Joybubbles

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Joybubbles (* 25. Mai 1949 in Richmond, Virginia; Geburtsname Josef Carl Engressia, Jr.; † 8. August 2007 in Minneapolis) gilt als der vielleicht erste Phreaker und ist in diesem Zusammenhang unter den Spitznamen The Whistler und High Rise Joe bekannt. Er änderte seinen bürgerlichen Namen 1991 zu Joybubbles.

Von Geburt an blind, hatte Joybubbles das absolute Gehör. Er hatte seit seinem vierten Lebensjahr eine Schwäche für Telefone und mochte es, unbelegte Telefonnummern anzuwählen, nur um sich die Fehlermeldung anzuhören. Einmal begann er einen Ton zu pfeifen, während er die Meldung hörte; die Verbindung wurde unterbrochen. Das wiederholte sich. Als er daraufhin AT&T anrief, erklärte ihm ein Ingenieur, dass Töne von 2600 Hz dazu benutzt würden, den Telefonvermittlungsanlagen Anweisungen zu geben. So lernte Joe, das Telefonnetz zu manipulieren, und begründete mit diesem Wissen jene Form des Hackens, die inzwischen unter der Bezeichnung Phreaking (Manipulationen des Telefonverkehrs, Telefongebührenbetrug) bekannt ist. Es wird erzählt, dass Phreaker aus aller Welt Joe anriefen, um ihre Blue Boxes auf die richtige Tonhöhe zu stimmen.

Sein Spitzname war „The Whistler“, weil es ihm gelang, kostenlos zu telefonieren, indem er einfach pfiff, was ihm weithin Bewunderung eintrug.

Engressia studierte Ende der 1960er-Jahre an der University of South Florida (USF), wurde jedoch der Universität verwiesen, nachdem er dabei erwischt worden war, Telefonanrufe, die er sich gebührenfrei zu erschleichen verstand, Freunden für einen Dollar pro Anruf vermittelt zu haben.[1][2] Kurz darauf wurde er jedoch rehabilitiert und schloss sein Studium mit einem akademischen Grad im Studienfach Philosophie ab.[3] Er selbst behauptete, er habe einen IQ von 172 gehabt.[1] Joe Engressia wurde später Störungssucher im Netzwerkzentrum der Firma Mountain Bell in Denver, hatte aber in seinem ganzen Leben nie eine berufliche Tätigkeit von Rang und lebte schließlich von einer Erwerbsunfähigkeitsrente.

Im Mai 1988, als Engressia 39 Jahre alt war, entschloss er sich, Kind zu sein, und bestand seitdem darauf, er sei fünf Jahre alt. 1991 änderte er zudem seinen Namen von Joe Engressia in Joybubbles (Minneapolis civil court file 91-11464). Zu beiden Entscheidungen habe beigetragen, so erklärte Joybubbles in verschiedenen Interviews, dass er im Kindesalter von einer Lehrerin an einer Blindenschule in New Jersey (USA), einer Nonne, sexuell missbraucht worden sei;[4] durch die Namensänderung wolle er seine Vergangenheit, insbesondere jenen Missbrauch, hinter sich lassen:

“[…] I kind of missed childhood. I had sexual abuse and stuff. I need healing, so I’m having my childhood now. I’m 5 years old forever.”

„Ich habe quasi die Kindheit verpasst. Ich wurde sexuell missbraucht und so. Ich brauche Heilung, also nehme ich meine Kindheit jetzt. Ich bin 5 Jahre alt für immer.“[5]

Joybubbles bot in wöchentlichem Abstand über die US-amerikanische Telefonnummer 206-FEELING eine Erzählung an und nannte dieses telefonische Angebot „Stories and Stuff“.

Steve Wozniak, einer der Gründer der Computerfirma Apple, erwähnt in seinem Buch iWoz, Joybubbles habe ihn zu Beginn seiner Jahre auf dem College inspiriert.[6]

Joybubbles lebte seit 1982 in Minneapolis und starb am 8. August 2007 im Alter von 58 Jahren in seiner dortigen Wohnung an einer Herzinsuffizienz.[7][8]

“When you’re playing and you’re just you, powerful things happen.”

„Wenn du spielst und ganz du selber bist, geschehen gewaltige Dinge.“

Joybubbles[9]
  • Katie Hafner, John Markoff: Cyberpunk. Die Welt der Hacker. 1. Auflage. Econ-Taschenbuch-Verlag, Düsseldorf/Wien 1993, ISBN 3-612-26035-9, S. 23 (amerikanisches Englisch: Cyberpunk. Übersetzt von Gabriele Herbst).
  • Philip D. Lapsley: Exploding the Phone. The Untold Story of the Teenagers and Outlaws Who Hacked Ma Bell. 1. Auflage. Grove Press, New York 2013, ISBN 978-0-8021-2061-8 (englisch, Mit einem Vorwort von Steve Wozniak.).

Einzelnachweise

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  1. a b Genius phone hacker dead at 58. In: „United Press International“. 21. August 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Januar 2008; abgerufen am 23. August 2007 (englisch).
  2. Douglas Martin: Joybubbles, 58, Peter Pan of Phone Hackers, Dies. New York Times, 20. August 2007; abgerufen am 7. Mai 2011: „He was disconnected from college after being caught making calls for friends at $1 a call“.
  3. Blind Whistling Phreaks and the FBI’s Historical Reliance on Phone Tap Criminality. 30. Juni 2008, abgerufen am 18. Juli 2012.
  4. A Conversation with Joybubbles. With Joybubbles, John Fail, and Chris Strunk. In: „University of Pittsburgh“. 9. Mai 1998, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. November 2006; abgerufen am 12. Juli 2012.
  5. Gene Collier: There’s Martin Luther King, and there’s Gandhi … and there’s Fred Rogers. In: „Pittsburgh Post-Gazette“. 9. März 2003, abgerufen im Jahr 2010: „[…]‘I kind of missed childhood. I had sexual abuse and stuff. I need healing, so I’m having my childhood now. I’m 5 years old forever.’ Joybubbles said he'd only recently remembered being sexually abused as a small child at a school for the blind in New Jersey. His mother, who lives in Florida, denies any knowledge of his sexual abuse, but in 1991, Joybubbles changed his name specifically for that reason. ‘I went to court and rendered the name I was abused under null and void forever,’ he said. ‘I never have to say it again.’“
  6. Steve Wozniak; Gina Smith: iWoz. Wie ich den Personal-Computer erfand und Apple mitgründete. Hanser: München 2007, ISBN 3-446-40406-6.
  7. On a joyful, curious spirit, waste vs. waists, and more … In: „St. Paul Pioneer Press/TwinCities.com“. 17. August 2007, abgerufen am 14. November 2013: „His legal name was Joybubbles, and he saw himself sending packets of joy to his many friends. He lived on the telephone lines, and he died Aug. 8 in Minneapolis.“
  8. Frank Ziemann: Phreak: Telefon-Hacker Joybubbles gestorben. In: „PC-Welt“. 23. August 2007, abgerufen am 14. November 2013.
  9. Douglas Martin: Joybubbles, 58, Peter Pan of Phone Hackers, Dies. In: The New York Times“. 20. August 2007, abgerufen am 14. November 2013.