Liebe im Ring

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Film
Titel Liebe im Ring
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1930
Länge stumme Fassung 2244 Meter, 83 Minuten, Tonfassung 2115 Meter, 77 Minuten
Stab
Regie Reinhold Schünzel
Drehbuch Max Glass, Fritz Rotter
Produktion Max Glass für Terra Film AG, Berlin
Musik Artur Guttmann, Will Meisel
Kamera Nikolaus Farkas
Besetzung

Liebe im Ring ist ein deutscher Teiltonfilm (laut Kinoplakat: „Terra-Ton-Film mit Gesangs- und Sprecheinlagen“) aus dem Jahr 1930, den Max Glass für die Berliner Terra Film AG. produzierte. Regie führte Reinhold Schünzel, das Drehbuch verfassten Max Glass und Fritz Rotter. Die Ausstattung besorgten Otto Erdmann und Hans Sohnle, an der Kamera stand Nikolaus Farkas. Die Musik schrieben Artur Guttmann und Will Meisel. Der Aufnahmeleiter war Conny Carstennsen.

Handlung

Max, der Sohn einer Obsthändlerin, wird bei einer Varietévorstellung, die er mit seiner Freundin Hilde besucht, von einem Box-Manager entdeckt und später zum Boxer ausgebildet. Seinen ersten großen Kampf gegen den gefürchteten farbigen Boxer Ali kann er für sich entscheiden. Das erweckt das Interesse der Salondame Lilian. Sie versteht es, ihn völlig in ihren Bann zu ziehen. Unter ihrem Einfluss vernachlässigt er seine Pflichten und schließlich auch Hilde. Als sie ihm aber beweisen kann, dass Lilian auch andere Herren empfängt, kommt er zur Besinnung. Beim großen Kampf um die Deutsche Meisterschaft, an der er teilnimmt, gibt sich Max eine Blöße, als er Lilian mit ihrem Liebhaber unter den Zuschauern entdeckt. Diese Blöße nutzt sein Gegner geschickt aus. Fast scheint der Kampf verloren, da reißt sich Max zusammen und siegt doch noch. In seiner Garderobe wartet Hilde auf ihn. Mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft gelobt er, zukünftig seiner Hilde treu zu sein.[1]

Hintergrund

Der Film wurde 1929 noch als Stummfilm begonnen, jedoch mit Dialogszenen versehen, als die Produktion der Marktsituation wegen einen Tonfilm verlangte. Beide Fassungen kamen in den Verleih. Die stumme Kopie hatte eine Länge von 2244 Metern und spielte 81 Minuten, die Fassung mit Ton maß 2115 Meter und lief 77 Minuten lang. Der Ton wurde nach dem „Aufnahme-Verfahren der Lignose-Hörfilm, System Breusing, auf Artiphon Record“ festgehalten[2].

Die Außenaufnahmen fanden im Berliner Sportpalast statt. Das Orchester bei den Musikaufnahmen für die Vertonung dirigierte Clemens Schmalstich. Die musikalische Leitung hatte Theo Mackeben.

Der Berliner Zensurbehörde lag der Film am 11. März 1930 vor. Er wurde in Deutschland am 17. März 1930 in den Berliner Terra-Lichtspielen Mozartsaal[3] uraufgeführt. Er lief außerdem noch in Spanien und Portugal, in Finnland und auch in Übersee. In den USA hatte er als Love in the Ring bzw. The Comeback am 10. August 1930, in Japan am 17. Dezember 1931 Premiere.

Filmmusik

Den Titelschlager Das Herz eines Boxers schrieben Kapellmeister Artur Guttmann und Schlagerdichter Fritz Rotter; in der Schallplattenaufnahme von 1930 singen das Marschlied Max Schmeling, Kurt Gerron und Hugo Fischer-Köppe [Electrola E.G.1765, mx. BLK 6034].

In der Übernahme der Matrize auf Victor war das Lied auch in Amerika erhältlich [Victor V-6071-A].

„Es wird alles stumm gedreht“, soll der Regisseur seinen Hauptdarsteller Max Schmeling beruhigt haben. „Wir brauchen nur deine Mundbewegungen, weiter nichts.“ Doch dann wird der Stummfilm Liebe im Ring doch vertont. Max Schmeling spielt dort einen Boxer und muss nun gegen seinen Willen nicht nur sprechen, sondern auch singen. Der Film wurde 1930 uraufgeführt. In seinen „Erinnerungen“ beschreibt Schmeling den Gesang als „schauderhaft“. (Berliner Morgenpost, 5. Februar 2005)[4]

Das Boxerlied wurde bereits 1930 von anderen Sängern gecovert, zum Beispiel von dem Kabarett- und Refrainsänger Robert Koppel, begleitet von Theo Mackeben und seinem Jazzorchester.[5]

Hinter dem Boxerlied etwas zurück trat der zweite Tonfilmschlager von Will Meisel, ein Tango mit dem Titel Heute tanz’ ich nur mit dir, dessen Worte Kurt Schwabach dichtete.[6]

Rezeption

In den USA wurde der Film 1936 von der Firma „Rogers Pictures, Incorporated“ noch einmal aufgelegt: in einer durch George Roland bearbeiteten Schnittfassung, nachsynchronisiert und mit einem Erzähltext von Sam Taub und Benny Leonard versehen.[7]

Auf die Verklärung des Boxsports in der Weimarer Republik nicht zuletzt durch Intellektuelle wie Bertolt Brecht und ihre Rolle im damaligen Geschlechterdiskurs verweist Martin Kraus; nach Ulrike Schaper kann die Figur des Boxers rückblickend als Selbstvergewisserung einer ursprünglich gedachten Männlichkeit gelesen werden und enthielt als solche zugleich einen Abwehrgestus gegen konkurrierende Geschlechtervorstellungen. Im Diskurs der 1920er Jahre kam der Boxer „als Reaktion auf Verunsicherung von Geschlechterbildern … so siegessicher und selbstverständlich männlich daher, bildete das Boxen doch scheinbar ein Refugium vor geschlechtlichen Verwirrungen.“[8] Auf dieser Grundlage, meint Kraus, ließen sich aus dem Lied über Das Herz eines Boxers schlagkräftige Botschaften an sowohl die weiblichen als auch die männlichen Kino- und Schallplattenkonsumenten herauslesen.

