Gerichte in Sachsen 1879 bis 1945

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Dieser Artikel behandelt die Gerichtsorganisation in Sachsen vom Inkrafttreten der Reichsjustizgesetze zum 1. Oktober 1879 bis zur Einstellung der Tätigkeit der Gerichte gegen Ende des Zweiten Weltkriegs.

Ordentliche Gerichtsbarkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum 1. Oktober 1879 trat auch im Königreich Sachsen das Gerichtsverfassungsgesetz des Deutschen Reichs in Kraft und wurde durch Landesrecht umgesetzt. Ein Gesetz vom 1. März 1879[1] bestimmte die Errichtung eines Oberlandesgerichts mit Sitz in Dresden und von Landgerichten in Dresden, Leipzig, Bautzen, Zwickau, Chemnitz, Freiberg und Plauen. Eine Verordnung vom 28. Juli 1879 bestimmte die Bezirke der Landgerichte, ordnete die Bildung von 105 Amtsgerichten an und bestimmte auch deren Sitze und Bezirke.

Amtsgerichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Tabelle zeigt die zum 1. Oktober 1879 im Königreich Sachsen bestehenden Amtsgerichte und ihre Zuordnung zu den Landgerichten:

Landgericht Amtsgericht Anmerkungen
Landgericht Dresden Amtsgericht Dresden
Amtsgericht Radeberg
Amtsgericht Döhlen
Amtsgericht Pirna Strafkammer für die Bezirke der Amtsgerichte Pirna, Schandau, Königstein, Lauenstein und Altenberg
Amtsgericht Schandau
Amtsgericht Königstein
Amtsgericht Lauenstein
Amtsgericht Altenberg aufgehoben zum 1. Januar 1932[2]
Amtsgericht Meißen Strafkammer für die Bezirke der Amtsgerichte Meißen, Radeburg, Wilsdruff, Großenhain, Lommatzsch und Riesa
Amtsgericht Großenhain
Amtsgericht Lommatzsch
Amtsgericht Riesa
Amtsgericht Radeburg
Amtsgericht Wilsdruff
Landgericht Leipzig Amtsgericht Leipzig
Amtsgericht Taucha aufgehoben zum 1. Januar 1934[3]
Amtsgericht Markranstädt
Amtsgericht Borna
Amtsgericht Zwenkau
Amtsgericht Grimma
Amtsgericht Frohburg
Amtsgericht Pegau
Amtsgericht Colditz
Amtsgericht Geithain
Amtsgericht Oschatz Strafkammer für die Bezirke der Amtsgerichte Oschatz, Strehla, Mügeln, Wurzen und Leisnig
Amtsgericht Strehla aufgehoben zum 1. Juli 1883[4]
Amtsgericht Mügeln
Amtsgericht Wurzen
Amtsgericht Leisnig
Landgericht Bautzen Amtsgericht Bautzen
Amtsgericht Löbau
Amtsgericht Neusalza
Amtsgericht Schirgiswalde
Amtsgericht Bischofswerda
Amtsgericht Kamenz
Amtsgericht Königsbrück
Amtsgericht Pulsnitz
Amtsgericht Stolpen
Amtsgericht Neustadt in Sachsen ab dem 1. Januar 1944 zum Landgericht Dresden[5]
Amtsgericht Sebnitz ab dem 1. Januar 1944 zum Landgericht Dresden[5]
Amtsgericht Zittau Strafkammer für die Bezirke der Amtsgerichte Zittau, Großschönau, Reichenau, Ostritz, Bernstadt, Herrnhut und Ebersbach;
Kammer für Handelssachen für die Bezirke der Amtsgerichte Zittau, Löbau, Großschönau, Reichenau, Ostritz, Bernstadt, Herrnhut und Ebersbach
Amtsgericht Ostritz
Amtsgericht Reichenau aufgehoben zum 1. Juli 1883,[4] zur Wiedererrichtung siehe Tabelle unten.
Amtsgericht Großschönau
Amtsgericht Bernstadt aufgehoben zum 1. Januar 1932[2]
Amtsgericht Herrnhut
Amtsgericht Ebersbach
Landgericht Zwickau Amtsgericht Zwickau
Amtsgericht Eibenstock
Amtsgericht Schneeberg
Amtsgericht Schwarzenberg
Amtsgericht Johanngeorgenstadt
Amtsgericht Wildenfels aufgehoben zum 1. Januar 1932[2]
Amtsgericht Kirchberg
Amtsgericht Werdau
Amtsgericht Crimmitschau
Amtsgericht Glauchau Kammer für Handelssachen für die Bezirke der Amtsgerichte Glauchau, Meerane, Werdau und Crimmitschau
Amtsgericht Meerane
Amtsgericht Waldenburg
Amtsgericht Hohenstein-Ernstthal
Amtsgericht Lichtenstein
Amtsgericht Hartenstein aufgehoben zum 1.1.1932[2]
Amtsgericht Lößnitz aufgehoben zum 1.1.1932[2]
Landgericht Chemnitz Amtsgericht Chemnitz
Amtsgericht Frankenberg
Amtsgericht Limbach
Amtsgericht Stollberg
Amtsgericht Mittweida
Amtsgericht Rochlitz
Amtsgericht Penig
Amtsgericht Waldheim
Amtsgericht Burgstädt
Amtsgericht Annaberg Strafkammer für die Bezirke der Amtsgerichte Annaberg, Augustusburg, Zschopau, Wolkenstein, Ehrenfriedersdorf, Scheibenberg und Oberwiesenthal
Amtsgericht Wolkenstein
Amtsgericht Ehrenfriedersdorf
Amtsgericht Scheibenberg
Amtsgericht Oberwiesenthal
Amtsgericht Augustusburg
Amtsgericht Zschopau
Landgericht Freiberg Amtsgericht Freiberg
Amtsgericht Brand
Amtsgericht Frauenstein
Amtsgericht Sayda
Amtsgericht Dippoldiswalde ab dem 1. Januar 1944 zum Landgericht Dresden[5]
Amtsgericht Tharandt
Amtsgericht Nossen
Amtsgericht Hainichen
Amtsgericht Roßwein
Amtsgericht Döbeln
Amtsgericht Oederan
Amtsgericht Lengefeld
Amtsgericht Zöblitz
Amtsgericht Marienberg
Landgericht Plauen Amtsgericht Plauen
Amtsgericht Pausa
Amtsgericht Elsterberg
Amtsgericht Treuen
Amtsgericht Falkenstein
Amtsgericht Markneukirchen
Amtsgericht Adorf
Amtsgericht Oelsnitz
Amtsgericht Klingenthal
Amtsgericht Auerbach
Amtsgericht Reichenbach
Amtsgericht Lengenfeld

