Henning von Beust

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Henning Dietrich Betekow Freiherr von Beust (* 17. Mai 1892 in Nimritz[1] oder in Jena;[2]7. September 1965 in Scharbeutz[3]) war ein deutscher Generalrichter.[4]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beust war der jüngste Sohn des königlich preußischen Majors und Familienfideikommissbesitzer von Nimritz und Nehmen im Großherzogtum Sachsen-Weimar (210 Hektar), Albert Freiherr von Beust (* 1837), und von dessen ihm 1869 angetrauten Verwandten, Armgard, geb. Freiin von Beust aus dem Haus Langenorla (* 1850).[5]

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsches Kaiserreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er diente im Ersten Weltkrieg als Offizier in der preußischen Armee.

Weimarer Republik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Krieg machte er Karriere als Jurist. 1921 war er Staatsanwalt und wohnte mit seiner Familie in der Hansestadt Lübeck, Gartenstraße 22.[6]

Hitler-Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1934 wurde er zum Kriegsgerichtsrat ernannt. 1940 erfolgte die Beförderung zum Oberkriegsgerichtsrat, 1943 wurde er Oberstkriegsgerichtsrat. Von 1942 bis 1945 war er Heeresgruppenrichter beim Oberbefehlshaber West (OB West).[7] Als eine kriegsgerichtliche Untersuchung eingeleitet werden sollte, um die Gründe für den Verlust der Halbinsel Cotentin zu klären, war es der Initiative Rommels und des Heeresgruppenrichters beim OB West, dem Generalrichter Henning von Beust, zu verdanken, dass Hitler und das Oberkommando der Wehrmacht schließlich davon absahen.[8]

Der höchste Dienstgrad, den Freiherr von Beust im NS-Regime erreichte, war der als Generalrichter.[9]

Bonner Republik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Ende des Zweiten Weltkriegs fand er mit seiner Frau Ina sowie Schwager und Schwägerin als Flüchtlinge in Nottensdorf Unterkunft.[10] Henning von Beust war dann bis zu seinem Tod Betreuer des Beust'schen Familienarchivs.[11]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein Sohn war der 1917 in Lübeck geborene Hamburger CDU-Politiker Achim-Helge von Beust († 2007).[12] Jener war Senats-Direktor, Bezirksamtsleiter von Hamburg-Wandsbek und heiratete am 15. Oktober 1940 in Hamburg Hanna Wolff (* 15. Oktober 1919 in Lübtheen), Tochter des 1927 verstorbenen, jüdischen Textilgeschäftsinhabers[13] Carl Ludwig Wolff[14] und der 1933 enteigneten Textilgeschäftsinhaberin Ella Wolff, die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder restituiert wurde und das Geschäft bis 1970 weiterführte.[13][15]

Ein Enkel ist Achim-Helges und Hannas Sohn Ole von Beust, der ehemalige Erste Bürgermeister der Hansestadt Hamburg.[2] Ein weiteres Kind mit Ina, geb. von Düring, war Liane Freiin von Beust (* 15. Mai 1923 in Lübeck, † 30. Oktober 2004 in Hamburg (⚭ 16. August 1952 in Bensheim a.d. Bergstraße den Industriekaufmann (Karl Heinrich Otto) Erik Graf von Baudissin (* 1924 in Berlin)[16]; geschieden 2. Juni 1971 in Hannover)).[17]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der im Ehrenschutzbunde des Deutschen Adels vereinigten Verbande, Band 44, 1894, S. 38.
  2. a b Genealogisches Handbuch des Adels, Band 59, Limburg an der Lahn 1975, S. 24.
  3. Dermot Bradley, Karl Friedrich Hildebrand, Markus Rövekamp: Die Generale des Heeres, 1921-1945: Abberger-Bitthorn, 1993, S. 374.
  4. Dermot Bradley, Karl Friedrich Hildebrand, Markus Rövekamp: Die Generale des Heeres, 1921-1945: Abberger-Bitthorn. Biblio, 1993, ISBN 978-3-7648-2423-5 (google.com [abgerufen am 1. März 2023]).
  5. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der im Ehrenschutzbunde des Deutschen Adels vereinigten Verbande, Band 44, Gotha 1894, S. 38. Sie war die Zwillingsschwester der Gertrud Elisabeth von Beust, der Urgroßmutter von Jutta Ditfurth. Vgl. Jutta Ditfurth: Die Himmelsstürmerin, 2021, bzw. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der im Ehrenschutzbunde des Deutschen Adels vereinigten Verbande, Band 44, Gotha 1894, S. 39.
  6. Adreßbuch der Freien und Hansestadt Lübeck und benachbarter Orte, 1921, S. 114.
  7. Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44, 2012, S. 620.
  8. Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44, 2012, S. 434.
  9. Wolf Keilig: Die Generale des Heeres: Truppenoffiziere, Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Waffenoffiziere im Generalsrang, Offiziere der Kraftfahrparktruppe im Generalsrang, Ingenieur-Offiziere im Generalsrang, Wehrmachtsrichter im Generalsrang, Verwaltungsoffiziere im Generalsrang, Veterinäroffiziere im Generalsrang. Podzun-Pallas-Verlag, 1983, ISBN 978-3-7909-0202-0 (google.com [abgerufen am 1. März 2023]).
  10. Lebensläufe zwischen Elbe und Weser. Ein biographisches Lexikon, Band 1, herausgegeben vom Landschaftsverband der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, 2002, S. 92.
  11. Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte, Band 31, 1973, S. 278.
  12. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der im Ehrenschutzbunde des Deutschen Adels vereinigten Verbande, 1918, S. 40.
  13. a b Hamburger Abendblatt am 17. Juni 2006: Stolpersteine für Beusts Verwandte. (Abgerufen am 4. Februar 2023.)
  14. Genealogisches Handbuch des Adels, Band 59, Limburg an der Lahn 1975, S. 24.
  15. Hamburger Abendblatt am 17. August 2002: Wo Beust als Kind mit Murmeln spielte. (Abgerufen am 4. Februar 2023.)
  16. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser, 1938, S. 55.
  17. Genealogisches Handbuch des Adels, Band 139, Limburg an der Lahn 2006, S. 4.