Wolfgang Wicht schrieb am 14. März 2012 in der Zeitung Thüringer Allgemeine: „Max Schmeling, Kurt Gerron und Hugo Fischer-Köppe sangen in dem Film Liebe im Ring von 1930 einen Song mit dem Refrain „Das Herz eines Boxers kennt nur eine Liebe, den Kampf um den Sieg ganz allein“. Das Lied ging in das Kulturgut des deutschen Schlagers ein“.[9]

Das Boxerlied wurde auch erwähnt und gespielt in der Rundfunksendung Literatur und Sport: Mythos Boxkampf von Julika Tillmans, Redaktion Sylvia Schwab. Sie lief im HR 2-Kultur, am 22. Mai 2013 um 8.40 Uhr.[10]

Dieses Lied wurde inzwischen auch von mehreren Gegenwartskünstlern wieder aufgegriffen, unter anderem von der Hannoveraner Punk-Band Abstürzende Brieftauben,[11] von „K.A.O.H. feat. Max“[12] und von Roger Baptist in seinem Projekt „Rummelsnuff“.[13]

Literatur

  • Bertolt Brecht: Sport und geistiges Schaffen. In: Derselbe: Werke, Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, hrsg. von Werner Hecht u. a., Bd. 21: Schriften I, Berlin/Weimar/Frankfurt am Main 1992 [um 1926], S. 122–123.
  • Siegfried Ellwanger: Zur Geschichte des Amateurboxens in Deutschland: 1930 – Der Boxsport in der Wirtschaftskrisenzeit[14]
  • Martin Kraus: Vom Vorkämpfer des sportlichen Schlagers. Zu Max Schmelings „Das Herz eines Boxers“ (1930). In: Deutsche Lieder, Bamberger Anthologie. Bamberg, 13. August 2013; online bei wordpress.com
  • Fritz Rotter: „Boxerlied“-Text, bei heliohost.org
  • Ulrike Schaper: „Das Boxen ist ein Sport wahrer Männlichkeit“. Geschlecht im Ring: Boxen und Männlichkeit in der Weimarer Republik. In: Geschlechterkonkurrenzen. 2.–4. Februar 2006; online bei academia.edu
  • Hintergrund: Boxerfilme. Wenn die Fäuste prasseln … – Die wichtigsten und aufregendsten Boxer-Filme Prisma-Verlag[15]

Weblinks

Abbildungen

Einzelnachweise

  1. Vgl. filmportal.de, Murnau-Stiftung
  2. Vgl. Illustrierter Film-Kurier, Nr. 1371, 12. Jahrgang 1930, S. 2.
  3. Vgl. Klaus Weber, Filmtheatergeschichte: „Die Fassade … ein Meisterwerk der Architektur … etwas Außergewöhnliches“ wird das Neue Schauspielhaus am Nollendorfplatz gelobt. Ursprünglich beherbergte das Haus ein Theater und einen Konzertsaal. 1911 wurde dieser in ein Lichtspieltheater umfunktioniert; es erhielt den Namen Lichtspiele Mozartsaal. Der Architekt war Albert Frölich.
  4. Vgl. morgenpost.de
  5. Vgl. Aufnahme auf Ultraphon A 379 (mx. 10 701), anzuhören bei YouTube.
  6. Er ist in einer Aufnahme mit Paul Godwin und seinem Tanzorchester und dem Refrainsänger Leo Monosson auf Grammophon erhalten geblieben, anzuhören auf YouTube.
  7. Vgl. silentera: „The film was re-released in the USA (edited by George Roland, with a synchronized soundtrack featuring narration by Sam Taub and Benny Leonard) as The Comeback by Rogers Pictures, Incorporated, in 1936.“
  8. Schaper S. 16.
  9. Vgl. suhl.thueringer-allgemeine.de
  10. Vgl. hr-online.de (Memento des Originals vom 25. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hr-online.de
  11. Video auf YouTube
  12. Video auf YouTube
  13. Nr. 10 im Album „Sender Karlshorst“ 2010 Sender Karlshorst, anzuhören auf YouTube.
  14. Vgl. superboxer.de: „Die deutsche Filmindustrie griff Themen aus dem Boxsport mit dem Film: ‚Liebe im Ring‘ auf. Das Boxerlied (Musik: Artur Guttmann, Text: Fritz Rotter. Gesang: M. Schmeling) spiegelte die Akzeptanz des Boxsports wieder“
  15. Vgl. prisma.de: „Der große deutsche Boxer Max Schmeling hat ebenfalls Gastauftritte in mehreren Filmen, etwa in Liebe im Ring (1930, Regie: Reinhold Schünzel) und in Knock Out – Ein junges Mädchen ein junger Mann (1935, Regie: Carl Lamac, Hans H. Zerlett) an der Seite von Anny Ondra.“