Grünhaubenelfe

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Grünhaubenelfe

Grünhaubenelfe ♂

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Seglervögel (Apodiformes)
Familie: Kolibris (Trochilidae)
Gattung: Stephanoxis
Art: Grünhaubenelfe
Wissenschaftlicher Name
Stephanoxis lalandi
(Vieillot, 1818)

Die Grünhaubenelfe (Stephanoxis lalandi), auch Spitzhaubenelfe oder Zopfelfe genannt, ist ein Vogel aus der Familie der Kolibris (Trochilidae). Die Art ist endemisch in Brasilien vor. Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.

Violetthaubenelfe ♀ ähnelt der Grünhaubenelfe

Die Grünhaubenelfe erreicht bei einem Körpergewicht von lediglich ca. 3,4 g eine Körperlänge von etwa 8,7 cm, wobei die Flügel 4,8 cm, der Schwanz 32 mm und der schwarze Schnabel 14 mm lang sind. Die stark glänzende goldgrüne Haube des Männchens ist von einer verlängerten purpurschwarzen Feder durchzogen. Die Oberseite, die Flügeldecken und die mittleren Schwanzfedern sind bronzegoldgrün. Die Kopf- und die Halsseiten sowie die Flanken und Unterschwanzdecken sind grau, die Unterseite glänzt dunkelblauviolett. Hinter dem Auge befindet sich ein kleiner weißer Fleck. Die Flügel sind schwärzlich purpurn. An den seitlichen grünen Schwanzfedern befindet sich eine breite subterminale stahlblaue Binde. Die äußeren Steuerfedern haben graue Spitzen. Die Füße sind schwarz. Die Haube des Weibchens ist nur rudimentär vorhanden. Die Oberseite und die Flügel sowie der weiße Fleck hinter dem Auge sind gleich wie beim Männchen. Die Unterseite ist grau mit einem leichten ockerfarbenen Hauch. Die seitlichen Schwanzfedern werden von einer blauen subterminalen Binde durchzogen und haben weiße Spitzen. Schnabel und Füße sind ebenfalls schwarz.[1]

Ein Ei wiegt ca. 0,46 g bei einer Größe von 14,3 mal 8,4 mm. Die Brutzeit ist von Oktober bis März. Die Brutdauer beträgt 14 Tage. Die Jungvögel sind ca. 28 Tage Nesthocker, bevor sie das Nest verlassen. Ihr Nest besteht aus Flugsamen von Bromelien und Baumwatte. Es ist mit kleinen Blattstücken und Moos verkleidet, die mit Spinnfäden fest angeheftet werden. Ein Nest ist ca. 35 mm hoch bei einer Tiefe von 18 mm. Der Außendurchmesser des Nestes ist ca. 40 mm und der Innendurchmesser beträgt ca. 26 mm.[2]

Zur Nahrungsaufnahme fliegen die Blüten von Bromelien und Eukalypten an.[2] Peter Feinsinger und Robert Knight Colwell haben 1978 fünf verschiedene Rollen für das Zusammenleben von Kolibris definiert. So unterschieden sie zwischen Traplinern an Pflanzen mit hohem Belohnungsgrad,[3] Revierverteidigern,[3] Traplinern an Pflanzen mit geringem Belohnungsgrad,[4] territorialen Parasiten bzw. Eindringlingen und Generalisten.[4] Die Grünhaubenelfe gehört dabei zu den Traplinern an Pflanzen mit geringem Belohnungsgrad und zu den territorialen Parasiten, wobei die Männchen an stark blühenden Pflanzen, wie der zu den Hammersträuchern gehörenden Art Cestrum corymbosum oder der zu den Hülsenfrüchtlern gehörenden Art Collaea speciosa auch territoriales Verhalten zeigen.[5]

Bevorzugte Habitate der Art sind Wälder, Baumlandschaften und baumreiche Gegenden mit Buschwerk. Im Norden des Verbreitungsgebiets bevorzugen sie das Hochland.[6]

Lautäußerungen

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Ihre Stimme klingt sehr hoch wie ein unregelmäßiges abgehaktes tji-tji-tji.[6]

Verbreitungsgebiet (grün) der Grünhaubenelfe und Violetthaubenelfe

Früher wurde die Grünhaubenelfe in zwei Unterarten unterteilt.[7] Neuere Forschungen führten dazu, dass beide aus biologischer und phylogenetischer Sicht als eigene Arten betrachtet werden müssen.[8]

Die Violetthaubenelfe (Stephanoxis loddigesii) (Vigors, 1831)[10] galt lange als weitere Unterart. Sie kommt im Süden Brasiliens in der Serra de Paranapiacaba im Südwesten des Bundesstaates São Paulo bis in den Süden Paranás und Rio Grande do Suls sowie den angrenzenden Wäldern im Osten Paraguays und im Nordosten Argentiniens vor.[11] Das Männchen hat eine kräftige blaue Haube und dunklere Unterseite als das Männchen die Grünhaubenelfe. Die Oberseite schimmert mehr goldgrün und der Schnabel ist etwas länger. Das Weibchen hat ebenfalls einen etwas längeren Schnabel als das Weibchen der früher als Nominatform geltenden Grünhaubenelfe.[2]

Etymologie und Forschungsgeschichte

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Louis Pierre Vieillot beschrieb den Kolibri unter dem Namen Trochilus Lalandi. Das Typusexemplar zur Beschreibung stammte aus dem Muséum national d’histoire naturelle und wurde diesem von Pierre Antoine Delalande (1787–1823) aus Brasilien zugeschickt.[12] Es war Eugène Louis Simon, der ihn 1897 in der neuen Gattung Stephanoxis einordnete.[13] Dieser Name ist griechischen Ursprungs und leitet sich von »stephanos, στεφανος« für »Krone« und »oxys, οξυς« für »spitz, spitzig« ab.[14] Das Artepitheton »lalandi« ist seinem Entdecker gewidmet.[12] »Loddigesii« ehrt George Loddiges (1786–1846).[10]

  • Rolf Grantsau: Die Kolibris Brasiliens. Ein Bestimmungsschlüssel für alle Kolibriformen Brasiliens. Expressão e Cultura, Rio de Janeiro 1988, ISBN 978-85-208-0101-7.
  • Ber van Perlo: A Field Guide to the Birds of Brazil. Oxford University Press, Oxford 2009, ISBN 978-0-19-530155-7 (online [abgerufen am 3. November 2014]).
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • Louis Pierre Vieillot: Nouveau dictionnaire d'histoire naturelle, appliquée aux arts, à l'agriculture, à l'économie rurale et domestique, à la médecine, etc. Par une société de naturalistes et d'agriculteurs. Band 23. Deterville, Paris 1818 (online [abgerufen am 3. November 2014]).
  • Eugène Louis Simon: Catalogue des espèces actuellement connues de la famille des Trochilides. L. Mulo, Paris 1897 (biodiversitylibrary.org).
  • Nicholas Aylward Vigors: Mr. Vigors exhibited several species of Humming-birds from the collection of John Gould, one of which, previously undescribed, had been dedicated to Mr. George Loddiges F.L.S. In: Proceedings of the Committee of Science and Correspondence of the Zoological Society of London. Band 1, Nr. 1, 1831, S. 12 (online [abgerufen am 3. November 2014]).
  • Vagner Cavarzere, Luís Fábio Silveira, Marcelo Ferreira de Vasconcelos, Rolf Grantsau; Fernando Costa Straube: Taxonomy and biogeography of Stephanoxis Simon, 1897 (Aves: Trochilidae). In: Papéis Avulsos de Zoologia (São Paulo). Band 54, Nr. 7, 2014, S. 69–79, doi:10.1590/0031-1049.2014.54.07 (online [abgerufen am 3. November 2014]).
  • Peter Feinsinger, Robert Knight Colwell: Community organization among neotropical nectar-feeding birds. In: American Zoologist. Band 18, Nr. 4, 1978, ISSN 0003-1569, S. 779–795, doi:10.1093/icb/18.4.779.
  • Ivan Sazima, Silvana Buzato, Marlies Sazima: An assemblage of hummingbird-pollinated flowers in a montane forest in southeastern Brazil. In: Botanica Acta. Band 109, Nr. 2, 1996, ISSN 0932-8629, S. 327–334, doi:10.1111/j.1438-8677.1996.tb00555.x.
Commons: Grünhaubenelfe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Rolf Grantsau, S. 70.
  2. a b c Rolf Grantsau, S. 71.
  3. a b Peter Feinsinger u. a., S. 783.
  4. a b Peter Feinsinger u. a., S. 784.
  5. Ivan Sazima u. a., S. 157.
  6. a b Ber van Perlo, S. 68.2
  7. IOC World Bird List Hummingbirds
  8. Vagner Cavarzere u.a, S. 69–79.
  9. Louis Pierre Vieillot, S. 427.
  10. a b Nicholas Aylward Vigors, S. 12.
  11. Vagner Cavarzere u.a, S. 71.
  12. a b Louis Pierre Vieillot, S. 427f.
  13. Eugène Louis Simon, S. 40.
  14. James A. Jobling, S. 365.