Hermann H. Dieter
Hermann H. Dieter (* 19. Januar 1945 in Spaichingen) ist ein deutscher Biochemiker und Toxikologe, der sich vor allem mit der Toxikologie von Trinkwasserinhaltsstoffen befasst hat. Er war bis Januar 2012 Leiter des Fachgebietes „Toxikologie des Trink- und Badebeckenwassers“ im deutschen Umweltbundesamt, davor des Instituts für Wasser-, Boden- und Lufthygiene des 1994 aufgelösten Bundesgesundheitsamtes.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieter wuchs in Tübingen auf. Von 1967 bis 1972 studierte er Biochemie in Tübingen und Marburg. Nach dem Abschluss als Diplom-Biochemiker ging er an die Universität Konstanz, wo er 1976 bei Horst Sund promovierte. Seine Dissertation wurde mit Summa cum laude bewertet und mit dem Byk-Gulden-Preis ausgezeichnet. Von 1977 bis 1985 forschte Dieter als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Toxikologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf bei Friedrich Karl Ohnesorge auf dem Gebiet der biochemischen Toxikologie. Er ging zu zwei längeren Forschungsaufenthalten in die Vereinigten Staaten. Während seines Forschungsaufenthalts widmete er sich unter anderem der Erforschung von u. a. Hormonen des Kaninchens.[1][2] 1985 habilitierte er sich für das Fach „Biochemische Toxikologie“. Im Juli 1986 wurde Dieter Leiter des Fachgebietes „Toxikologie des Trink- und Badebeckenwassers“ im damaligen Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene (Wabolu), das 1994 ins Umweltbundesamt eingegliedert wurde. Er war Lehrbeauftragter der TU Berlin für das Fach „Toxikologie für Chemiker“. Dieter spielt Bratsche und ist leidenschaftlicher Kammermusiker.[3]
Fachliche Arbeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieter befasste sich am WaBoLu und am Umweltbundesamt mit der gesundheitlichen und trinkwasserhygienischen Bewertung unter anderem von Arsen, Antimon, Schwermetallen, Nitrat, Bromat, Pflanzenschutzmitteln und sprengstofftypischen Verbindungen. Ein Schwerpunkt war auch die Bewertung von Kupfer in Eigenversorgungsanlagen, die nicht an das übliche Trinkwassernetz angeschlossen sind – seinerzeit traten mehrere Fälle von frühkindlichen Leberzirrhosen, teilweise mit Todesfällen auf.
In einem Beitrag zu seinem 60. Geburtstag heißt es, dass Dieters großes Verdienst darin bestehe, „wesentliche Beiträge zur Schaffung eines rationalen und transparenten Systems zur Ableitung von gesundheitsbezogenen Beurteilungswerten“ in der Trinkwasserhygiene geschaffen zu haben, während solche Beurteilungswerte früher kaum begründet gewesen seien.
Seine Publikationen beschäftigen sich dementsprechend mit dem Spannungsfeld zwischen Toxikologie und Trinkwasserhygiene sowie der gesundheitlichen Bewertung neuer Analyte im Trinkwasser mit unvollständiger Datenbasis.[4][5][6][7][8]
Er ist Mitherausgeber des ergänzbaren Handbuches „Trinkwasser aktuell“ im Berliner Erich-Schmidt-Verlag.
Arbeiten zur sprachlichen Bildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hermann H. Dieter ist stellvertretender Vorsitzender des 2007 von ihm mitgegründeten Arbeitskreises Deutsch als Wissenschaftssprache, der sich gegen eine Verdrängung des Deutschen als Wissenschaftssprache zugunsten des Englischen wendet und für fachspezifische Konzepte einer mehrsprachigen universitären Lehre eintritt.[9]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ulrich Ewers, Martin Exner, Rainer Konietzka, Ludwig Müller, Georg Tuschewitzki, Michael Wilhelm: 65. Geburtstag von Dr. habil. Hermann H. Dieter. In: Umweltmedizin Forschung Praxis. Band 15, Nr. 1, 2010, S. 63–64.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hermann H. Dieter, Ursula Muller-Eberhard, Eric F. Johnson: Rabbit Hepatic Progesterone 21-Hydroxylase Exhibits a Bimodal Distribution of Activity. In: Science. Band 217, Nr. 4561, 20. August 1982, ISSN 0036-8075, S. 741–743, doi:10.1126/science.6808664.
- ↑ H H Dieter, E F Johnson: Functional and structural polymorphism of rabbit microsomal cytochrome P-450 form 3b. In: Journal of Biological Chemistry. Band 257, Nr. 16, August 1982, ISSN 0021-9258, S. 9315–9323, doi:10.1016/s0021-9258(18)34071-7.
- ↑ Kammermusik – Streichquartett und Klavier. gratis-in-berlin, 2016, abgerufen am 29. Mai 2024.
- ↑ H. H. Dieter: Grundbegriffe und Struktur der Datenbeurteilung sowie der toxikologischen Bewertung von Stoffen im Trinkwasser. Kennzahl 1001. In: H. H. Dieter, I. Chorus, B. Mendel, W. Krüger (Hrsg.): Trinkwasser aktuell (ergänzbares Handbuch). Erich Schmidt, Berlin 2015, ISBN 978-3-503-14103-6.
- ↑ H. H. Dieter, I. Chorus: Drinking-water criteria - safety, quality and perception. In: Phillip Wexler (Hrsg.): Encyclopedia of Toxicology. 4. Auflage. Band 3. Elsevier, Oxford (UK) 2024, ISBN 978-0-323-85434-4, S. 957–973, doi:10.1016/B978-0-12-824315-2.00241-4.
- ↑ H. H. Dieter: Drinking Water Toxicology in Its Regulatory Framework. In: Peter Wilderer (Hrsg.): Treatise on Water Science. vol. 3, Academic Press, Oxford 2011, S. 377–416.
- ↑ H. H. Dieter: Health related guide values for drinking-water since 1993 as guidance to assess presence of new analytes in drinking-water. In: Intern. J. Hyg. Environ. Health. Band 217, 2014, S. 117–132. PMID 23820379
- ↑ Hermann H. Dieter: Assessment of Limit Values in Regulatory Toxicology. In: Regulatory Toxicology. Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-35373-4, S. 627–648, doi:10.1007/978-3-642-35374-1_80.
- ↑ Hermann H. Dieter: Sprachenvielfalt, Erkenntnisfreiheit und Politik: Ein spannungsgeladenes Wechselspiel. In: Zagreber germanistische Beiträge. Band 28, 2019, S. 69–86, doi:10.17234/ZGB.28.5 (srce.hr [abgerufen am 29. Mai 2024]).
Personendaten | |
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NAME | Dieter, Hermann H. |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Toxikologe |
GEBURTSDATUM | 19. Januar 1945 |
GEBURTSORT | Spaichingen |