Gewöhnliche Schuppenwurz
Gewöhnliche Schuppenwurz | ||||||||||||
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Schuppenwurz (Lathraea squamaria) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lathraea squamaria | ||||||||||||
L. |
Die Gewöhnliche Schuppenwurz (Lathraea squamaria), auch Aufrechte Schuppenwurz, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Schuppenwurzen (Lathraea) in der Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae).
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gewöhnliche Schuppenwurz ist eine ausdauernde[1], krautige, fast chlorophyllfreie Schmarotzerpflanze, die oberirdisch einen etwa 10–30 cm hohen Spross ausbildet.
Die Blüten sind trübrosa bis -lila gefärbt und in einer einseitswendigen übergebogenen Traube angeordnet.
Unterirdisch bildet sie ein reich verzweigtes, bis zu 2 m langes Rhizom aus, das ein Gewicht von bis zu 5 kg erreichen kann. Das Rhizom ist mit fleischigen stärkereichen Schuppen besetzt, die umgewandelte Niederblättchen mit Speicherfunktion darstellen.
Das Rhizom besitzt zudem kleine Saugorgane (Haustorien), mit denen die Pflanze in das Gewebe von Bäumen oder anderen Wirtspflanzen eindringt und dort deren Saft saugt.
Da die Schuppenwurz keine Blätter ausbildet, fehlt der Transpirationssog, der die Assimilate von der Wurzel in die oberen Teile der Pflanze saugt. Der Stängel besitzt deshalb spezielle Wasserdrüsen (Hydathoden), die das Wasserpotential zwischen Wirt und Parasit aufrechterhalten, indem sie aktiv Wasser ausscheiden oder aufnehmen.
Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 36 oder 42.[2]
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schuppenwurz blüht von März bis April direkt nach der Schneeschmelze, wenn die Wirtsbäume gerade mit dem Wassertransport beginnen. Jedoch kommt es erst im Alter von etwa 10 Jahren zu einer Blühreife. Die Schuppenwurz kommt in ganz Deutschland zerstreut vor und ist vereinzelt auch in anderen Teilen Europas und West-Asiens zu finden. Sie ist in Mitteleuropa eine Querco-Fagetea-Klassencharakterart.[2]
In den Allgäuer Alpen steigt sie in Vorarlberg auf der Vorderen Üntschenalpe bei Schoppernau bis zu 1550 m über Meereshöhe auf,[3] in Nordtirol[4] und in Frankreich[5] bis 1600 m, in den spanischen Pyrenäen bis 1400 m.[6]
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Man kann zwei Unterarten unterscheiden[7]:
- Lathraea squamaria L. subsp. squamaria
- Lathraea squamaria subsp. tatrica Hadač: Sie kommt in Deutschland, in Polen und in der Slowakei vor.[7]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schuppenwurz ist ein Geophyt und überdauert den Winter über ihr reich verzweigtes Rhizom. Sie ist ein Vollschmarotzer (Holoparasit) und wird zu den Blutungssaftschmarotzern[8] (Xylemparasiten) gezählt, da sie einen Sonderstatus unter den Holoparasiten einnimmt, indem sie den Pflanzensaft aus dem Xylem der Wirte anzapft und nicht wie sonst ausschließlich das Phloem angezapft wird. Normalerweise ist das Xylem der Wirtspflanzen, welche fast immer Bäume sind, verholzt. Da im Frühjahr das Xylem der Bäume jedoch mit organischen Verbindungen und Pflanzensäften durchtränkt ist, ermöglicht das der Schuppenwurz, im Frühjahr aufzublühen. Sie parasitiert vornehmlich an Haseln, Erlen, Pappeln, Weiden und Buchen.
Bestäuber sind Insekten, vor allem Hummeln[9] und (Honig-)Bienen. Nicht selten werden die vorweiblichen (proterogynen) Blüten auch durch den Wind bestäubt (Anemophilie). In ungünstigen Jahren können die Blüten sich auch unterirdisch bilden. Hier kann es dann zur Bestäubung kommen, ohne dass sich die Blüten öffnen (Kleistogamie). Der Fruchtansatz ist stets sehr hoch, fast alle Blüten entwickeln sich zu Früchten.
Die langlebigen Samen müssen näher als 1 cm an der Wirtswurzel liegen, um auskeimen zu können. Sie werden zumeist durch Wind, Wasser oder durch Ameisen ausgebreitet.
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der deutsche Name leitet sich von den fleischigen, weißlichen, stärkehaltigen Speicherschuppen am Rhizom ab.[10] Das botanische Artepitheton squamaria bezieht sich ebenfalls auf die Schuppen (lateinisch squama 'Schuppe'). Der Gattungsname weist darauf hin, dass die Pflanze oft weitgehend im Boden verborgen (griechisch lathraios 'verborgen') ist.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Christian Weber: Parasitismus von Blütenpflanzen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, ISBN 3-534-10529-X.
- Hans Christian Weber: Schmarotzer: Pflanzen, die von anderen leben. Belser, Stuttgart 1978, ISBN 3-7630-1834-4.
- Job Kuijt: Biologische und morphologische Hinweise zur systematischen Stellung von Lathraea. In: Beiträge zur Biologie der Pflanzen 49 (1973), S. 137–146, ISSN 0005-8041.
- Emil Heinricher: Monographie der Gattung Lathraea. Gustav Fischer-Verlag, Jena 1931.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol: Bestimmungsbuch für alle in der Republik Österreich, im Fürstentum Liechtenstein und in der Autonomen Provinz Bozen/Südtirol (Italien) wildwachsenden sowie die wichtigsten kultivierten Gefäßpflanzen (Farnpflanzen und Samenpflanzen) mit Angaben über ihre Ökologie und Verbreitung. 3., verbesserte und erweiterte Auflage der „Exkursionsflora von Österreich“. OÖ. Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. Seite 862. ISBN 3-8001-3131-5
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW-Verlag, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 479.
- ↑ Adolf Polatschek: Flora von Nordtirol, Osttirol und Vorarlberg. Band 4. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck 2001, S. 203–204, hier S. 204.
- ↑ Jean-Marc Tison, Bruno de Foucault, Société botanique de France: Flora Gallica. Flore de France. 1. Auflage, 2. Druck (mit zahlreichen Korrekturen). Biotope Éditions, Mèze 2014, ISBN 978-2-36662-012-2, S. 856 (französisch).
- ↑ Santiago Castroviejo (Hrsg.): Flora iberica. Plantas vasculares de la Península Ibérica e Islas Baleares. Band 13. Real Jardín Botánico, CSIC, Madrid 2009, S. 536–539, hier S. 538 (spanisch, csic.es).
- ↑ a b Karol Marhold, 2011: Scrophulariaceae: Datenblatt Lathraea squamaria In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ Hubert Ziegler: Lathraea, ein Blutungssaftschmarotzer. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 68 (1955), S. 311–318.
- ↑ Peter Sell, Gina Murrell: Flora of Great Britain and Ireland. Band 3: Mimosaceae – Lentibulariaceae. Cambridge University Press, Cambridge 2009, ISBN 978-0-521-55337-7, S. 500 (englisch).
- ↑ Hans Christian Weber: Vergleichende Betrachtungen über die unterirdischen Organe von Lathraea squamaria L. und Tozzia alpina L. (Scrophulariaceae). In: Beiträge zur Biologie der Pflanzen, Band 51 (1975), S. 1–15, ISSN 0005-8041
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gewöhnliche Schuppenwurz. auf FloraWeb.de
- Gewöhnliche Schuppenwurz. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Lathraea squamaria L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 22. März 2016.
- Thomas Meyer: Schuppenwurz Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)