Mit Volldampf über den Atlantik

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Mit Volldampf über den Atlantik – Dampfmaschinen, schnelle Schiffe und eine Reise in die Neue Welt ist der Titel eines Sachbuchs für Kinder und Erwachsene des amerikanischen Architekten David Macaulay (Zeichner, Verfasser) und von Margot Wilhelmi (Übersetzerin), das 2022 in einer deutschsprachigen Ausgabe beim Gerstenberg Verlag erschienen ist.

In einer autobiografischen Rahmenhandlung über seine erste Atlantiküberquerung noch als Kind auf dem für seine Zeit sehr schnellen Turbinendampfschiff SS United States[1] von London via Southampton und Le Havre nach New York City zeichnet und beschreibt Macaulay die Entstehung der Dampfmaschine aus Wasserpumpen in Bergwerken, den modernen Schiffsbau (Stahlbau) und den Komfort bei einer Dampferreise in den 1950er Jahren.[2]

Dazu hat er das Buch in vier Kapitel unterteilt:[3]

  • 1: Die Erfindung und Entwicklung der Dampfmaschinen; Seite 6 — 27, 26 Zeichnungen
  • 2: Der Schiffs-Bauplan, die Konstrukteure (Gibbs Brothers); Seite 28 — 51, 26 Zeichnungen
  • 3: Der Schiffsbau in Newport News, das Blaue Band (Blue Riband) als Maßstab des Fortschritts; Seite 52 — 97, 33 Zeichnungen
  • 4: Die Reise auf einem Transatlantikliner (Mittwoch bis Montag), die Ankunft in New York; Seite 98 — 123, 16 Zeichnungen
Titelei
  • Mit Volldampf über den Atlantik – Dampfmaschinen, schnelle Schiffe und eine Reise in die Neue Welt David Macaulay (Zeichner, Verfasser), Margot Wilhelmi (Übersetzerin). Hildesheim, Gerstenberg Verlag, 2022. 127 Seiten. ISBN 978-3-8369-6114-1.

Das englischsprachige Original Crossing on Time: Steam Engines, Fast Ships, and a Journey to the New World wurde 2019 in den USA publiziert (Roaring Brook Press, ISBN 978-1-59643-477-6). Dieser Titel bezieht sich auf den Fortschritt im Nordatlantik-Schiffsverkehr zwischen 1800 und 1960. Dank eines durch maschinengetriebene Schiffe weitgehend witterungsunabhängigen Linienverkehrs über den Atlantik war es den Reedereien im 20. Jahrhundert möglich für ihre Nordatlantikrouten Fahrpläne mit festen, meist wöchentlichen Abfahrts- und Ankunftszeiten aufzustellen. Für End- und Zwischenstationen wie zum Beispiel Hamburg, Bremerhaven, Le Havre, Southampton oder New York konnten voraussichtliche Termine der Ankünfte angegeben werden. Die auf der Atlantikroute im Liniendienst verkehrenden Passagierschiffe nannte man deshalb auch Transatlantikliner.[4]

Die Zeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Inhalt wird überwiegend durch Zeichnungen Macaulays transportiert. Seine Texte erklären die gezeichneten Mechanismen und nennen dazu die Fachausdrücke und die historischen Bezüge (Daten, Namen).

Die Themen der Grafiken sind …

im Kapitel 1: Pumpe von Thomas Newcomen, James Watts Verbesserung der Dampfkolben, Schaufelräder der Savannah (1818), die drei Schiffe von I. Brunel,[5] Propellerantrieb der Great Britain (1843), die Maschine der SS Servia (1881; sie gilt international als erster moderner Ozeandampfer; für die Reederei Cunard), die Blaue-Band-Schiffe zwischen 1883 und 1894,[6] Verbund-/Expansionsdampfmaschine (vierfach; St. Louis)[7]

im Kapitel 2: Parsons-Turbine, Wasserrohrkessel,[8][9] Schiffsgrößenvergleich 1929/36 mit der Höhe des Empire State Buildings, Fertigstellung der SS America 1936/39[10]

im Kapitel 3: innere und äußere Rumpfhülle, Steuertechnik (Rudermaschinedie), Sicherheitsvorkehrungen (u. a. Boote, Schott-Tore, Davits), der 6-seitige Schiffslängsschnitt (s. u.), Übernahme eines behandlungsbedürftigen Matrosen von einem Kutter (W35) der Küstenwache auf See.

Leporello (darin eingefügt): Es besteht ausgeklappt aus einem sechs Mal die Seitenbreite umfassenden Längsschnitt durch das gesamte Schiff (zwischen Seite 84 und 97)[11][12]

im Kapitel 4: eine Passagierkabine, Ladebaum, Schiff auf weiter See, eine fiktive Begegnung mit dem Schiffsbauingenieur (W. F. Gibbs), der Scheinwerfer des Empire State Buildings (ESB).

