Langemarckstraße (Bremen)

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Langemarckstraße
Wappen
Wappen
Straße in Bremen
Basisdaten
Stadt Bremen
Stadtteil Neustadt
Angelegt 17. Jahrhundert
Anschluss­straßen Bürgermeister-Smidt-Brücke, Neuenlander Straße/
Querstraßen Teerhof, Am Deich, Grünenstr., Westerstr., Große Annenstr., Große Johannisstr., Neustadtswall, Neustadtscontrescarpe, Mainstr., Lahnstr., Pappelstr., Erlenstr., Neuenlander Str., Duckwitzstr.
Bauwerke Hochschule Bremen, Schule an der Langemarckstraße
Nutzung
Nutzergruppen Straßenbahn, Autos, Fahrräder und Fußgänger
Straßen­gestaltung zwei- bis vierspurige Straße, zwei Straßenbahngleise
Technische Daten
Straßenlänge 2950 Meter
Merianplan von 1641, südlich der Weser die Neustadt

Die Langemarckstraße ist eine historische Straße in Nord-Süd-Richtung in der Bremer Neustadt (Bremen). Sie ist eine der drei zentralen Hauptstraßen, die von der Neustadt zum Stadtzentrum führen. Sie führt von der Bürgermeister-Smidt-Brücke vorbei am Teerhof über die Kleine Weser zur Neuenlander Straße/ Duckwitzstraße.

Die Querstraßen wurden u. a. benannt als Am Deich nach dem Neustadtsdeich der Weser, Grünenstraße nach den Kastanien und Linden, die von 1689 bis 1849 an dieser alten Straße standen, Westerstraße nach ihrer westlichen Lage, Große Annenstraße nach dem Vornamen Anne, Große Johannisstraße nach dem Vornamen Johann, 1626 als Johannissgasse benannt, Neustadtswall und Neustadtscontrescarpe nach den Neustadtswallanlagen und der Contrescarpe, der gegenüberliegenden Grabenseite, Neuenlander Straße nach dem Straßendorf Neuenland bzw. der Geländeflur aus dem 13. Jahrhundert und Duckwitzstraße 1909 nach Bürgermeister und Reichshandelsminister Arnold Duckwitz (1802–1881); ansonsten siehe beim Link zu den Straßen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Namen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Straße hieß seit dem 18. Jahrhundert Neue Allee, nach 1800 dann nördlich Große Allee und bis zum Stadtgraben Kleine Allee. Der südliche Teil der Straße hieß ab Neustadtscontrecarpe Meterstraße.[1]
Der ganze Straßenzug wurde 1937 durch die Nationalsozialisten nach dem Ort Langemarck in der belgischen Provinz Westflandern benannt, wo vom Oktober bis zum November 1914 die Erste Flandernschlacht oder Ypernschlacht im Ersten Weltkrieg zwischen deutschen und alliierten (Frankreich, Großbritannien, Belgien) Truppen stattfand, verbunden mit vielen gefallenen Soldaten. Über 250.000 Tote, Verwundete und Vermisste mussten beklagt werden. Im Mythos von Langemarck wurde die verlustreiche Schlacht bei Langemarck vom Deutschen Reich propagandistisch verklärt und durch die Nazis verherrlicht. Ein Denkmal aus jener Zeit wurde später umgestürzt.[2]

Eine erste Initiative zur Umbenennung der Langemarckstraße hatte keinen Erfolg. Jedoch wurde 1992 vor der Hochschule Bremen eine Tafel angebracht, die auf die Vergangenheit von Langemarck hinweist. Diese Tafel wurde später demontiert und soll im Jahr 2020 an einer anderen Stelle wieder aufgebaut werden.[3]

Im Dezember 2022 beschloss der Beirat Neustadt einstimmig die Umbenennung in Georg-Elser-Allee. Die Umsetzung wird nun von der Bremer Verwaltung geprüft.[4]

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 17. Jahrhundert musste die Bremer Stadtbefestigung aus wehrtechnischen Gründen umgestaltet und ausgebaut werden. Die Bremer Neustadt wurde zunächst weniger aus Platzbedarf angelegt, sondern um Bremen auch am linken Weserufer durch Befestigungsanlagen zu schützen. Nur schleppend wurde die Alte Neustadt besiedelt. Der größere Flächenanteil blieb noch längere Zeit Gartenland.
In der Alten Neustadt entstand die Neue Allee, die zur Hohe Thors Bastion führte, zunächst von der Weser kommend sehr breit als Allee danach ab Westerstraße noch schmal.[5]

19. Jahrhundert

Technikum Bremen vor 1917
Hochschule Bremen: M-Trakt

Die Befestigungsanlagen waren um 1800 nicht mehr zeitgemäß und sie wurden abgetragen. Die Neustadt konnte sich gemächlich bis zur Neuenlander Straße ausweiten. Der vordere Teil der Straße führte den Namen Große Allee und ab Westerstraße Kleine Allee. Noch wurde der Verlauf der Straße bis 1891 durch den Stadtgraben unterbrochen 1875 erfolgte der Bau der Kaiserbrücke an der Stelle der heutigen Bürgermeister-Smidt-Brücke und verband über die Weser erstmals die damalige Große Allee mit der Bürgermeister-Smidt-Straße im Stadtteil Mitte. Im 19. Jahrhundert standen überwiegend zwei- aber auch dreigeschossige Gebäude an der Straße. Der Neustadtsgraben wurde hier erst 1891 zugeschüttet und stattdessen darauf erhaltene und später ausgebaute Grünanlagen angelegt. 1894 entstand die später so bezeichnete Schule an der Langemarckstraße, die im Südwestflügel das erste Technikum aufnahm. 1906 wurde dafür ein Neubau gegenüber der Schule eröffnet, heute der M-Trakt der Hochschule Bremen. Diese Bauten und die Grünanlage prägen noch heute die Straße.
1909 erfolgte auf Initiative von Carl Schütte der weitere Ausbau der Straße (damals Meterstraße) nach Süden bis zur Neuenlander Straße.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt der wesernahe, nördliche Bereich der Straße erhebliche Zerstörungen. Nach dem Krieg wurde die zerstörte Brücke über die Weser 1952 als Bürgermeister-Smidt-Brücke eingeweiht und damit die Verbindung von der Langemarckstraße zur Innenstadt wieder hergestellt.

Durch die Beck-Brauerei entstanden zur Weser hin an der Westseite bis zu fünfgeschossige Industriebauten. Auf dem früheren Platz Grüner Kamp war nach 1945 ein Parkplatz und ist dann nach 2000 das Beck’s-Logistikzentrum der Brauerei gebaut worden. Gegenüber stehen die Gebäude von ehemals Jacobs-Kaffee, die sich heute im Eigentum der Kraft Foods Group befinden.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste elektrische Straßenbahn in der Neustadt fuhr über die Kaiserbrücke zur Großen Allee. Diese Strecke wurde 1887 erbaut und 1890 elektrifiziert.

Die Langemarckstraße wird heute (2020) durch die Straßenbahn-Linien 1 / N1 (Huchting – Bf Mahndorf) und 8 (Huchting – Kulenkampffallee) befahren.

Im Stadtbusverkehr durchfahren die Straße die Buslinien 26 (ÜberseestadtKattenturm), 27 (Weidedamm-Nord ↔ Brinkum-Nord) und 63 (HauptbahnhofGüterverkehrszentrum), sowie die Nachtlinie N9 (Neue Vahr-Nord ↔ Kattenturm). Des Weiteren verkehren die Regionalbuslinien 101, 102, 120, 121, 226, 750 und N12.

Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Südlich der Grünanlagen bis zur Neuenlander Straße entstanden zwei- dann drei und später viergeschossige Wohn- und Geschäftshäuser, davon viele Bauten von um 1900. Erwähnenswert sind u. a.:

  • Nr. 4: 36-Meter hohes Jacobs-Fabrikationshochhaus von 1962 nach Plänen von Theodor Rosenbusch; später als Bürohaus bei Kraft bzw. aktuell deutsche Zentrale von Mondelēz International. 2008 wurde das Gebäude saniert.
  • Nr. 12/16: Sechsgeschossiges Verwaltungsgebäude von Kraft
  • Das Beck’s-Logistikzentrum nach Plänen von Schulze und Pampus von nach 2000 mit grünen, transluzenten Glasbausteinen; die Fassadengestaltung wurde 2010 mit einem Bremer BDA-Preis ausgezeichnet.
  • Nr. 113: Ehemalige dreigeschossige, historisierende, denkmalgeschützte Schule der Langemarckstraße von 1894 nach Plänen von Heinrich Flügel vom (Hochbauinspektion Bremen) mit einer Backsteinfassade. Bis 1938 hieß sie Schule an der Kleinen Allee und war eine Volksschule mit 16 Klassen.[6] Hier war von um 1988 bis 2010 der Sitz des Ortsamtes Neustadt/Woltmershausen. Heute (2016) sind hier u. a. eine Kindertagesstätte, das Patent- und Normenzentrum der Hochschule Bremen und Einrichtungen des Studentenwerks Bremen untergebracht.
  • Nr. 116: 5-geschossiger M-Trakt der Hochschule Bremen von 1906 nach Plänen von Hugo Wagner mit einer Klinkerfassade und Gliederungen aus Sandstein; 2002 nach Plänen von Wolfram Dahms und Frank Sieder in Glas und grauen Brüstungselementen aufgestockt.
  • Nr. 138: Sitz des Arbeiter-Samariter-Bundes Bremen
  • Nr. 308/310 als Eckhaus: Viergeschossiges verputztes denkmalgeschütztes Wohn- und Geschäftshaus Neuenlander Straße 16 von 1930 nach Plänen von Adrian Albrecht[7]

Kunstobjekte

  • Gefallenen-Ehrenmal der Technischen Lehranstalten von 1934 vor dem M-Trakt der Hochschule Bremen. Das Denkmal wurde 1988 umgestoßen und beschädigt und 1992 durch eine erklärende Tafel in ein Mahnmal umgewandelt. Nach dem Bau eines Pavillon vor der Hochschule wurde das Denkmal saniert und 2020 wieder aufgestellt.[8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eberhard Syring: Bremen und seine Bauten – 1950–1979. Schünemann Verlag, Bremen 2014, ISBN 978-3-944552-30-9.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fritz Peters: Bremen zwischen 1933 und 1945: Eine Chronik, S. 134.
  2. Christian Markwort: Langemarckstraße symbolisch umbenannt. In: weser-kurier.de. 9. Februar 2021, abgerufen am 6. März 2024.
  3. https://www.ortsamt-woltmershausen.bremen.de/sixcms/media.php/13/180920_Beir_N_Langemarck_Gedenktafel.pdf
  4. Buten & Binnen: Beirat macht Weg für neuen Namen der Bremer Langemarckstraße frei. 19. Dezember 2022, abgerufen am 19. Dezember 2022.
  5. Grundriss der Stadt Bremen, Carl Ludwig Murtfeldt 1796
  6. Bremen und seine Bauten 1900, S. 258–260.
  7. Denkmaldatenbank des LfD
  8. Karin Mörtel: Umstrittener Helm soll Frieden dienen. Kriegsdenkmal als Symbol für den Frieden. In: Weser-Kurier vom 1. April 2020.

Koordinaten: 53° 4′ 16″ N, 8° 47′ 23″ O