Gerd Hölscher

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Gerd Hölscher

Gerd Hölscher (* 3. Mai 1936 in Bederkesa; † 17. Januar 2004 in Bielefeld) war ein deutscher Grafiker, Zeichner und Fachvertreter für künstlerische Praxis am Oberstufenkolleg Bielefeld.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gerd Hölscher wurde in Bederkesa im heutigen niedersächsischen Landkreis Cuxhaven geboren. Mit der in Niendorf ansässigen Künstlerin Annelies Hölscher war er verheiratet.

Von 1974 bis 1998 war Hölscher Akademischer Oberrat an der Universität Bielefeld sowie Dozent am Oberstufenkolleg Bielefeld, seitdem Laborschule und Oberstufen-Kolleg ihre Arbeit in der Doppelfunktion als Versuchsschulen des Landes Nordrhein-Westfalen und als Wissenschaftliche Einrichtung an der Universität Bielefeld aufnahmen. Er war maßgeblich am Aufbau des Fachbereichs künstlerische Praxis beteiligt.

„Zuhören ist für mich überhaupt die wichtigste Eigenschaft, die ein Lehrer haben muss.“

Gerd Hölscher[1]

Der Karikaturist Til Mette, die Künstlerinnen Marisa Rosato, Felizitas Schäfer,[2] Judith Walgenbach und viele andere wurden von ihm unterrichtet.

Hölscher leitete von 1999 bis 2004 als Vorstandsmitglied den BBK-OWL (Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe)[3] und war im Bielefelder Kunstverein engagiert.

Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre stellte Hölscher grafische Arbeiten im Offsetdruck her, die sich zu seriellen Kombinationen zusammensetzen lassen. In den 1980er Jahren widmete Hölscher sich angewandten grafischen Arbeiten, vornehmlich Plakaten.

Während eines Sabbatjahrs Mitte der 80er Jahre hielt sich Hölscher des Öfteren in Pavel Liškas Haus[4] in der Nähe von Volterra sowie in Florenz (wohin ihn ursprünglich sein ausgeprägtes Interesse für die italienische Renaissance führte),[5] auf. Großformatige Landschaften und Akte in Ölpastell Kreide auf Harter Faserplatte und Papier hatten ihren Ursprung in dieser Zeit. Tuschezeichnungen kombiniert mit Text brachte Hölscher als Reisetagebücher heraus. Porträts stellte Hölscher in einer Art Performance während des Aktes des Zeichnens her.[6] Linien verdichten sich zu einer konkreten Abbildung. Unwillkürlich kneift der Betrachter die Augen zur Kontrolle von Helligkeit und indirekt der Schärfentiefe des Bildes zusammen.

Seine dichteste Arbeit ist 300 Tage 2001. Es sind Niederschriften mit dem Tuschezeichner. 100 Stück. Jeweils 3 auf einem Blatt im Format 30 × 30 cm. Ein Selbstzeugnis Gerd Hölschers in Form schriftlicher Tagesprotokolle. Eine Inspektion der eigenen Oberfläche, die sich in der Zeit vollzieht. Die eng beschriebenen Blätter sind auf kurze Distanz mit enormer Anstrengung, Willensleistung, Zeit und Geduld gut lesbar. Allerdings verwandeln sich die weißen Flächen mit dem Schriftzug auf größere Distanz gesehen in Grauwerte verschiedener Intensität und Dichte.

„Die Beschreibung der Oberfläche der Dinge rettet die Dinge vor dem Zugriff der Hinterfrager und Durchblicker. Sie reagiert auf ein allgemeines Zuviel an Bedeutung und Relevanz. (…) Inspektion der Oberflächen will eine Haltung des Sich-Selbst-Zeigen-Lassens der Dinge vorführen.“

Die These seines Freundes Bodenheimer: Verstehen heißt Antworten wird von Hölscher ergänzt durch die These: Zugewandt-Sein ist wichtiger als Verstehen.

„Die Voraussetzung dafür, dass verstehen geschieht, ist, dass wir uns von der Zumutung, die die Kunst und die wir als offene Frage füreinander sind, das heißt von unserer Undurchschaubarkeit nicht abwenden. Zugewandt-Sein ist wichtiger als Verstehen.“

Stefan Hölscher[8]

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1984: Gerd Hölscher: Inspektion der Oberfläche, ZIF, Bielefeld
  • 2005: Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit (Valentin) 50 Jahre BBK OWL, WDR Landesstudios Bielefeld[9]
  • 2006: Gerd Hölscher: Zugewandt: Zeichnungen und Grafik ZIF[10] Posthum zu seinem 70. Geburtstag.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Raum für Kunst, Petra Aring, Hubertus Backhaus, Gerd Hölscher, Werner Schlegel, 1997, ISBN 978-3-14-018180-8
  • Skizzen aus Volterra oder ein Frühling in der Toskana – Schizzi di Volterra o una primavera in Toscana von Gerd Hölscher übersetzt von Valeria Röllecke-Maraghini mit einem Nachwort von Jürgen Frese, deutsch – italienisch, 1988, ISBN 3-923306-53-9
  • Gerd Hölscher, Anfängerkurs Zeichnen, in: ein fach wirklich, Ausstellungskatalog Kunsthalle Bielefeld, 1987, Seite 19
  • Mit anderen Augen. Eine Reise mit dem Fahrrad, Gerd Hölscher, 1986
  • Florentinisches Tage- und Nachtbuch. Aufzeichnungen vom Rande einer Reise Gerd Hölscher, 1985, ISBN 3-923306-38-5

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zugewandt, Zeichnungen und Grafik ZIF, Seite 3, abgerufen am 28. Dezember 2013.
  2. Art Magazin: Art Magazin Felizitas Schäfer (Memento des Originals vom 30. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.art-magazin.de, abgerufen am 28. Dezember 2013.
  3. Webseite: OWL@1@2Vorlage:Toter Link/www.bbk-owl.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. abgerufen am 24. Dezember 2013
  4. Skizzen aus Volterra oder ein Frühling in der Toskana von Gerd Hölscher, 1988, Seite 44
  5. Florentinisches Tage- und Nachtbuch. Aufzeichnungen vom Rande einer Reise von Gerd Hölscher, 1985
  6. Skizzen aus Volterra von Gerd Hölscher mit einem Nachwort von Jürgen Frese, 1988, Seite 155
  7. Skizzen aus Volterra oder ein Frühling in der Toskana mit einem Nachwort von Jürgen Frese,1988, Seite 160
  8. Stefan Hölscher, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Kunstakademie Münster, Neffe des Künstlers: Uni Bielefeld ZIF, Seite 7
  9. BBK-Vorstandsmitglieder von 1986 – 2005: Gerd Hölscher (Memento vom 31. Dezember 2013 im Internet Archive) abgerufen am 12. Februar 2016
  10. Zugewandt, Zeichnungen und Grafik ZIF, abgerufen am 28. Dezember 2013.