Johann Christoph Friedrich GutsMuths

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Johann Christoph Friedrich GutsMuths

Johann Christoph Friedrich GutsMuths, auch Guts Muths oder Gutsmuths (* 9. August 1759 in Quedlinburg; † 21. Mai 1839 in Ibenhain/heute Stadtteil von Waltershausen) war zur Goethezeit ein namhafter deutscher Pädagoge und Mitbegründer des Turnens.

Leben

GutsMuths Geburtshaus in Quedlinburg

GutsMuths wurde am 9. August 1759 in Quedlinburg (Geburtshaus Pölle 39) als Sohn eines Rotgerbers geboren. Der Vater starb, als der junge GutsMuths erst 14 Jahre alt war. So musste er bereits in diesem Alter als „Hauslehrer“ tätig werden, um seinen Schulbesuch zu finanzieren und die Familie zu unterstützen. Er studierte dann von 1779-1782 Theologie in Halle an der Saale und war zunächst – wie bereits als Schüler – Erzieher im Elternhaus des späteren Geographen Carl Ritter. Letzteren begleitete er, zusammen mit dessen Bruder, nach dem Tod von deren Vater 1785 in die von Christian Gotthilf Salzmann gerade gegründete Erziehungsanstalt Schnepfenthal. Salzmann erkannte bereits bei der „Examminierung“ der Jungen, was für einen begabten Hauslehrer sie in dem jungen GutsMuths gehabt hatten, und bot diesem eine Stelle in seiner Einrichtung an. Hier wirkte dann GutsMuths bis 1839 – über 54 Jahre – als Lehrer für Turnen und Geografie. 1797 heiratete er die Pfarrerstochter Sophie Eckardt aus Bindersleben bei Erfurt. 1798 zogen die jungen Eheleute nach Ibenhain (Waltershausen). Dort wurden sie eine Familie mit fünf Söhnen und drei Töchtern. 1839 starb GutsMuths in Ibenhain, zeitlebens hochgeehrt für seine vielseitigen Verdienste. Er wurde auf dem kleinen Waldfriedhof neben dem ersten deutschen Turnplatz bei Schnepfenthal (Waltershausen) beigesetzt, an der Seite von Christian Gotthilf Salzmann. Das GutsMuths-Wohnhaus im Fachwerkstil steht noch in Ibenhain, allerdings in sanierungsbedürftigem Zustand.

Wirken

GutsMuths-Denkmal unweit seines Geburtshauses in Quedlinburg. Der Platz wurde 2009 nach ihm benannt.
GutsMuths-Denkmal in Schnepfenthal

GutsMuths führte den Gedanken einer geregelten Körperausbildung vor allem der Jugendlichen ein. Anknüpfend an die von Salzmann nach Schnepfenthal gebrachten Anfänge des Johann Bernhard Basedowschen Philanthropinums in Dessau erschloss er ein weites Übungsfeld, indem er 1793 die „Gymnastik für die Jugend“, das weltweit erste systematische Lehrbuch der Turnkunst schrieb. Die erweiterte Auflage 1804 trug den Titel „Ein Beytrag zur nötigen Verbesserung der körperlichen Erziehung“. Das Buch wurde in mehrere Sprachen übersetzt und häufig neu aufgelegt, bis zum Jahre 1893.

Für den damals mit Friedrich Ludwig Jahns „Deutscher Turnkunst“ populär werdenden Gedanken der Wehrertüchtigung wurde ebenfalls sein 1817 erschienenes Turnbuch für die Söhne des Vaterlandes prägend, ein Auszug daraus ist sein Katechismus der Turnkunst. Ergänzungen zu diesen Werken sind Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes (1796), in dem sich die erste bekannte Beschreibung der Regeln des Baseball findet [1], sowie sein Kleines Lehrbuch der Schwimmkunst (1798) u. a.

GutsMuths schrieb auch „Spiele zur Erholung des Körpers und des Geistes für die Jugend“ (1796), Mechanische Nebenbeschäftigungen für Jünglinge und Männer (1801), ferner ein Elementarbuch für Stadt- und Landschulen (1813), und gab 1800-1820 die Bibliothek für Pädagogik, Schulwesen und die gesamte pädagogische Litteratur Deutschlands (unter verschiedenen Titeln) heraus. Durch sein Handbuch der Geographie (1810), von dem ein Auszug als beliebtes Schulbuch erschien, wie durch seinen Versuch einer Methodik des geographischen Unterrichts (1835) trug er zu einem methodischen Geografieunterricht bei.

Im Vollständigen Handbuch der neuesten Erdbeschreibung lieferte er die Beschreibung der südamerikanischen Staaten (Bd. 19 u. 20; 1827-1830). Im Werk Deutsches Land und deutsches Volk verfasste er den 1. Teil, der auch unter dem besonderen Titel: Deutsches Land (1820-1832) erschien. GutsMuths übte als Geograf auf seinen Schüler Carl Ritter einen bemerkenswerten Einfluss aus.

Der junge Friedrich Ludwig Jahn, der spätere „Turnvater Jahn“, studierte 1807 in Schnepfenthal Leibesübungen bei GutsMuths (der damit „Turn-Großvater“ genannt werden könnte).

GutsMuths empfahl als Pädagoge und als deutscher Patriot der Preußischen Regierung die allgemeine Einführung von Gymnastik- und Turnunterricht an ihren Schulen, auch als Wehrertüchtigung.[2]

Siehe auch: Pfänderspiel

Ehrungen

Die höchste staatliche Auszeichnung der DDR für wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Sportwissenschaft und Sportmedizin, der GutsMuths-Preis, wurde nach J. C. F. GutsMuths benannt.

In Quedlinburg gibt es ein GutsMuths-Gymnasium. Außerdem benannte die Stadt eine Turnhalle, ein Fußballstadion, eine Straße sowie ein Platz nach ihm. Der hier ansässige Leichtathletikverein trägt den Namen TSG GutsMuths 1860 e.V.

Ebenfalls nach ihm benannt wurde der größte Landschaftslauf Mitteleuropas, der GutsMuths-Rennsteiglauf im Thüringer Wald.

Außerdem gibt es in Jena ein J.C.F. GutsMuths Sportgymnasium, das mit dem FC Carl Zeiss Jena, dem TuS Jena, dem FSC Jena und dem USV Jena eng zusammenarbeitet.

Verschiedene Straßen sind nach ihm benannt, jedoch mit teils unterschiedlichen Schreibweisen:

In Magdeburg gibt es einen GutsMuths-Weg sowie ein GutsMuths-Stadion.

In Berlin-Moabit gibt es ihm zu Ehren einen TSV GutsMuths 1861 e.V. Im Berliner Bezirk Mitte befindet sich die GutsMuths-Grundschule.

Am Wohnhaus von GutsMuths in Ibenhain (Waltershausen) – neben der kleinen ehemaligen Dorfkirche – brachte die Deutsche Turnerschaft 1861 eine Gedenktafel an. Diese wird zur Zeit (2009) erneuert und kehrt dann an die Hausfassade zurück.

Waltershausen beging am 9. August 2009 zu Ehren des 250. Geburtstags von GutsMuths einen „Nationalen Festakt“ in Schnepfenthal mit Wandern, Festgottesdienst, Volksfest, Einweihungsfeier und Ausstellungseröffnung.

Einzelnachweise

  1. http://www.sportpaedagogik-online.de/gutsmuths/spiel3.html
  2. Reinhard Fauer: „Dem Namensgeber des internationalen Rennsteiglaufes J.C.F. GutsMuths zum Gedächtnis“. Aktualisierte Auszüge in „Hörselberg-Bote“ Nr.77/2009, S. 14-17

Literatur

  • Waßmannsdorf: Johann Christoph Friedrich Guts Muths. Heidelberg 1884.
  • Luise Gerbing: Johann Christoph Friedrich Guts Muths. In: Mitteldeutsche Lebensbilder, 2. Band Lebensbilder des 19. Jahrhunderts, Magdeburg 1927, S. 46-59
  • Willi Schröder: Johann Christoph Friedrich GutsMuths. Leben und Wirken des Schnepfenthaler Pädagogen. Sankt Augustin 1996.
  • Reinhard Fauer: „Dem Namensgeber des internationalen Rennsteiglaufes J.C.F. GutsMuths zum Gedächtnis“, 1997. Auszugsweise wiedergegeben und redaktionell bearbeitet in „Hörselberg-Bote“ Nr. 77/2009
  • Johann Christoph Friedrich GutsMuths. Bedeutender philanthropischer Pädagoge. Halle an der Saale 1999 (Schriftenreihe des Klopstockhauses [Quedlinburg]; 4).
Vorlage:Meyers ist obsolet; heißt jetzt Vorlage:Hinweis Meyers 1888–1890