Łabędzie (Drawsko Pomorskie)

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Łabędzie
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Łabędzie (Polen)
Łabędzie (Polen)
Łabędzie
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Drawski
Gmina: Drawsko Pomorskie
Geographische Lage: 53° 39′ N, 15° 48′ OKoordinaten: 53° 39′ 14″ N, 15° 48′ 22″ O
Höhe: 99 m n.p.m.
Einwohner: 341 (31. März 2021)
Postleitzahl: 78-500
Kfz-Kennzeichen: ZDR



Łabędzie (deutsch Labenz, früher Labentz) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gmina Drawsko Pomorskie (Gemeinde Dramburg) im Powiat Drawski (Dramburger Kreis).

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, etwa 14 Kilometer südlich der Stadt Świdwin (Schivelbein), 13 ½ Kilometer nördlich der Stadt Dramburg (Drawsko Pomorskie) und 13 Kilometer ostnordöstlich der Stadt Łobez (Labes).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die Gemarkung des Dorfs führende Landstraße

Beim Pflügen auf einer kleinen Anhöhe südlich von Labenz, in der Nähe des Weges nach Rützow, ist im Herbst 1892 ein Topf mit ca. 390 muslimischen, größtenteils zerhackten Silbermünzen gefunden worden, von denen nur 46 vollständig erhalten waren; die jüngste der Münzen – Abbasiden, Samaniden, Umayyaden und Saffariden – wurde vermutlich um 940 n. Chr. geprägt.[1]

Im Landbuch von 1337 ist das Dorf, das zur Vogtei Schivelbein gehörte, unter dem Namen Llobenz aufgelistet, und es wird dort ein Otto de Lobenz erwähnt.[2] Das Rittergut Labenz befand sich Jahrhunderte lang im Besitz der neumärkischen Adelsfamilie von Scharen, die zwischen dem Ausgang des 15. Jahrhunderts und dem Anfang des 17. Jahrhunderts mit den Gevettern Martin und Marx von Scharen auf Labenz urkundlich nachgewiesen ist und bald darauf im Mannesstamm ausstarb.[3] Als die Lehnsmannen der Neumark dem Kurfürsten Joachim und dem Markgrafen Albrecht am 14. März 1499 in Dramburg huldigten, beteiligten sich daran auch die Coppo, Hans und Otto, zu Libenz (Labenz), sowie die Schare, Dynnius, Jorge und Marx, zu Slentzk (Schlenzig, Kreis Schivelbein) und Lebentz (Labenz).[4] 1572 besaß Anthonius Scharen vier Hufen zu Labentz; einem undatierten, den Rossdienst betreffenden Dokument zufolge, mutmaßlich aus dem 17. Jahrhundert, baten „Marcus Scharen, Greger und Friederich die Koppen zum Labentz“ wegen des geringen Ertrags der Güter in einem Gesuch darum, nur ein Pferd stellen zu müssen, zumal ihre „Eltern“ Jochim Koppen und Dinnis Scharne von ihren Gütern auch nur mit einem Pferd Rossdienste geleistet hätten.[5]

Die Ortschaft Labenz bestand im 19. Jahrhundert aus der Landgemeinde, einem Rittergut und einem Gut ohne Ritterguts-Qualität. Besitzer eines der Güter war 1841 ein Benz geworden.[6] Im Jahr 1865 war in der Landgemeinde eine Grundsteuer in Höhe von 177 Reichstalern, zwölf Silbergroschen und zehn Pfennigen erhoben worden, im Gut Labenz A in Höhe von 27 Reichstalern, drei Silbergroschen und drei Pfennigen und im Gut B in Höhe von 38 Reichstalern, 17 Silbergroschen und zwei Pfennigen.[7] Um 1875 hatte das Dorf Labenz 83, das Rittergut Labenz zwei, das Gut Labenz 16 und die Siedlung Neu Labenz 34 Wohnhäuser.[8] Am 24. Mai 1877 wurden der 129 Hektar große Gutsbezirk Labenz A, der 313 Hektar große Gutsbezirk Labenz B und die 262 Hektar umfassende Siedlung Neu Labenz in die Landgemeinde Labenz eingegliedert.[9] Labenz galt im 19. Jahrhundert als größtes Dorf im Kreis Schivelbein und war größtenteils städtische Schivelbeiner Eigentumsortschaft; viele Dörfler siedelten außerhalb des Dorfkerns auf der Feldmark.[10]

Die Gemarkung der Landgemeinde Labenz hatte um 1930 eine Fläche von 13,9 km². Im Gemeindegebiet standen insgesamt 140 bewohnte Wohnhäuser an drei verschiedenen Wohnstätten:[11]

  1. Labenz
  2. Neu Labenz
  3. Pommersches Holz

Am 1. Oktober 1932 wurde der Amtsbezirks Labenz in den Kreis Dramburg eingegliedert.[12]

Im Jahr 1935 hatte Labenz an Infrastruktur unter anderem zwei Gasthöfe, eine Niederlassung der Spar- und Darlehnskasse, ein Baugeschäft, eine Gemischtwarenhandlung, eine Handlung für landwirtschaftliche Produkte, eine Molkerei, eine Mühle und zwei Schmieden.[13]

Im Jahr 1945 gehörte das Dorf Labenz zum Kreis Dramburg im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Labenz war Sitz des Amtsbezirks Labenz.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region Anfang März 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Labenz zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Danach begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten. Das Dorf Labenz wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Łabędzie‘ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Labenz und dem Kreisgebiet vertrieben.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1801 266 Dorf und zwei Güter mit einer Mutterkirche und 29 Feuerstellen (Haushaltungen), im Besitz der Kämmerei Schivelbein (eine Dorfhälfte und ein Gut), der Erbengemeinschaft von Münchow (ein Viertel der Gemarkung des Dorfs und ein Gut) und der Kommende Schivelbein (ein Viertel der Gemarkung des Dorfs)[14]
1818 269 Kirchdorf Dorf mit zwei Anteilen: a) Eigentumsanteil der Stadt Schivelbein mit Mutterkirche und 150 Einwohnern, b) ehemals zur Komturei Schivelbein gehöriger Anteil mit 119 Einwohnern[15][16]
1852 882 Dorf mit einem königlichen Anteil (775 Einwohner) und einem ritterschaftlichen Anteil (107 Einwohner)[17]
1864 955 am 3. Dezember, im Gemeindebezirk spwie Gut Labens A und Gut Labenz B zusammen[18]
1867 1008 am 3. Dezember, davon 610 im Dorf, 195 in der Kolonie Neu Labenz, 143 im Rittergut Labenz und 60 im Gut Labenz[19]
1871 880 am 1. Dezember, davon 294 im Dorf (280 Evangelische, 14 Juden), 475 in der Kolonie Neu Labenz (sämtlich Evangelische), 72 im Rittergut Labenz (sämtlich Evangelische) und 39 im Gut Labenz (sämtlich Evangelische)[19]
1885 845 am 1. Dezember, davon 841 Evangelische und vier Juden[20]
1890 801 am 1. Dezember, Gemeindebezirk[21]
1910 781 am 1. Dezember, Gemeindebezirk[22]
1925 764 darunter 759 Evangelische und ein Jude, keine Katholiken[11]
1933 739 [23]
1939 711 [23]

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Feldstein-Dorfkirche (2014), bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Labenz

Die bis 1945 anwesende Bevölkerung war mit wenigen Ausnahmen evangelisch. Die aus Feldsteinen gebaute Dorfkirche hatte eine große Glocke von 1581, die 1853 umgegossen wurde und Inschriften enthielt. Kirchenpatrone waren um diese Zeit der preußische König und die beiden Gutsbesitzer Benz und Benkendorf, der Pastor hieß Sprengel.[24] Die Pfarrei gehörte um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zur Diözese Schivelbein, hatte zwei Filialen und war für insgesamt 1700 Seelen zuständig. Pfarrer war seit 1896 Johannes Hermann Carl Hilmers (* 1862).[25]

Die nach Kriegsende zugewanderte polnische Bevölkerung ist größtenteils römisch-katholisch.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Labenz, Dorf, Kreis Schivelbein, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Labenz (meyersgaz.org).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Heinrich Nützel: Ein neuer Fund muhammedanischer Münzen, in: Monatsblätter der Gesellschft für pommersche Geschichte und Altertumskunde, Stettin 1893, S. 34–39 (digitale-bibliothek-mv.de)
  2. Georg Wilhelm von Raumer: Die Neumark Brandenburg im Jahre 1337 oder Markgraf Ludwig's des Aelteren Neumärkisches Landbuch aus dieser Zeit. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1837, S. 103 (Google Books).
  3. George Adalbert von Mülverstedt: Der ausgestorbene Adel der Provinz und Mark Brandenburg, Bauer & Raspe (Emil Küster), Nürnberg 1880, S. 80 (Google Books).
  4. Karl Kletke: Die Urkunden zur Geschichte der Neumark und des Landes Sternberg, Teil II. In: Märkische Forschungen, Band 12, Berlin 1868, S. 362 (Google Books).
  5. Alfred Voelskow, Karl Adam: Die Familien Voelschow oder Voeltzkow mit Einschluß der von Voltzkow auf Völtzkow, in: Baltische Studien, Neue Folge Band X, Stettin 1906, Anhang S. 1–102, insbesondere S. 68 (Google Books).
  6. K. Fr. Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Berlin 1857, S. 105, Ziffer 15 (Google Books).
  7. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Cöslin, Stück 40, vom 4. Oktober 1865, S. 351, Ziffer 40–42 (Google Books).
  8. Oskar Brunkow: Die Wohnplätze des Deutschen Reiches, Band 3: K–P, Berlin 1880, S. 194–195 (Google Books).
  9. Amts-Blatt der preußischen Regierung zu Coslin, Stück 22, Cöslin, 31. Mai 1877, S. 96, Ziffer 178 (Google Books).
  10. Arthur Zechlin: Die ehemals neumärkischen Kreise Schivelbein und Dramburg, in: Baltische Studien, Band 36, Stettin 1886, S. 81–124, insbesondere S. 89–99 (Google Books).
  11. a b Die Gemeinde Labenz im ehemaligen Kreis Dramburg in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  12. Amtsbezirk Labenz (Territorial.de)
  13. Klockhausʼ Kaufmännisches Handels- und Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 1060 (Google Book).
  14. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Berlin 1809, S. 254 (Google Books).
  15. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 3: Kr–O, Halle 1822, S. 53, Ziffer 58 (Google Books).
  16. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 317, Ziffer 2 (Google Books), und S. 318, Ziffer 4 (Google Books).
  17. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 257 (Google Books).
  18. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin: 8. Schivelbein. Berlin 1866, S. 2–9, Ziffer 38–40 (Google Books).
  19. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 86–87, Ziffer 21–22 (Google Books), und S. 88–89, Ziffer 64–65 (Google Books).
  20. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band 4: Provinz Pommern. Berlin 1888, S. 96–97, Ziffer 18 (Google Books).
  21. Königliches statistisches Bureau: Viehstandslexikon für den preußischen Staat. IV. Provinz Pommern, Berlin 1895. II. Regierungsbezirk Köslin. 1. Kreis Schivelbein, S. 39, Ziffer 18 (Google Books).
  22. Landkreis Schivelbein (Gemeindeverzeichnis.de) – U. Schubert (2020)
  23. a b Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte Pommern, Kreis Dramburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 18. Oktober 2020.
  24. Arthur Zechlin: Inschriften an Kirchengeräth aus Schivelbein und Umgegend, in: Baltische Studien, Band 33, Stettin 1883, S. 230–271, insbesondere S. 247 (Google Books).
  25. Das evangelische Deutschland, 2. Auflage, Schulze & Co., Leipzig 1898, S. 231 (Google Books).