Die bei einigen Amtsgerichten gebildeten Strafkammern wurden bereits zum 1. Oktober 1880 wieder aufgelöst.[6]

Später errichtet wurden folgende Amtsgerichte:

Gericht Landgericht errichtet zum Anmerkungen
Amtsgericht Olbernhau Landgericht Freiberg 01.04.1895 [7]
Amtsgericht Reichenau Landgericht Bautzen 01.07.1898 [8]
Amtsgericht Lausigk Landgericht Leipzig 01.07.1898 [9]
Amtsgericht Jöhstadt Landgericht Chemnitz 01.10.1899 [10], aufgehoben zum 1.1.1932[2]
Amtsgericht Aue Landgericht Zwickau 01.11.1901 [11]
Amtsgericht Zwönitz Landgericht Chemnitz 01.12.1907 [12]
Amtsgericht Kötzschenbroda Landgericht Dresden 01.07.1910 [13]
Amtsgericht Rötha Landgericht Leipzig 01.10.1910 [14]
Amtsgericht Schöneck Landgericht Plauen 01.04.1914 [15]

Arbeitsgerichtsbarkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entsprechend dem Arbeitsgerichtsgesetz des Reichs von 1926 wurden in Sachsen zum 1. Juli 1927 Landesarbeitsgerichte in Dresden, Leipzig und Chemnitz sowie zwanzig Arbeitsgerichte errichtet.[16] Die folgende Tabelle zeigt diese Arbeitsgerichte und ihre Zuordnung zu den Landesarbeitsgerichten:

