Harald Szeemann

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Harald Szeemann (* 11. Juni 1933 in Bern, † 18. Februar 2005 in Tegna im Tessin) war ein Kunst-Kurator von internationalem Rang.

Leben

Nach Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Journalistik in Bern und Paris, Promotion 1960 arbeitete Szeemann als Schauspieler, Bühnenbildner, Maler und Ein-Mann-Theater im Jahre 1956. Ausstellungen schuf er seit 1957. Von 1961 bis 1969 leitete er die Berner Kunsthalle, organisierte dort 1963 eine Ausstellung mit Werken von "Geisteskranken" aus der Sammlung von Hans Prinzhorn, 1969 die legendäre Ausstellung When attitudes become form.

Nach dem Abgang aus der Kunsthalle Bern gründete er die Agentur für Geistige Gastarbeit und das Museum für Obsessionen, die beide nur aus ihm selber bestehen. 1972 (auf der documenta 5) war er der jüngste Documenta-Leiter in Kassel. 1981 bis 1991 war er als unabhängiger Kurator für das Kunsthaus Zürich tätig, 1980 Mitveranstalter der Biennale in Venedig, wo er die Ausstellungen Aperto für junge Künstler erfand. Als einer von wenigen durfte er gleich zweimal, 1999 und 2001, die Biennale in Venedig kuratieren.

Harald Szeemann war mit der Künstlerin Ingeborg Lüscher verheiratet und lebte in dem Dorf Tegna im Tessin, Schweiz.

Besonderheit

Szeemann hat die moderne Großausstellung erfunden, in denen die Kunstwerke nach einem Konzept des Ausstellungsmachers (so Szeemanns Selbstbezeichnung, heute nennt man diese Funktion Kurator) präsentiert und in neue, oftmals überraschende Zusammenhänge gerückt wurden. Seine über 200 Ausstellungen zeichneten sich durch eine grosse Materialfülle und einen weiten Themenhorizont aus. Wichtige Referenzpunkte waren die Subversivität, alternative Lebensentwürfe (zum Beispiel Monte Verità) und das Gesamtkunstwerk, dem seine Ausstellungen in einer gewissen Weise selbst verpflichtet waren.

Die Architektur Fakultät Accademia di Architettura, die erste Universität der italienischen Schweiz, USI, wurde durch ihn ab 1996 während den ersten sechs Gründerjahren stark mitgeprägt.

Er gehörte seit 1961 dem Collège de Pataphysique an, war seit 1997 Mitglied der Akademie der Künste (Berlin) und Träger des Max-Beckmann-Preises.

Auswahl seiner Ausstellungen

  • 1957 - Malende Dichter - dichtende Maler in St. Gallen
  • 1972 - documenta 5, Kassel
  • 1975 - Junggesellenmaschinen
  • 1978 - Monte Verità
  • 1983 - Der Hang zum Gesamtkunstwerk
  • 1995 - Hundert Jahre Kino
  • 1996 - Austria im Rosennetz
  • 1997 - Biennale de Lyon
  • 1999/2001 - Leiter und Kurator der 48. und 49. Biennale von Venedig
  • 2002 - Geld und Wert - Das letzte Tabu (im Rahmen der Expo.02 - Schweizerische Landesausstellung)
  • 2003 - Blut & Honig - Zukunft ist am Balkan
  • 2004 - la Bienal Internacional de Arte Contemporaneo de Sevilla
  • 2005 - Belgique visionnaire

Literatur

  • Hans-Joachim Müller: Harald Szeemann. Ausstellungsmacher. Hatje-Cantz-Verlag, Ostfildern 2006, 168 S., 94 Abb., ISBN 3775717048
  • Harald Szeemann: Zeitlos auf Zeit - Das Museum der Obsessionen. Verlag Lindinger und Schmid, Regensburg 1994, ISBN 3929970112

Weblinks