Gudowo

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Gudowo (deutsch Baumgarten) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gmina Drawsko Pomorskie (Gemeinde Dramburg) im Powiat Drawski (Dramburger Kreis).

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, an der Nordseite des Großen Lübbesees, etwa 27 km südöstlich der Stadt Łobez (Labes), 5 km südsüdöstlich der Stadt Dramburg (Drawsko Pomorskie) und 8 km nordwestlich des Dorfs Lubieszewo (Güntershagen), ebenfalls am Lübbesee gelegen.

Der Lübbesee erstreckt sich über 13,5 km in Richtung von Nordwest nach Südost, liegt auf einer Höhe von 90 m über N.N. und ist 14,33 km² groß.[1][2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dorfkirche (2014), bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Baumgarten

Im Landbuch von 1337 wird das Dorf, das zur Vogtei Falkenburg gehörte, Bobgarden genannt; unter dem Namen Bomgarde villa kam es 1320 in einer Urkunde für das Kloster Pyritz vor.[3] Geleisteter getreuer Dienste wegen belehnten am 23. Januar 1503 Kurfürst Joachim und Markgraf Albrecht den Ritter Kerstian Borck und dessen Neffen Wolffgank Borck unter anderem mit zehn Teilen vom Dorf Bomgarde, dem Kirchlehen, den Vikarien und den Mühlen.[4]

In den Jahren 1679 und 1739 befand sich das Gut Baumgarten im Besitz der in Hinterpommern alteingesessenen Familie Wachholtz.[5] 1709 verstarb Otto Christoph von Wacholtz, Erbherr auf Baumgarten; dessen Sohn Hans Adam von Wacholtz (* 1697, † vor 1739) verkaufte das jährlich für 600 Taler verpachtete Gut als Kapitän-Lieutenant a. D. für 13.200 Taler an den Amtmann Dreier und dessen Ehefrau Anna Dorothea, geb. von Pötter.[6] Am 1. Januar 1862 besaß das Rittergut Baumgarten die Familie von Gülich, an die es 1856 für 100.000 Taler gekommen war.[7][8]

Wie Notizen des Ortspfarrers und Zeitzeugen Johann Neander belegen, wurden die Dorfbewohner während des Siebenjährigen Kriegs stark in Mitleidenschaft gezogen; von 1757 bis 1762 war das Dorf von russischen Truppen besetzt.[9]

Im Jahr 1865 war in der Landgemeinde eine Grundsteuer in Höhe von 194 Reichstalern, neun Silbergroschen und sechs Pfennigen erhoben worden, im Rittergut Baumgarten in Höhe von 191 Reichstalern, einem Silbergroschen und zehn Pfennigen.[10] 1875 hatte das Dorf Baumgarten 41, das Rittergut Baumgarten 13 Wohnhäuser.[11] Baumgarten galt als ausgesprochen sauberes Dorf.[1]

Das Rittergut Baumgarten befand sich 1896 im Besitz einer Familie von Hartmann.[12] Am 1. April 1927 hatte das Gut eine Flächengröße von 537 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 17 Einwohner.[13]

Die Gemarkung der Landgemeinde Baumgarten hatte um 1930 eine Fläche von 12,6 km². Im Gemeindegebiet, in dem Baumgarten die einzige Wohnstätte war, standen insgesamt 56 bewohnte Wohnhäuser.[14] 1935 hatte Baumgarten zwei Gasthöfe, eine Niederlassung der Spar- und Darlehnskasse, eine Stärkefabrik und verschiedene Einzelhändler und Handwerksbetriebe.[15]

Im Jahr 1945 gehörte das Dorf Baumgarten zum Kreis Dramburg im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Baumgarten war dem Amtsbezirk Güntershagen zugeordnet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region Anfang März 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Baumgarten zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Danach begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten. Das Dorf Baumgarten wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Gudowo‘ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Baumgarten und dem Kreisgebiet vertrieben.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1801 226 Dorf und Gut, mit 14 Bauernstellen, drei Kossäten, einem Büdner, acht Einliegern, einer Schmiede, einer Wassermühle, einer Mutterkirche und 30 Feuerstellen (Haushaltungen), im Besitz des Amtsrats Bewert[16]
1818 219 Dorf mit einer Wassermühle und einer Mutterkirche, adlige Besitzung[17][18]
1852 481 Dorf[19]
1864 544 am 3. Dezember, davon 385 im Gemeindebezirk und 159 im Gutsbezirk[20]
1867 572 am 3. Dezember, davon 433 im Dorf und 139 im Gutsbezirk[21]
1871 571 am 1. Dezember, davon 400 im Dorf (sämtlich Evangelische) und 171 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[21]
1885 547 am 1. Dezember, davon 364 im Dorf (sämtlich Evangelische) und 183 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[22]
1890 520 am 1. Dezember, davon 366 im Gemeindebezirk und 154 im Gutsbezirk[23]
1910 447 am 1. Dezember, davon 287 im Gemeindebezirk und 160 im Gutsbezirk[24]
1925 481 darunter 471 Evangelische und sechs Katholiken,[14] nach anderen Angaben 483 Einwohner
1933 458 [25]
1939 410 [25]

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dorfkirche, Eingangsseite (2014)

Die bis 1945 anwesende Bevölkerung war mit wenigen Ausnahmen evangelisch. Das Kirchspiel von Baumgarten hatte zwei Filialen: Dalow[26] und Güntershagen. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gehörte die Mutterkirche zur Diözese Dramburg, das Kirchspiel mit den beiden Filialen war für insgesamt 1850 Seelen zuständig.[27] Der Bestand an Kirchenbüchern reichte bis ins Jahr 1676 zurück.[28]

Die nach Kriegsende zugewanderte polnische Bevölkerung ist größtenteils römisch-katholisch.

Evangelische Geistliche bis 1945
  • Bütov, war hier Prediger bis zu seinem Tod († ca. 1705)[29]
  • Georg Venzky (* 1672, † 1737), hatte in Wittenberg studiert, war Prediger in Baumgarten seit ca. 1705 bis zu seinem Tod[29]
  • Johann Christoph Friedrich Neander (* 2. April 1711 in Falkenburg; † 6. April 1788), war Ortspfarrer von 1737 bis zu seinem Tod, nahezu 51 Jahre lang[30]
  • Kurt Kraft (* 3. November 1864), Pfarrer in Baumgarten seit 1894[27]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Baumgarten, Dorf und Rittergut, Kreis Dramburg, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Baumgarten (meyersgaz.org).
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 108–109 (Google Books).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gudowo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Arthur Zechlin: Die ehemals neumärkischen Kreise Schivelbein und Dramburg, historisch-topographisch dargestellt. In: Baltische Studien, 36. Jahrgang, Stettin 1886, S. 81–124, insbesondere S. 115 (Google Books).
  2. Petermanns geographische Mitteilungen, Ergänzungsband XXIX, Heft 136, Perthes, Gotha 1901, S. 27 (Google Books).
  3. Georg Wilhelm von Raumer: Die Neumark Brandenburg im Jahre 1337 oder Markgraf Ludwigʼs des Aelteren Neumärkisches Landbuch aus dieser Zeit. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1837, S. 106 (Google Books).
  4. Karl Kletke: Die Urkunden zur Geschichte der Neumark und des Landes Sternberg, Teil II. In: Märkische Forschungen, Band 12, Berlin 1868, S. 379 (Google Books).
  5. Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preußischen Monarchie. Berlin 1854, Band 3, S. 66 (Google Books).
  6. Rolf Straubel: Biographisches Handbuch neumärkischer Offiziere (1715–1806), de Guyter, Berlin/Boston 2024 (eingeschränkte Vorschau).
  7. Robert Klempin und Gustav Kratz: Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV bis in das XIX Jahrhundert. Berlin 1863, S. 581 (Google Books).
  8. K. Fr. Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Berlin 1857, S. 103, Ziffer 1 (Google Books).
  9. Hans Spielberg: Die Leiden des Dorfes Baumgarten (Kr. Dramburg) im siebenjährigen Kriege, In: Monatsblätter, herausgegeben von der Pommerschen Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde, Jahrgang 22, Stettin 1908, S. 86–91 (Google Books), und S. 118–121 (Google Books).
  10. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Cöslin, Stück 40, vom 4. Oktober 1865, S. 340, Ziffer 40–42 (Google Books).
  11. Oskar Brunkow: Die Wohnplätze des Deutschen Reiches, Band 1, Berlin 1880, S. 214–215 (Google Books).
  12. C. Leuchs: Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden, Gutsbesitzer etc. etc. Band 12: Pommern, Neunte Ausgabe, Nürnberg 1896, S. 315 (Google Books).
  13. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 397 (Google Books).
  14. a b Die Gemeinde Baumgarten im ehemaligen Kreis Dramburg in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  15. Klockhausʼ Kaufmännisches Handels- und Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 990 (Google Book).
  16. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Berlin 1809, S. 230 (Google Books).
  17. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 1: A–F. Bei Karl August Kümmel, Halle 1821, S. 71, Ziffer 933 (Google Books).
  18. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 323, Ziffer 1 (Google Books).
  19. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 29 (Google Books).
  20. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin: 3. Kreis Dramburg. Berlin 1866, S. 2–9, Ziffer 5–6 (Google Books).
  21. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 90–91, Ziffer 5 (Google Books), und S. 92–93, Ziffer 63 (Google Books).
  22. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band 4: Provinz Pommern. Berlin 1888, S. 100–101, Ziffer 8 (Google Books), und S. 102–103, Ziffer 62 (Google Books).
  23. Königliches statistisches Bureau: Viehstandslexikon für den preußischen Staat. IV. Provinz Pommern, Berlin 1895. II. Regierungsbezirk Köslin. 2. Kreis Dramburg, S. 40, Ziffer 8 (Google Books), und S. 41, Ziffer 61 (Google Books).
  24. Landkreis Dramburg (Gemeindeverzeichnis.de) – U. Schubert (2020)
  25. a b Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte Pommern, Kreis Dramburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 18. Oktober 2020.
  26. Philipp Ludwig Hermann Röder: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Obersachsen und der Ober- und Nieder-Lausitz, Band 2, Ulm 1801, S. 653 (Google Books).
  27. a b Das evangelische Deutschland, 2. Auflage, Schulze & Co., Leipzig 1898, S. 227 (Google Books).
  28. Martin Wehrmann: Die Kirchenbücher in Pommern, in: Baltische Studien, Band 42, Stettin 1892, S. 201–280, insbesondere S. 217 (Google Books).
  29. a b Ernst Friedrich Neubauer: Nachricht von den itztlebenden Evangelisch-Lutherischen und Reformirten Theologen in und um Deutschland. Teil II, Waisenhaus, Züllićhau 1746, S. 949–850 (Google Books)
  30. Hans Spielberg: Die Leiden des Dorfes Baumgarten (Kr. Dramburg) im siebenjährigen Kriege, In: Monatsblätter, herausgegeben von der Pommerschen Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde, Jahrgang 22, Stettin 1908, S. 118–121, insbesondere S. 121 (Google Books).

Koordinaten: 53° 29′ N, 15° 52′ O