Glucuronolacton

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Strukturformel
Acetal-Struktur von γ-Glucuronolacton
Halbacetalform (zwei Diastereomere)
Allgemeines
Name Glucuronolacton
Andere Namen
  • D-Glucuronsäure-3,6-lacton
  • D-Glucuronsäure-γ-lacton
  • (2R)-2-[(2S,3R,4S)-3,4-Dihydroxy-5-oxo-oxolan-2-yl]-2-hydroxy-acetaldehyd
  • GLUCURONOLACTONE (INCI)[1]
Summenformel C6H8O6
Kurzbeschreibung

farbloser Feststoff[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 32449-92-6
EG-Nummer 251-053-3
ECHA-InfoCard 100.046.397
PubChem 439782
Wikidata Q411638
Eigenschaften
Molare Masse 176,13 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,7 g·cm−3[3]

Schmelzpunkt

175 °C (Zersetzung)[4]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze[2]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Glucuronolacton oder Glukuronolakton (D-Glucuronsäure-γ-lacton, auch Glucuronlacton genannt) ist ein natürlich vorkommender intramolekularer Ester (Lacton) der D-Glucuronsäure. Letztere ist ein Oxidationsprodukt der D-Glucose und zählt zu den Zuckersäuren. Aus D-Glucuronsäure kann sich alternativ D-Glucurono-δ-lacton bilden, allerdings ist das D-Glucuronsäure-γ-lacton thermodynamisch bevorzugt.[6]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Offenkettige Form des γ-Glucuronolacton

Glucuronolacton ist ein wichtiger Bestandteil des Bindegewebes vieler Tiere und pflanzlicher Fasern und Schleimstoffe. Im menschlichen Körper entsteht die Verbindung als Oxidationsprodukt der UDP-Glucose (Uridin-5-diphosphat-D-Glucose).[7] Das Lebensmittel mit dem höchsten natürlichen Gehalt ist Wein mit einem Anteil von etwa 20 mg/l.[8] Die Substanz kommt sowohl in einer offenkettigen Form mit freier Aldehydfunktion als auch als cyclische Lactol-Form vor.

Wirkung im menschlichen Organismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

γ-Glucuronolacton ist gut wasserlöslich und wird über den Magen-Darm-Trakt resorbiert. Das Lacton kann die Blut-Hirn-Schranke passieren, da es wahrscheinlich über die Glucosetransporter GLUT-1 und GLUT-5 aufgenommen wird. In Leber und Gehirn ist der Stoff im Gleichgewicht mit Glucuronsäure an den Phase-II-Reaktionen innerhalb der Biotransformation von Xenobiotika und auch von körpereigenen Abfallprodukten beteiligt; diese Prozesse werden als „Konjugationsreaktionen“, im speziellen Fall als „Glucuronidierung“ bezeichnet.[7]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Glucuronolacton ist ein Kohlenhydrat, das unter anderem in Energydrinks – oft zusammen mit Coffein und Taurin – verwendet wird.[8] Dort wird es als Antioxidant eingesetzt und soll körperlicher Ermüdung entgegenwirken.[7] In der Europäischen Union gilt Glucuronolacton nicht als Lebensmittelzusatzstoff, sondern als Zutat. Hersteller von Energy-Drinks, die diesen Stoff zusetzen wollten, mussten bisher eine Genehmigung für jedes Produkt einholen. Seit 2012 sind Höchstmengen von 2.400 mg/l für Energy-Drinks in Deutschland vorgesehen.[9]

Sicherheitshinweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Tierversuch mit Mäusen und Ratten zeigte γ-Glucuronolacton eine geringe Toxizität; die oralen LD50-Werte lagen bei >20.000 mg/kg bei der Maus[5] und 10.700 mg/kg bei Ratte.[5]

Die Aufnahme über Energydrinks, die durchschnittlich 2000–2400 mg/l des Lactons enthalten, liegt weit über der natürlichen Aufnahme aus biologischen Lebensmitteln. Das BgVV sah sich nach einer Anfrage im Jahr 2002 außerstande, eine Höchstmenge für den Einsatz in Energydrinks wissenschaftlich abzuleiten. Es wurde weiterhin festgestellt

[...]dass bei der gemeinsamen Aufnahme von Ethylalkohol, Koffein, Taurin und Glucuronolacton in hohen Konzentrationen verschiedene Interaktionen in Betracht zu ziehen sind, die insbesondere wegen des Einflusses auf das gleiche Organsystem (z. B. ZNS, Herzkreislaufsystem bei Ethylalkohol, Koffein und Taurin) bzw. der Ähnlichkeit toxikologischer Effekte (z. B. reproduktionstoxikologische Wirkungen von Ethylalkohol und Koffein) der einzelnen Komponenten zu einer möglicherweise toxikologisch relevanten Wirkungsverstärkung im Vergleich zum Einsatz der isolierten Substanzen führen könnten.

BgVV, 18. März 2002.[8]

Im Februar 2009 setzte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit einen NOAEL-Grenzwert für Glucuronolacton in Energydrinks von 1000 mg pro Kilogramm Körpergewicht und Tag fest; damit wird eine Unbedenklichkeit bei der Aufnahme von 350 ml (≈1,4 Dosen) pro Tag konstatiert. Negative gesundheitliche Folgen – inklusive Todesfällen – ereigneten sich bei jungen Menschen, die Energiegetränke teils in sehr hohen Mengen (in einem Fall wurde eine Menge von 1420 ml eines Energydrinks aufgenommen), teils bei körperlicher Anstrengung oder häufiger mit Alkohol konsumiert.[10]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eintrag zu GLUCURONOLACTONE in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 16. September 2021.
  2. a b c d Datenblatt D-(+)-Glucuronic acid γ-lactone bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 7. Februar 2019 (PDF).
  3. Carl L. Yaws: Thermophysical Properties of Chemicals and Hydrocarbons. William Andrew, 2014, ISBN 978-0-323-29060-9, S. 280 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. a b Eintrag zu Glucuronolacton. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 7. Juni 2014.
  5. a b c d Drugs in Japan, 1982, Vol. 6, S. 225.
  6. Albert Gossauer: Struktur und Reaktivität der Biomoleküle, Verlag Helvetica Chimica Acta, Zürich, 2006, S. 335–336, ISBN 978-3-906390-29-1.
  7. a b c Patrick Pankert: Wirkung von Glucuronolacton – Proteomanalysen und Transportstudien an der Blut-Hirn-Schranke. (PDF; 4,4 MB) Dissertation an der Technischen Universität Darmstadt, 16. Dezember 2003.
  8. a b c BgVV: Gesundheitliche Bewertung von Energydrinks. (PDF; 57 kB) Stellungnahme vom 18. März 2002.
  9. Zweite Verordnung zur Änderung der Fruchtsaftverordnung und anderer lebensmittelrechtlicher Vorschriften
  10. EFSA: EFSA nimmt Gutachten zu zwei Zutaten an, die häufig in bestimmten Energiegetränken verwendet werden. Pressemitteilung vom 12. Februar 2009.