Geodaten zu dieser Seite vorhanden

Heinrich Roettgen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Heinrich Theodor Roettgen (* 10. Januar 1863 in Bonn; † 6. März 1932[1]) war ein deutscher Architekt und Regierungsbaumeister, der vor allem in seiner Heimatstadt Bonn wirkte.

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Roettgen wuchs als Sohn eines Kaufmanns in einem katholischen Elternhaus in Bonn auf. Er besuchte in seiner Heimatstadt die Kortegarn’sche Realschule und wechselte nach deren Abschluss an die Prima des Realgymnasiums in Mülheim am Rhein. Dort bestand Roettgen im März 1882 das Maturitätsexamen. Ostern 1882 nahm er an der Universität Bonn ein Studium der Romanistik und Anglistik auf. Am 1. Oktober 1883 trat er als Einjährig-Freiwilliger beim Husaren-Regiment in Bonn ein.[2] In Bonn promovierte Roettgen 1888 mit einer Darstellung über die Vokalverhältnisse in den genuesischen Texten des Mittelalters zum Dr. phil.[3]

Nach Beendigung seines Studiums absolvierte Roettgen eine Ausbildung zum Architekten und trat als Regierungsbauführer in den Staatsdienst ein. Nach Ablegung des Zweiten Staatsexamens erhielt er 1904 die Ernennung zum Regierungsbaumeister des Hochbaufaches.[4] 1906 schied Roettgen, inzwischen in Düsseldorf wohnhaft, auf eigenen Wunsch aus dem Staatsdienst aus[5] und ließ sich als freier Architekt in Bonn nieder. Zu seinen bedeutendsten Projekten in der Stadt gehören die Erweiterung des Provinzialmuseums nach Grundrissskizzen des Landes-Oberbauinspektors (1907/08), verbunden mit dem angrenzenden Neubau eines Dienstgebäudes für den Provinzialkonservator, sowie der Neubau der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz (1914/15).

Roettgen war Mitglied des Vereins „Alt-Bonn“ (seit 1951 „Bonner Heimat- und Geschichtsverein[6]) und gehörte dessen Vorstand an.[7] Zudem gehörte er einer von der Stadt Bonn für die Beurteilung besonderer Bauprojekte eingerichteten Gestaltungskommission zur Überwachung der Ziele des 1909 veröffentlichten „Ortsstatuts zum Schutz der Stadt Bonn gegen Verunstaltung“ an.[8]

Bauzeit Ortsteil Adresse[9] Bild Objekt Maßnahme Anmerkungen
1907–1908 Weststadt Bachstraße
Lage
Provinzialmuseum Erweiterung 1964–1967 purifiziert; heute Rheinisches Landesmuseum Bonn
1907–1908 Weststadt Bachstraße 9
Lage
Verwaltungsgebäude für die Denkmalpflege der Rheinprovinz Neubau 1934/35 aufgestockt, 1950 umgebaut;[10] bis 1985 Sitz des Rheinischen Amts für Denkmalpflege
1908–1909 Gronau Raiffeisenstraße 1
Lage
Villa „Bülbring“[11] Neubau (Bauherr: Karl Bülbring)[11] nach Kriegszerstörung verändert wiederhergestellt;[11] ab 1949 Gästehaus der bayerischen Landesvertretung
1910 Bonn-Castell Graurheindorfer Straße 92
Lage
Bakteriologisches Institut der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz[12] Neubau[1] ab 1933 Tiergesundheitsamt;[12] Denkmalschutz
1911 Gronau Adenauerallee 120/122
Lage

weitere Bilder
Villa Umbau ab 1949 Sitz des Bundesministeriums für Angelegenheiten des Bundesrates; Denkmalschutz
1911 Südstadt Weberstraße 61
Lage
Landwirtschaftliche Versuchsstation Neubau heute „Haus der Kultur“; Denkmalschutz
1914–1915 Weststadt Endenicher Allee 60
Lage

weitere Bilder
Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz Neubau 1949–1960 Bundesministerium für Verkehr; Denkmalschutz
1924 Südstadt Koblenzer Straße 37[13] Vereinsgebäude der Lese- und Erholungsgesellschaft: Villa Leydel (erbaut 1841)[14] Umbau (Bauherr: Lese- und Erholungsgesellschaft)[14]

Nicht ausgeführte Entwürfe

  • Vokalismus des Alt-Genuesischen (Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde bei der philosophischen Facultät der rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn), Universitäts-Buchdruckerei C. Georgi, Bonn 1888, 53 S.
  • Das neue bakteriologische Institut der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 23, 1911, S. 146–147 (zlb.de).
  • Der Neubau der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz in Bonn. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 33, 1917, S. 209–213 (zlb.de).
Commons: Heinrich Roettgen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise und Anmerkungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Landeskonservator Rheinland (Hrsg.); Eberhard Grunsky, Volker Osteneck: Die Bonner Südstadt (= Arbeitsheft 6). Zweite, veränderte Auflage. Rheinland-Verlag, Köln 1976, ISBN 3-7927-0265-7, S. 20.
  2. Universität Bonn: Dissertationen, Band 8, 1888, S. 55.
  3. Zeitschrift für romanische Philologie. M. Niemeyer, 1889, S. 585.
  4. Amtliche Mitteilungen. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 43, 1904, S. 274 (zlb.de).
  5. Amtliche Mitteilungen. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 71, 1906, S. 447 (zlb.de).
  6. Geschichte, Bonner Heimat- und Geschichtsverein
  7. Bonner Jahrbücher: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande, Ausgabe 123, 1916, S. 117.
  8. Franz Josef Talbot (mit Fotografien von Achim Bednorz): Bonner Südstadt. Emons Verlag, Köln 2018, ISBN 978-3-7408-0468-8, S. 158, 232.
  9. bei nicht mehr bestehenden Bauten – falls bekannt – die zuletzt gültige Adresse
  10. Paul Clemen 1866-1947. Erster Provinzialkonservator der Rheinprovinz. (Katalog zur Ausstellung anlässlich seines 125. Geburtstages) Bonn 1991, S. 87.
  11. a b c Olga Sonntag: Villen am Bonner Rheinufer: 1819–1914, Bouvier Verlag, Bonn 1998, ISBN 3-416-02618-7, Band 3, Katalog (2), S. 245–248. (zugleich Dissertation Universität Bonn, 1994)
  12. a b 50 Jahre Landwirtschaftskammer Rheinland, 1899–1949: aus Anlass des fünfzigjährigen Bestehens der Landwirtschaftskammer in Bonn als Jubiläumsschrift herausgegeben. H. Trapp, 1950, S. 112.
  13. heute Adenauerallee
  14. a b Olga Sonntag: Villen am Bonner Rheinufer: 1819–1914. Bouvier Verlag, Bonn 1998, ISBN 3-416-02618-7, Band 2, Katalog (1), S. 60–64. (zugleich Dissertation Universität Bonn, 1994)