Johann Smidt (Schiff)

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Johann Smidt
Die Johann Smidt in der Ostsee
Die Johann Smidt in der Ostsee
Schiffsdaten
Flagge Deutschland Deutschland
andere Schiffsnamen

Eendracht

Schiffstyp Gaffelschoner[1]
Rufzeichen DEFY
Eigner Clipper Deutsches Jugendwerk zur See (DJS)
Bauwerft Cammenga-Werft, Amsterdam
Stapellauf 1974
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 36,00 m (Lüa)
Breite 8,03 m
Tiefgang (max.) 3,60 m
Vermessung 146 BRZ
 
Besatzung meist mindestens 6 Mann ehrenamtl. Stammbesatzung
(Kapitän, 3 Steuerleute, 1 Maschinist, 1 Koch);

37 Kojenplätze, davon 30 für Mitsegler

Maschinenanlage
Maschine GM-Detroit-Diesel
Maschinen­leistung 290 kW
Takelung und Rigg
Anzahl Segel 5 (1 Großsegel, 1 Gaffelsegel, 2 Vorsegel, 1 Toppsegel)
Segelfläche 471 m²
Sonstiges
Klassifizierungen Traditionsschiff

Die Johann Smidt – ursprünglich Eendracht, heute umgangssprachlich auch Johnny – ist ein zweimastiger Gaffelschoner,[1] der 1974 in den Niederlanden für Jugendreisen gebaut wurde.

Heute besegelt das Schiff unter der Flagge des Vereins Clipper DJS mit zahlenden Gästen vor allem die Ostsee. Ein Schwerpunkt liegt auf Fahrten für junge Leute, insbesondere durch Teilnahme an Regatten der STAG. Über viele Jahre verbrachte die Johann Smidt jeden zweiten Winter in den Gewässern um die Balearen und die kanarischen Inseln. Seit 2007 fährt sie über den Winter mit dem Projekt High Seas High School regelmäßig in die Karibik.

Ein 1,6 Meter langes und 1,6 Meter hohes, sehr detailliertes Modell des Schiffs wurde zunächst in der Empfangshalle eines niederländischen Hotels ausgestellt und befindet sich seit 2000 im Eigentum des Vereins Clipper DJS. Nach einer Grundüberholung des Modells (270 Arbeitsstunden) in den Jahren 2000 und 2001 stellt es die Johann Smidt zum Stand Juni 2000 dar.[2]

Schiffsgeschichte

Die Johann Smidt wurde 1974 unter dem Namen „Eendracht“ (ndl. für „Eintracht“) in Stahl auf der Cammenga-Werft in Amsterdam (Niederlande) für den Einsatz für Fahrten mit Jugendlichen gebaut. Dabei wurden traditionelle Aspekte des Segelschiffbaus mit modernen Techniken aus dem Jacht-Bau kombiniert. Am auffälligsten ist das bis heute in der Takelage zu sehen, die sowohl ein traditionelles Gaffelsegel als auch auswechselbare Vorsegel umfasst. Das Schiff ist teilweise mit Winschen ausgerüstet.

Modell des Schiffs im Miniaturpark Madurodam in Den Haag (unter dem Namen De Eendracht)

In seiner Zeit unter einem niederländischen Eigner (Eigentümer) Stichting 'Het Zeilend Zeeschip fuhr das Schiff mit jungen Crews auf mehreren Regatten der Sail Training Association (STA) mit. Mehrfach überquerte es den Atlantischen Ozean.

1989 wurde das Schiff für 2,4 Millionen DM vom Verein Clipper DJS – Clipper Deutsches Jugendwerk zur See e. V. – gekauft, der ein viertes Schiff für seine selbstgesetzte Aufgabe, jungen Menschen die traditionelle Segelschifffahrt zu vermitteln, suchte. Kaufbedingung war die Umbenennung des Schiffs, weil der Name an die heutige Eendracht II weitergegeben werden sollte.[3] Da der Kauf von Spendern aus Bremen unterstützt wurde, wurde das Schiff am 6. Oktober 1989 am Bollhörnkai in Kiel auf Wunsch der Geldgeber hin auf den Namen des Bremer Bürgermeisters und Gründers von Bremerhaven Johann Smidt (19. Jahrhundert) getauft.

Seither wird die Johann Smidt vom Verein Clipper DJS für Segelfahrten mit zahlenden – vor allem jungen – Gästen benutzt. Seit 1990 segelt das Schiff alle zwei Jahre für mehrere Monate vor und im Winter in den Gewässern um die kanarischen und – seit 1994 – außerdem um die Balearischen Inseln. Ansonsten wird die Johann Smidt von April bis Oktober vor allem auf der Ostsee eingesetzt, wobei der Schwerpunkt Deutschland und Dänemark zum Beispiel schon bis nach Tallinn (Estland), Riga (Lettland) und Turku (Finnland) ausgedehnt worden ist.[4]

