Heinz Nicolai

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Heinz Nicolai (* 11. November 1908 in Dresden, Deutsches Kaiserreich; † 2002 in Ahrensburg, Schleswig-Holstein) war ein deutscher Germanist und Universitätsprofessor.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nicolai legte nach dem Besuch der Volksschule (1915–1919) 1928 das Abitur an der Dreikönigsschule in Dresden ab. Er studierte Germanistik, Philosophie und neuere Sprachen in Innsbruck (1928), Wien (1928/29), Grenoble (1929) und Leipzig (1929–34), wo er auch Kurse belegte in vergleichender Literatur- und Sprachwissenschaften, Kunstgeschichte und Psychologie. Er wurde 1934 in Leipzig bei Karl Justus Obenauer mit der Dissertation Wilhelm Dilthey und das Problem der dichterischen Phantasie promoviert. Nach einem Sprachaufenhalt in England Ende 1934/ Anfang 1935 war er 1935 bis 1939 war er Erster Assistent am Englischen Institut der Universität Hamburg. Zudem war er 1938 bis 1939 war Nicolai Leiter der Akademischen Auslandsstelle und des Deutsch-Ausländischen Akademischen Clubs der Universität Leipzig. Nach Kriegsende 1948 war Nicolai zunächst Verwalter einer wissenschaftlichen Assistenzstelle am Literaturwissenschaftlichen Seminar der Universität Hamburg. Von 1949 bis 1956 war er Assistent von Hans Pyritz. 1957 habilitierte er sich mit der Schrift Goethe und Friedrich Heinrich Jacobi und war anschließend als Privatdozent für Deutsche Philologie in Hamburg tätig. Er war ab 1963 außerplanmäßiger Professor für Deutsche Philologie an der Hamburger Uni und ab 1966 planmäßiger und von 1969 bis 1977 ordentlicher Professor der Deutschen Literaturwissenschaft sowie Abteilungsdirektor. Er hatte Gastprofessuren in Waterloo (Kanada, 1966), Johannesburg (Südafrika) und Ann Arbor (USA) inne. 1977 wurde er emeritiert.[1]

Die Forschungsschwerpunkte von Nicolai waren die Literatur des 18. Jahrhunderts, insbesondere Sturm und Drang, sowie Klopstock, Goethe und der Umkreis von Goethe. Schüler von Nicolai waren unter anderem Franklin Kopitzsch, Elisabeth Raabe, Helmut Riege, Klaus Schröter, Hans-Gerd Winter und Karl Alfred Zell. Nicolai war Mitglied er Goethe-Gesellschaft in Weimar, der Goethe-Gesellschaft in Hamburg (1953) und Mitglied des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt am Main (1966) sowie Mitglied der Theodor-Storm-Gesellschaft in Husum (1968).[1]

Heinz Nicolai war während der NS-Zeit zunächst Mitglied der Sturmabteilung (SA) (1933–34) und danach der Schutzstaffel (SS). 1937 trat er der NSDAP bei. 1940 wurde er zum SS-Untersturmführer ernannt. Hans Pyritz, Germanist und Goetheforscher an der Universität Hamburg, holte ihn 1935 als Assistent an das Hamburger Englische Institut.[2][3] 1939 wurde er in die Wehrmacht einberufen und war Leutnant (1940), Oberleutnant (1942) und Hauptmann (1943). Er war Teilnehmer des Überfalls auf Polen (Polenfeldzug), Westfeldzug und Russlandfeldzug. Nach Verwundung im April 1945 war er zu 40 % kriegsbeschädigt und in Kriegsgefangenschaft. Er gehörte zu dem unter § 131 des Grundgesetzes fallenden Personenkreises als „Beamter zur Wiederverwendung“.[1]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Dilthey und das Problem der dichterischen Phantasie. C. H. Beck, München 1934, DNB 570964237 (Zugleich: Dissertation, Leipzig; auch u. d. T.: Innere Form und dichterische Phantasie).
  • Zeittafel zu Goethes Leben und Werk (= Fischer Bücherei. Band 617). Fischer, Hamburg 1964, DNB 453586325.
  • Goethe und Jacobi. Studien zur Geschichte ihrer Freundschaft (= Germanistische Abhandlungen. Band 4). Metzler, Stuttgart 1965, DNB 453586317.
  • mit Gerhard Burkhardt: Klopstock-Bibliographie (= Klopstock, Friedrich Gottlieb: Werke und Briefe, Abteilung Addenda. Band 1). De Gruyter, Berlin/New York 1975, ISBN 3-11-004896-5.
  • Sturm und Drang, Dichtungen und theoretische Texte. [Ausgewählt und mit einem Nachwort versehen von Heinz Nicolai], Winkler München 1971

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ↑ a b c Internationales Germanistenlexikon 1800–1950, Seite 1329 In: Christoph König, Birgit Wägenbaur: Internationales Germanistenlexikon 1800–1950, De Gruyter 2011, abgerufen am 12. November 2023
  2. ↑ Verweis auf Heinz Nicolai In: Malte Herwig: Die Flakhelfer, Deutsche Verlags-Anstalt 2013, abgerufen am 12. November 2023
  3. ↑ Eintrag Heinz Nicolai auf agso.uni-graz.at, abgerufen am 12. November 2023
Personendaten
NAME Nicolai, Heinz
KURZBESCHREIBUNG deutscher Germanist
GEBURTSDATUM 11. November 1908
GEBURTSORT Dresden, Deutsches Kaiserreich
STERBEDATUM 2002
STERBEORT Ahrensburg, Schleswig-Holstein
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Heinz_Nicolai&oldid=239261066“