Kirche am Hof (Wien)
Die Kirche am Hof (auch: Kirche zu den neun Chören der Engel) ist eine von 1386 bis 1403 errichtete Kirche in Wien. Sie befindet sich an der Ostseite des Platzes Am Hof im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt.
Geschichte
In den Jahren 1386 bis 1403 erbauten die Karmeliter anstelle der bisherigen romanischen Hofkapelle eine dreischiffige gotische Hallenkirche. Als Baumeister der Kirche sind „Lucas Schwendtner aus Magdeburg, Andreas der Kellermeister und ,Baumeister bei den weißen Brüdern am Hof‘, Mathes der Helbling, Meister Simon der Steinmetz“ überliefert. Andreas der Kellermeister wird von Perger/Brauneis näher als Andreas Schuestl vom Petersfreythof bezeichnet.[1]
Um 1554 wurde die Kirche den Jesuiten übergeben. 1662 legte man im Auftrag Eleonore von Gonzagas, der Witwe Kaiser Ferdinand III., nach Plänen von Carlo Antonio Carlone eine frühbarocke Fassade mit bemerkenswerter Altane vor. Für die Steinmetzarbeiten aus dem harten Kaiserstein ist Meister Johann Lorentisch aus Kaisersteinbruch dokumentiert. Der Chor (von der Steindlgasse aus zu sehen) ist allerdings weiterhin gotisch.
Nach der Aufhebung des Jesuitenordens um 1773 wurde die Kirche am Hof Garnisonkirche. 1782 erteilte Papst Pius VI. von der Fassadenaltane aus den Ostersegen.
Da sie als Konventskirche eines Bettelordens sie über keinen Glockenturm verfügt, ist eine Glocke an ihrer Rückseite angebracht.
Die Kirche dient heute als Gotteshaus der kroatischen Gemeinschaft in Wien.
Albrechtsaltar
Die Kirche am Hof trägt das Patrozinium „Zu den neun Chören der Engel“. Diese Engelsgruppen zeigt entsprechend auch der Albrechtsaltar, der unter der Regierung König Albrechts II. etwa 1437–39 als Stiftung des Oswald Oberndorffer als Hochaltarretabel für die Kirche am Hof geschaffen wurde. Dieses Wandelretabel besitzt drei Ansichtsseiten:
- Die Festtagsseite zeigt das Leben Mariens
- Die Sonntagsseite zeigt Maria als die Königin der Neun Chöre der Engel und der 7 Chöre der Heiligen
- Die Werktagsseite zeigt die Geschichte des Karmeliterordens
Nach der Aufhebung des Jesuitenordens wurde das Altarwerk in Einzelbilder zerschnitten und an das Stift Klosterneuburg verkauft. Dort wurden die Bilder im Museum gezeigt, schließlich von 1962–1981 restauriert und wieder zusammengesetzt. Der Altar ist eines der bedeutendsten Werke des so genannten gotischen Realismus in Österreich. Er ist heute in der Sebastianikapelle in der Stiftskirche Klosterneuburg aufgestellt.
Literatur
- Richard Perger, Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wiener Geschichtsbücher, Band 19/20, Wien/Hamburg 1977.
- Larissa Cerny: Studien zur Baugeschichte der ehemaligen Karmeliterkirche Am Hof in Wien. Diplomarbeit, Universität Wien, Wien 2012.
Weblinks
- Studien zur Baugeschichte der ehemaligen Karmeliterkirche Am Hof in Wien, Larissa Cerny, 2012
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Einzelnachweise
- ↑ Richard Perger/Walther Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens, hg. von Peter Pötschner, Wiener Geschichtsbücher, Band 19/20, Wien/Hamburg 1977.
Koordinaten: 48° 12′ 39,4″ N, 16° 22′ 6,5″ O