Weiterhin segelt die Johann Smidt bei vielen Großsegler-Veranstaltungen wie den Tall Ships' Races (früher Cutty Sark Tall Ships' Races) mit. Unter anderem siegte sie 1992 auf der zweiten Etappe der STA-Regatta von Tallinn nach Gdingen (poln. Gdynia, Polen) und errang damit den Wanderpokal Florence-Cup für den Gesamtsieg in ihrer Größenklasse (Klasse B: kleinere Traditionsschiffe).[3] Ein Jahr später gelang ihr erneut der erste Platz auf einer STA-Regattenetappe, die diesmal von Larvik (Norwegen) nach Esbjerg (Dänemark) führte. 1998 erlangte die Johann Smidt bei der Windjammer-Regatta von Santa Cruz de Tenerife nach San Sebastián de la Gomera (Kanarische Inseln) unter Kapitän Hans Rahnenführer den zweiten Platz in ihrer Größenklasse,[5] ein Jahr später auf der Etappe der STA-Regatta vom Greenock (Schottland) nach Ålborg (Dänemark) erneut den ersten Platz.[6] Im Jahr 2000 gewann die Johann Smidt sogar beide Etappen (DanzigHelsinki und StockholmFlensburg mit Kap. K. Schade) und damit erneut den Florence Cup für den Gesamtsieg in ihrer Größenklasse.[3] – Im Rahmen der Tall Ships' Races haben die Besatzungen des Schiffes zum Ziel der Völkerverständigung auch am Crewtausch zwischen den Regattaetappen teilgenommen – 2004 fuhren unter anderem drei Kadetten des russischen Schulschiffs Mir auf der Johann Smidt.[7]

Im Laufe der Jahre ist die Johann Smidt mit modernen Navigationsinstrumenten einschließlich Computer ausgestattet worden. Der Kreiselkompass, mit dem das Schiff seit mehreren Jahren ausgerüstet ist, erfordert selbst unter Segel den ständigen Einsatz eines kleinen Hilfsmotors. Nach einer stürmischen Fahrt auf dem Atlantik im Herbst 2003 wurden die jüngsten größeren Arbeiten am Schiff im Winter 2003/2004 durchgeführt.[8] Daneben finden im Winter regelmäßig kleinere Arbeiten für die Instandhaltung des Schiffes statt.

Seit 2007/2008 wird auf der Johann Smidt die High Seas High School der Hermann Lietz-Schule Spiekeroog organisiert – Schüler der 11. Gymnasialklasse verlegen den Unterricht auf das Schiff und segeln von Deutschland aus in die Karibik, um - unterbrochen von praktischer Landeskunde bei mehreren Landaufenthalten - sechs bis sieben Monate später wieder in Deutschland einzutreffen. 2008/2009 wurde die Johann Smidt dabei von der niederländischen Brigg Astrid unterstützt.

Belege

Dieser Artikel wurde unter anderem unter Verwendung von Material der Seiten Johann Smidt auf clipper-djs.org und www.tallship-fan.de erstellt. Zu erwähnen sind außerdem im Einzelnen:
  1. a b Der heutige Eigner, Clipper DJS, bezeichnet die Bauart bzw. das Rigg des Schiffes hingegen als „Gaffel Topsegelschoner“ [[sic]]] bzw. Topsegelschoner-Rigg. Obgleich die Johann Smidt in der Tat ein Toppsegel über ihrem Schonersegel fahren kann, wird ein solches Schiff allgemein als Gaffelschoner bezeichnet, während die Bezeichnung Toppsegelschoner den Schonern mit mindestens einem Rahsegel vorbehalten ist.
  2. Knut Frisch: Langfristiger Werftaufenthalt. Johann Smidt für ein Jahr in der Werft. Rundbrief „Gelbe Post“ Nr. 39 des Vereins Clipper DJS (abgerufen 11. Januar 2007)
  3. a b c Rundbrief „Gelbe Post“ Nr. 44 des Vereins Clipper DJS: 30 Jahre Clipper (1973-2003) (abgerufen 1. Dezember 2006)
  4. Knut Frisch: „Johann Smidt“. Saison 2003 und. .. Rundbrief „Gelbe Post“ Nr. 44 des Vereins Clipper DJS (abgerufen 11. Januar 2007)
  5. Meldungen vom 29. Dezember 1998. „Mailnews“ des Vereins Clipper DJS; sowie: Klaus Schade - Marie M. Schäfer: Bericht über den Törn 1581 „Johann Smidt“. von St. Malo nach Lissabon - 14.7.-2.8.98 Rundbrief „Gelbe Post“ Nr. 34 des Vereins Clipper DJS (beide abgerufen 11. Januar 2007)
  6. Steffen Frisch: Cutty Sark Tall Ships' Race 1999. Zweite Etappe: von Greenock nach Aalborg mit der „Johann Smidt“ (Törn 1685) 01.08.99 - 20.08.99. Rundbrief „Gelbe Post“ Nr. 36 des Vereins Clipper DJS (abgerufen 11. Januar 2007)
  7. Knut Frisch: Kein Pokal, aber: Johann Smidt gibt sich europäisch. Rundbrief „Gelbe Post“ Nr. 46 des Vereins Clipper DJS (abgerufen 11. Januar 2007)
  8. Gebhard Knull: „Johann Smidt“. Saison 2004 und. .. Rundbrief „Gelbe Post“ Nr. 46 des Vereins Clipper DJS (abgerufen 11. Januar 2007)

Weblinks

Commons: Johann Smidt (Schiff) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien