Lucien Dällenbach

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Lucien Dällenbach (* 1. Dezember 1940 in Neuenburg NE, heimatberechtigt in Bevaix) ist ein Schweizer romanistischer Literaturwissenschaftler. Er war von 1976 bis 1993 Professor an der Universität Genf und von 1993 bis 2006 an der ETH Zürich.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Neuenburg, wo Jacques Geninasca sein Französischlehrer war,[1] studierte Dällenbach zunächst Theologie bei Jean-Louis Leuba an der Universität Neuenburg. Er schloss das Studim 1963 mit dem Lizentiat ab.[2] Ein Auslandaufenthalt führte ihn an die Unversität Heidelberg. Danach unternahm er ein Zweitstudium in den Fächern Romanistik (Französisch) und Germanistik an der Universität Genf, das er 1970 mit dem Lizentiat abschloss.[2] Seine Lizentiatsarbeit über das Romanwerk Michel Butors wurde 1972 als Buch veröffentlicht. Nach Studienaufenthalten an der Freien Universität Berlin, in Cambridge (Gonville and Caius College) und an der École des Hautes Etudes en Sciences sociales in Paris promovierte Dällenbach 1976 in Genf mit einer Arbeit über das Erzählverfahren der Mise en abyme in der Literatur. Sein Doktorvater und wichtigster akademischer Lehrer war Jean Rousset. Daneben bezeichnete Dällenbach den Mediävisten Roger Dragonetti und den Germanisten Bernhard Böschenstein als entscheidende Anreger.[1] Seine Dissertation erschien 1977 in Buchform und wurde schon bei ihrem Erscheinen als literaturtheoretisches Standardwerk rezipiert und in der Folge in zahlreiche Sprachen übersetzt. 1976 wurde Dällenbach – als Nachfolger seines Lehrers Jean Rousset – Professor an der Universität Genf. Von 1976 bis 1979 war er ausserordentlicher, danach ordentlicher Professor. Auf das Frühjahrssemester 1993 wechselte er an die ETH Zürich, wo er bis zu seiner Emeritierung 2006 blieb. Er nahm Gastprofessuren an der Johns Hopkins University, an der New York University und der Princeton University wahr.[3]

Dällenbach war mit verschiedenen Schriftstellern befreundet, u. a. Edmond Jeanneret,[1] Claude Simon[4] und Michel Butor.

Dällenbach hat sich insbesondere mit der Geschichte des Romans beschäftigt. Neben dem 19. Jahrhundert (Balzac, Stendhal) schenkte er dem Nouveau roman (Michel Butor und Claude Simon) besondere Aufmerksamkeit. Bekannt geworden ist er vor allem für seine Typologie der Mise en abyme, die er in seinem Buch Le récit spéculaire entwickelt hat. Ausserdem interessierte er sich für die Theorie des Lesens und des Lesers. In diesem Zusammenhang gab er eine Nummer der Zeitschrift Critique zur Rezeptionsästhetik heraus. Schliesslich befasste er sich mit der Ästhetik des Fragments und des Mosaiks.

Veröffentlichungen (Auswahl)

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Herausgeberschaft

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  • Philippe Carrard: From Reflexivity to Reading: The Criticism of Lucien Dällenbach. In: Poetics Today. Nr. 5, 1984, S. 839–856.

Einzelnachweise

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  1. a b c Quarto. Zeitschrift des Schweizerischen Literaturarchivs. Nr. 15/16. 2001. S. 140.
  2. a b Base de données des élites suisses | Dällenbach, Lucien. Abgerufen am 29. Juli 2024.
  3. Prof. em. Dr. Lucien Dällenbach | ETH Zürich. Abgerufen am 29. Juli 2024.
  4. Rencontre avec Lucien Dällenbach. In: Radio Télévision Suisse. 15. Dezember 2013, abgerufen am 29. Juli 2024 (französisch).