Hubert Geissel

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Christian Max Hubert Geissel (* 17. Februar 1891 in Neindorf[1]; † 26. September 1938 in Berlin-Neukölln[2]) war ein deutscher Polizeibeamter.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geissel war ein Sohn des Oberförsters und Amtsvorstehers Christian Geissel und seiner Ehefrau Luise, geborene Schwanecke. Geissel wurde in Schloss Neindorf geboren. Am 10. Februar 1910 legte er das Abiturexamen ab. Anschließend tat er vom 1. April 1910 bis 30. März 1911 ein Jahr lang Dienst als Einjähriger Freiwilliger beim Militär.

Am 20. Juni 1911 trat Geissel als Polizeianwärter in den Polizeidienst ein. Am 2. Januar 1913 wurde Geissel zum Kriminalkommissar auf Probe ernannt und am 1. Juli 1913 zum regulären Kriminalkommissar ernannt

Von 1914 bis 1918 nahm Geissel am Ersten Weltkrieg teil, in dem er ab 28. November 1914 als Feldpolizeikommissar verwendet wurde. Am 27. Januar 1915 erhielt er die Beförderung zum Leutnant der Reserve.

Seit den 1920er Jahren gehörte Geissel der Kriminalpolizei im Berliner Polizeipräsidium (Abteilung IV) an. In dieser Stellung wurde er am 1. August 1932 zum Kriminalpolizeirat befördert.

Im Juli 1933 wurde Geissel ins Geheime Staatspolizeiamt versetzt. Hans Bernd Gisevius behauptet in seinen Memoiren, dass er dort im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum Reichstagsbrand vom Februar 1933 mit der Untersuchung des Falls Adolf Rall befasst gewesen sei. Gisevius berichtet insbesondere, dass Geissel an der Ermordung Ralls, der unliebsame Aussagen zu der Brandaffäre gemacht hatte, beteiligt gewesen sei und dass er kompromittierende Unterlagen, die Rall an seine Mutter geschickt hatte, beschlagnahmt und beiseitegeschafft habe. Während des Reichstagsbrandprozesses war Geissel zusammen mit Arthur Nebe für den Schutz der Angeklagten zuständig.

Im Januar 1934 wurde Geissel, der auch Mitglied der SA und Förderndes Mitglied der SS war, zum Außendienstführer in der Hauptabteilung III B 3 des Gestapa ernannt. Zum 1. April 1934 war er ausweislich des Stellenplanes des Gestapa neben Reinhold Heller, Karl Futh und Konrad Nussbaum einer von vier Beamten im Rang eines Kriminalpolizeirates und damit einer der fünf ranghöchsten Mitarbeiter des Geheimen Staatspolizeiamtes zu diesem Zeitpunkt.

1936 erhielt Geissel die Stellung eines Kriminaldirektors in der Abteilung IV (Abwehramt) des Gestapa. Im Berliner Adressbuch wurde er bis einschließlich 1939 unter der Adresse Elsenstraße 60 aufgeführt.

Aus Geissels Sterbeurkunde geht hervor, dass er am Abend des 26. September 1938 vor dem Hause Wildenbruchstraße 4 in Berlin-Neukölln tot aufgefunden wurde, wobei als Todesursache „Selbstmord durch Erschießen“ verzeichnet wurde. Fritz Tobias zufolge war der Grund, weshalb Geissel sich das Leben nahm, dass sich bei einer Prüfung der Abstammung seiner Ehefrau herausgestellt hatte, dass diese im Sinne der Rassenideologie des NS-Regimes nichtarischer Abstammung war.

Da der auf Geissels Sterberegistereintrag (Sterberegister Berlin-Neuköln I 409/1938) folgende Eintrag (410/1938) sich auf Geissels Ehefrau Maria Geissel bezieht, liegt der Gedanke nahe, dass Geissel und seine Ehefrau gemeinsam aus dem Leben schieden.[3]

Der Berliner Staatsanwaltschaft, die in den 1960er Jahren den Mord an Adolf Rall untersuchte, blieb Geissels Schicksal verborgen, so dass ihre Nachforschungen nach seinem Verbleib ergebnislos verliefen.

Ehe und Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geissel war seit dem 9. August 1938 verheiratet mit Marie Cecilie Gartheis[4]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Hans Schneickert: Einbruch und Diebstahl und ihre Verhütung. Praktische Winke zum Schutz von Eigentum und Leben. 1923.
  • mit Walter Kurz: Hüte Dich! Das Büchlein zur Schadenverhütung. Gegen Vergehen und Verbrechen. 1925.
  • mit Kurt Daluege: Kriminalistik im Zahlungsverkehr. Ein Handbuch für Behörden, Bankinstitute, Handel und Industrie. 1934.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christoph Graf: Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur. Die Entwicklung Der Preussischen Politischen Polizei vom Staatsschutzorgan der Weimarer Republik Zum Geheimen Staatspolizeiamt des Dritten Reiches, Berlin 1983.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Standesamt Neindorf: Geburtsregister für das Jahr 1891.
  2. Landesarchiv Berlin: Namensverzeichnis zum Sterberegister des Standesamtes Neukölln I, S. 139 (Sterbeurkunde Nr. 1938/409).
  3. Landesarchiv Berlin: Digitalisiertes Sterberegister des Standesamtes Berlin-Neuköln I für das Jahr 1938 (S. 139 des Digitalisats).
  4. Standesamt Neukölln I: Heiratsregister für das Jahr 1933, Heiratsurkunde Nr. 646/1933.