Heimerle + Meule

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Heimerle + Meule

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Rechtsform GmbH
Gründung 1845[1]
Sitz Pforzheim, Deutschland
Mitarbeiterzahl 1000[2]
Umsatz 442 Mio. Euro (2010)
Branche Gold- und Silberscheideanstalt
Website www.heimerle-meule.com

Heimerle + Meule ist ein 1845 als Gold- und Silberscheideanstalt gegründetes Unternehmen in Pforzheim (Baden-Württemberg). Das Unternehmen ist ein Tochterunternehmen der Lübecker Possehl-Gruppe. Die Heimerle + Meule Group beschäftigt über 700 Mitarbeiter an Standorten in sieben Ländern: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien.[2]

Unternehmensgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bijouteriefabrikant Julius Dittler gliederte 1845 seiner Firma in der Pforzheimer Sophienstraße 62 (später: Östliche Karl-Friedrich-Straße) zum Eigenbedarf eine Scheiderei an, die 1877 von Carl Sebastian Heimerle und Friedrich Meule übernommen wurde und als Heimerle & Meule firmierte. Im selben Jahr wurde eine Zweigniederlassung in Schwäbisch Gmünd eingerichtet. Nachdem Friedrich Meule 1900 altersbedingt das Unternehmen verlassen hatte, führte Heimerle das Unternehmen gemeinsam mit Friedrich Albach weiter. Nach dem Tod Albachs (1903) kam es zur Auflösung der bisherigen offenen Handelsgesellschaft. Ab Oktober 1904 fungierte das Unternehmen als Einzelfirma mit Heimerle als Alleininhaber. Drei Jahre später zog Heimerle sich zurück und übergab das Unternehmen, das dann wieder als offene Handelsgesellschaft firmierte, an seine beiden Söhne Carl und Alfred Ludwig.[3]

Während des Ersten Weltkriegs fokussierte sich das Unternehmen auf vier Kernbereiche: Edelmetallwiederaufbereitung und -rückgewinnung durch Hitze oder Säurebehandlung von Gekrätz, Gold- und Silberfeinscheidung, Beprobung von Gold, Silber und Platin sowie Legieren von Halbzeugen. Nach dem Tod von Alfred Ludwig Heimerle (1917) führte sein Bruder Carl das Unternehmen allein weiter.[3]

In den 1920er Jahren stellte die Firma neben gold-, silber- und platinhaltigen Legierungen auch Silberlote für die Industrie sowie Zahngold und Amalgame her. Mit dem Amalganom meldete Heimerle + Meule eine Apparatur zum Patent an, die es Zahnärzten ermöglichte, Quecksilber und Edelmetall-Komponenten für die Füllungen präzise zu dosieren. Seit Ende Oktober 1923 firmierte das Unternehmen als Aktiengesellschaft Heimerle + Meule. 1927 wurde Ernst Ackermann alleiniger Vorstand und führte das Unternehmen bis zu seinem Tod im Jahr 1960.[3]

In den 1930er Jahren ließ das Unternehmen mehrere Warenzeichen beim Reichspatentamt eintragen, so etwa die Edelmetalllegierung Econor (1933/34), die Abdruckmasse Saludent (1936/37) und die Goldlegierung Auropladent (1938). 1935 erfolgte die Umwandlung des Unternehmens in eine Kommanditgesellschaft. Eigentümer war Ernst Ackermann. Während des Zweiten Weltkriegs wurde eine kleinere Firma aufgekauft und die Belegschaft wuchs von 60–70 auf 90 Angestellte.[4]

Bei einem Luftangriff im Oktober 1944 wurden sowohl die Fabrik in der Östlichen Karl-Friedrich-Straße als auch die Zweigniederlassung in der Goethestraße vollständig zerstört. Ein Teil der Maschinen war vor dem Angriff von Pforzheim nach Mühlacker verlagert worden, weshalb nach dem Krieg im Jahr 1946 zunächst ein Zweigbetrieb in Mühlacker eröffnet wurde. Im Herbst 1947 lief der Betrieb in Pforzheim wieder an.[3]

1953 wurde in Pforzheim der neue Betrieb in der Durlacher Straße eröffnet. Nach dem Tod von Ernst Ackermann im Jahr 1960 wurde der Lübecker Konzern L. Possehl &. Co. Hauptgesellschafter von Heimerle + Meule, nachdem sich Possehl bereits 1952 finanziell am Unternehmen beteiligt hatte. Der Vertrag sah vor, dass Possehl die Scheideanstalt nach Ackermanns Tod übernahm. Heimerle + Meule wurde zur GmbH mit Ludwig Reinhard als neuem Geschäftsführer.[3]

Zwischen 1963 und 1977 wurde die Produktion in mehreren Etappen ausgebaut. Ab 1973/74 arbeitete Heimerle + Meule mit dem Stranggussverfahren. 1977 wurden die neuen Betriebsgebäude in der Dennigstraße im Brötzinger Tal bezogen. Ein Jahr später übernahm Wolfgang Hummler die Geschäftsführung.[3]

Zu den wichtigsten Produktfeldern des Unternehmens zählten in den 1990er Jahren Bänder, Drähte, Rohre im Stranggussverfahren, Schmucklegierungen und Dentalgold im Handgussverfahren, Strangguss im Outokumpu-Verfahren für Kontaktlegierungen und für Rohre, z. B. aus Sterlingsilber. In der Sparte „Halbzeug“ wurde ab 1994 eine neue Abteilung aufgebaut: die Abteilung „Ringrohlinge für die Trauringindustrie“. Im Jahr 1997 wird Peter Dorner neuer Geschäftsführer.[3]

2001 wurde Possehl Alleingesellschafter und Heimerle + Meule übernahm noch im selben Jahr die Pforzheimer Heraeus Edelmetall Halbzeug GmbH, die die Abteilungen Edelmetall-Handel, Gerätebau, Galvanik und Chemie einbrachte. Der Recycling-Standort am Mühlkanal wurde übernommen und in den kommenden Jahren grundlegend renoviert und aufgewertet. Mit der Gründung der Niederlassung in Österreich erweiterte Heimerle + Meule im Jahr 2008 den Produkt-Vertrieb und das Edelmetallrecyling innerhalb Europas. Ab 2011 verstärkte die neue Sparte Investmentprodukte das Portfolio. Von Gussbarren in Feingold und Feinsilber, über geprägte Barren bis hin zu Sarg- und Stangenbarren wurde das Sortiment erweitert.[3]

In der Zeit zwischen 2013 und 2018 übernahm der Mutterkonzern Possehl die aus fünf Tochterunternehmen bestehende Cookson Precious Metals Division (CPM) des britischen Unternehmens Vesuvius plc. Damit entstand die Heimerle + Meule Group mit neuen Standorten in England, Frankreich, Spanien, Portugal und den Niederlanden. Erster Geschäftsführer der Gruppe wurde Peter Dorner, die operative Geschäftsführung übernahm Georg Steiner. 2014 wurde Thomas Frey Gruppengeschäftsführer. 2018 wurde die britische Weston Beamor Holdings Ltd. übernommen.[3]

Produkte und Dienstleistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Unternehmen arbeitet im Bereich der Edelmetall-Scheidung Scheidgut, Gekrätz und Altgoldbäder auf. Im Edelmetall-Handel operiert Heimerle + Meule weltweit an Handelsplätzen zum An- und Verkauf von Edelmetallen. Neben Gold-, Silber-, Platin- und Palladium-Barren verkauft das Unternehmen auch die Edelmetalle Rhodium, Iridium und Ruthenium und entwickelt und vertreibt zusammen mit der ESG Edelmetall-Service GmbH & Co. KG sowie Valcambi Gold- und Silbertafeln.

Das Unternehmen verkauft an Industrieunternehmen Geräte und Anlagen zur Edelmetall-Rückgewinnung, sodass sie einen Großteil des Recyclingprozesses selbst durchführen können. Seit 1920 werden in der eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung Legierungssysteme für individuelle Indikationen entwickelt. Zudem werden Keramiksysteme für Universallegierungen, klassische Aufbrennlegierungen sowie Geräte und Verbrauchsmaterialien verkauft.

Im Galvanikbereich werden Bänder, Stanzbänder und Gestellware für die Elektrotechnik und Elektronik veredelt. In der dekorativen Lohngalvanik werden vor allem Produkte aus der Bijouterie, der Optik sowie der Schreibgeräte- und Uhrenbranche galvanisiert. Heimerle + Meule vertreibt außerdem diverse Edelmetall-Elektrolyte sowie ein Geräteprogramm von Kleingalvanisiergeräten für die Goldschmiede bis zu elektronisch gesteuerten Galvanoautomaten, die auf den jeweiligen Anwendungsfall abgestimmt werden.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Unternehmensgeschichte. In: heimerle-meule.com. Abgerufen am 22. Juni 2019.
  2. a b Die Heimerle + Meule Group
  3. a b c d e f g h i Unternehmensgeschichte. In: heimerle-meule.com. Abgerufen am 9. Oktober 2023.
  4. Office of the Publication Board, Department of Commerce: Report on the German Dental Industry. Ausgabe 96 von Report (United States. Publication Board) 1945, S. 6.