Gericht Landesarbeitsgericht Anmerkungen
Arbeitsgericht Zittau Landesarbeitsgericht Dresden mit Zweigstellen in Ebersbach und Löbau
Arbeitsgericht Bautzen Landesarbeitsgericht Dresden mit Zweigstellen in Bischofswerda und Kamenz
Arbeitsgericht Pirna Landesarbeitsgericht Dresden mit Zweigstelle in Sebnitz
Arbeitsgericht Dresden Landesarbeitsgericht Dresden mit Zweigstellen in Freital und Radeberg (Zweigstelle Radeberg bis zum 31. Dezember 1930[17], Zweigstelle Freital bis zum 29. Februar 1932[18])
Arbeitsgericht Freiberg Landesarbeitsgericht Dresden
Arbeitsgericht Meißen Landesarbeitsgericht Dresden
Arbeitsgericht Riesa Landesarbeitsgericht Dresden mit Zweigstelle in Großenhain
Arbeitsgericht Döbeln Landesarbeitsgericht Leipzig
Arbeitsgericht Wurzen Landesarbeitsgericht Leipzig mit Zweigstelle in Grimma
Arbeitsgericht Leipzig Landesarbeitsgericht Leipzig mit Zweigstelle in Borna
Arbeitsgericht Olbernhau Landesarbeitsgericht Chemnitz mit Zweigstelle in Marienberg (diese bis zum 31.12.1928)[19]
Arbeitsgericht Annaberg Landesarbeitsgericht Chemnitz
Arbeitsgericht Chemnitz Landesarbeitsgericht Chemnitz mit Zweigstellen in Burgstädt und Limbach
Arbeitsgericht Glauchau Landesarbeitsgericht Chemnitz mit Zweigstelle in Meerane (diese bis zum 31.12.1928)[20]
Arbeitsgericht Zwickau Landesarbeitsgericht Chemnitz mit Zweigstelle in Crimmitschau
Arbeitsgericht Aue Landesarbeitsgericht Chemnitz mit Zweigstelle in Schwarzenberg (diese bis zum 31.03.1934)[21]
Arbeitsgericht Auerbach Landesarbeitsgericht Chemnitz
Arbeitsgericht Reichenbach Landesarbeitsgericht Chemnitz
Arbeitsgericht Plauen Landesarbeitsgericht Chemnitz
Arbeitsgericht Klingenthal Landesarbeitsgericht Chemnitz bis zum 31. Dezember 1930[17], danach Zweigstelle des ArbG Plauen, diese bestand bis zum 31. März 1934.[22]

Verwaltungsgerichtsbarkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch das Gesetz über die Verwaltungsrechtspflege vom 19. Juli 1900[23] wurde das Sächsische Oberverwaltungsgericht mit Sitz in Dresden errichtet. Zu Verwaltungsgerichten wurden die Kreishauptmannschaften bestimmt.

Umsetzung nationalsozialistischer Gesetze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Umsetzung des Reichserbhofgesetzes wurden zum 25. Oktober 1933 bei den Amtsgerichten Anerbengerichte errichtet. Beim Oberlandesgericht Dresden wurde ein Erbhofgericht gebildet.[24] Die Anerbengerichte in Klingenthal und Oberwiesenthal wurden schon zum 31. Januar 1934 aufgehoben. Für den Amtsgerichtsbezirk Klingenthal war nun das Anerbengericht in Auerbach zuständig, für Oberwiesenthal das in Annaberg.[25] 1941 wurde das Anerbengericht Rochlitz aufgehoben, an dessen Stelle das Anerbengericht Hohenelbe trat.[26]

