Mansfeld MPC

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Mansfeld MPC (Mansfeld Process Controller) bezeichnet eine Reihe von 8-Bit-Computern, die im VEB Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck in Lutherstadt Eisleben zwischen 1985 und 1990 produziert wurden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die MPC entstanden „aus der Not“, da das Kombinat Robotron keine Computer in ausreichender Stückzahl liefern konnte oder wollte. Aufgrund freier Kapazitäten entschied man sich für eine Eigenentwicklung. 1982 wollte das Kombinat ein Terminal ohne Laufwerk namens Mansfeld-Prozess-Terminal (MPT) herstellen. Es wurden lediglich einige Muster produziert. Ein anderer Entwurf mit einem Datasette-Laufwerk K5200 und dem Betriebssystem MBOS wurde verworfen, da die Laufwerke nicht in ausreichender Stückzahl zur Verfügung standen. Danach ging man zum Entwurf eines Personal Computers über aus denen der MPC1 entstand. Er ist also nicht das Ergebnis der staatlich verordneten Konsumgüterproduktion in der DDR, wo es alltäglich war, dass diverse Betriebe auch branchenfremde Produkte herstellten. Trotzdem wurden einige Geräte an die Deutsche Reichsbahn ausgeliefert, da sich die Bahn an der Entwicklung beteiligte, um die Mikrorechnergesteuerter Fahrkartenautomaten („MFA“) abzulösen. Einige Rechner wurden auch an ein Bergbauunternehmen in die Volksrepublik Polen sowie an die Bergakademie Freiberg geliefert. Die Produktion endete infolge der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion 1990, die viele Betriebe, auch das Mansfeldkombinat, vor zahlreiche ungekannte Herausforderungen stellte. Als Begründung wurden „mangelnde Erfolgsaussichten“ angegeben.[1]

Firmenlogo des Mansfeld-Kombinates

Einsatzmöglichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgend werden die Einsatzzwecke aufgelistet. Weiterer technische Daten sind weiter unten aufgeführt:

Modelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom Mansfeld MPC wurden in einem Zeitraum von sechs Jahren vier Modelle produziert:

MPC1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

MPC1
Mansfeld MPC 1 im DDR-Museum Thale
Hersteller VEB Mansfeldkombinat Wilhelm Pieck Eisleben
Typ Personal Computer
Veröffentlichung Deutschland Demokratische Republik 1949 1984/85
Produktionsende 1985
Neupreis 14.583,00 Mark
Prozessor U880D @ 2,2 MHz
Arbeitsspeicher 64 KB
Grafik Textmodus: 64×16 Zeichen
Grafikmodus: 192×64 Pixel
Sound keiner
Datenträger Diskette
Betriebssystem SCP/M 2.2x
Vorgänger keiner
Nachfolger MPC2

Der MPC1 bildete den Auftakt der Produktlinie. Er wurde im Juli 1984 auf der Messe der Meister von Morgen (MMM) vorgestellt und mit einem Sonderpreis bedacht. Im September des gleichen Jahres wurde die Marktreife erreicht.

Als Diskettenlaufwerk diente ein K5600.10 aus dem Hause Robotron. Pro Diskette konnten 200 KB gespeichert werden. Es waren zwei K 1520-Slots verbaut, wofür einer bereits durch den Floppy-Disk-Controller K5126 belegt wurde. Der zweite blieb für Erweiterungen frei. Das Netzteil war analog. Das Gehäuse bestand aus PUR-Schaum. Die Tastatur war eine K7659. Als Schnittstellen stand ein Anschluss für ein externes Diskettenlaufwerk für 8-Zoll oder 5¼-Zoll zur Verfügung. Weiterhin gab es eine parallele Centronics-Schnittstelle sowie 2×2 serielle Schnittstellen (IFSS, V.24) die umschaltbar waren und maximal zwei gleichzeitig genutzt werden konnten. Als Monitor diente ein Junost-Fernseher. Als Drucker diente eine Erika S6005.

Heutzutage scheint es laut robotrontechnik.de nur noch ein Exemplar zu geben, dieses ist im DDR-Museum Thale ausgestellt. Es wurden nur wenige Rechner gebaut.

MPC2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

MPC2
Hersteller VEB Mansfeldkombinat Wilhelm Pieck Eisleben
Typ Personal Computer
Veröffentlichung Deutschland Demokratische Republik 1949 1985
Produktionsende 1988
Neupreis 15.000,00 M
Prozessor U880D @ 2,2 MHz
Arbeitsspeicher 64 KB
Grafik Textmodus: 64×16 Zeichen
Grafikmodus: 192×64 Pixel
Sound keiner
Datenträger Diskette
Betriebssystem SCP/M 2.4
Vorgänger MPC1
Nachfolger MPC3

Bereits ein Jahr später wurde der Nachfolger, MPC2, nachgeschoben. Er wurde im Juli 1985 auf der Bezirks-Messe der Meister von Morgen vorgestellt.

Seine wesentliche Aufgabe waren Tests der Energiesteuerrechner AKS. Weiterhin wurde eine EPROM-Programmierkarte angeboten die Anfangs vorne am Gerät – noch ohne Gehäuse – angebracht wurde. Spätere Modelle wurden an die Rückseite über ein Kabel angeschlossen. Als Laufwerk kamen diesmal zwei K5601 (Kapazität 780 KB) zum Einsatz. Ein stärkeres Netzteil und ein Kühler wurde eingesetzt. Das Gehäuse musste leicht erhöht werden. Als Monitor benutzte man den K7222. Externe Laufwerke konnten nicht mehr angeschlossen werden.

Vom MPC2 wurden etwa 500 Stück produziert. Die Produktion endete 1988.

MPC3[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

MPC3
Hersteller VEB Mansfeldkombinat Wilhelm Pieck Eisleben
Typ Personal Computer
Veröffentlichung Deutschland Demokratische Republik 1949 Januar 1988 (nur wenige Muster)
Produktionsende 1988
Neupreis entfällt, da keine Serienproduktion
Prozessor U880D @ 4,0 MHz
Arbeitsspeicher 128 KB
Grafik Textmodus: 80×24 Zeichen
Grafikmodus: 768×264 Pixel
Sound keiner
Datenträger Diskette
Betriebssystem n. b.
Vorgänger MPC2
Nachfolger MPC4

Der Nachfolger MPC3 wurde 1987 entwickelt.

Neu war die Tastatur, es wurde ein Einbaumodell von der Tastatur des PC 1715 verwendet. Außerdem wurde ein neues Mainboard verbaut und die CPU war schneller. Von nun an standen den Anwender auch der doppelte RAM zur Verfügung. Als Floppycontroller kam eine Eigenentwicklung zum Einsatz. Die Grafikkarte GDC1 wurde vom Mainboard separiert und in der Leistungsfähigkeit erhöht. Zumeist wurden Drucker der japanischen Firma Epson vom Modell LX80 angeschlossen.

Die geplante Serienproduktion ab Januar 1988 konnte nicht starten, weil der Liefervertrag mit Robotron über die PC 1715-Einbautastaturen nicht erfüllt werden konnte. Unmittelbar danach startete die Entwicklung des Nachfolgermodells.

MPC4[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

MPC4
Mansfeld MPC 4 in den Technischen Sammlungen Dresden
Hersteller VEB Mansfeldkombinat Wilhelm Pieck Eisleben
Typ Personal Computer
Veröffentlichung Deutschland Demokratische Republik 1949 März 1988
Produktionsende 1990
Neupreis 25.365,00 M
1000,00 D-Mark (1990)
Prozessor U880D @ 4,0 MHz
Arbeitsspeicher 256 KB
Grafik Textmodus: 80×24 Zeichen
Grafikmodus: 768×264 Pixel
Sound keiner
Datenträger Diskette, t.w. mit Festplatte
Betriebssystem SCP/M 2.8x
Vorgänger MPC3
Nachfolger keiner

Im März 1988 war der MPC4 serienreif.

Die Tastatur (K7672.03) war diesmal abgesetzt und der des PC 1715 überlegen. Von der Leistung her entsprach er ungefähr diesen Robotron-Computer. Es gab auch eine Variante als Rack. Er verfügte über 256 KB Arbeitsspeicher, davon 192 KB als RAM-Disk. Mansfeld stellte auch Versuche mit 512 KB Speicher an, ob diese je produziert wurden, ist unklar. Auch die Grafikkarte wurde erneut überarbeitet und erhielt die Bezeichnung GDC2. Ein zweites Modell mit Farbdarstellung war wohl geplant. Ein freier Slot (K1520) konnte für Erweiterungen durch Drittanbieter belegt werden oder aber für Mansfeld-eigene Entwicklungen wie dem Modem DFW. Die Signale des Centronics-Anschlusses konnten mit DIP-Schaltern umgeschaltet werden. Als Monitore kamen u. a. der K7222 aber auch westliche Erzeugnisse von Epson oder das Modell ALPHA1 (vmtl. von Reikotronic) zum Einsatz. Die Drucker stammten wiederum von Epson, diesmal der FX1000. Die Leistungsfähigkeit entspricht in etwa dem PC 1715W.[2]

Mit gerade einmal 900 hergestellten Einheiten ist der MPC4 dennoch das verbreitetste Modell. Die vorgesehene Jahresproduktion von 5.000 Stück wurde nie erreicht. Ein Rechner steht in den Technischen Sammlungen Dresden.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom MPC4 wurden 1990 noch einige mit MFM-Festplatten (20 MB) ausgerüstet. Die Modelle ST225 und ST251 stammten von Seagate. Davon wurden zirka 15 Stück gebaut. Einer davon ist noch heute im produktiven Einsatz.

Infolge der Entwicklungen im Land kam es nicht mehr zu Produktion eines PCs mit dem 16-Bit-Prozessor U8001.[3][4][5][6][7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Milliarden wurden verpulvert. In: Der Spiegel. Nr. 6, 1990 (online).
  2. Rüdiger Kurth: DDR Rechentechnik – 8Bit-Museum.de. Die Rechner der „volkseigenen Betriebe“ (VEB). In: 8bit-museum.de. The Dot Eaters & The Number Crunchers, abgerufen am 23. Januar 2024.
  3. Computerserie Mansfeld MPC. Die Geschichte der Computertechnik der DDR. In: robotrontechnik.de. Abgerufen am 8. Juni 2020.
  4. Die Geschichte der Computertechnik der DDR. VEB Mansfeld Kombinat. In: robotrontechnik.de. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  5. Technik: Legendäre Computer aus der DDR – Bilder & Fotos. In: Welt Online. Abgerufen am 8. Juni 2020.
  6. Mansfeld MPC. Abgerufen am 8. Juni 2020.
  7. VEB Mikroelektronik. In: 8Bit-Museum.de. Abgerufen am 17. Juni 2020.