Kurt Held

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Kurt Held (eigentlich Kurt Kläber; * 4. November 1897 in Jena; † 9. Dezember 1959 in Sorengo, Schweiz) war ein deutscher Schriftsteller, der 1933 in die Schweiz emigrierte. Sein bekanntestes Werk ist das Jugendbuch Die rote Zora und ihre Bande.

Leben

Kurt Helds Vater war von Beruf Werkmeister. Er selbst machte eine Lehre als Schlosser bei Zeiss, wandte sich als junger Mann zunächst der Wandervogelbewegung zu, nahm am Ersten Weltkrieg teil und wurde nach dem Krieg Mitglied des Spartakusbundes und der KPD. 1924 heiratete er die Schriftstellerin und Märchenerzählerin Lisa Tetzner. Mit ihr zog er an verschiedene Orte in Deutschland. Er arbeitete als Bergmann im Ruhrgebiet, als Autor, Lektor und Redakteur bei diversen Zeitschriften und Verlagen. Als Mitglied des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller war er Mitherausgeber der der KPD nahestehenden literarischen und politischen Zeitschrift Die Linkskurve. Kläber veröffentlichte außerdem eigene Gedichte und Romane. In Bochum war er Leiter der Arbeiterhochschule.[1]

Noch in der Nacht des Reichstagsbrandes wurde Kläber am 28. Februar 1933 als prominenter Kommunist verhaftet, kam aber durch die Hilfe seiner Frau bald wieder frei. Nach seiner Freilassung floh das Ehepaar mit Hilfe einer Verwandten aus einer Industriellenfamilie heimlich aus Deutschland erst in die Tschechoslowakei und nach Paris[2], später nach Carona im Tessin in der Schweiz. Dort durfte Kläber nur unter der Auflage bleiben, nichts zu veröffentlichen. Das Paar lebte von den Erträgen ihrer kleinen Landwirtschaft und den Einnahmen, die Lisa Tetzner aus einem Lehrauftrag in Basel hatte. Wegen des Stalinismus brach Kläber 1938 mit der KPD. Durch die harten Bedingungen des Exils, gesundheitliche Probleme und den Verlust seiner langjährigen weltanschaulichen Basis geriet er in eine psychische Krise. Um sich zu beschäftigen, half er seiner Frau, die weiter Kinderbücher schrieb, bei ihrer Arbeit.

Bald begann er Gefallen an dieser Tätigkeit zu finden und schrieb mehrere Bücher, von denen insbesondere Die rote Zora und ihre Bande ein großer Erfolg wurde. Da Kläber Schreibverbot in Deutschland hatte, veröffentlichte er das Buch unter dem Pseudonym Kurt Held in der Schweiz. Durch die schriftstellerischen Erfolge brachten es Tetzner und Kläber zu bescheidenem Wohlstand, erhielten 1948 auch das Schweizer Bürgerrecht und lebten weiter in der Schweiz. Nach längerer Krankheit verstarb Held im Spital von Sorengo.

Sonstiges

Sein Nachlass befindet sich im Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt in Dortmund.

Künstlerisches Schaffen

Die ersten Gedichte Kläbers gelten als expressionistisch und pazifistisch. Später war seine schriftstellerische Tätigkeit ganz durch seine kommunistische Einstellung geprägt und kann als Arbeiterliteratur bezeichnet werden. Die im Exil unter dem Namen Kurt Held entstandenen Jugendbücher zeichnen sich aus durch eine sozialkritische Haltung, das Bemühen um ein solidarisches Zusammenleben sowie durch die Thematisierung des Schicksals sozialer Außenseiter in einer jugendgemäßen Sprache.

Ehrungen

1967 wurde die Grundschule Görlitzer Str. 51 in Berlin-Kreuzberg nach Kurt Held benannt.[3] Diese Schule wurde 2004 geschlossen und 2005 an ein Privatunternehmen verkauft.[4]

Werke – auszugsweise

  • Neue Saat. Gedichte. Verlag der Jenaer Volksbuchhandlung , Jena 1919.
  • Revolutionäre: Erzählungen aus den Kämpfen des Proletariats 1918–1925. Illustrationen von Maria Braun, Roter Türmer Verlag, Leipzig 1925.
  • Barrikaden an der Ruhr. Erzählungen aus den Kämpfen des Ruhrproletariats. Verlag der Jugendinternationale, Berlin-Schöneberg 1925; Neuauflage Verlag Roter Stern, Frankfurt 1973 (nemesis.marxists.org Auszug).
  • Empörer! Empor! Gedichte, Skizzen, Reiseberichte. Verlag Der Syndikalist, Berlin 1925.
  • Passagiere der III. Klasse. Roman. Internationaler Arbeiter Verlag, Berlin, 1927 (nemesis.marxists.org Auszug).
  • Die Toten von Pabjanice. Erzählungen. Umschlag von I. Leistikow, Verlagsgenossenschaft Ausländischer Arbeiter in der UdSSR, Moskau 1936.
  • Die schwarzen Brüder. Zusammen mit Lisa Tetzner in 2 Bänden, Verlag Sauerländer, Aarau 1940/41.
  • Die rote Zora und ihre Bande. Eine Erzählung aus Dalmatien für die Jugend. Verlag Sauerländer, Aarau 1941.
  • Der Trommler von Faido. 2 Bände, Verlag Sauerländer, Aarau 1947 und 1949.
  • Matthias und seine Freunde. Textzeichnungen von Heinrich Strub, Verlag Sauerländer, Aarau 1950.
  • Alles für zwanzig Rappen. Textzeichnungen von Felix Hoffmann, Verlag Sauerländer, Aarau 1951.
  • Spuk in Neuhausen: Erzählung. Illustrationen von Max Schwimmer, Verlag Weiss, Berlin 1951.
  • Giuseppe und Maria. 4 Bände, Verlag Sauerländer, Aarau 1955.
    • 1. Die Reise nach Neapel.
    • 2. Von Schmugglern, Zöllnern und Soldaten.
    • 3. Die Kinderstadt.
    • 4. Der Prozess.
      • Gekürzte Fassung von Hansjörg Schmitthenner in einem Band: Sauerländer Aarau, gleichzeitig bei der Büchergilde Frankfurt 1967.
  • Mein Bruder Georg. Illustrationen von Kurt Wendlandt, Dein Leseheft; H. 125, Rufer-Verlag (seit 1938 zu Bertelsmann gehörend), Gütersloh 1955.

Literatur

Ausstellungen

  • Aus unserem Leben in die Freiheit. Lisa Tetzner und Kurt Kläber. Leben und Werk. Kuratiert von Wiltrud Apfeld und Cristina Rita Parau. Kulturraum die flora der Stadt Gelsenkirchen. 18. September bis 30. Oktober 2011. Wanderausstellung

Einzelnachweise

  1. Richard Drews (Hrsg.): Verboten und verbrannt, Kindler, München 1983, ISBN 3-463-00860-2, S. 143
  2. Michael Scammell: Koestler. Random House Publishing Group, 2009, ISBN 978-1-58836-901-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Kathrin Chod: Kurt-Held-Grundschule. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg. Luisenstädtischer Bildungsverein. Band 1: A bis O. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2002, ISBN 3-89542-122-7 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
  4. Das geleerte Klassenzimmer In: Der Tagesspiegel. 22. Juli 2005.