Durch Verordnung vom 29. Dezember 1933 wurden bei den Amtsgerichten Bautzen, Chemnitz, Dresden, Freiberg, Leipzig, Plauen und Zwickau Erbgesundheitsgerichte errichtet, beim Oberlandesgericht Dresden ein Erbgesundheitsobergericht.[27]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gesetz, Bestimmungen zur Ausführung des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 27. Januar 1877 und über die Zuständigkeit der Gerichte in Sachen der nichtstreitigen Gerichtsbarkeit enthaltend. Vom 1. März 1879, Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen S. 59
  2. a b c d e f Verordnung über die Aufhebung von Amtsgerichten vom 11. Dezember 1931, Sächsisches Gesetzblatt S. 263.
  3. Verordnung über die Aufhebung des Amtsgerichts Taucha vom 23. Oktober 1933, Sächsisches Gesetzblatt S. 185
  4. a b Bekanntmachung, die Aufhebung der Amtsgerichte Reichenau und Strehla, sowie den Eintritt einiger anderer Jurisdictionsänderungen betreffend. Vom 11. Juni 1883, Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen S. 45.
  5. a b c Änderung der Bezirksgrenzen zwischen den Landgerichten Bautzen, Freiberg und Dresden. AV des Reichsjustizministers vom 25. Oktober 1943, Deutsche Justiz S. 502
  6. Verordnung, die Einziehung der bei Amtsgerichten gebildeten Strafkammern betreffend. Vom 20. August 1880, Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, S. 89.
  7. Gesetz, die Errichtung eines Amtsgerichts in Olbernhau betreffend. Vom 1. Februar 1895, GVBl S. 9; Verordnung zu Ausführung des Gesetzes, die Errichtung eines Amtsgerichts in Olbernhau betreffend. Vom 2. Februar 1895, GVBl S. 9
  8. Gesetz, die Errichtung eines Amtsgerichts in Reichenau betreffend. Vom 10. März 1898, GVBl S. 22; Verordnung zu Ausführung des Gesetzes, die Errichtung eines Amtsgerichts in Reichenau betreffend. Vom 11. März 1898, GVBl S. 22
  9. Gesetz, die Errichtung eines Amtsgerichts in Lausigk betreffend. Vom 15. März 1898, GVBl S. 33; Verordnung zu Ausführung des Gesetzes, die Errichtung eines Amtsgerichts in Lausigk betreffend. Vom 16. März 1898, GVBl S. 34
  10. Gesetz, die Errichtung eines Amtsgerichts in Jöhstadt betreffend. Vom 20. April 1899, GVBl S. 107; Verordnung zu Ausführung des Gesetzes, die Errichtung eines Amtsgerichts in Jöhstadt betreffend. Vom 21. April 1899, GVBl S. 107
  11. Gesetz, die Errichtung eines Amtsgerichts in Aue betreffend. Vom 23. April 1901, GVBl S. 67; Verordnung zu Ausführung des Gesetzes, die Errichtung eines Amtsgerichts in Aue betreffend. Vom 24. April 1901, GVBl S. 68
  12. Gesetz, die Errichtung eines Amtsgerichts in Zwönitz betreffend. Vom 22. Juni 1907, GVBl S. 129; Verordnung zu Ausführung des Gesetzes, die Errichtung eines Amtsgerichts in Zwönitz betreffend. Vom 26. Juni 1907, GVBl S. 131
  13. Gesetz, die Errichtung eines Amtsgerichts in Kötzschenbroda betreffend. Vom 17. Januar 1910, GVBl S. 30; Verordnung zur Ausführung des Gesetzes, die Errichtung eines Amtsgerichts in Kötzschenbroda betreffend. Vom 18. Januar 1910, GVBl S. 31
  14. Gesetz, die Errichtung eines Amtsgerichts in Rötha betreffend. Vom 18. Mai 1910, GVBl S. 84; Verordnung zur Ausführung des Gesetzes, die Errichtung eines Amtsgerichts in Rötha betreffend. Vom 29. Mai 1910, GVBl S. 85
  15. Gesetz, die Errichtung eines Amtsgerichts in Schöneck betreffend. Vom 15. August 1912, GVBl S. 435; Verordnung zur Ausführung des Gesetzes, die Errichtung eines Amtsgerichts in Schöneck betreffend. Vom 24. Dezember 1913, GVBl S. 568
  16. Ausführungsverordnung zum Arbeitsgerichtsgesetz vom 21. Juni 1927, Sächsisches Gesetzblatt S. 97.
  17. a b Zweite Änderung der Ausführungsverordnung zum Arbeitsgerichtsgesetz vom 22. Dezember 1930, Sächsisches Gesetzblatt S. 151
  18. Dritte Änderung der Ausführungsverordnung zum Arbeitsgerichtsgesetz vom 13. Februar 1932, Sächsisches Gesetzblatt S. 16
  19. Änderung der Ausführungsverordnung zum Arbeitsgerichtsgesetz vom 22. Dezember 1928, Sächsisches Gesetzblatt S. 161.
  20. Änderung der Ausführungsverordnung zum Arbeitsgerichtsgesetz vom 22. Dezember 1928, Sächsisches Gesetzblatt S. 161.
  21. Fünfte Änderung der Ausführungsverordnung zum Arbeitsgerichtsgesetz vom 29. März 1934, Sächsisches Gesetzblatt S. 51.
  22. Fünfte Änderung der Ausführungsverordnung zum Arbeitsgerichtsgesetz vom 29. März 1934, Sächsisches Gesetzblatt S. 51.
  23. GVBl 1900, 486
  24. Ausführungsverordnung zum Reichserbhofgesetz vom 23. Oktober 1933, Sächsisches Gesetzblatt S. 185
  25. Verordnung über die Aufhebung von Anerbengerichten. Vom 25. Januar 1934, Sächsisches Gesetzblatt S. 23
  26. Aufhebung des Anerbengerichts in Rochlitz. AV des Reichsjustizministers vom 14. November 1941, Deutsche Justiz S. 1071.
  27. Verordnung vom 29. Dezember 1933, Sächsisches Gesetzblatt S. 199