Hans Leipelt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. März 2015 um 16:19 Uhr durch (Diskussion | Beiträge) (1 Weblink geändert (1 Toter Link)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hans Conrad Leipelt (* 18. Juli 1921 in Wien; † 29. Januar 1945 in München-Stadelheim) war ein deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Er setzte die Arbeit der Weißen Rose fort und war maßgeblich an deren Hamburger Zweig beteiligt.

Leben

Hans Conrad Leipelt war Sohn des Diplomingenieurs Konrad Leipelt und der promovierten Chemikerin Katharina Leipelt. Nachdem der Vater die Stelle eines Hüttendirektors der Zinnwerke Wilhelmsburg in Hamburg angenommen hatte, zog die Familie 1925 von Wien zunächst nach Harburg-Rönneburg, 1936 in das Wilhelmsburger Reiherstiegviertel. Durch die jüdische Herkunft Katharina Leipelts unterlag die Familie ab 1935 den Repressionen der Nürnberger Rassengesetze.

Hans Leipelt machte 1938 das Abitur und meldete sich danach zum Reichsarbeitsdienst und zur Wehrmacht. Während des Westfeldzuges lernte er Karl Ludwig Schneider kennen, mit dem ihn bald eine intensive Freundschaft verband. Im August 1940 wurde er trotz hoher Auszeichnungen, z. B. mit dem Eisernen Kreuz, als „Mischling ersten Grades“ entlassen. Im Herbst 1940 begann er sein Chemiestudium an der Universität Hamburg. Über Schneider kam er in Kontakt mit Margaretha Rothe und Heinz Kucharski, die dem NS-Regime ebenfalls kritisch gegenüberstanden. Aus den anfänglichen Diskussionskreisen entwickelte sich die später sogenannte Widerstandsgruppe der Weißen Rose in Hamburg. Leipelt wechselte im Wintersemester 1941/42 an die Ludwig-Maximilians-Universität München zu Professor Heinrich Otto Wieland, der es sich als Nobelpreisträger leisten konnte, „Halbjuden“ auszubilden, denen seit 1940 eigentlich ein Studium verwehrt war.

Nach der Hinrichtung der Geschwister Scholl und Christoph Probsts erhielt Hans Leipelt im Februar 1943 das 6. Flugblatt der Weißen Rose. Zusammen mit Marie-Luise Jahn brachte er es im April 1943 nach Hamburg zu seiner Familie und zu seinen Freunden. Sie versahen es mit dem Zusatz: „Und ihr Geist lebt trotzdem weiter!“, vervielfältigten und verbreiteten es. Als Leipelt und Jahn Geld für die Witwe des hingerichteten Professors Kurt Huber sammelten, wurden sie denunziert und verhaftet. Hans Leipelt wurde am 13. Oktober 1944 in Donauwörth vom Volksgerichtshof als Hochverräter wegen des Hörens ausländischer Rundfunksender, der Wehrkraftzersetzung und der „Feindbegünstigung“ zum Tode verurteilt, Marie-Luise Jahn zu 12 Jahren Zuchthaus. Die Hinrichtung Hans Leipelts erfolgte am 29. Januar 1945 in München-Stadelheim durch das Fallbeil.

Leipelts Leichnam wurde auf dem Friedhof am Perlacher Forst im Ehrenhain II beigesetzt.

Gedenken

Die Fachoberschule Donauwörth wurde 1995 in Hans-Leipelt-Schule umbenannt. 2000 wurde am Geburtstag von Hans Leipelt der Hans-Leipelt-Seminarraum in der Universität München, Fakultät für Chemie und Pharmazie, feierlich durch eine Rede von Marie-Luise Jahn eingeweiht. Die evangelische Kirche, Dekanat München, unterhält ein Übernachtungshaus für Jugendliche in Grafrath, das den Namen Hans-Leipelt-Haus trägt.

In München und in Donauwörth gibt es eine Hans-Leipelt-Straße. In Hamburg-Wilhelmsburg wurde 1960 die Leipeltstraße nach ihm benannt. Im Foyer des Audimax der Universität Hamburg wurde 1971 eine Gedenkplatte verlegt, die an die ums Leben gekommenen studentischen Mitglieder der Weißen Rose in Hamburg erinnert, neben Hans Leipelt auch an Frederick Geussenhainer, Reinhold Meyer und Margaretha Rothe.

Literatur

  • Hans-Ulrich Wagner (Hg.): Hans Leipelt und Marie-Luise Jahn. Studentischer Widerstand in der Zeit des Nationalsozialismus am Chemischen Staatslabor der Universität München. Verlag Lutz Garnies, Haar/München 2003, ISBN 3-926163-31-3
  • Angela Bottin: Enge Zeit. Spuren Vertriebener und Verfolgter der Hamburger Universität. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Audimax der Universität Hamburg vom 22. Februar bis 17. Mai 1991. Hamburger Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte Band 11, Hamburg 1992, ISBN 3-496-00419-3
  • Herbert Diercks: Die Freiheit lebt. Widerstand und Verfolgung in Hamburg 1933–1945. Texte, Fotos und Dokumente. Herausgegeben von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Hamburger Rathaus vom 22. Januar bis 14. Februar 2010
  • Ursel Hochmuth, Gertrud Meyer: Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand. 1933–1945, Zweite Auflage, Frankfurt 1980, ISBN 3-87682-036-7
  • Marie-Luise Schultze-Jahn: „… und ihr Geist lebt trotzdem weiter!“ Widerstand im Zeichen der Weißen Rose, Berlin 2003, ISBN 3-936411-25-5