Menso Folkerts

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Menso Folkerts (* 22. Juni 1943 in Eschwege) ist ein deutscher Wissenschafts- und Mathematikhistoriker.

Biografie

Menso Folkerts studierte von 1962 bis 1967 klassische Philologie und Mathematik an der Universität Göttingen, wo er 1967 promoviert wurde (Boethius“ Geometrie II, ein mathematisches Lehrbuch des Mittelalters, Franz Steiner, Wiesbaden 1970). 1968 legte er das Staatsexamen in Göttingen ab und wurde dann 1969 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Geschichte der exakten Wissenschaften und Technik an der TU Berlin, wo er sich 1973 habilitierte. Ab 1976 war er Professor an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und ab 1980 Professor für Geschichte der Naturwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 2008 ging er in den Ruhestand.

Folkerts beschäftigte sich u. a. mit lateinischen Euklidausgaben des Mittelalters, frühen mittelalterlichen Mathematik-Aufgabensammlungen, mittelalterlichen Texten, die das Rechnen im indisch-arabischen Dezimalsystem aufgriffen, und mit Regiomontanus. Zudem zählt er, beginnend mit dem 1994 erschienenen Band, zu den Herausgebern der Nicolaus Copernicus Gesamtausgabe.[1]

Im Rahmen seiner Gauß-Forschungen entwickelte Folkerts eine Briefdatenbank, die alle Briefe von und an Gauß enthält. Auf der Grundlage dieser Datenbank wird seit 2016 im Auftrag der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen die Gauß-Briefdatenbank aufgebaut, die online zur Verfügung steht. Er gab die Schriften von Kurt Vogel heraus und die Gedichte von Fooke Hoissen Müller.

Auszeichnungen, Mitgliedschaften in Akademien, besondere Funktionen

Seit 1981 war Menso Folkerts korrespondierendes Mitglied der „Académie internationale d’histoire des sciences“, seit 1986 ist er effektives Mitglied. Von 1982 bis 1985 war er stellvertretender Vorsitzender und von 1985 bis 1988 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik. Von 1985 bis 2010 war er Kuratoriumsmitglied im Deutschen Museum. Seit 1989 ist er Mitglied der Leopoldina.[2] Seit 1998 ist er korrespondierendes Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften (wo er von 1997 bis 2016 Vorsitzender der Kommission für Wissenschaftsgeschichte war), seit 1999 ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, deren Kommission für Wissenschaftsgeschichte er seit 2008 vorsteht und deren Kepler-Kommission er seit 2008 angehört. Er ist seit 2011 korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. 2013 erhielt er den Kenneth-O.-May-Preis.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Boethius Geometrie II : ein mathematisches Lehrbuch des Mittelalters, Wiesbaden: Steiner 1970
  • mit Bartel Leendert van der Waerden: History of Mathematics. Counting, Numerals and Calculation. 3: Written Numbers, Milton Keynes: The Open University Press, 1976.
  • Die älteste mathematische Aufgabensammlung in lateinischer Sprache: Die Alkuin zugeschriebenen : Propositiones ad Acuendos Iuvenes, Österr. Akad. Wiss., Math.-Phys. Klasse, 116/6, 1978
  • Herausgeber: Mathemata : Festschrift für Helmuth Gericke, Stuttgart: Steiner 1985
  • mit Hubert L. L. Busard: Robert of Chester's (?) redaction of Euclid's Elements, the so-called Adelard II version, 2 Bände, Birkhäuser 1992
  • Herausgeber und Übersetzer (mit Paul Kunitzsch): Die älteste lateinische Schrift über das indische Rechnen nach al-Ḫwārizmī, Abh. Bayr. Akad. Wiss., Phil.-Hist. Klasse, 131, 1997
  • mit Eberhard Knobloch, Karin Reich: Maß, Zahl und Gewicht : Mathematik als Schlüssel zu Weltverständnis und Weltbeherrschung; Ausstellung im Zeughaus vom 15. Juli bis 24. September 1989, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, VCH 1989
  • Herausgeber: Mathematikgeschichte ohne Grenzen : die Korrespondenz zwischen K. Vogel und A. P. Juschkewitsch, Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, München 1997
  • Mathematische Probleme im Mittelalter : der lateinische und arabische Sprachbereich, Wolfenbüttler Mittelalter-Studien, Wiesbaden: Harrassowitz 1996
  • Herausgeber mit David E. Rowe, Christoph Scriba, Sergei S. Demidov: Amphora : Festschrift für Hans Wussing zu seinem 65. Geburtstag Festschrift for Hans Wussing on the Occasion of his 65th Birthday, Birkhäuser 1992
  • Herausgeber: Florilegium astronomicum : Festschrift für Felix Schmeidler, Algorismus 37, München: Institut für Geschichte der Mathematik und Naturwissenschaften, 2001
  • Carl Friedrich Gauß' Aktivitäten an der Universität Göttingen, Nachr. Akad. Wiss. Göttingen, Math-Phys. Klasse, 2002
  • als Hrsg. mit Stefan Kirschner und Andreas Kühne: Pratum floridum. Festschrift Brigitte Hoppe. Augsburg 2002 (= [Münchner Universitätsschriften:] Algorismus. Studien zur Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften. Band 38).
  • Essays on early medieval mathematics : the Latin tradition, Aldershot: Ashgate 2003
  • mit Olaf Neumann: Der Briefwechsel zwischen Kummer und Reuschle. Ein Beitrag zur Geschichte der algebraischen Zahlentheorie, Algorismus Heft 50, Augsburg: Dr. Erwin Rauner Verlag 2006.
  • The Development of Mathematics in Medieval Europe. The Arabs, Euclid, Regiomontanus, Aldershot: Ashgate 2006[3]
  • mit Rainer Gebhardt: Annaberger Rechenmeister-Kolloquien 1992 – 2008. Übersicht und Gesamtverzeichnis zu Rechenmeistern, Cossisten und Verfassern von Rechenbüchern der frühen Neuzeit, Schriften des Adam-Ries Bundes 21, Annaberg-Buchholz 2009.
  • Herausgeber: Nicolai de Cusa Scripta Mathematica. Opera Omnia, Band 20, Felix Meiner 2010
  • mit Hans Wußing: EAGLE-GUIDE. Von Pythagoras bis Ptolemaios. Mathematik in der Antike, Leipzig: Edition am Gutenbergplatz 2012.
  • mit Dieter Launert und Andreas Thom: Jost Bürgi’s method for calculating sines. Historia Mathematica 43, 2016, S. 133–147.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Informationen über das Projekt bei de Gruyter, abgerufen am 1. Juli 2018. (Der ebenfalls aufgezählte Heribert M. Nobis ist allerdings verstorben.)
  2. Mitgliedseintrag von Menso Folkerts (mit Bild) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 6. Juli 2016.
  3. Neubearbeitung von Folkerts, Euclid in Medieval Europe. Winnipeg 1989.