Hermann Gessler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. April 2017 um 10:30 Uhr durch Pittimann (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von 89.123.136.161 (Diskussion) auf die letzte Version von L. aus W. zurückgesetzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gessler und Tell; Zeichnung von Ernst Stückelberg

Hermann Gessler, der «Reichsvogt in Schwyz und Uri», ist ein fiktiver Vogt im Gebiet der heutigen Schweiz.

Gesslers Tod, Fresko in der Tellskapelle am Vierwaldstättersee

Nach der Legende soll Wilhelm Tell vor 1291 (somit vor dem Bund auf dem Rütli) in der Hohlen Gasse bei Küssnacht am Rigi den hohen habsburgischen Staatsbeamten Hermann Gessler mit einem Pfeil aus seiner Armbrust erschossen haben, nachdem er in Altdorf den Gruss vor seinem Hut verweigert hatte.

Im Weissen Buch von Sarnen von 1470 wurde von einem «...gesler / der ward vogt ze Vre vnd ze Switz... berichtet. In einer anderen Chronik wird er Gissler genannt, und in einer dritten soll es ein Graf von Seedorf gewesen sein.

Es gibt historisch nachgewiesene Personen mit dem Namen Gessler. So gab es im Aargauischen eine seit Mitte des 13. Jahrhunderts nachgewiesene Familie mit Namen Gessler, auch Gesler oder Gisler[1] genannt. Sie war eine Ministerialenfamilie im Dienste der Habsburger mit verschiedensten Ländereien in Pacht oder Eigentum. Ihr Aufstieg ist eng mit jenem der Habsburger verknüpft, die von lokalen Adligen zu Grafen und Herzögen des Heiligen Römischen Reiches aufstiegen und schliesslich zur Königswürde gelangten. 1319 erlangte Heinrich Gessler die Ritterwürde und 1375 hatte dessen Sohn Hermann als habsburgischer Kämmerer und Rat tatsächlich das Amt eines Landvogtes inne, aber nicht in Altdorf in Uri, sondern im zürcherischen Schloss Grüningen. Dieser Hermann Gessler ist ein Namensvetter der Legendenfigur.

Der Legende nach galten die Gessler als stolze Leute, zierte doch ein Pfau mit gestellten Federn in Silber und Blau ihre Helme. Obwohl sie die Vogtei Grüningen nicht schlecht verwalteten, kam es zu Konflikten. Als einem Zürcher Bürger zur Strafe wegen Unterschlagung die Augen ausgestochen und die Zunge ausgerissen wurde, galt in den Augen der Untertanen Hermann Gessler als der Schuldige.

So wurde aus einem Familiennamen eine Art Gattungsbegriff: Ein Gessler war fortan ein Bösewicht, ein Feind der Eidgenossen, ein Handlanger der Habsburger. Als um 1470 die Gründergeschichte schriftlich fixiert wurde, war für die Chronisten klar, dass die Waldstädte sich gegen einen Gessler zur Wehr gesetzt hatten und Gessler erhielt von den Chronisten die Funktion des Tyrannen im Auftrag der Habsburger.

In Schwyz und Uri gab es zwar Vögte, aber bis jetzt keinen gesicherten namens Gessler. Ein Hinweis ist: «Johannes I. Geßler gnt. des Vogtes sun, gnt. der Geszler ‹Pfau›, miles de Meyenberg, dessen Vater aber ein Ulrich Gessler war. Johannes I. Geßler war Kuchimeister des Herzogs Leopold v. Österreich a.d.H. Habsburg, Ritter, Lehnsnehmer des Stifts Beromünster. Er starb am 15. November 1315 bei Morgarten, bei der Schlacht im Ägeriseetal. Vater Ulrich I. Gessler (= Ulrich von Meggen) (=Volricus) wurde 1224 in Wigwill im Aargau geboren, er starb im Oktober 1289 bei Küßnacht am Rigi.»

Einzelnachweise

  1. Heinricus Gessler de Meienberg alias Gisler, in: Ernst Ludwig Rochholz: Tell und Gessler in Sage und Geschichte: Nach urkundlichen Quellen, 1877, S. 148