Jakob Strebel

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Josef Jakob Strebel (* 8. Januar 1887 in Muri; † 19. Oktober 1965 in Pully) war ein Schweizer Jurist und konservativer Politiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jakob Strebel war der Sohn des Landwirts und Gemeinderats Kaspar Strebel und von dessen Ehefrau Anna (geb. Melliger).

Er war mit Maria, der Tochter des Fürsprechers Julius Beck (1855–1920)[1] und Enkelin von Franz Xaver Beck, verheiratet. Ihr Onkel war der Hochschullehrer und Theologe Joseph Beck.

Strebel wurde in Muri beigesetzt.[2]

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem Strebel das Kollegium Sarnen, das von Benediktinern geleitet wurde, besucht hatte, immatrikulierte er sich zu einem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg im Breisgau und setzte das Studium an der Universität Leipzig sowie 1909[3] an der Universität Zürich und der Universität Bern fort; 1912 promovierte er an der Universität Bern zum Dr. jur.

Von 1913 bis 1921 war er als Rechtsanwalt in Muri tätig, bevor er von 1921 als Nachfolger des verstorbenen Emil Schurter (1864–1921)[4] bis zu seinem Rücktritt 1954[5] als Bundesrichter der 1. und ab 1922 der 2. Zivilabteilung (1939–1940 Präsident der 2. Zivilabteilung) tätig war; von 1937 bis 1938 war er, als Nachfolger von Arthur Couchepin (1869–1941)[6], Präsident des Bundesgerichts; ihm folgte Robert Fazy (1872–1956)[7] als Präsident. Nach seiner Zurruhesetzung war Joseph Plattner (1902–1965)[8] sein Nachfolger am Bundesgericht.

Im Zuge des Wechsels zum Bundesgericht übergab er 1921 seine Rechtsanwaltspraxis an Josef Rüttimann (1887–1975).[9][10]

1913 wurde er Redaktor des Presseorgans Der Freischütz der Katholisch-Konservativen Volkspartei[11] des Bezirks Muri.[12]

Er war von 1929 bis 1949 Dozent für schweizerisches Privatrecht an der Universität Lausanne und seit 1949 Honorarprofessor.

Am Bundesgericht entwickelte er eine enge Freundschaft mit Johann Engeler (1864–1949).[13]

Politisches und gesellschaftliches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1913[14] bis 1921 war Strebel katholisch-konservativer Aargauer Grossrat (1920 Vizepräsident) und vom 27. Januar 1919 bis zum 1. April 1921, als Nachfolger des verstorbenen Jakob Nietlispach, Nationalrat; dort folgte ihm Hans Hilfiker (1892–1967)[15] nach.

Im Nationalrat war er Mitglied der Kommissionen für das Strafgesetzbuch, der Vorlage über die Alters-, Invaliditäts- und Hinterbliebenenversicherung und seit 1920 Präsident der Begnadigungskommission.

Bereits 1920[16] setzte er sich mit der Initiative Rothenberger[17] (siehe Christian Rothenberger) für die Schaffung der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) ein und war von 1939 an bis zur Einführung der AHV, 1948[18], Präsident der Rekurskommission der Ausgleichskassen und der Aufsichtskammer der Wehrmannsausgleichkassen[19].

1927 hielt er die Festrede am Alt-Sarnertag anlässlich des 900. Gründungsjubiläums des Klosters Muri-Gries.

Seit dem 1. Oktober 1945 war er Mitglied der Konsultativen Kommission für die Prüfung der Satzung der Vereinten Nationen.

Er war auch Präsident der Aargauer römisch-katholischen Synode.

Schriftstellerisches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Strebel veröffentlichte sowohl juristische als auch heimatkundliche Schriften.

Orden und Ehrenauszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Strebel wurde 1937 von der Universität Lausanne zum Ehrendoktor ernannt.[20]

Für seine Schrift Des Klosters Muri Kampf und Untergang nahm ihn das Kloster Muri mit Kapitelbeschluss vom 16. Dezember 1954 als frater conscriptus (= zugeschriebener Bruder; gemeint ist ein Laie, der als Mitbruder bei einem Kloster aufgenommen wird) auf.

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Strebel war Mitglied der Schülerverbindung Argovia[21] (siehe Alte Kantonsschule Aarau), und am Kollegium Sarnen, als Mitglied der Studentenverbindung Subsilvania, war er Leibbursche von Alois Baeriswyl (1889–1960).[22]

1956 engagierte er sich im Schweizerischen Verein der Freunde des Freien Ungarns.[23]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Schweizerische Staatsgedanke: Vortrag. In: Die Schweiz im heutigen Europa. Heft 1, Zürich 1938.
  • Kommentar zum Bundesgesetz über den Motorfahrzeug- und Fahrradverkehr.
    • Band 1. Zürich, 1934.
    • Band 2. Zürich, 1938.
  • Schweizerisches Automobilrecht. Zürich 1938.
  • Des Klosters Muri Kampf und Untergang. Luzern 1940.
  • Die Grundlagen unserer Automobil-Haftpflichtversicherung. 1940.
  • Philipp Anton von Segesser 1817–1888. In: Schweizer Juristen der letzten Hundert Jahre. Zürich 1944.
  • Geschiedene Ehen – Erfahrungen und Gedanken eines Richters. Luzern, 1944.
  • Friede in Ordnung und Gerechtigkeit. In: Freiburger Nachrichten. 22. März 1948, S. 1 (Digitalisat).
  • Recht und Unrecht im Alltag. Olten und Freiburg im Breisgau, 1957.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Beck, Julius 2 (1855–1920). In: Élites suisses. Base de données des élites suisses. Abgerufen am 22. Januar 2024.
  2. Die Trauerfeier für alt Bundesrichter Strebel. In: Der Bund. Ausgabe 02. 25. Oktober 1965, S. 2, abgerufen am 22. Januar 2024.
  3. Matrikeledition. Universität Zürich, abgerufen am 22. Januar 2024.
  4. Christian Baertschi: Emil Schurter. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 22. August 2011, abgerufen am 22. Januar 2024.
  5. Rücktritt von Bundesrichter Dr. Strebel. In: Freiburger Nachrichten. 27. November 1954, S. 12, abgerufen am 22. Januar 2024.
  6. Frédéric Giroud, Sabine Kraut: Arthur Couchepin. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 3. März 2004, abgerufen am 22. Januar 2024.
  7. Jean de Senarclens; Elmar Meier: Robert Fazy. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 3. April 2006, abgerufen am 22. Januar 2024.
  8. Erich Trösch: Joseph Plattner. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. Februar 2010, abgerufen am 22. Januar 2024.
  9. Anton Wohler: Josef Rüttimann. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 12. Juli 2010, abgerufen am 22. Januar 2024.
  10. Alt-Regierungsrat J. Rüttimann, Muri, 70 Jahre alt. In: Neue Zürcher Nachrichten. Ausgabe 02. 20. Juli 1957, S. 1, abgerufen am 22. Januar 2024.
  11. Urs Altermatt: Katholisch-Konservative. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 26. November 2014, abgerufen am 22. Januar 2024.
  12. Aargau. Presse. In: Neue Zürcher Nachrichten. 28. Dezember 1912, S. 2, abgerufen am 22. Januar 2024.
  13. Peter Müller: Johann Engeler. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 25. Oktober 2004, abgerufen am 22. Januar 2024.
  14. Aargauische Großratswahlen. In: Neue Zürcher Nachrichten. Ausgabe 02. 3. März 1913, S. 1, abgerufen am 22. Januar 2024.
  15. Andreas Steigmeier: Hans Hilfiker. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 9. November 2006, abgerufen am 22. Januar 2024.
  16. Aus der Bundesversammlung. Nationalrat. Initiative Rothenberger. In: Neue Zürcher Zeitung. Ausgabe 03. 29. April 1920, S. 1, abgerufen am 22. Januar 2024.
  17. Initiative Rothenberger. In: Gewerkschaftliche Rundschau für die Schweiz. Band 17, Heft 5. 1925, S. 51, abgerufen am 22. Januar 2024.
  18. Nach dem Inkrafttreten der AHV. In: Neue Zürcher Nachrichten. 9. Januar 1948, S. 2, abgerufen am 22. Januar 2024.
  19. Erhöhung des Lohnersatzes für alleinstehende Wehrmänner. In: Freiburger Nachrichten. 22. Juli 1941, S. 3, abgerufen am 22. Januar 2024.
  20. Ehrendoktoren der Universität Lausanne. In: Neue Zürcher Nachrichten. Ausgabe 02. 7. Juni 1937, S. 2, abgerufen am 22. Januar 2024.
  21. «Argovia»-Versammlung in Muri (Aargau). In: Neue Zürcher Nachrichten. Ausgabe 02. 23. September 1910, S. 2, abgerufen am 22. Januar 2024.
  22. Streiflichter aus dem Leben Staatsrat Baeriswyls. In: Freiburger Nachrichten. 23. Februar 1960, S. 3, abgerufen am 22. Januar 2024.
  23. Schweizerischer Verein der Freunde des freien Ungarns FFU. In: Der Bund. Ausgabe 02. 11. November 1956, S. 24, abgerufen am 22. Januar 2024 (Anzeige).