Josef Friedrich Koch

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Josef Friedrich Koch, auch Friedrich Koch, (* 15. Juni 1838 in Wallern an der Trattnach[1]; † 28. Februar 1929 in Gmunden[2]) war evangelischer Pfarrer in Gmunden und Superintendent der evangelisch-lutherischen Diözese der Kronländer Oberösterreich, Salzburg und Tirol.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er war einer von drei Söhnen, die der protestantische Pastor Jakob Ernst Koch (1797–1856) für den Pfarrerberuf bestimmte. Seine theologische Ausbildung erhielt er an der evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Wien und an der Universität Halle. Nach der Rückkehr aus Deutschland wurde er am 28. März 1864 in Scharten vom Superintendenten Erich Martin Sääf ordiniert und als Vikar in der Pfarre Rutzenmoos eingeführt. Als sich die Kirchengemeinde in Gmunden von der Mutterpfarre Rutzenmoos emanzipierte und eine eigene Filiale bildete, wurde er zum kirchlichen Verwalter des neuen Sprengels bestellt. Dieser provisorische Zustand währte aber nicht lange: schon 1870 wurde aus der Filiale eine eigenständige Pfarrgemeinde und Josef Friedrich Koch zum ersten evangelischen Pfarrer von Gmunden bestellt.[3]

In seiner Funktion als Pfarrer war Koch auch geistlicher Beistand von Königin Marie von Sachsen-Altenburg (1818–1907) und Ernst August von Hannover (1845–1923), die sich nach der Verbannung von König Georg V. (Hannover) in Gmunden niedergelassen hatten. Er taufte den jüngsten Sohn des Herzogs, Ernst August (Braunschweig), und traute seine Töchter Maria Luise, (1900) und Alexandra (1904).[4] Auch in den Tagen der Trauer und des Schmerzes stand er dem Welfenhaus zur Seite: er hielt die Leichenrede für den früh verstorbenen Sohn Christian von Hannover (1901),[5] betete mit der greisen Königin am Totenbett ihrer Tochter Mary (1904) und begleitete die Königin schließlich selbst zu ihrer letzten Ruhestätte.

Soweit ihm seine Tätigkeit als Pfarrer Zeit ließ, widmete er sich historischen Forschungen. Aus seiner Feder stammen zahlreiche Abhandlungen, die zumeist im Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich oder in verschiedenen evangelischen Vereinsschriften erschienen sind. Bei seinen Streifzügen durch die Archive der umliegenden Schlösser und Herrensitze entdeckte er eine Manuskriptseite aus dem Schwabenspiegel, die er auf Empfehlung des Rechtshistorikers Heinrich Brunner, der mit ihm das Gymnasium in Linz besucht hatte, dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg überließ.[6]

Im Dezember 1897 wurde er zum Senior des Oberländer Seniorats gewählt.[7] Nach dem Tod seines Bruders Jakob Ernst Koch (geb. 1836) folgte er ihm 1908 als Superintendent nach.

Von 1892 bis 1898 gab er das Evangelische Vereinsblatt für Oberösterreich heraus und trat als Verfasser geistlicher Gedichte und Lieder hervor.

Im Alter von 82 Jahren zog er sich aus seinen Ämtern zurück.[8] Josef Friedrich Koch war Träger hoher Auszeichnungen, unter anderem des Kommandeurkreuzes I. und II. Klasse des Ordens Heinrichs des Löwen.[9] In Würdigung der auf dem Gebiet der Kirchen- und Kulturgeschichte sowie der Heimatkunde geleisteten wissenschaftlichen Arbeiten wurde ihm von der evangelisch-theologischen Fakultät in Wien das Ehrendoktorat der Theologie verliehen.

In den Nachrufen auf den Verstorbenen wird sein offenes Wesen und seine tolerante Gesinnung hervorgehoben. Als Superintendent enthielt er sich aller politischen Anspielungen, was auch von konservativer Seite positiv vermerkt wurde.[6] In religiösen Fragen kam freilich auch er in Konflikt mit der katholischen Presse.[10]

Familiäres[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er war mit Berta Fischer (1852–1926) verheiratet.[11]

Sein Sohn August Koch (1875–1957) war von 1900 bis 1936 Pfarrer von Attersee, wo er während des Zweiten Weltkriegs auch noch aushilfsweise tätig war.[12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Leopold Temmel: Evangelisch in Oberösterreich. Werdegang und Bestand der Evangelischen Kirche. Linz 1982, S. 85.
  • In memoriam Superintendent Dr. (Josef Friedrich) Koch. Welser Zeitung. Jahrgang 72, 1968, Nr. 20.
  • Zimmermann: Koch, Josef Friedrich (1838–1929). In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1969, S. 18.
  • Ferdinand Krackowizer, Franz Berger: Koch, Josef Friedrich. In: Biographisches Lexikon des Landes Österreich ob der Enns. Gelehrte, Schriftsteller und Künstler Oberösterreichs seit 1800. Institut für Ostbairische Heimatforschung, Passau / Linz a. Donau 1931, S. 162 (Digitalisat bei Austrian Literature Online).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. nicht 15. Mai 1838. Taufbuch evang. Kirche Wallern, tom. II, Nr. 17/1838 (Faksimile); Superintendent Dr. J. Friedrich Koch. In: Neue Freie Presse, 6. April 1914, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  2. Sterbebuch evang. Kirche Gmunden, tom.I, Nr. 5/1929 (Faksimile). Koch wurde am 4. März 1929 beerdigt; siehe Linzer Tages-Post vom 3. März 1929, S. 5 u. a.; das im ÖBL angegebene Datum 18. Februar 1929 kann nicht stimmen. Das Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte des Protestantismus in Österreich, z. B. 1970, S. 64, hat die Geburts- und Sterbedaten Kochs offensichtlich ungeprüft aus dem ÖBL übernommen.
  3. Linzer Tages-Post, 3. März 1929, S. 5.
  4. Sport und Salon, 9. Mai 1914, S. 8
  5. Linzer Tages-Post, 5. September 1901, S. 4.
  6. a b Superintendent Dr. J. Friedrich Koch. In: Neue Freie Presse, 6. April 1914, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  7. Evangelische Kirchen-Zeitung, 15. Jänner 1898, S. 9, Das Oberländer Seniorat wurde aus den Gemeinden Attersee, Rutzenmoos, Goisern, Gosau, Hallstatt, Salzburg Gmunden und Vöcklabruck gebildet.
  8. Linzer Tages-Post, 1. Juni 1920, S. 3.
  9. Linzer Tages-Post, 19. Juni 1918, S. 3.
  10. Anlass war das 300. Geburtsjubiläum Gustav Adolfs: Linzer Volksblatt, 11. Dezember 1894, S. 1.
  11. Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Oesterreich, S. 223, Das Leben im Pfarrhaus – Ein bürgerliches Leben
  12. Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich Hauptteil 1967, S. 73, Fußnote 30