Lüül

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Lüül beim Liederfest auf der Burg Waldeck 2016

Lüül, bürgerlich Lutz Graf-Ulbrich,früher Ulbrich (* 30. November 1952 in Berlin-Charlottenburg), ist ein deutscher Sänger, Gitarrist, Texter und Komponist.

Leben

1960er Jahre

Inspiriert durch die Beatles erlernte er mit zwölf Jahren das klassische Gitarrenspiel bei derselben Lehrerin, die Manuel Göttsching unterrichtete. Erste musikalische Gehversuche unternahm er ab 1965 mit der Schülergruppe The Tigers sowie The Sentries. Anlässlich des Berliner Oktoberfests 1967 gründete Lüül mit Jugendfreund Christoph Franke sowie Lutz Ludwig Kramer und Michael Günter die Gruppe The Agitation, aus der schließlich Agitation Free hervorgingen. Lüül spielte die zweite Gitarre in der Gruppe, die von Leadgitarrist Lutz Ludwig Kramer maßgeblich geprägt wurde. Später verließ Kramer die Gruppe und schloss sich Walpurgis an.

1970er Jahre

Nach dem Ende von Agitation Free 1974 blieb Lüül in Frankreich und arbeitete als Straßenmusiker. Manuel Göttsching, auf den sich Ash Ra Tempel mittlerweile reduziert hatte, benötigte Unterstützung und so stieg Lüül zunächst für Livekonzerte und schließlich auch für Studioaufnahmen bei Ash Ra Tempel ein. Ferner steuerten Göttsching und Ulbrich 1975 den Soundtrack für den Film Le Berceau de cristal von Philippe Garrel bei, in dem Nico, Anita Pallenberg und Dominique Sanda spielten.

Fortan spielte Lüül auch Keyboards, um Manuel Göttsching mehr Raum für das Gitarrenspiel zu geben. Eine kurzzeitige Reunion für ein Abschiedskonzert von Agitation Free 1974 wurde für das Album Fragments (erschienen 1995) festgehalten. Im selben Jahr unterstützte er seinen ehemaligen Bandkollegen bei Agitation Free, Michael Hoenig, auf seinem Debütalbum Departure from the Northern Wasteland. Bei einem Festival in Frankreich lernte 1973 Lüül die Sängerin und Musikerin Nico kennen, mit der er die nächsten Jahre ein Paar bildete und parallel zu Ashra, wie sich die Gruppe fortan nannte, primär live zusammenarbeitete. So begleitete er Nico 1976 als Gitarrist auf Tourneen in Spanien, Frankreich und Holland.

Um den Ex-Wallenstein-Schlagzeuger Harald Großkopf erweitert, gingen Ashra 1977 auf ausgedehnte Tournee in der Schweiz, Frankreich und Belgien. 1978 spielte Lüül mit Ashra das Album Correlations ein, das in den Erd-Studios und Studio Roma, Berlin sowie den Frankfurter Panne-Paulsen-Studios von Mick Glossop produziert wurde. 1979 gingen Nico und Lüül auf Tournee in den USA bzw. Kanada und spielten dort u. a. mit John Cale im CBGB’s sowie dem Whiskey a Go Go.

1980er Jahre

1980 veröffentlichte Ashra das letzte Album für Virgin Records, Belle Alliance, das lediglich in Deutschland erschien. Im selben Jahr begann er mit den Aufnahmen für sein erstes Soloalbum Lüül, für das er unter anderem das von Nico gesungene Reich der Träume schrieb. Das Album, produziert von Christopher Franke und unter anderem eingespielt mit Harald Großkopf, enthielt auch das Lied Morgens in der U-Bahn, das zunächst auf dem Ahorn-Records-Sampler Deutsche Welle 1981 erschienen war. Die eingängige Popnummer entsprach dem Zeitgeist der aufkommenden Neuen Deutschen Welle (NDW) und entwickelte sich zu einem Hit in der Independent Hitparade, der auch in der Tschechoslowakei 1982 als Single veröffentlicht wurde. Im westdeutschen Fernsehen bewarb er die Single mit Auftritten in den Sendungen „Formel Eins“ (ARD) und „WWF-Club“ (WDR). Morgens in der U-Bahn ist eins der ersten Lieder in der deutschen Popgeschichte, die einen Sprechgesang vorweisen und unterstreicht Lüüls Pionierstatus in der deutschen Rockgeschichte als Protorapper. Bemerkenswert ist Lüüls bisweilen kehliger Gesang auf dem eher dem New Wave als der NDW verhafteten Stück, das Einflüsse der New Yorker Band Suicide aufweist.

Inspiriert durch diese Erfolge spielte er 1982 sein zweites Soloalbum Lüül und ich ein, das 1983 erschien und seine kompositorischen Fähigkeiten und stilistische Wandlungsfähigkeit zwischen Wave, Pop und Lied unterstrich. So adaptierte er Heinz Rühmanns Ich brech’ die Herzen der stolzesten Frau’n auf augenzwinkernde Art. Parallel zu seiner Musikkarriere gründete Lüül das Rocktheater Reineke Fuchs mit und trat in Theaterproduktionen (Der Tod des James Dean und Erich Mühsam Revue) auf. Darüber hinaus schrieb er Musik für Theaterstücke und Hörspiele. In den 1980er Jahren spielte er weiterhin sporadisch mit Ashra, so 1985 auf der „Ars Electronica“ in Sheffield, und betätigte sich aufgrund seiner vielfältigen Kontakte in der Berliner Szene als Festivalorganisator. So z. B. für das Event „Wüstenklänge im Planetarium“, das im Rahmen der Reihe „Berlin Europäische Kulturhauptstadt Europas E 88“ stattfand.

1990er Jahre

1996 erschien sein drittes Soloalbum Mond von Moabit, das allgemein die Berliner Szene und im Detail das Leben in seinem Moabiter Mietshaus zum Thema hatte. Lüül erwies sich als hörbar reifer gewordener Songwriter, der mit typischem Berliner Feinsinn und Selbstironie die Allüren und Spleens seiner Mitmenschen liebenswert dokumentierte. Er formierte die „5 Sterne Combo“, um die Platte live zu bewerben. In dem vielfach preisgekrönten Dokumentarfilm Nico Icon (1996) trat auch Lüül auf und erzählte über sein Leben mit Nico. Im selben Jahr gründet er mit anderen Berliner Musikern die Band 17 Hippies, der er bis heute als Banjospieler angehört. Eine Japantournee mit Ashra – bestehend aus Manuel Göttsching, Harald Großkopf, Lüül und Steve Baltes – war 1997 ein großer Erfolg, die auch auf Tonträger dokumentiert wurde. Die 17 Hippies gaben in den späten 1990er Jahren viele Konzerte, die sie mit dem Livealbum Rock'n'Roll 13 dokumentierten. Darüber hinaus erstellten sie auch den Weltrekord für die meisten Konzerte an einem Tag (17 anlässlich der „Fête de la Musique Berlin“).

Zu seinem 45. Geburtstag organisierte Lüül 1997 eine Gala im Tränenpalast. Agitation Free, Ashra, Rocktheater Reineke Fuchs, 17 Hippies feierten ebenfalls mit und gratulierten dem Geburtstagskind. Im selben Jahr erschien sein viertes Soloalbum Ahoi, das seine 1993er Süd- und Mittelamerikareise zum Thema hat. Das rein akustische Album nahm er mit 17-Hippies-Kollegen auf. So spielte er speziell für dieses Album eine neue Version des Liedes Bargeld ein und schrieb mit Bahnhof einen Klassiker, den er durch seine psychedelische Leadgitarre veredelte. Die 17 Hippies gingen 1998 in die USA und traten dort bei dem legendären SXSW in Austin, Texas, auf. Ashra veröffentlichten die Liveaufnahmen mit Lüül beim „KLEM Festival“ in Nijmegen auf dem Album Sauce Hollandaise. Die von Bernhard Potschka (Ex-Spliff) produzierten Aufnahmen der reformierten Agitation Free erschienen 1999 auf dem Album River of Return. Die 17 Hippies veröffentlichten im selben Jahr das Album Wer ist das? und drehten ein Video unter der Regie von Wolfgang Becker (Good Bye, Lenin!).

Seit 2000

2000 entstand der Trance Groove Remix von Reich der Träume mit Nico-Gesang, das erstmals 1982 auf seinem ersten Soloalbum erschienen war. Neben dem Soundtrack für den preisgekrönten Film Halbe Treppe, in dem auch die 17 Hippies auftreten, veröffentlichte Lüül 2001 das Doppelalbum Kurzmusiken, die verschiedene, rein instrumentale Theater- und Filmmusiken erstmals auf Tonträger vereinte und für Freunde der Berliner Elektronik höchst interessant war. Eine Reunion von Ashra auf dem Burg-Herzberg-Festival wurde 2001 ein großer Erfolg. Neben den 17 Hippies trat Lüül in der Folgezeit entweder Solo bzw. mit Begleitung in Trio- und Quartettform auf. So wurden die Lieder für das Album Damenbesuch, das 2004 erschien, in folgender Besetzung aufgenommen: Kruisko (Akkordeon), Kerstin Kaernbach (Violine) und Klaus Janek (Kontrabass). Das Album, das er mit einer großen Deutschlandtournee bewarb, so unter anderen auf dem Nürnberger Bardentreffen, erhielt hervorragende Kritiken und wurde mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik in der Sparte Chansons, Songs und Lieder ausgezeichnet. Stefan Krulle bezeichnete Lüüls Alben wie Damenbesuch als „humorigste Aufnahmen der Comedy Republik-Germanien, deren Gegenmodell sie gleichsam stellen, weil ihm für Comedy jeder Hang zum Flachsinn fehlt. Irgendwie scheint Lüül am Ziel angekommen. Zumindest sucht er nicht länger wie die Motte nach dem Licht. Das kann in ein paar Monaten aber schon wieder völlig anders sein.“ 2006 erschien seine Autobiografie Lüül - Ein Musikerleben zwischen Agitation Free, Ashra, Nico, der Neuen Deutschen Welle und den 17 Hippies im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf, in denen er sein wechselvolles Musikerleben Revue passieren ließ. Neben kurzen, unterhaltsamen Anekdoten beschrieb er, wie bereits in dem Film Nico-Icon, schonungslos sein Leben mit Nico. Für den Leser ist es faszinierend, das Leben Ulbrichs als Wandler zwischen den Welten – zwischen West-Berlin und der Bundesrepublik, zwischen der alten und der neuen Welt sowie verschiedenen musikalischen Stilen vom zerbombten Nachkriegsberlin der Wirtschaftswundergeneration bis zur Gegenwart – nachzuvollziehen. Bemerkenswert sind auch die politischen und gesellschaftlichen Bezüge, die Ulbrich bisweilen überraschend herstellt. Parallel dazu erschien 2006 mit Zeitreise eine Retrospektive seiner verschiedenen musikalischen Stationen. 2007 war Lüül mit seiner Band erneut auf Clubtournee durch die Schweiz und Deutschland und danach – sozusagen als Fremdenführer/Zeitzeuge - zum Berliner Stadtteil Moabit zu Gast im TV-Report Lokaltermin Zwischenraum vom RBB (Rundfunk Berlin Brandenburg). Im Herbst kam es zu gefeierten Konzerten der 74er-Besetzung von Agitation Free – Lutz Ulbrich, Michael Günther, Michael Hoenig, Gustl Lütjens und Burghard Rausch – in Japan. Dazu war die Band vom japanischen Geschäftsmann Gen Fujita eingeladen worden. Fujita ist ein Musikfan im Allgemeinen, ein Verehrer der deutschen Musikszene im Besonderen und Inhaber des Wachsfiguren-Kabinetts im Tokyo Tower. Der Anlass der Agitation Free-Konzerte war die Einweihung der Wachsfigur von Ulbrichs Bandkollegen Michael Hoenig. Der steht nun neben Lutz Ulbrich, Manuel Göttsching und Mani Neumeier (Guru Guru) als eine von 160 Weltpersönlichkeiten im Tokyoter Wachsmuseum. Das neue 17-Hippies-Album Heimlich von 2007 war erst das zweite reguläre Studioalbum der Band, das als erstes Album der Band auch in den USA und Kanada veröffentlicht wurde. Es enthielt zwölf neue Kompositionen, die „Hippie-Sound verfeinerten, erweiterten und vertieften...“ (Pressetext) Ihr Stil ist eine Mischung aus französischem Chanson, verschiedenen Osteuropastilen, Polka, Blues, Zydeco, Mariachi und gewissen orientalisch-nordafrikanischen Einflüssen. Sie sind in einigen Teilen Europas wahrscheinlich populärer als in Deutschland selbst. Zumindest in Berlin allerdings ziehen ihre Konzerte ebenfalls große Mengen begeisterten Publikums an. Nach der Albumveröffentlichung absolvierte die Band Tourneen durch Europa, die USA (u.a. Chicago, Washington, New York) und ein Jahresabschlusskonzert im Pariser Olympia mit den „Rolling Stones“ der Sahara, der Tuareg-Weltmusikgruppe Tinariwen. Im Januar 2008 erschien das Lüül-Album Spielmann, das er wieder mit der Besetzung Kerstin Kaernbach (Geige), Kruisko (Akkordeon) und Klaus Janek (Bass) sowie den Gästen Danny Dziuk (Orgel) und einigen 17-Hippies-Musikern aufnahm. Gitti Gülden schrieb, dass „seine Weltreisen deutlich durchklingen: Polkaschwof, Cajunwalzer, Reggae, Raga, Rumba. Hier kommen sich die Völker näher, in 13 Liedern einmal um die Welt. Und komisch ist er sowieso.“ Danach tourte Ulbrich wieder mit den 17 Hippies durch die USA - inklusive eines Auftritts beim legendären SXSW Festival in Austin/Texas, gefolgt von Konzerten in Griechenland, Algerien und Spanien. Am 8. August 2008 heiratete Lüül seine Lebensgefährtin Daniela Graf und trug fortan den Nachnamen Graf-Ulbrich. Am 17. Oktober 2008 organisierte und moderierte Lutz Graf-Ulbrich das Tributkonzert für seine Exgefährtin Nico - Nico 70/20. Das 70 stand für ihren 70. Geburtstag und das 20 für ihren 20. Todestag. Am Tributkonzert an der Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz traten – neben Lüül & Band u.a. die deutsche Schlagersängerin Marianne Rosenberg, Marianne Enzenberger, Gudrun Gut (Ex-Malaria!) & Michaela Melián, The Golden Hunger (feat. James Young - der Keyboarder von Nicos letzter Band „The Faction“, MacGillivray, Captain H. Morgan), Soap & Skin, Jutta Koether und Ari Boulogne, der Sohn von Nico. Das Tributkonzert fand im Rahmen einer groß angelegten Hommage an diese Ikone der Subkultur statt, an der sich auch das Kino Babylon-Mitte mit einer Nico-Filmretrospektive und die Galerie Christian Nagel mit einer Nico-Kunst- und Bilderausstellung beteiligten. Im gleichen Monat widmete das Museum für Angewandte Kunst Köln Nico erstmals eine viermonatige multimediale Schau, bei der Mode, Filme und Musik gezeigt und aufgeführt wurden. Graf-Ulbrich, der jede Menge Exponate (handgeschriebene Briefe und andere Devotionalien) aus seinem Besitz zur Verfügung gestellt hatte, trat bei der Eröffnung dieser Ausstellung Stationen einer Popikone mit einer musikalischen Lesung auf. Das Jahr 2009 war ausschließlich den Aktivitäten mit den 17 Hippies vorbehalten. Das dritte Studioalbum El Dorado, dass Ende 2008 aufgenommen worden war, wurde veröffentlicht. Bei den Aufnahmen hatte die Band gemerkt, dass ihr Zusammenspiel – nach 14 Jahren und über 1.500 Konzerten in 20 Ländern – über die Jahre sehr gereift war. Sie hatten, laut eigener Auskunft, ihren eigenen Stil gefunden, der ihnen ein festes Fundament gab. Einflüsse von Musik vom Balkan, US-amerikanischem Rock, britischem Pop oder Filmmusik ließen sich weiterhin deutlich in ihren Kompositionen erkennen. El Dorado ist ihr Begriff für die perfekte Mischung aus Melancholie und „letztlich doch ganz einfach Tanzmusik!“ „Musikstile aus aller Welt vermengt das Berliner Ensemble zu einer furiosen Melange. Munter brechen die 13 Musiker alle Stilkonventionen, kombinieren Artfremdes zu neuen, unerwarteten Allianzen, als wären die von jeher eins gewesen. Ihr neuntes Album (davon sechs live!) ist der primus inter pares: ein wahrer Goldschatz aus dem El Dorado des Folk und Pop.“ (Kulturnews.de). Im Zuge dieses Albums folgten ausgedehnte Tourneen durch die USA, Kanada, Spanien, Frankreich, Luxemburg, Schweiz, England (incl. ein Konzert beim „WOMAD-Festival“), Irland, Deutschland, China, Israel, Jordanien und ein Abschlusskonzert Paris im Theatre de la Ville. Zum Valentinstag 2010 veranstaltete Graf-Ulbrich in seiner unregelmäßigen Rockradio.de-Show Lüüls Live Lounge unter dem Titel Solos for Love ein Livespecial aus dem BKA-Theater, an dem insgesamt 23 Künstler teilnahmen – u.a George Krantz ohne t, Danny Dziuk, Cora Frost, Astrid North (Ex-Cultured Pearls), Katharina Franck (Rainbirds), Hans Werner Olm, Stefan Hiss, André Herzberg. Danach absolvierten Lüül & Band, mittlerweile war Bassist Klaus Janek durch Carsten Wegener ersetzt worden, Konzerte in Deutschland und der Schweiz. Zusätzlich ging Graf-Ulbrich erneut mit den 17 Hippies auf ausgedehnte Tourneen durch Europa. Diesmal standen Deutschland, Frankreich, England, Italien (incl. WOMAD-Festival in Palermo) und Österreich auf der Reiseroute. Den Rest des Jahres verbrachte Lüül mit der Arbeit an seinem neuen Soloalbum und der gemeinsamen Produktion des Agitation-Free-Livealbums. Der Singer/Songwriter Manfred Maurenbrecher veröffentlichte auf seinem 2010er Album Maurenbrecher für Alle Lüüls Version des Tom-Waits-Titels In the Neighbourhood (In der Nachbarschaft). Im Frühjahr 2011 war er wieder mit den 17 Hippies auf Welttournee. Diesmal spielten sie in Neuseeland und Australien – auch als erste deutsche Band beim WOMAD-Festival (Adelaide – New Plymouth). Es folgte die Veröffentlichung des 17-Hippies-Albums Phantom Songs mit einer anschließenden langen Deutschlandtournee. Im gleichen Jahr stand auch die Veröffentlichung des Agitation-Free-Livealbums Shibuya Nights, dass 2007 in Tokio mitgeschnitten worden war. Die Platte erschien beim englischen Cherry- Red-Unterlabel Esoteric. Neben alten Songs aus den 70ern in neuem Arrangement waren auch vier neue Titel enthalten. Das Album bekam gute bis euphorische Kritiken, war aber leider außerhalb Englands schwer zu erhalten. Zwischenzeitlich veröffentlichte Lüül als Solist das Album Tourkoller und absolvierte eine Tourkoller-Tournee durch Deutschland. Zum Ende des Jahres trat Graf-Ulbrich am 18. November in der TV-Sendung Zibb beim RBB auf.

In der Besetzung der Band von Lüül gab es 2012 eine weitere Umbesetzung. Für Carsten Wegener kam 17-Hippies-Bassist Danda (Daniel Cordes) neu dazu. In der neuen Besetzung gingen Lüül & Band auf den zweiten Teil der Tourkoller-Tournee quer durch Deutschland. Unmittelbar danach absolvierte Graf-Ulbrich mit Agitation Free erfolgreiche Comebackkonzerte in Berlin, Paris, Manchester und London. Danach agierte er – wieder als Fremdenführer/Zeitzeuge – mit Geschichten aus Charlottenburg zu Gast in der Dokumentation vom RBB (Rundfunk Berlin Brandenburg). Danach waren die 17 Hippies erstmals zwei Wochen für sechs Konzerte in Mexiko. An seinem 60. Geburtstag veranstaltete Lüül ein ausverkauftes „Wunschkonzert“ im Berliner Club Wabe - mit dabei 17 Hippies, Axel Prahl, Andreas Dresen, Danny Dzuik, Dota Kehr, H.P.Daniels (Ex-Escalatorz), Ludwig Kramer (Ex-Agitation Free), Schlagsaite und The Bees.

2013 lieferten Agitation Free die Filmmusik zur Dokumentation von Gerd Conradt Video-Vertov. Zur Uraufführung des Films spielte die Band beim Achtung Berlin Filmfestival in der Kulturbrauerei und anschließend beim legendären Burg-Herzberg-Festival in der Nähe von Fulda. Zwischenzeitlich trat Graf-Ulbrich – neben James Young (ohne Band) - am 18. Juli als Solist mit einer Konzertlesung bei der Veranstaltung Nico Tributo! anlässlich des 25.Todestages von Nico auf Ibiza auf. Danach war Lüül & Band wieder auf Tourkoller Tour in Deutschland unterwegs und die 17 Hippies veröffentlichten mit dem Kinderalbum Titus träumt ein lange geplantes Projekt.

Lüül & Band beim Liederfest auf der Burg Waldeck 2016

2014 veröffentlichte Graf-Ulbrich eine überarbeitete Neuauflage seiner – inzwischen vergriffenen – Autobiographie – jetzt allerdings unter dem Titel …und ich folge meiner Spur beim Selbstverlag Wunderbar Media. Danach war Lüül & Band im Rahmen der Tourkoller Tour im vierten Jahr wieder in Deutschland unterwegs. Ebenfalls 2014 stand die Wiederveröffentlichung des – bis dahin nur in England erhältlichen - Agitation-Free-Livealbums Shibuya Nights als Special Edition incl. Bonus-DVD mit Konzertausschnitten der Band aus 2013, aufgenommen in Berlin (Kesselhaus) und auf Burg Herzberg (Open-Air-Festival). Die DVD enthält sowohl Agitation-Free-Klassiker, wie Laila und Rücksturz, neuere Songs wie Nomads und das Titelstück Shibuya Nights, als auch mit In da Jungl einen völlig neuen und bislang unveröffentlichtes Stück. Anlässlich des Record Store Day wurde Shibuya Nights am 19. April auch als VinyleEdition limitiert auf den Markt gebracht.

Diskografie (solo)

  • Lüül – GeeBee Records, 1982, LP (als CD wiederveröffentlicht auf Spalax Records)
  • Lüül und ich – GeeBee Records, 1983, LP
  • Mond von Moabit – Pool Musikproduktion, 1996, CD
  • AhoiHipster Records, 1997, CD (Wiederveröffentlichung: 2006 auf Grundsound / Indigo)
  • Kurzmusiken – Manikin Records, 2001, DoCD
  • Damenbesuch – Grundsound / Indigo, 2004, CD
  • Zeitreise – Grundsound / Indigo, 2006, CD (Sampler)
  • Spielmann – Grundsound / Indigo, 2008
  • Tourkoller
  • Wanderjahre

Literatur

  • Lutz Ulbrich: Lüül. Ein Musikerleben zwischen Agitation Free, Ashra, Nico, der Neuen Deutschen Welle und den 17 Hippies. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin, 2006, ISBN 3-89602-696-8
  • Christian Graf: Das NDW-Lexikon. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin, 2003, ISBN 3-89602-529-5 (zur NDW-Phase)
  • Lutz Graf-Ulbrich: Lüül: …und ich folge meiner Spur aktualisierte und komplett überarbeitet Neuauflage seiner vergriffenen Autobiografie (Wunderbar Media Publishing) ISBN 978-3-00-045438-7

Weblinks

Commons: Lüül – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien