Johann Peter Hasenclever

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Selbstbildnis um 1850 (Ausschnitt)
Atelierszene, 1836

Johann Peter Hasenclever (* 18. Mai 1810 in Remscheid; † 16. Dezember 1853 in Düsseldorf) zählt zu den bedeutendsten deutschen Malern des 19. Jahrhunderts. Hasenclever war als Mitglied der Düsseldorfer Malerschule Begründer der deutschen Genremalerei und somit Wegbereiter von Carl Spitzweg und Wilhelm Busch.

Leben

Hasenclever stammte aus Remscheid im Bergischen Land, wo sein Vater im regionalen Kleineisengewerbe berufstätig war. 1825 wechselte er die Schule und zog in das Haus seines Lehrers Johann Peter Fasbender in Ronsdorf, welcher das Zeichentalent des Fünfzehnjährigen erkannte und förderte. Hasenclever malte zwei Bildnisse des Ehepaars Fasbender. Im Alter von 17 Jahren wechselte er zur Düsseldorfer Kunstakademie unter ihrem Direktor Wilhelm von Schadow, verließ sie jedoch bereits nach zwei Jahren wieder, nachdem Schadow allzu deutlich Zweifel an der Begabung des Malschülers geäußert hatte. Erst 1836 unternahm Hasenclever einen zweiten Anlauf und besuchte die Malklasse von Theodor Hildebrandt, der sich von der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts dazu anregen ließ, Szenen aus dem Alltag einfacher Leute, „Genres“, zum Bildgegenstand zu erheben. Die Genremalerei war in Deutschland damals künstlerisches Neuland.

Hieronymus Jobs im Examen, 1840

Erste große Erfolge errang Hasenclever 1838 nach seiner Umsiedlung vom Rheinland in die Kunststadt München, wo er Carl Arnold Kortums Jobsiade illustrierte. In kurzer Zeit entstanden mehr als zwanzig Gemälde zu Kortums satirischer Heldengeschichte Leben, Meynungen und Thaten von Hieronymus Jobs (eines Bummelstudenten, der als Nachtwächter endet). Der bayerische König Ludwig I. selbst erwarb 1840 das Gemälde Jobs im Examen.

Als Hasenclever nach Düsseldorf zurückkehrte, war er ein bekannter Maler. 1843 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Berliner Akademie der Künste ernannt. Seine Maltechnik war jetzt ausgereift und souverän, er beschränkte sich nicht mehr auf dokumentarische Abbildung von Alltagsszenen, sondern strebte danach, die großen und kleinen Schwächen des bürgerlichen Lebens der Biedermeierzeit offenzulegen.

Hasenclever nahm an der politischen Bewegung des Vormärz teil und war unter den ersten Malern, die sich in Deutschland einer sozial engagierten Kunst zuwandten. Er wurde Mitglied in der antiakademischen Künstlervereinigung Crignic, aus der später der Malkasten hervorging und arbeitete seit 1847 an den Düsseldorfer Monatsheften mit. Als schließlich 1848 die Revolution losbrach, stand Hasenclever als stellvertretender Zugführer einer konsequent demokratisch gesinnten Bürgergarde für deren Ziele ein. Diese Ziele waren dem kommissarischen Oberbürgermeister Düsseldorfs, Joseph von Fuchsius, nicht geheuer und er ließ die Bürgerwehr überwachen. Im selben Jahr wurde als Sammelbecken für alle demokratischen Künstler der Malkasten gegründet.

Gottfried Keller nannte Hasenclever anerkennend den „Hofmaler des Weins, der Urbanität und des Humors“.[1] Für andere Zeitgenossen war er ein „gemütvoller Schilderer geselliger Interieurszenen“ und „weinseliger Humorist“, letzteres mit abschätzigem Unterton. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war Hasenclever für die Kunstgeschichte ohne Bedeutung.

Arbeiter und Stadtrath 1848, 1848/49

Auf der anderen Seite hatte Karl Marx für Hasenclever in der New-York Daily Tribune vom 12. August 1853 die Werbetrommel gerührt, als er die „dramatische Vitalität“ [2] von Hasenclevers Gemälde Arbeiter und Stadtrath lobte, wohl das wichtigste Werk Hasenclevers überhaupt. Denn hier wurden die Arbeiter als vollwertiges und darstellenswertes Subjekt behandelt. So verwundert es nicht, dass in den 1960er und 1970er Jahren vor allem in der DDR eine Hasenclever-Renaissance einsetzte, als Wolfgang Hütt 1964 mit einer Untersuchung zur Düsseldorfer Malschule aus marxistischer Sicht auf Hasenclevers Revolutionsbild aufmerksam machte.

Werke

Lesekabinett, 1843

(Auswahl)

  • Atelierszene, 1836 – Museum Kunstpalast Düsseldorf
  • Kinderreigen, 1836 – Von der Heydt-Museum, Wuppertal
  • Hieronymus Jobs im Examen, 1840 – Bayerische Staatsgemäldesammlung Neue Pinakothek
  • Der Kegeljunge, 1840 – Verbleib unbekannt [3]
  • Die Weinprobe, 1843 – Privatbesitz [4]
  • Das Lesekabinett, 1843 – Städtisches Museum Remscheid
  • Die Polizeistunde, 1845 – Museum Georg Schäfer, Schweinfurt
  • Hieronymus Jobs als Schulmeister, 1846 – Museum der Bildenden Künste Leipzig
  • Arbeiter und Stadtrat 1848, 1848/49 – Solingen, Bergisches Museum Schloss Burg an der Wupper
  • Arbeiter und Stadtrat 1848, 1849 (2. Fassung) – Museum Kunstpalast, Düsseldorf
  • Der achtzigste Geburtstag, 1849 − Privatbesitz, Remscheid
  • Hieronymus Jobs im Examen, 1851 (2. Fassung) – Museum der Bildenden Künste Leipzig
  • Hieronymus Jobs als Nachtwächter 1852 – Museum der Bildenden Künste Leipzig
  • Der erste Schultag 1852 – Privatbesitz, Düsseldorf

Illustrationen (Auswahl)

Literatur

  • Moritz BlanckartsHasenclever, Peter (Maler). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 732 f.
  • Stefan Geppert und Dirk Soechting (Hrsg.): Johann Peter Hasenclever (1810-1853). Ein Malerleben zwischen Biedermeier und Revolution. Katalog-Handbuch. Mainz 2003
  • Wolfgang Hütt: Johann Peter Hasenclever. Dresden 1983.
  • Knut Soiné: Johann Peter Hasenclever. Ein Maler im Vormärz. Neustadt/Aisch 1990.

Einzelnachweise

  1. Brief an Wolfgang Müller von Königswinter, 27. Mai 1856, Gottfried Keller: Gesammelte Briefe, hrsg. von Carl Helbling, Bern 1954, Bd. 4, S. 56).
  2. Vollständiges Zitat siehe Portal:Marxismus/Bilder/3
  3. Erhalten ist ein Stahlstich im Deutschen Werkzeugmuseum Remscheid, siehe [1]
  4. Informationen zum Bild: [2]
Commons: Johann Peter Hasenclever – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien