Hans Burghart

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hans Burghart
Hans Burghart vor „Christoph 1“ in München-Harlaching am 1. Juni 2007

Hans Burghart (* 22. März 1936 in Meißen; † 24. Dezember 2020 in Großdingharting, Gemeinde Straßlach-Dingharting[1]) war ein deutscher Arzt.[2] Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 31. März 2003 war er Ärztlicher Direktor des Kreiskrankenhauses München-Perlach und gilt als einer der Mitbegründer der deutschen Luftrettung.[3][4]

Unter seiner Mitwirkung konnte am 1. November 1970 der erste zivile und reguläre Rettungshubschrauber Deutschlands „Christoph 1“ am Städtischen Krankenhaus München-Harlaching (heute: Klinikum Harlaching) in Dienst gestellt werden.

Er war außerdem 22 Jahre[5] lang Vorsitzender des Kreisverbandes München des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) und Gründungsmitglied der Sanitätskolonne und späteren Bereitschaft Grünwald des BRK.[6]

Hans Burghart ist Träger des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse. Ihm wurde am 20. Juni 2001 der Bayerische Verdienstorden vom damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber verliehen. Das Deutsche Rote Kreuz ehrte ihn 2009 auch mit der Medaille „Abenteuer Menschlichkeit“.

Vor seiner Tätigkeit im Kreiskrankenhaus Perlach war er Arzt am Städtischen Krankenhaus München-Harlaching. Dort wurde er in den 1960er Jahren während seines Dienstes in der Notaufnahme von Sanitätern des BRK angesprochen und gefragt, ob er gelegentlich als Referent bei Fortbildungen auftreten möchte. Burghart wurde schließlich Mitglied im BRK und engagierte sich stark in der Ausbildung des Rettungsdienstpersonals. Als einer der ersten Ärzte forderte er in der ersten Hälfte der 1970er Jahre, dass Sanitäter intravenöse Zugänge legen und Infusionen verabreichen dürfen sollten. Er organisierte Krankenhauspraktika und bescheinigte den Absolventen, dass sie die invasiven Maßnahmen beherrschten.[7] Größere Bekanntheit erlangte er aber im Zusammenhang mit dem Aufbau der Luftrettung in Deutschland.

Als bekannt wurde, dass sich die Indienststellung des ersten regulären Rettungshubschraubers bis zum Spätherbst 1970 verzögern wird, stelle die Heeresfliegerstaffel 8 in Oberschleißheim bei München ab Pfingsten an den Wochenenden und Feiertagen eine Bell UH-1D samt fliegerischer Besatzung zur Unfallrettung ab. Zu diesem Projekt und der Beteiligung von Burghart haben sich Legenden gebildet. Richtig ist: Der Hubschrauber war am Flugplatz in Oberschleißheim stationiert. Die medizinische Besatzung – Arzt und Sanitäter – stammten aus den Reihen der Bergwacht und des BRK München. Die Projektleitung lag beim Bergwachtarzt Dr. Albert Erbertseder und Oberstleutnant Kurt-Josef Veeser. Auf der Suche nach Ärzten für den Einsatzdienst sprach man kurz vor Projektstart auch Hans Burghart an, der an Pfingsten 1970 seinen ersten Dienst am Hubschrauber leistete und so mit der Luftrettung in Kontakt kam.

Am 1. November 1970 wurde vom ADAC schließlich der erste reguläre Rettungshubschrauber am Städtischen Krankenhaus München-Harlaching in Dienst gestellt. Da Hans Burghart aufgrund seiner zahlreichen Dienste in Oberschleißheim über die größte Erfahrung unter den Ärzten am Krankenhaus Harlaching verfügte, wurde ihm die ärztliche Leitung der Luftrettung übertragen. Er entwickelte aufgrund der Erfahrungen, die im Routinebetrieb gemacht wurden, nicht nur das ursprüngliche Konzept weiter, sondern engagierte sich darüber hinaus stark beim Aufbau der Luftrettung im Deutschland.[8]

Die Einweihung und Namensgebung von „Christoph“ war bereits am 29. September 1970 im Englischen Garten in München durch den damaligen Bundesverkehrsminister Georg Leber im Beisein von Vertretern der Bayerischen Staatsregierung und des ADAC erfolgt.[9]

Im Januar 1975 stellte Hans Burghart, einer der Mitbegründer der deutschen Luftrettung, zusammen mit Gerhard Kugler, auf dem Kongress der Helicopter Association of America in Los Angeles (USA) die deutsche Luftrettung vor. Das Konzept des mit einem Arzt besetzten Rettungshubschraubers und der Hubschraubertyp „BO 105“ fanden im Auditorium großen Anklang.[10] Allerdings konnte sich das deutsche Konzepte in den USA nicht durchsetzen. Heute, wie bereits zu Beginn der zivilen Luftrettung in den USA im Sommer 1969, sind Rettungshubschrauber dort mit Paramedics (Sanitätern) oder mit Nurses (akademisch ausgebildetes Krankenpflegepersonal) besetzt.

Vom 1. bis 5. Mai 1978 stellte Burghart zusammen mit anderen Pionieren der deutschen Luftrettung das „Konzept deutsche Luftrettung“ („Rescue Helicopters in Primary and Secondary Missions“) auf einer Tagung der US-Army in den USA vor. Mit dabei waren Gerhard Kugler und Ingo Karger (ADAC-Zentrale, Abt. Unfallrettung) und Bodo Gorgaß (Ulm, Leiter des Bundeswehr-Rettungszentrums). Die Erfahrungen der deutschen Luftrettung fanden in Fort Rucker, Alabama, Ausbildungszentrum für Hubschrauberpiloten der US-Army, besondere Beachtung.[11][12]

Burghart arbeitete an der Erstellung des ADAC-Kongressbandes über den 1. Internationalen Luftrettungskongress, 1980 in München, in der Funktion „Fachliche Bearbeitung“ zusammen mit Gerhard Kugler und Per Krueger mit.[13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Burghart, früher Ärztlicher Direktor des Klinikums Perlach, ist gestorben. In: Süddeutsche Zeitung, 30. Dezember 2020. Abgerufen am 30. Dezember 2020.
  2. Hans Burghart: Vergleichende gewebselektrophoretische Untersuchungen der Oesophagusmuskulatur bei Eingriffen an der Cardia. Hrsg.: München, Med. F., Diss. 9. Januar 1964, DNB 482398043.
  3. Lothar Langner, Hans-Ulrich Suckert: Luftrettung in Deutschland. Wolfsfellner Medizin-Verl., München 1992, ISBN 978-3-9802271-3-1 (S. 56 ff. Der Erfolg hat viele Väter).
  4. H. Scholl: Persönlichkeiten des Rettungsdienstes. Dr. med. Hans Burghart. In: Rettungsdienst. Zeitschrift für präklinische Notfallmedizin. Band 3. S&K, Edewecht 2010.
  5. Artikel des Münchner Merkur über Burgharts Auszeichnung mit der Rot-Kreuz-Medaille „Abenteuer Menschlichkeit“ mit Nachweisen seiner Wahl zum Vorsitzenden im Jahr 1987 und seiner Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. (1. Februar 2009)
  6. Bericht der Bereitschaften des Münchner Roten Kreuzes über Burgharts Abschied und Kronawitters Wahl zur Vorsitzenden des Münchner Kreisverbandes. (24. März 2009, Online)
  7. MW Redaktion: Interview mit H. Burghart: „Ich bin dafür, dass Sanitäter eine Infusion machen dürfen!“ In: ADAC Motorwelt. Heft 6. München 1974, ISBN 978-3-609-74030-0, S. 100–102.
  8. Gerhard Nadler: Historie der Luftrettung in der Bundesrepublik Deutschland. In: Handbuch Brandschutz, Loseblattwerk. 155. EL. ecomed sicherheit - Storck Verlag, Landsberg / Lech Februar 2021, S. Kap. XI - 29.5.
  9. Süddeutsche Zeitung: Erste Hilfe auf dem Luftweg, Feierlicher „Stapelhub“ für den ersten Rettungshubschrauber des ADAC. München 30. November 1970.
  10. Hans Burghart: Medical Aspects of Rescue Operations by Helicopters. Vortrag in Los Angeles am 20. Januar 1975. Zitiert in: Martin Frey: Möglichkeiten und Grenzen der Luftrettung von Notfallpatienten. Universität Mainz, Fachbereich Medizin, Dissertation, Mainz 1976, S. 45.
  11. Gerhard Kugler: ADACOPTER, Auf-Zeichnungen einer Entwicklung. Werner Wolfsfellner MedizinVerlag, München 2002, ISBN 978-3-933266-77-4, S. 185–188, Kap. C3.
  12. AGARD: Operational Helicopter Aviation Medicine. Edited by Colonel S. C. Knapp, MC, Fort Rucker, Alabama. In: AGARD ADVISORY GROUP FOR AEROSPACE RESEARCH AND DEVELOPMENT (Hrsg.): Papers presented at the Aerospace Medical Panel's Specialists' Meeting held at Fort Rucker, Alabama, USA, 1-5 May 1978. CP-255. Neuilly Sur Seine, France 1. Dezember 1978 (englisch, nato.int).
  13. Gerhard Kugler, Hans Burghart, Per Krueger, Hans Henning Atrott: Die Luftrettung : Ergebnisse, Analysen, Entwicklungen ; Bericht über d. 1. Internat. Luftrettungs-Kongress vom 16.–19. September 1980 in München = Aeromedical evacuation. In: Allgemeiner Deutscher Automobil-Club. Hauptabteilung Verkehr (Hrsg.): Schriftenreihe Strassenverkehr, 25. ADAC, Hauptabt. Verkehr, München 1981, DNB 810806010.