlichen Zeitphasen entstanden ist. Obwohl innerhalb der Anlage verschiedene Fundstücke, wie Keramikscherben aus der Zeit um Christi Geburt gemacht wurden, lässt sich die Entstehung der Wallanlage dadurch nicht eindeutig in diese Zeit einordnen.

Innerhalb der Wallanlage wurde 1897/98 der Burgbergturm errichtet, der heute ein beliebtes Ausflugsziel ist. 1902 gab es auf dem Gehrdener Berg einen bedeutenden Fund. Ein Maurer aus Gehrden fand beim Stuckenroden in einer nach Degersen gelegenen Fichtenparzelle 30 römische Denar-Münzen. Die ältesten stammen aus der Zeit von Gaius Iulius Caesar.

Mittelalter und Neuzeit

In der mittelalterlichen Rodungs- und Siedlungsphase des 9. bis 12. Jahrhunderts entstanden um den Gehrdener Berg vier Ortschaften: Gehrden, Spehr, Stehr und Südersen. Während drei Orte wüst fielen, besteht heute nur noch Gehrden. Es erhielt 1298 den Freiheitsbrief des Grafen Adolf VI. von Schaumburg.

In neuerer Zeit wurde der Gehrdener Berg ein beliebtes Ausflugsziel insbesondere für die Bewohner des nahen Hannover. Die Besucherzahlen steigerten sich ab 1898, als eine Überlandstrecke der Straßenbahn Hannover Gehrden erreichte. Eine Zweiglinie führte vom Betriebshof in Gehrden auf den Gehrdener Berg zum straßenbahneigenen Berggasthaus Niedersachsen. Die Zweigstrecke auf den Gehrdener Berg wurde bereits 1917 wieder stillgelegt.

Literatur

  • Werner Fütterer: Gehrden – Vom Flecken zur Großgemeinde. Gehrden 1991
  • August Kageler: Geschichte der Stadt Gehrden. Gehrden 1950