„Jean Paul Marat“ – Versionsunterschied

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=== Kindheit und seine frühen Jahre ===
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Marat wurde am 24. Mai 1743 als zweites von sieben Kindern in Boudry im Fürstentum Neuenburg geboren, das als [[Zugewandter Ort]] mit der [[Alte Eidgenossenschaft|Schweizerischen Eidgenossenschaft]] assoziiert war und zu dieser Zeit von der preußischen Königsfamilie der [[Hohenzollern]] regiert wurde. Sein Vater wurde bei der Registrierung seines Sohnes als „Jean Mara“ eingetragen<ref>Félix Bovet: „''Jean-Paul Marat''.“ In: „''Le Quérard, archives d'histoirelittéraire de biographie et de bibliographie française''“, Band II, Paris 1856, Seite 463.</ref>, in den Bibliographien wird er auch „Jean-Baptiste Mara“ genannt<ref>so bei Jean Massin, Marat, Paris 1960, S. 12.</ref>. 1753 zog die Familie nach Yverdon, wo der Vater in einer Tuchfabrik als Zeichner arbeitete. 1755 zog man nach Neuchâtel weiter, wo der Vater nunmehr als Fremdsprachenlehrer tätig wurde. Hier fügte er seinem Namen das Schluss-“t“ an. Den dadurch französisch klingenden Nachnamen „Marat“ übernahm nun auch der Sohn Jean Paul<ref>Biografische Details des Vaters siehe bei Jean Massin, Marat, Paris 1960, S. 13</ref>.
Marat wurde am 24. Mai 1743 als zweites von sieben Kindern in Boudry im Fürstentum schandelah geboren, das als [[Zugewandter Ort]] mit der [[Alte Eidgenossenschaft|Schweizerischen Eidgenossenschaft]] assoziiert war und zu dieser Zeit von der preußischen Königsfamilie der [[Hohenzollern]] regiert wurde. Sein Vater wurde bei der Registrierung seines Sohnes als „Jean Mara“ eingetragen<ref>Félix Bovet: „''Jean-Paul Marat''.“ In: „''Le Quérard, archives d'histoirelittéraire de biographie et de bibliographie française''“, Band II, Paris 1856, Seite 463.</ref>, in den Bibliographien wird er auch „Jean-Baptiste Mara“ genannt<ref>so bei Jean Massin, Marat, Paris 1960, S. 12.</ref>. 1753 zog die Familie nach Yverdon, wo der Vater in einer Tuchfabrik als Zeichner arbeitete. 1755 zog man nach Neuchâtel weiter, wo der Vater nunmehr als Fremdsprachenlehrer tätig wurde. Hier fügte er seinem Namen das Schluss-“t“ an. Den dadurch französisch klingenden Nachnamen „Marat“ übernahm nun auch der Sohn Jean Paul<ref>Biografische Details des Vaters siehe bei Jean Massin, Marat, Paris 1960, S. 13</ref>.
In der Literatur wird der Vater je nach Sprache Giovanni Mara, Juan Salvador Mara oder Jean Marat genannt. Er war in Cagliari auf Sardinien geboren; seine Mutter, Louise Cabrol, stammte aus der ebenfalls mit der Eidgenossenschaft verbundenen Stadtrepublik Genf.
In der Literatur wird der Vater je nach Sprache Giovanni Mara, Juan Salvador Mara oder Jean Marat genannt. Er war in Cagliari auf Sardinien geboren; seine Mutter, Louise Cabrol, stammte aus der ebenfalls mit der Eidgenossenschaft verbundenen Stadtrepublik Genf.



Version vom 6. Dezember 2011, 10:18 Uhr

Jean Paul Marat (1824)

Jean Paul Marat (* 24. Mai 1743 in Boudry, Fürstentum Neuenburg, heute Kanton Neuchâtel, Schweiz; † 13. Juli 1793 in Paris) war Arzt, Naturwissenschaftler, Autor, Verleger und Journalist in der Zeit der Aufklärung. Er gilt als einer der radikalsten Führer der Französischen Revolution auf Seiten der Jakobiner.

Leben

Kindheit und seine frühen Jahre

Marat wurde am 24. Mai 1743 als zweites von sieben Kindern in Boudry im Fürstentum schandelah geboren, das als Zugewandter Ort mit der Schweizerischen Eidgenossenschaft assoziiert war und zu dieser Zeit von der preußischen Königsfamilie der Hohenzollern regiert wurde. Sein Vater wurde bei der Registrierung seines Sohnes als „Jean Mara“ eingetragen[1], in den Bibliographien wird er auch „Jean-Baptiste Mara“ genannt[2]. 1753 zog die Familie nach Yverdon, wo der Vater in einer Tuchfabrik als Zeichner arbeitete. 1755 zog man nach Neuchâtel weiter, wo der Vater nunmehr als Fremdsprachenlehrer tätig wurde. Hier fügte er seinem Namen das Schluss-“t“ an. Den dadurch französisch klingenden Nachnamen „Marat“ übernahm nun auch der Sohn Jean Paul[3]. In der Literatur wird der Vater je nach Sprache Giovanni Mara, Juan Salvador Mara oder Jean Marat genannt. Er war in Cagliari auf Sardinien geboren; seine Mutter, Louise Cabrol, stammte aus der ebenfalls mit der Eidgenossenschaft verbundenen Stadtrepublik Genf.

Durch eine Hautkrankheit (Skrofulose, mit einem heftigen Juckreiz verbunden) bedingt, musste Marat mit Entstellungen umgehen. Als er sechzehn Jahre alt wurde, verließ er die Schweiz und wanderte allein nach Bordeaux in Frankreich aus und studierte dort Medizin. Um sein Überleben zu sichern, arbeitete er für den vornehmen Reeder Jean-Paul Nairac.[4] 1762 zog er nach Paris, wo er drei Jahre blieb und an der Universität Vorlesungen in Medizin, Physik und Philosophie besuchte. Wegen seiner Erfolge bei der Heilung von Gonorrhoe konnte er sich als Arzt einen Namen machen.[4]

Danach zog es ihn nach England. Zehn Jahre lang praktizierte er als Arzt in London, Newcastle und Dublin.[4] In England wurde er Freimaurer; am 15. Juli 1774 stellte man ihm ein Großlogen-Zertifikat aus, das von James Heseltine, dem Großsekretär, unterzeichnet war. Später wurde er Mitglied der Loge La Bien Aimee in Amsterdam.[5] Etwa im Jahr 1762 schrieb Jean Paul Marat sein erstes Buch „Lettres Polonaises (Polnische Briefe)", das aber nicht veröffentlicht wurde[6]. Auch der 1771 in London fertig gestellte Roman „Les Aventures du jeune Comte Potowski – un Roman de Cœur (Die Abenteuer des jungen Grafen Potowski – ein Herzensroman)" blieb zu seinen Lebzeiten unveröffentlicht[7]. Der Roman enthält auch Gedanken zum Strafrecht[8], die Marat später in seinem „Plan de législation criminelle“ (Plan einer Strafgesetzgebung) wieder aufgreift.

Wissenschaftler und Physiker

Marats erstes veröffentlichtes Werk erschien 1772 als „An Essay on the human soul (Eine Untersuchung über die menschliche Seele)". Es wurde 1773 erneut publiziert als Teil seiner Abhandlung „A philosophical essay on man“ (Eine Philosophische Studie über den Menschen[9]). Drei Jahre später veröffentlichte Marat in England eines seiner berühmtesten Werke: Chains of slavery (übers. „Ketten der Sklaverei“)[10]. Am 30. Juni 1775 erhielt Marat einen akademischen Titel in Medizin an der St. Andrews University in Schottland.[11]

Im Juni 1777 kehrte er wieder nach Frankreich zurück und wurde Arzt bei der Leibgarde des Grafen von Artois, des jüngsten Bruders Ludwigs XVI.

Dort führte er einige Experimente mit Feuer, Licht und Elektrizität durch. Er schrieb Bücher über die Elektrizität[12], das Feuer[13],, das Licht[14], die Optik[15], wobei er mit seinem intoleranten, aggressiven Stil so heftige Gegenkritiken auf sich zog, dass sogar Johann Wolfgang von Goethe sich veranlasst sah, ihn in Schutz zu nehmen[16]. 1779 veröffentlichte er ein Buch über seine neuen Erkenntnisse in der Physik. Weitere Bücher über Physik, Theorie der Politik, Recht und Physiologie folgten in den folgenden Jahren. Im Jahre 1783 beendete Marat seine erfolgreiche medizinische Laufbahn und widmete sich voll und ganz den Naturwissenschaften.

Eintritt in die Politik

Gleichzeitig mit seinen naturwissenschaftlichen Studien befasste er sich mit Politik und Recht und beteiligte sich an einem 1777 von der Société économique de Berne veranstalteten Preisausschreiben zur Reform des Strafrechts[17] mit einem 1780 herausgegebenen Plan einer Kriminalgesetzgebung.[18] Die erste Auflage wurde vermutlich durch die Zensurbehörde beschlagnahmt, die weiteren Auflagen blieben unbeachtet.[19] Dennoch ist dieses Werk insofern bemerkenswert, als die Forderungen Marats nach einem humanen und sozialen Straf- und Strafverfahrensrecht in drastischem Gegensatz zu seinen späteren Forderungen standen, den „Feinden des Volkes“ zu Hunderten die Köpfe abzuschlagen.

Im Juli 1788 fühlte sich Marat sterbenskrank[20] und schrieb deshalb sein Testament. Er bat einen Freund, den Uhrmacher Abraham Louis Breguet, ihn am Totenbett seelisch zu unterstützen und alle seine Manuskripte an eine Akademie für Wissenschaften zu schicken. Angeblich erzählte ihm Abraham am Totenbett von den revolutionären Ereignissen. Dies soll bei ihm einen so großen Eindruck hinterlassen haben, so der Mythos, dass sich sein Gesundheitszustand besserte und er fortan die Revolution mit voller Kraft und allen Mitteln unterstützte.

Schon im Februar 1789 veröffentlichte er eine „Offrande à la Patrie“ (Opfergabe an das Volk), in der er sich an den Dritten Stand richtet, um dessen Position gegenüber „unseren Feinden“ (den beiden übrigen Ständen) mit einer neuen Verfassung zu stärken. Die Schrift blieb unbeachtet, eine Ergänzung wurde beschlagnahmt. Im Juli oder August 1789 versuchte er es erfolglos mit einer ersten Zeitung, dem „Moniteur patriote“ (Patriotischer Anzeiger). Mehr Erfolg hatte er mit der ab 12. September 1789 herausgegebenen Zeitung „Publiciste Parisien“ (Pariser Blatt), die er von der 6. Nummer an in „Ami du Peuple“ (Freund des Volkes) umbenannte. Diese Zeitung war eine einflussreiche und von den politischen Gegnern gefürchtete radikale Zeitung Frankreichs, die manchmal zweimal am Tag erschien. Sie war die Stimme des revolutionären Volkes. Marat griff darin mit scharfen Worten alle gemäßigten Girondisten an und besonders die Bourgeoisie in der Nationalversammlung.

Er bezeichnete alle wirklichen und angenommenen Gegner der Revolution als Verräter und Volksfeinde, veröffentlichte deren Namen in seiner Zeitung und lieferte sie der Rache des Volkes aus. Die Heftigkeit seiner Kritiken führte dazu, dass am 6. Oktober 1789 ein Haftbefehl des Châtelet-Gerichts gegen ihn erlassen wurde. Man versuchte, ihn zu verhaften, was am 12. Dezember 1789 auch gelang; jedoch wurde er nach einem Verhör wieder freigelassen.[21] Als man im Januar 1790 zweimal erneut – teils unter Aufbietung hunderter von Soldaten[22] – versuchte, ihn zu verhaften, floh er nach England, kehrte aber im Mai 1790 wieder nach Frankreich zurück. Nun befürwortete er die Enthauptung von 500 bis 600 Gegnern. Im September 1790 forderte er 10.000 Opfer[23], im Januar 1791 sogar 100.000[24]. Er wurde von den Behörden gesucht, schaffte es aber, seine Zeitung – wenn auch mit Unterbrechungen – weiter herauszugeben und sich trotzdem in Paris verborgen zu halten. Erst im Dezember 1791 nahm er „endgültig“ Abschied von seinen Lesern, um nach London abzureisen, wurde aber schon im Februar 1792 wieder in Paris gesehen. Nach dem Sturz der Monarchie im August 1792 schloss sich Marat den radikalen Jakobinern an und wurde, mit großer Unterstützung des Volkes, ein einflussreicher Delegierter des Nationalkonvents und der Präsident der Jakobinischen Partei.

Die Septembermorde 1792 gegen Unabhängige und Royalisten hat er in seinem „Ami du Peuple“ begrüßt, aber als sie ausbrachen, war er selbst davon überrascht. Alle Versuche der Historiker, ein Indiz für seine Verantwortlichkeit an den Mordtaten zu finden, gingen ins Leere: Seine Beteiligung scheint sich in der Abfassung einer Resolution zu erschöpfen sowie dem vergeblichen Bemühen, Unschuldige vor den Ausschreitungen zu retten[25]. So gering seine unmittelbare Beteiligung am politischen Geschehen gewesen zu sein scheint, so stark war allerdings sein mittelbarer Einfluss auf die zu Bluttaten bereite revolutionäre Stimmung, die er im „Ami du Peuple“ ständig unterstützte.

Charlotte Corday und das Attentat

Jacques-Louis David: Der Tod des Marat, 1793, Königliches Kunstmuseum, Brüssel

Nachdem die gemäßigten Girondisten von der radikalen jakobinischen Bergpartei verdrängt worden waren, entschied sich Charlotte Corday, eine Anhängerin der Girondisten, dazu, das Blutregime der Jakobiner zu beenden. Sie wollte die treibende Kraft, die hinter den Septembermorden und der Vernichtung der Girondisten steckte, damit also den Hauptverantwortlichen für die Schreckensherrschaft, zur Rechenschaft ziehen.

Sie entschloss sich zu einem Attentat auf den Führer der Jakobiner, Jean Paul Marat, dessen Einfluss sie weit überschätzte, und fuhr in einer Postkutsche nach Paris, wo sie ein Küchenmesser mit einer 20 cm langen Klinge erstand. Eigentlich wollte sie ihn am 14. Juli, dem Jahrestag des Sturms auf die Bastille, in der Öffentlichkeit erstechen. Doch Marat war wegen seines quälenden Hautleidens (Skrofulose) an das Haus gebunden. Unter dem Vorwand, dass sie einige Girondisten aus ihrer Heimatstadt Caen, einer Hochburg der Konterrevolution, denunzieren wolle, suchte sie Marat am 13. Juli 1793 auf, erhielt jedoch keinen Einlass durch Simone Evrard, Marats Lebensgefährtin. Sie fuhr zurück in ihr Hotel, kündigte ihren Besuch schriftlich an und kehrte noch am selben Tag zurück zu Marats Wohnung, ohne Antwort erhalten zu haben.

Santiago Rebull: Der Tod des Marats, 1875

Im Badezimmer stach sie ihm nach einem kurzen Gespräch heftig in Hals und Brust (in der Nähe des Schlüsselbeins), wobei sie so stark zustieß, dass die Aorta ebenfalls zerrissen wurde und Marat sofort tot war. Ein herbeieilender Redakteur des Ami du Peuple soll Corday niedergeschlagen haben, woraufhin sie festgenommen wurde. Zu keinem Zeitpunkt leistete sie Widerstand. Am 17. Juli 1793 wurde sie guillotiniert. Durch ihre Tat wurde Marat zunächst noch mehr zu einem Helden und Märtyrer. Corday selbst erlangte durch den Mord den Status einer Märtyrerin der Konterrevolution.

Jean Paul Marat wurde am 16. Juli 1793 unter den Bäumen des Kreuzganges des ehemaligen Couvent des Cordeliers beigesetzt, Ende September 1794 exhumiert und im Panthéon bestattet. Von dort wurde der Sarg im Jahr 1795 auf den Friedhof der Pfarrkirche Saint-Étienne-du-Mont befördert.

Das Attentat bildet den Stoff des Dramas Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade (uraufgeführt 1964) von Peter Weiss.

Politische Schriften

Im Mai 1774 erschien anonym in London ein Werk mit dem Titel: The Chains of Slavery. Es war zuvor im London Magazine, im Gentleman’s Magazine, im Public Advertiser und im Scot’s Magazine angekündigt worden. Es wurde hernach im Critical Review und im London Magazine positiv besprochen; mit ein paar Zeilen im Juni ebenfalls im Monthly Review. Im Mai 1774 schrieb Marat an John Wilkes, damals Symbolfigur der Opposition, um sich und sein Werk in die Tagespolitik Englands einzubringen. Ebenso widmete der Autor sein Werk verschiedenen „patriotischen“ Gesellschaften. Aber erst in einem Adressschreiben an Camille Desmoulins vom 4. Mai 1791 hat sich Marat als Autor zu erkennen gegeben.

Der Wunsch, sein in England erschienenes Werk den Franzosen bekannt zu machen, gibt Marat zum ersten Male im berühmten Plakat Marat, l’Ami du Peuple, à Louis-Philippe-Joseph d’Orléans, prince français am 10. August 1792 bekannt. Mitte Oktober 1792 kündigt er dann die französische Ausgabe in einem Prospekt an. Absicht ist, durch die Publikation seiner politischen Schriften dem französischen Leser die theoretischen Grundlagen seiner Tagespolitik mitzuteilen. Zwischen der englischen und der französischen Ausgabe des Werkes existieren sowohl Kontinuität wie auch Brüche.[26]

Marats philosophischer Ausgangspunkt ist ein politischer Defätismus: Der Mensch ist frei geboren, aber überall ist er in Fesseln, wird er von Despoten unterdrückt. Die Fesseln abzuwerfen, ist möglich, bedarf aber äußerster Anstrengungen und Misstrauen gegen die Intrigen der Despoten. Denn der Rückfall in die Barbarei ist stets eine reale Möglichkeit; die Freiheit kann nur im Kampf gegen die geschichtlich dominante Tendenz zur Unfreiheit errungen werden. Das gilt ebenfalls für jede Phase der Französischen Revolution, die sich für Marat eher als eine Geschichte der Gegenrevolution erweist. Denn diejenigen, die zu einem jeweiligen Zeitpunkt die Herrschaft erlangt haben, geben dem Volk die Freiheit nur dem äußeren Scheine nach; tatsächlich aber versuchen sie, das Volk einzulullen oder den Parteienhader so weit zu treiben, dass es die Lust an der Freiheit verliert und sich nach einem Despoten zurücksehnt.[27]

Das Kunstwerk von Jacques-Louis David

Siehe Hauptartikel "Der Tod des Marat"

Jacques-Louis David überreichte vier Monate nach dem Mord an Marat dem Konvent sein Gemälde und ließ es an der Stirnseite des Saales aufhängen. Dazu hielt er eine Rede, in der er seine Gefolgsleute zur Rache aufrief. Das Bild wurde auf Beschluss des Konvents als Stich vervielfältigt. Nach dem Sturz der Jakobiner erging die Regelung, dass Bildnisse der Revolutionshelden nur noch ausgestellt werden dürften, wenn mehr als 10 Jahre seit ihrem Ableben vergangen seien. In der nachnapoleonischen Restaurationszeit musste David das Gemälde mit Bleiweiß übertünchen, um es vor Verfolgungen zu schützen. Nach dem Tod des Künstlers lehnte die französische Regierung 1826 den Erwerb des Bildes ab, und auch 11 Jahre später scheiterte der Versuch der Erben, das Bild dem französischen Nationalmuseum anzubieten. 1893 vermachte der Neffe Jacques-Louis Davids, vermutlich aus Dankbarkeit über die freundliche Aufnahme seines Onkels in Brüssel, das Bild dem dortigen Königlichen Museum.

Nachwirken

Werke

  • Jean-Paul Marat: Œuvres politiques 1798 – 1793. Texte et guide de lecture préparés par Jacques De Cock et Charlotte Goëtz. Pole Nord, Bruxelles 1989
  • L'ami du peuple. Skizzen aus Marats journalistischem Leben. Hoffmann & Campe, Hamburg 1846
  • Jean-Paul Marat: Les Chaînes de l’Esclavage (1793). The Chains of Slavery (1774). Édition française confrontée au texte original anglais. Présentée par Charlotte Goëtz et Jacques De Cock. Pole Nord Bruxelles 1995. ISBN 2-930040-11-4. / Les chaînes de l'esclavage. Union Générale d'Ed., Paris 1988, ISBN 2-264-01268-4
  • Entdeckungen über das Licht deutsche Übersetzung von 1783, digitalisiert auf books.google.de
  • Ausgewählte Schriften. Rütten & Loening, Berlin 1954
  • Ich bin das Auge des Volkes. Ein Portrait in Reden und Schriften. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1987

Literatur

  • Alfred Bougeart: L'Ami du peuple. Librairie Internationale, Paris 1865
  • François Chèvremont: Jean-Paul Marat: esprit politique, accompagné de sa vie scientifique, politique et privée. chez l'auteur, Paris 1880
  • Louis Gottschalk: A Study of Radicalism. New-York, London 1927
  • Louis Gottschalk: The Life of Jean Paul Marat. Girard, Kansas 1923
  • Charles Reber: Un homme cherche la liberté: Jean-Paul Marat. Editions a la Baconnière, Boudry-Neuchâtel 1950
  • La Mort de Marat. (dir.: Jean-Claude Bonnet), Flammarion, Paris 1986
  • Ernest Kriwanec: Jean-Paul Marat: fremd unter Fremden. Karolinger, Wien 1986, ISBN 3-85418-027-6
  • Jacques Guilhaumou: 1793. La mort de Marat. Complexe, Bruxelles 1989
  • Ian Germani: Jean-Paul Marat: hero and anti-hero of the French Revolution. Lewiston, Mellen 1992, ISBN 0-7734-9505-3
  • Olivier Coquard: Marat. Fayard, Paris 1993
  • Marat, homme de science?. Le Plessis-Robinson, Synthélabo, Les Empêcheurs de penser en rond, 1993
  • Jean-Paul-Marat: Œuvres Politiques 1789-1793 (10 volumes), textes et guide de lecture établis par Jacques De Cock et Charlotte Goëtz. Editions Pôle Nord, Bruxelles 1989-1995
  • Charlotte Goëtz: Marat en famille: la saga des Mara(t). (2 vol.), Editions Pôle Nord, "Chantiers Marat 7-8", Bruxelles 2001
  • Charlotte Goëtz: "Plume de Marat" - "Plumes sur Marat", (pour une bibliographie générale), (2 vol.), Editions Pôle Nord, "Chantiers Marat 9-10", Bruxelles 2006
  • Friedrich Lohmann: "Jean Paul Marat und das Strafrecht in der französischen Revolution". Bonner Rechtswissenschaftliche Abhandlungen. Herausgegeben von der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn. Band 59. Ludwig Röhrscheid Verlag, Bonn 1963.
  • Jean Massin: „Marat“ Club français du livre, Paris 1960, 302 pages (rééd. Alinéa, 1988, 308 pages), Seite 12.

Einzelnachweise

  1. Félix Bovet: „Jean-Paul Marat.“ In: „Le Quérard, archives d'histoirelittéraire de biographie et de bibliographie française“, Band II, Paris 1856, Seite 463.
  2. so bei Jean Massin, Marat, Paris 1960, S. 12.
  3. Biografische Details des Vaters siehe bei Jean Massin, Marat, Paris 1960, S. 13
  4. a b c Himmelsstürmer: Zwölf Portraits S. 28ff, Alex Capus, Knaus-Verlag. ISBN 978-3-8135-0314-2
  5. William R. Denslow, Harry S. Truman: 10,000 Famous Freemasons from K to Z. Kessinger Publishing, ISBN 1-4179-7579-2.
  6. unveröffentlicht, erhalten in englischer Übersetzung als „Polish letters, translated from the original unpublished manuscript“, 2 Bände, Boston 1904. Er lehnte sich dabei an die damals populären „Lettres persanes“ (persische Briefe) von Montesquieu an, mit erster gedanklicher Sichtung von Begriffen wie „Naturzustand“, „Gesellschaftsvertrag“ u.a.
  7. Dies Werk wurde erst posthum veröffentlicht als „Aventures du jeune Comte Potowski. Un Roman de Cœur, publié pour la première fois, en son entier, d' après le manuscript autographe et précédé d'un notice littéraire, par le bibliophile Jacob (=Paul Lacroix)“, Paris 1848.
  8. (Ausgabe Lacroix, Band 2, Seite 34f.)
  9. An Essay on the Human Soul, London 1772, im Folgejahr Teil von „A Philosophical Essay on Man, being an attempt to investigate the principles and laws of reciprocal influences of the soul and body“, 2 Bände, London 1773, französische Version (De l’homme ou les principes et les loix de l’influence de l’âme sur le corps et du corps sur l’âme) Amsterdam 1775 und 1776, deutsche Übersetzung bei VCH, Acta Humaniora, Weinheim 1992.
  10. Die „Chains of slavery“ (Die Ketten der Sklaverei) wurden in London im Jahre 1774 veröffentlicht, in Paris in französischer Fassung (Les chaînes de l’esclavage) im Jahre 1792.
  11. Der ihm erteilte „akademische Titel in Medizin“ der St. Andrews University war der „doctor in medicine“. Promotionsurkunde bei Augustin Cabanès, Marat inconnu, Paris 1891, Seite 64; er erhielt ihn vermutlich ohne eine Prüfung auf Fürsprache zweier angesehener Ärzte. Das war ein damals bei der Universität St. Andrews übliches Verfahren, siehe Gérard Walter, Marat, Paris 1933, Seite 43 und Louis R. Gottschalk, Jean-Paul Marat, A study in radicalism, London 1902.
  12. Découvertes sur le feu, l’électricité et la lumière, Paris 1779, ferner Recherches physiques sur l’électricité, Paris 1782, deutsche Übersetzung Leipzig 1784.
  13. Recherches physiques sur le feu, Paris 1780, deutsche Übersetzung Leipzig 1782.
  14. Découvertes sur la lumière, London und Paris 1780, deutsche Übersetzung Leipzig 1784.
  15. Notions élementaires d’optique, Paris 1784, ferner 1787: Optique de Newton, traduction nouvelle (anonym), 2 Bände, Paris 1787.
  16. „Ein Muster, wie ein grimmassierend böser Wille sich gebärdet, um etwas, das sich nicht ganz verneinen lässt, wenigstens zu beseitigen“ schrieb Goethe über die Kritiker Marats, In: Goethes Werke, II. Absatz, 4. Band, Weimar 1894, Seite 225 (Farbenlehre, historischer Teil).
  17. Der Wortlaut des Preisausschreibens wird bei Gérard Walter, Marat, Paris 1933, auf Seite 61 wiedergegeben.
  18. Plan de législation en matière criminelle, Neuchâtel 1780; weitere Auflagen 1782, 1790 und 1795. 1955 wurde eine deutsche Übersetzung veranlasst und herausgegeben: Plan einer Criminalgesetzgebung, mit einem Vorwort zur russischen Ausgabe von A.A. Herzenson, Berlin 1955.
  19. Einzelnachweise bei Friedrich Lohmann, Jean Paul Marat und das Strafrecht in der französischen Revolution, Bonn 1963, Seite 93ff.
  20. Lettre au Président de l’Assemblée nationale, April 1790.
  21. Von Marat selbst beschrieben in „Ami du Peuple“ Nr. 71 vom 19. Dezember 1789.
  22. Louis R. Gottschalk, Jean Paul Marat, A study in radicalism, London 1927, Seite 61.
  23. Ami du Peuple Nr. 223 vom 17. September 1790.
  24. Ami du Peuple Nr. 356 vom 30. Januar 1791.
  25. Ausführlichere Hinweise und Zitate bei Friedrich Lohmann, Jean-Paul Marat und das Strafrecht in der französischen Revolution, Bonn 1963, Seite 134, Fußnote 11.
  26. Des “Chains” aux Chaînes”. In: Jean-Paul Marat: Les Chaînes de l’Esclavage (1793). The Chains of Slavery (1774). Édition française confrontée au texte original anglais. Présentée par Charlotte Goëtz et Jacques De Cock. Pole Nord Bruxelles 1995. ISBN 2-930040-11-4. S. XXVII-XLII.
  27. Introduction. Jean-Paul Marat et l'Esprit du Politique. In: Jean-Paul Marat: Les Chaînes de l’Esclavage (1793). The Chains of Slavery (1774). Édition française confrontée au texte original anglais. Présentée par Charlotte Goëtz et Jacques De Cock. Pole Nord Bruxelles 1995. ISBN 2-930040-11-4. S. XV-XXVI.
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