Luftangriffe auf München

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Die Münchener Innenstadt 1945 und 1989 im Vergleich

Bei den Luftangriffen auf München im Zweiten Weltkrieg wurde die bayerische Hauptstadt schwer getroffen. Die Luftangriffe wurden von Einheiten des Bomber Command der britischen Royal Air Force (RAF) und den United States Army Air Forces (USAAF) ausgeführt. Im Luftkrieg des Zweiten Weltkriegs sind bei insgesamt 74 (davon war einer ein nur durch Tiefflieger ausgeführter Angriff mit Bordwaffen)[1][2] Angriffen auf München 6.632 Menschen ums Leben gekommen; 15.800 wurden verletzt. Von der gesamten Stadtfläche war die Hälfte und die Altstadt sogar zu 90 Prozent zerstört.[3]

Speziell die Nachtangriffe der RAF mit dem Flächenbombardement ziviler Ziele (Innenstadt, Wohngebiete und andere) erfolgten aufgrund der vom britischen Luftfahrtministerium (Air Ministry) am 14. Februar 1942 erteilten „Area Bombing Directive“.[4]

Im „Großdeutschen Reich“ stand München nach der Zählung vom 17. Mai 1939 mit knapp 830.000 Einwohnern auf Platz vier der Liste der größten deutschen Städte, wobei Wien mit berücksichtigt ist. Neben seiner Bedeutung als Standort kriegswichtiger Betriebe wie BMW, Krauss-Maffei, Meiller, Südbremse, Dornier etc. war die „Hauptstadt der Bewegung“ (des Nationalsozialismus) auch ein propagandistisch wichtiges Angriffsziel.

Auswahl alliierter Luftangriffe

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Datum Schwerpunkte Opfer Angreifende Bomber Abgeworfene Bomben Anmerkungen
10. März 1940[1] keine unbekannte Anzahl britischer Flieger[1] nur Leuchtbomben[1][2] erster Luftangriff, jedoch ohne Bomben[1][2]
4. Juni 1940 Riem, Allach 8 Verletzte unbekannte Anzahl Bomber der britischen Royal Air Force und der französischen Armée de l’air[1] erster Luftangriff mit Bomben mit Ziel BMW-Flug­motoren­werk Allach
19./20. September 1942 kein besonderer Schwerpunkt[1] 413 Verletzte, 149 Tote etwa 30 Bomber der britischen Royal Air Force (RAF) 168 Tonnen, darunter 55 Minen­bomben und 5.000 Stab­brand­bomben[1]
21. Dezember 1942 Westliche Viertel 21 Tote 15 Bomber der RAF u. a. 14 Minen­bomben zu 1.800 kg, 5.800 Stab­brand­bomben
9./10. März 1943 Innenstadt 436 Verletzte, 212 Tote über 100 Bomber der RAF u. a. 66 Minen-, 99 Spreng-, 1.000 Phosphor- und 70.000 Stab­brand­bomben[1] u. a. BMW-Stammwerk Milberts­hofen, das Braune Haus, Straßenbahn­depot, Gaswerk beschädigt, 9.000 Obdachlose, drei abgeschossene Bomber, Flak verschoss über 15.000 Granaten[1]
7. September 1943 gesamtes Stadtgebiet 785 Verletzte, 208 Tote 365 Bomber der RAF u. a. 73 Minen-, 269 Spreng-, 127 Blitzlicht-, 6.000 Phosphor- und 180.000 Stab­brand­bomben[1] 17.597 Obdachlose, 3.833 beschädigte Anwesen, Groß­markt­halle schwer beschädigt[1]
2./3. Oktober 1943 Innenstadt 906 Verletzte, 233 Tote 273 Bomber der RAF 500 Tonnen, darunter 78 Minen-, 309 Spreng-, 7.000 Phosphor- und 190.000 Stab­brand­bomben[1] 35 Kirchen und 15 Kranken­häuser teils schwer beschädigt, National­theater zerstört, große Mengen an Lebensmitteln vernichtet, 5 abgeschossene Flugzeuge (etwa 30 Tote)[1]
8. Oktober 1943 Innenstadt nur einige wenige Bomber der RAF 8 Tote und mehrere Verletzte bei Massenpanik vor Schutzraum[1]
18. März 1944 Innenstadt 296 Verletzte, 173 Tote Missionsnummer: 264; 221 B-17 der 8th Air Force aus Ostengland, weitere 290 B-17 greifen Ober­pfaffen­hofen, Lechfeld und Landsberg an, 227 B-24 greifen Friedrichs­hafen an 339 Spreng- und 805 Flüssigkeits­brand­bomben, keine Minen­bomben[1] erster Tagangriff, Residenz, mehrere Kirchen und Kranken­häuser, Postamt, Ostbahnhof schwer beschädigt, Flak verschoss 6.000 Granaten[1]
24./25. April 1944[1] München Au 4.185 Verletzte, 139 Tote[1] 400 Bomber der 5. Bomberflotte der RAF[1] u. a. 7 Spreng­bomben zu 2.000 kg, 550.000 Stabbrand-, 14.160 Phosphor-, 10.245 Flammstrahl- sowie 54 Spreng­bomben[1] keine deutschen Nachtjäger zur Verteidigung im Einsatz, 80 % Zerstörung des Stadtteils Au. Volltreffer auf das Landtags­gebäude Pranner­straße 20, München, das alte Rathaus, Münchner Residenz schwerst beschädigt[5], viele Kirchen sowie Pinako­theken schwer beschädigt,[6] 70.000 Obdachlose, 13 Abschüsse durch Flak[1][7]
9. Juni 1944 Bahnlinien 107 Verletzte, 147 Tote[1] 400 bis 500 Bomber der 15th Air Force[1] 1.192 Spreng-, 325 Splitter- und 247 Flüssigkeits­brand­bomben[1] Kranken­haus schwerst getroffen, alle Fahrtwege zum HBF zerstört, 5.000 Obdachlose[1]
13. Juni 1944 Innenstadt 184 Verletzte, 302 Tote 600 Bomber der 8th Air Force[1] 4.021 Spreng-, 258 Splitter- und 1.009 Flüssigkeits­brand­bomben[1] Ziele waren u. a. die BMW-Flug­motoren­fabrik und der Flughafen München-Riem, 15.000 Obdachlose[1]
12. Juli 1944 Innenstadt siehe 16. Juli 1.124 Bomber der 8th Air Force u. a. 10.000 Spreng-, 25.000 Phosphor- und 400.000 Stab­brand­bomben[1]
13. Juli 1944 Innenstadt[8] siehe 16. Juli[1] 1.260 Bomber der 8th Air Force[1][8] u. a. 2.000 Spreng- und 250.000 Stab­brand­bomben[1] Zerstörung der Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität München.[8]
16. Juli 1944 Innenstadt Seit 11. Juli 4.525 Verletzte, 1.453 Tote[1] 1.078 Bomber der 8th Air Force u. a. 4.000 Spreng-, 8.700 Flammstrahl- und 125.009 Stab­brand­bomben[1][3] Schwerste Angriffsreihe, etwa 4.000 Totalschäden an Gebäuden, Tierpark, Staatsoper, 11 Kirchen, 23 Kranken­häuser schwerst beschädigt, 25 Feind­abschüsse, seit 11. Juli über 200.000 Obdachlose[1][3]
19. Juli 1944 Innenstadt 131 Verletzte, 180 Tote[1] 1.500 Bomber der 15th Air Force[1] u. a. 2.500 Spreng- und 157.000 Stab­brand­bomben[1] BMW-Allach und Ostbahnhof schwer beschädigt, 2.000 Obdachlose, einige Feind­abschüsse[1][9]
31. Juli 1944 Randgebiete 100 Verletzte, 114 Tote[1] 567 Bomber der 8th Air Force, zusätzlich Jagdschutz[1] u. a. 2.650 Spreng-, 540 Flüssigkeits­brand- und 180.000 Stab­brand­bomben sowie 380 kg Flugblätter[1] Schwere Schäden an Industrie, 11 Feind­abschüsse, 20.000 Obdachlose[1][3]
17. Dezember 1944 Altstadt 909 Verletzte, 562 Tote[1] 300 Bomber der RAF[1] u. a. 75 Minen-, 1.100 Spreng-, 3.000 Flammstrahl- und 75.000 Stab­brand­bomben[1] 49.000 Obdachlose[1]
8. Januar 1945 Innenstadt 505 Tote 597 Bomber der RAF
25. April 1945 Pasing, Innenstadt[1] 44 Verletzte, 45 Tote[1] unbekannte Anzahl Bomber 160 Spreng- und 300 Stab­brand­bomben[1] 84 Total­schäden an Gebäuden, 600 Obdachlose[1]
26. April 1945 Riem[1] 3 Verletzte unbekannte Anzahl Bomber[1] 10 Spreng­bomben und Bord­waffen­beschuss[1] 73. und letzter Luftangriff

Der Angriff der RAF vom 25. April 1944

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Reste eines Kreuzes, zerstört beim Bombenangriff 1944
Reste eines Kreuzes, zerstört beim Bombenangriff 1944. Heute in der Heilig-Kreuz-Kirche Obergiesing.

350 bis 400 Bomber der RAF hatten in der Nacht auf den 25. April 1944 bei dem 18. Angriff auf München die Bahnanlagen des Hauptbahnhofs zum Ziel.[10] Da die deutschen Nachtjäger sich zuvor noch im Einsatz über Karlsruhe befanden und später keinen Treibstoff mehr hatten, verlief der Großangriff ohne Gegenwehr.[1] Auf Grund der Erprobung neuer Systeme zur Zielmarkierung wurde das geplante Zielgebiet verfehlt. Die Flugzeuge der Pathfinder Force setzten ihre Markierungen stattdessen über dem Stadtteil Au östlich der Isar. Dort wurden bei diesem und späteren Angriffen knapp 80 % der Gebäude zerstört, darunter auch die Mariahilfkirche, von der nur der beschädigte Turm und Außenmauern stehen blieben.

Auf das Stadtgebiet Münchens wurden rund 450 Luftminen, 61.000 Sprengbomben, 142.000 Flüssigkeitsbrandbomben und 3.316.000 Stabbrandbomben abgeworfen. Hierbei wurden rund 90 % der historischen Münchener Altstadt zerstört. Das gesamte Stadtgebiet wies einen Zerstörungsgrad von rund 50 % seines Gebäudebestandes auf. Durch die alliierten Luftangriffe wurden rund 300.000 Einwohner obdachlos, weil 81.500 Wohnungen ganz oder teilweise zerstört worden waren.

Noch heute werden bei Bauarbeiten Blindgänger gefunden. Aufsehen erregte die kontrollierte Sprengung einer Bombe, die beim Abriss der Schwabinger 7 im August 2012 gefunden worden war. Die missglückte Sprengung verursachte Schäden in Millionenhöhe.

Zivile Opfer unter Militärangehörigen auf einem Kriegerdenkmal
Zivile Opfer unter Militärangehörigen auf einem Kriegerdenkmal

Namen der Opfer

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In München finden sich explizite Denkmäler für die Luftkriegsopfer, hier sind keine Namen genannt. Daneben aber werden auch Namen von Zivilopfern auf Kriegerdenkmälern zusammen mit den Namen von Militärangehörigen aufgezählt. Die Zivilisten sind hier manchmal nicht als solche bezeichnet, fallen aber durch das gemeinsame Sterbedatum (=Luftangriffe) ins Auge.

  • Richard Bauer: Fliegeralarm – Luftangriffe auf München von 1940 bis 1945. Hugendubel, München 1987.
  • Richard Bauer: Ruinen-Jahre. Bilder aus dem zerstörten München 1945–1949. Hugendubel, München 1988.
  • Hans-Günter Richardi: Bomber über München. Der Luftkrieg 1939 bis 1945, dargestellt am Beispiel der „Hauptstadt der Bewegung“. W. Ludwig, München 1992.
  • Irmtraud Permooser: Der Luftkrieg über München 1942–1945. Bomben auf die Hauptstadt der Bewegung. Aviatic, Oberhaching 1996, ISBN 3-925505-37-7.
  • Irmtraud Eve Burianek: München im Luftkrieg 1942 bis 1945, GRIN Verlag; Auflage: 2. (23. Juni 2012), ISBN 978-3-656207-84-9

Einzelnachweise

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Commons: Bombing of Munich in World War II – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd Richard Bauer: Fliegeralarm. Heinrich Hugendubel Verlag, München 1987, ISBN 3-88034-351-9.
  2. a b c Süddeutsche Zeitung: Zweiter Weltkrieg: München überstand 73 Luftangriffe. Abgerufen am 19. Januar 2020.
  3. a b c d Andreas Heusler: Luftkrieg: Opfer und Zerstörung. In: nsdoku München, abgerufen am 1. November 2024
  4. Jörg Friedrich: Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940–1945, S. 83.
  5. Füracker: Vor 75 Jahren wurde die Residenz München zerstört – Wiederaufbau gelang prachtvoll – Schwerer Luftangriff auf München in der Nacht vom 24. auf den 25. April 1944 löste Großbrand und schwere Schäden an der Residenz aus | Bayerisches Landesportal. Abgerufen am 21. Januar 2020.
  6. hdbg.de
  7. A.C. Grayling: Die toten Städte: Waren die alliierten Bombenangriffe Kriegsverbrechen? C. Bertelsmann Verlag, 2007, ISBN 978-3-570-00845-4, S. 374.
  8. a b c Luise Dirscherl (Hrsg.): Die Ludwig-Maximilians-Universität München in Geschichte und Gegenwart. Verlag Lutz Garnies, Haar 2010, S. 149.
  9. A.C. Grayling: Die toten Städte: Waren die alliierten Bombenangriffe Kriegsverbrechen? C. Bertelsmann Verlag, 2007, ISBN 978-3-570-00845-4, S. 376.
  10. Die Nacht, in der die Bomber kamen sueddeutsche.de; abgerufen am 6. Juni 2016.