Heinz Lammerding

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Heinz Lammerding

Heinz Bernard Lammerding, evtl. Heinrich Bernhard Lammerding (* 27. August 1905 in Dortmund; † 13. Januar 1971 in Bad Tölz) war ein deutscher Ingenieur sowie SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS. Als Hauptverantwortlicher für die Massaker der 2. SS-Panzer-Division „Das Reich“ an französischen Zivilisten in Oradour-sur-Glane und Tulle im Juni 1944 wurde er von einem französischen Gericht in Abwesenheit zum Tod verurteilt, aber von der Bundesregierung nicht an Frankreich ausgeliefert.[1]

Leben

Nach seinem Eintritt in die SA und NSDAP (Mitgliedsnr. 722.395) wurde Lammerding bald Leiter der Pionier-Schule der SA. Am 1. April 1935 trat er in die SS (SS-Nr. 247.062) ein und wurde im Mai zum SS-Obersturmführer befördert. Ab November 1940 war er Erster Generalstabsoffizier der SS-Division Totenkopf.[2] Nach einer kurzen Verwendung im Stab eines Panzer-Korps wurde er Stabschef von SS-Obergruppenführer Erich von dem Bach-Zelewski, dem Chef der Bandenkampfverbände.

Lammerding ordnete als „Sühnemaßnahme“ die Zerstörung zahlreicher Dörfer und Städte in der Sowjetunion an. Ende 1943 bekam er das Kommando über eine Kampfgruppe der 2. SS-Panzer-Division „Das Reich“ im Partisanenkampf. Am 25. Januar 1944 schließlich das Kommando über die gesamte Division. Laut Max Hastings hatte er die Ernennung zum Divisionskommandeur seiner engen persönlichen Beziehung zu Heinrich Himmler zu verdanken, da seine militärischen Fähigkeiten dafür nicht ausreichten.[3] Am 25. Juli 1944 wurde Lammerding bei der Inspektion des SS-Panzerregiments 2 in der Normandie verwundet.[4] Nach seiner Genesung übernahm er wieder das Kommando über die 2. SS-Panzer-Division, bis Himmler ihn am 2. Februar 1945 schließlich zum Chef des Stabes der „Heeresgruppe Weichsel“ machte.

Nach dem Krieg wurde er wegen der Massaker in Oradour-sur-Glane und Tulle im Juni 1944 in Frankreich angeklagt und wegen der Morde in Tulle auch 1951 in Abwesenheit zum Tod verurteilt.[5] Damals war er untergetaucht, und als er 1958 wieder greifbar war, verbot das Grundgesetz, Deutsche an das Ausland auszuliefern und der 1955 in Kraft getretene Überleitungsvertrag verhinderte darauf nach Auffassung bundesdeutscher Gerichte lange Zeit eine Anklage für Straftaten, die bereits vor einem alliierten Gericht verhandelt worden waren (eine Aufhebung dieser Klausel erfolgte erst 1975 nach dem Tod von Lammerding). Das betraf aber nur das Massaker von Tulle, an dem Lammerding eine Beteiligung bestritt, im Fall Oradour wurde gegen ihn von der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft ermittelt, das Verfahren allerdings 1964 eingestellt. Allerdings gab es immer wieder auch diplomatische Vorstöße der Franzosen, ihn doch noch vor Gericht zu stellen, insbesondere nachdem der Historiker Jacques Delarue 1968 ein Buch über deutsche Verbrechen während der Besatzung Frankreichs veröffentlichte, in dem er Beweise für die Schuld Lammerdings präsentierte. Heinz Lammerding lebte nach dem Krieg als erfolgreicher Bauunternehmer in Düsseldorf[6] und genoss danach sein Altenteil am Tegernsee. Weder die Bundesregierung noch die britischen und amerikanischen Besatzungsbehörden lieferten ihn je nach Frankreich aus. In Deutschland wurde Lammerding nicht für seine Taten zur Verantwortung gezogen. Er starb 1971 an Krebs. Seine Beerdigung wurde zu einem Treffen 200 ehemaliger SS-Kameraden.[7]

Auszeichnungen

Beförderungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gregory L. Mattson, SS-Das Reich. The History of the Second SS Division, 1939–45. Staplehurst 2002. S. 182, ISBN 1-86227-144-5.
  2. Snydor, Charles W.: Soldaten des Todes. Die 3. SS-Division „Totenkopf“ 1933–1945, S. 117 u. S. 125, Anm. 47.
  3. Max Hastings, Das Reich. The March of the 2nd SS Panzer Division through France, June 1994. London 1981, S. 36, ISBN 0-330-48389-7.
  4. James Lucas. Das Reich. The Military Role of the 2nd SS Division. London 1991, ISBN 0-304-35199-7, S. 138.
  5. Telephon aus Tulle, Der Spiegel 48/1968
  6. Andrea Erkenbrecher und Martin Graf: Massaker im Zweiten Weltkrieg – Der Tag, an dem die Zeit stehenblieb, Spiegel Online, 10. Juni 2014.
  7. http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Kriegsgeschichte1/oradour.html Florence Hervé, Oradour, Ort des Schmerzes, AG Friedensforschung, 2014
  8. a b Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 490.