Jüdischer Friedhof (Adelebsen)
Der Jüdische Friedhof Adelebsen ist ein jüdischer Friedhof im Flecken Adelebsen im niedersächsischen Landkreis Göttingen. Er ist ein geschütztes Kulturdenkmal.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der 3.918 m² große Friedhof liegt etwa 500 Meter weit außerhalb des Ortes an der nach Westen führenden Offenser Landstraße in einem auf der rechten Seite steil ansteigenden Hang. Auf dem Friedhof befinden sich 229 Grabsteine.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Friedhof wurde von 1733 bis 1948 belegt. Ab 1675 wurden erstmals in Adelebsen jüdische Einwohner in den Kopfsteuerverzeichnissen erwähnt. Die jüdische Gemeinde wurde mit der Zeit größer. Mitte des 19. Jahrhunderts kam wegen des hohen Anteils jüdischer Bewohner im Volksmund die Bezeichnung „Klein Jerusalem“ für Adelebsen auf. 1848 waren zum Beispiel 192 der 1470 Bewohner des Ortes jüdischen Glaubens, was etwa 13 % entsprach. Bis zur Jahrhundertwende sank der Anteil der jüdischen Bevölkerung deutlich. Mit Erstarkung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) nahm der Anteil weiter ab. Im Jahr 1929 wurden Grabsteine umgestoßen. 1942 wurden die letzten zwölf Juden Adelebsens in das Warschauer Ghetto und in das KZ Theresienstadt deportiert. Von diesen kehrte nur Noa Rothschild 1945 als einziger Überlebender zurück. Er starb 1948 und wurde als letzter Angehöriger der jüdischen Gemeinde auf dem Friedhof begraben.
Friedhof und Grabsteine sind 1999 bis 2004 restauriert worden.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Berndt Schaller, Eike Dietert: Im Steilhang. Der jüdische Friedhof zu Adelebsen : Erinnerung an eine zerstörte Gemeinschaft. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2010, ISBN 978-3-941875-14-2 (Digitalisat, abgerufen am 24. Mai 2021)
- Eike Dietert: Adelebsen. In: Herbert Obenaus (Hrsg. in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Band 1 und 2, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-753-5, S. 89–97.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Adelebsen, Im Steilhang 234 Inschriften (1733–1948), auf steinheim-institut.de (Dokumentation der Grabsteine und Inschriften)
- Adelebsen. In: Übersicht über alle Projekte zur Dokumentation jüdischer Grabinschriften auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. hier: Niedersachsen
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Jörn Barke: Friedhof bei Adelebsen. „Herausragendes Zeugnis jüdischer Grabkultur“. In: goettinger-tageblatt.de (Online-Ausgabe). Göttinger Tageblatt, 27. August 2010, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 24. Mai 2021; abgerufen am 24. Mai 2021.
Koordinaten: 51° 34′ 34″ N, 9° 44′ 29,2″ O