Hofbrauhaus Berchtesgaden

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Hofbrauhaus Berchtesgaden, Braustätte und Verwaltung

Das Hofbrauhaus Berchtesgaden ist eine Brauerei in Berchtesgaden (Oberbayern/Landkreis Berchtesgadener Land). 1610 erstmals urkundlich erwähnt, war sie von 1645 bis zur Säkularisation 1803 das Hofbräuhaus der Fürstpropstei Berchtesgaden und im Anschluss daran bis 1808 Eigentum monarchischer Regentschaften. Seither ist es ein privates Unternehmen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis zur Gründung einer Brauerei auf eigenem Terrain bezog die Fürstpropstei Berchtesgaden das Bier vom Hofbräu Kaltenhausen im Fürsterzbistum Salzburg.[1] Die erste Erwähnung der Brauerei zu Pfister erfolgte in einer Abmachung aus dem Jahr 1610. 1645 übernahm sie Fürstpropst Ferdinand von Bayern (1577–1650) und baute sie zum Hofbräuhaus aus,[2] das die Bevölkerung mit qualitativ hochwertigem Bier versorgen sollte, nachdem eine 1614 durch den Fürstpropst beauftragte Untersuchung[3] ergeben hatte, dass vorwiegend zu importierender Wein[1] konsumiert wurde. Der Bierausstoß lag bei ca. 7000 Hektoliter.[4] Aus den fürstlichen Verbindungen zu dem Brauhaus leitet sich noch heute die Berechtigung für die weitere Nutzung des Präfix Hof im Firmennamen ab.

Hofbrauhaus Berchtesgaden, Bräustüberl

Mit dem Ende des Fürstpropsttums im Jahr 1803 wechselte die Brauerei in das Eigentum der jeweils nachfolgenden Regentschaft über.[5] Seit 1805 im Eigentum von Österreich, wurde es 1808 zur Privatisierung versteigert.[5] Den Zuschlag erhielt der Hopfenhändler Anton Wurm,[5] in dessen Familie die Brauerei bis 1833 verblieb. Anschließend wurden Johann B. Haller und Severin Wannerstorfer Eigner. 1840 übernahm Wannerstorfer auch den Anteil Hallers, und das Hofbrauhaus blieb bis 1970 im Besitz dieser Familie, wenngleich der Name durch weibliche Erbfolge mehrmals wechselte.[5] Unter Rudolf Kriß senior wurden zwischen 1906 und 1907 Brauerei und Bräustüberl am angestammten Platz neu errichtet;[5] sie sind so bis heute nahezu vollständig erhalten geblieben. Sein Sohn Rudolf Kriß junior hatte das Unternehmen 1937 übernommen.[5] Er verkaufte es 1970 an Thurn und Taxis und beendete damit eine über 130-jährige Familientradition – wenn auch die Fortführung des Unternehmens unter der alten Firmenbezeichnung „Hofbrauhaus Berchtesgaden Rudolf Kriss“ vorerst gewährleistet blieb,[6] firmiert es heute (Stand: April 2020) jedoch unter „Hofbrauhaus Berchtesgaden GmbH“.[7]

Das Hofbrauhaus Berchtesgaden beschäftigte 1980 66 Mitarbeiter und hatte 22 Eigen- und Pachtgaststätten.[6] Von 1989 bis 2008 gehörte die Brauerei zur Spaten-Löwenbräu-Gruppe. Die Spaten-Löwenbräu Gruppe ist wiederum im Jahr 2003 von der belgischen Interbrew-Gruppe übernommen worden. 2004 schloss sich Interbrew mit AmBev zu InBev zusammen.

Seit Ende 2008 gehört das Hofbräuhaus nicht mehr zum Braukonzern, sondern hat drei neue Gesellschafter, die Sedlmayr Grund und Immobilien KGaA, deren persönlich haftenden Gesellschafter und Brauunternehmer Jobst Kayser-Eichberg (bis zu dessen Tod im Juli 2023) und den Berchtesgadener Betriebsleiter der Brauerei, Josef Stangassinger.[8] Die Sedlmayr Grund und Immobilien KGaA hält 2016 49 % der Kapitalanteile.[9]

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als staatseigene Brauerei wurde ihr das Präfix Hof beigegeben, das sich bis heute in Hofbrauhaus Berchtesgaden gehalten hat. Entgegen der offiziellen regionaluntypischen Schreibweise wird es zuweilen dem regionalen Sprachgebrauch entsprechend auch als Hofbräuhaus bezeichnet.

Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allein die Brauerei, die ein komplettes Sortiment, auch alkoholfreier Getränke, anbietet, hat derzeit ca. 30 Mitarbeiter und bildet aus. In der Brauerei werden jährlich ca. 25.000 hl Bier in vier Standardsorten wie Helles und Pils sowie Sonderbrauungen wie z. B. das „Jubiläumsbier“ gebraut, zusammen mit der Handelsware, wie alkoholfreie Getränke, verlassen den Betrieb jährlich rund 55.000 Hektoliter Getränke (Stand: Juli 2000).[10] Hauptvertriebsgebiet sind die Gemeinden Berchtesgaden, Bischofswiesen, Marktschellenberg, Ramsau und Schönau am Königssee.

Das an die Brauerei angeschlossene Bräustüberl wird von einem Pächter betrieben.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Hanser: Geschichtliches vom Hofbrauhaus Berchtesgaden. In: Manfred Hartmann und Albert Scharger: Berchtesgaden in alter Zeit. Berchtesgaden, 1985, S. 104–113 (Hauptquelle)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b A. Helm, Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973, S. 54, 55.
  2. Hofbrauhaus nicht nur ausgebaut, sondern „neu errichtet“ lt. A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. S. 55.
  3. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 157 f.
  4. Manfred Hartmann und Albert Scharger: Berchtesgaden in alter Zeit. S. 106.
  5. a b c d e f Geschichte, online unter hofbrauhaus-berchtesgaden.de
  6. a b Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes, Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1982, ISBN 3-87490-528-4, S. 112.
  7. Impressum der Website des Hofbrauhaus Berchtesgaden, online unter hofbrauhaus-berchtesgaden.de
  8. cw/UK: InBev verkauft Hofbrauhaus Berchtesgaden am 29. November 2008, Berchtesgadener Anzeiger vom 8. Dezember 2008
  9. Sedlmayr KGaA Geschäftsbericht 2015/16, S. 63, abgerufen am 1. April 2017
  10. DM: Gläserklang zum Bläserklang, Berchtesgadener Anzeiger vom 18. Juli 2000

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hofbrauhaus Berchtesgaden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien