Landkreis Welun

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Regierungsbezirke und Kreise im Reichsgau Wartheland

Landkreis Welun war während des Zweiten Weltkrieges der Name einer deutschen Verwaltungseinheit im besetzten Polen (1939–1945).

Vorgeschichte (1793 bis 1807)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebiet um die westpolnische Stadt Wieluń gehörte nach der Zweiten Teilung Polens von 1793 bis 1807 vorübergehend als eigener Kreis Wielun zur preußischen Provinz Südpreußen. Ab 1806 gehörte das Gebiet zum Herzogtum Warschau und ab 1815 wieder (wie vor 1793) zum Königreich Polen, bis dieses 1831 in das Russische Zarenreich eingegliedert wurde. Während dieser Phase wurde Wieluń 1867 zur erneut zur Kreisstadt erhoben.

Verwaltungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges besetzten deutsche Truppen den westpolnischen Powiat Wieluń, die Kreisstadt Wieluń wurde am 2. September 1939 eingenommen. Am 26. Oktober 1939 wurde der Powiat unter der Bezeichnung Landkreis Wielun an das Deutsche Reich angeschlossen, was als einseitiger Akt der Gewalt völkerrechtlich aber unwirksam war. Der Landkreis wurde Teil des Regierungsbezirkes Kalisch (ab 1941: Regierungsbezirk Litzmannstadt) im Reichsgau Wartheland.

Sitz des deutschen Landratsamtes wurde die Kreisstadt Wieluń.

Der Name des Landkreises wurde in der Folge mehrere Male geändert (am 1. April 1940 in Landkreis Welun, am 21. Mai 1941 in Landkreis Welungen und am 24. September 1942 wieder in Landkreis Welun).

Am 20. November 1939 wurden im Rahmen einer Grenzbegradigung aus dem östlich angrenzenden Generalgouvernement kleine Teile des Powiats Radomsko eingegliedert.

Am 1. Juli 1940 wurde ein Teil der Landgemeinde Biała an den Nachbarkreis Lask abgegeben.

Am 1. Oktober 1943 wurde ein Teil der Landgemeinde Konopnica an den Nachbarkreis Schieratz abgegeben.

Mit dem Einmarsch der Roten Armee im Januar 1945 endete die deutsche Besetzung.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landkommissar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1939–9999: Herbert von Oelffen (vertretungsweise)
1939–9999: Oldwig von Natzmer († 1942) [1]

Landräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1939–1942: Oldwig von Natzmer
1943–1945: Christoph Hesse (* 1910) (kommissarisch)

Kommunale Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis Welun gliederte sich in eine Stadtgemeinde (Wieluń) und 32 Landgemeinden, die in Amtsbezirken zusammengefasst waren.

Größe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis Welun hatte eine Fläche von 2101 km² (1939).

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis Welun hatte im Jahre 1941 268.010 meist polnische Einwohner. Die deutschen Besatzungsbehörden vertrieben zwischen dem 1. Dezember 1939 und dem 31. Dezember 1943 über 35.000 Polen aus dem Gebiet und deportierten und ermordeten die jüdische Bevölkerung. Die angesiedelten Deutschen, die aus der Ukraine stammten (1942: 16.506 Personen, etwa 7 % der Bevölkerung) flohen gegen Ende der deutschen Besetzung. Die verbliebenen, aus der Ukraine stammenden Deutschen wurden von der russische Besatzung nach Sibirien deportiert.

Ortsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es erfolgten zunächst „wilde“ Eindeutschungen durch die lokalen Besatzungsbehörden. Am 18. Mai 1943 erhielten alle Orte mit einer Post- oder Bahnstation deutsche Namen, dabei handelte es sich um lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen.

Liste der Städte und Amtsbezirke im Landkreis Welun:

polnischer Name deutscher Name (1939–1945) polnischer Name deutscher Name (1939–1945)
Bolesławiec Bolkenburg Ostrówek 1939–1943 Osterwerder
1943–1945 Eiland
Brzeźnica Berntal Pajęczno 1939–1940 Peinstett
1940–1943 Pfeilstett
1943–1945 Pfeilstätt
Chróścin Reisig Praszka Praschkau
Czastary 1939–1943 Wildbad
1943–1945 Wildenbach
Praszka Praschkau
Działoszyn Dilltal Radoszewice 1939–1943 Wolfshag
1943–1945 Radenhag
Dzietrzkowice Dieterwald Rudniki Erzhütte
Galewice Gallwiese Rząśnia 1939–1943 Ransau
1943–1945 Ronsau
Kamionka Steinerdorf Siemkowice Saatgrund
Kiełczygłów 1939–1943 Keilerkopf
1943–1945 Keilerbach
Skomlin 1939–1943 Kemmel
1943–1945 Schommeln
Konopnica Hanfhütte Skrzynno Senkfeld
Kraszewice 1939–1943 Schöngrund
1943–1945 Schöngrunden
Sokolniki Falkenhof
Kurów Kurfeld Starzenice Altweide
Kuźnica Grabowska Schmiedenau Sulmierzyce 1939–1943 Sulmingen
1943–1945 Sulmers
Lututów 1939–1943 Landstett
1943–1945 Landstätt
Wieluń 1939–1940 Wielun
1940–1941 Welun
1941–1942 Welungen
1942–1945 Welun
Mierzyce 1939–1943 Merzendorf
1943–1945 Märzendorf
Wieruszów 1939–1943 Wieruschau
1943–1945 Weruschau
Mokrsko 1939–1943 Moker
1943–1945 Mockersfeld
Wydrzyn Otternhof
Naramice Armenau Zamoście Niederbrück

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Landkreis Welun Verwaltungsgeschichte und die Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 19. August 2013.

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Litzmannstädter Zeitung: Neuer Landrat für den Kreis Welun feierlich verpflichtet, 26. Jg./ Nr. 147, Online.