Giordano-Bruno-Stiftung

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Logo der Stiftung

Die Giordano-Bruno-Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung des bürgerlichen Rechts, die sich die „Förderung des Evolutionären Humanismus“ zum Ziel gesetzt hat. Sie wurde 2004 vom Unternehmer Herbert Steffen gegründet. Vorstandssprecher der Stiftung ist Michael Schmidt-Salomon, der in ihrem Auftrag das Manifest des Evolutionären Humanismus geschrieben hat. Von Beginn an war die Stiftung insbesondere dem Werk des Kirchenkritikers Karlheinz Deschner verpflichtet.

Namensgebung

Die Giordano-Bruno-Stiftung ist nach dem ehemaligen Dominikanermönch Giordano Bruno benannt, der 1600 als Ketzer verurteilt und auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurde.

Zielsetzung

Die Giordano-Bruno-Stiftung hat eine religionskritische Ausrichtung und vertritt die Ansicht, dass Religionen „die kulturelle Evolution der Menschheit bis heute auf unheilvolle Weise beeinflussen“. Sie fordert eine „Leitkultur Humanismus und Aufklärung“, um sowohl den Überlegungen einer „deutschen (christlichen) Leitkultur“ als auch einem politisch indifferenten Multikulturalismus entgegenzutreten.[1] Die Stiftung sammelt Erkenntnisse der Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften, um ihre Bedeutung für das humanistische Anliegen eines „friedlichen und gleichberechtigten Zusammenlebens der Menschen im Diesseits“ herauszuarbeiten.[2]

Aktivitäten

Veranstaltungen der Stiftung finden in der Giordano-Bruno-Akademie in Mastershausen, aus aktuellen Anlässen (z. B. Kirchentagen) auch an anderen Orten statt.

Die „Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland“ (fowid), der Humanistische Pressedienst (hpd) und der „Koordinierungsrat säkularer Organisationen“ (KORSO)[3] wurden auf Mitwirken der Giordano Bruno Stiftung gegründet. Der Humanistische Pressedienst versteht sich als Informationsportal der Humanisten in Deutschland. Seine Aufgabe sieht sie darin, säkular-humanistische Positionen der Öffentlichkeit zu vermitteln.

Durch das Anbieten von kostenlosen Informationen zum evolutionären Humanismus und durch die Bestrebung, an jeder Hochschule einen „Studentischen Vertreter“ zu gewinnen, versucht die Stiftung, das Gedankengut des evolutionären Humanismus zu verbreiten.

Die Giordano-Bruno-Stiftung unterstützte unter anderem den deutschen Islamwissenschaftler Muhammad Kalisch, Inhaber des ersten Lehrstuhls für die Ausbildung islamischer Religionslehrer, als auch die Atheist Bus Campaign, eine Werbekampagne, die Atheismus fördern soll.[4][5]

Im Rahmen des Darwinjahres 2009 stellte die Stiftung die Evolutionstheorie und ihre weltanschaulichen Konsequenzen in den Vordergrund.[6] Im gleichen Jahr unterstützte sie die Bürgerrechtsdemonstration „Freiheit statt Angst“.

Deschner-Preis

Zum 80. Geburtstag des Schriftstellers Karlheinz Deschner im Jahre 2004 gab der Vorsitzende der Stiftung die Einrichtung des Deschner-Preises bekannt. Mit der Herausgabe von Deschners neuntem Band der Kriminalgeschichte des Christentums ab 2006/07 soll der mit 10.000 Euro dotierte Förderpreis alle zwei Jahre vergeben werden. Mit dem Preis sollen Personen oder Organisationen ausgezeichnet werden, „die in besonderem Maße zur Stärkung des säkularen, wissenschaftlichen und humanistischen Denkens und Handelns beitragen“[7]. Als erster Preisträger des „Deschner-Preises“ wurde am 12. Oktober 2007 Richard Dawkins ausgezeichnet. [8] [9][10]

Organe der Stiftung

Organe der Stiftung sind der Vorstand, das Kuratorium und der wissenschaftliche Beirat.

Der Vorstand besteht derzeit aus Herbert Steffen und Michael Schmidt-Salomon, das Kuratorium aus Carsten Frerk, Hermann Josef Schmidt und Jacques Tilly.

Dem Wissenschaftlichen Beirat gehören unter anderem Hans Albert, Dieter Birnbacher, Gerhard Vollmer, Franz Josef Wetz, Heinz Oberhummer, Rolf Oerter, Bernulf Kanitscheider, Franz Buggle, Janosch, Thomas Junker, Beda M. Stadler, Ulrich Kutschera, Axel Meyer, Johannes Neumann, Wolf Singer, Volker Sommer, Udo Pollmer, Esther Vilar, Ludger Lütkehaus, Gerhard Wimberger, Ralf König[11], Eckart Voland und Franz Wuketits an.[12]

Die Mitglieder der Stiftungsorgane, derzeit ungefähr 50 Personen (überwiegend Professoren, einige Schriftsteller und Künstler), üben ihre Tätigkeit ehrenamtlich aus. Dem „Freundes- und Förderkreis“ der Stiftung gehören zurzeit über 2400 Personen aus 30 Ländern an.[13]

Im Jahr 2007 richtete die Stiftung ein internes Forum ein, um die Kommunikation zwischen den Vorstands-, Beirats- und Fördermitgliedern der Stiftung zu erleichtern.[14]

Im Jahr 2008 hatte die Stiftung einen Etat von rund 116.000 Euro, wobei aufgrund der Finanzkrise erstmalig keine Erträge aus dem Stiftungsvermögen flossen. Stattdessen handelte es sich ausschließlich um Spenden, hauptsächlich seitens des Förderkreises und des Vorstands. [15]

Rezeption

Die Benennung der Stiftung nach Giordano Bruno wird gelegentlich in der Presse kritisiert, da dieser kein Atheist, sondern Pantheist – und Dominikanermönch – gewesen sei.[16][17] Dem entgegnet die Stiftung, sie vertrete keine atheistische, sondern vielmehr eine naturalistische Position. Aus diesem Grund habe die Stiftung an einem Gott, der mit den Naturgesetzen in Einklang stehe (wie es beim pantheistischen Gott der Fall ist), nichts zu kritisieren.[18] Der Stiftung wurde auch vorgeworfen, sie vertrete einen „platten Naturalismus“.[16]

Einzelnachweise

  1. http://www.politik-poker.de/leitkultur-humanismus-und-aufklaerung.php
  2. http://www.giordano-bruno-stiftung.de/Stiftung/aufgaben.html
  3. http://hpd.de/node/5766
  4. Werbung für ein Leben ohne Gott. Der Spiegel, abgerufen am 23. April 2009.
  5. Atheistische Buskampagne unerwünscht. junge Welt, abgerufen am 23. April 2009.
  6. http://giordano-bruno-stiftung.de/Aktuell/aktuell.html
  7. Siehe http://www.giordano-bruno-stiftung.de/Deschnerpreis/deschnerpreis.html
  8. „Deschner-Preis an Richard Dawkins“ hpd, 28. Mai 2007
  9. „I would go for the Deschner Prize“ hpd, 15. Oktober 2007
  10. Richard Dawkins erhält Deschner-Preis Presseportal, 1. Oktober 2007
  11. „Ralf König ist neues GBS-Mitglied“ hpd, 25. September 2007
  12. Funktionsträger der Stiftung
  13. http://www.giordano-bruno-stiftung.de/
  14. http://www.giordano-bruno-stiftung.de/Archiv/taetigkeitsbericht08.pdf
  15. Tätigkeitsbericht 2008, S. 15
  16. a b Auch der Atheismus pflegt seine Heiligen, FAZ vom 5. März 2009
  17. "Manifest des Evolutionären Humanismus" und die Konfessionslosen, Neue Rheinische Zeitung, 7. März 2006
  18. Imagebroschüre der Giordano-Bruno-Stiftung

Weblinks