Im Zusatzmaterial, Anhang
  • eine Zeitleiste zu den Atlantiküberquerungen seit 1497 bis 2011
  • Nachwort des Zeichners (über eine Seite in seinem damaligen Lexikon von Bertha Morris Parker mit dem Bild vom Schiff und ESB)
  • Literatur (Agricola, Baker, Braynard[13], Ellis, Friedel, Maxtone, Sturm, Swanson, Ujifusa)
  • Widmung für die Eltern
  • Im Begleitmaterial des Verlags zum Buch gibt es einen längeren Lückentext zum Textverständnis / szenische Lesung[14] mit Verweisen auf die Buchseiten.

Rezeption, Rezensionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2020 gab es eine Ausstellung zur Arbeit Macaulays an dem Buch im Norman Rockwell Museum in Stockbridge, Massachusetts. Sie umfasste ca. 60 Originalarbeiten, Photographien und Archivmaterial aus der Vorbereitungsphase des Buchs. Dazu gibt es dort auch zwei Videos über den Umfang und die Entstehung des Buches.[15] (Das auf Illustration spezialisierte Museum stellt immer wieder relevante Künstler neben Norman Rockwell aus. Rockwell selbst ist als Maler/Illustrator in großen Medien einer der einflussreichsten und bekanntesten Künstler der US-amerikanischen Printgeschichte gewesen.)[16][17]

Über David Macaulay[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Macaulay nimmt hier wieder sein zeichnerisches Hauptthema auf: das Zusammenspiel der Einzelteile eines komplexen Ganzen (Bauwerk, Körper, Maschine). Er malt „pädagogisch“ das klassische Realienbuch für Heranwachsende (mit den die Bildern ergänzenden Erklärtexte) in einer für Kinderbücher neuen Bildersprache. Bereits 1975 wurde er so einer der Preisträger des Deutschen Jugendbuchpreises.[18] Macaulay ist Träger der Caldecott Medal (ein US Kinderbuchpreis) im Jahr 1991. Zwei Themen, die im Buch prominent erscheinen, hat Macaulay in bekannten früheren Titeln von ihm bereits unter anderen Aspekten behandelt: Das Empire State Building[19] und Schiffe[20] generell.

Das Vorbild für Kapitel 4: die SS United States auf hoher See, koloriertes Foto

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Probst: Der eigentliche Star dieser bildgewaltigen Story aber ist die SS United States. 70 Seiten "dauert" die Konstruktion und der Bau bis zur Jungfernfahrt. … - in präziser und liebevoller Kleinarbeit illustriert. In der Rezension von Robert Probst: in der Süddt. Ztg. vom 25. August 2022
  2. Auf S. 2–5 und 98ff in Macaulay: Mit Volldampf
  3. Die bezifferten Kapitel haben keine eigenen Überschriften — hier stehen dafür Zusammenfassungen des Inhalts
  4. Auf S. 7 und 35 in Macaulay: Mit Volldampf
  5. auf den Seiten 18 — 21 in Macaulay: Mit Volldampf
  6. auf den Seiten 20 — 25 in Macaulay: Mit Volldampf
  7. auf der Seite 26 in Macaulay: Mit Volldampf
  8. hier, S. 37, der Wasserrohrkessel der als SS Leviathan (1922) in den USA auf Ölfeuerung von Gibbs Broth umgebauten Vaterland (1914)
  9. Details zum Umbau der Vaterland durch die Gebrüder Gibbs: Brent I. Holt: SS Leviathan: America's First Superliner (= Classic Liners series). The History Press, Stroud, Gloucestershire 2009, ISBN 978-0-7524-4763-6 (englisch).
  10. Auf S. 42/43 und 44 in Macaulay: Mit Volldampf
  11. Einen ersten Eindruck bietet das Kopfbild auf der Website David Macaulay: Crossing on Time - An Exhibition Organized by Norman Rockwell Museum. 2020. (allerdings in niedriger Auflösung)
  12. Das Bild enthält 100 Positionen in seiner Legende! Die Kiellänge in der herausgeklappten Zeichnung beträgt 117 Zentimeter, für ein Buch eine ungewöhnliche Breite. Seine Höhe beim Radarmast 23,3 cm. Zum Auffinden der Position der jeweiligen gezeichneten Details gibt es unterhalb vom Kiel durchgehend eingezeichnet senkrechte Abteilnummern vom Bug (1) bis zur Nr. 365 am Heck
  13. Frank Braynards mehrbändiger Buchtitel Leviathan von 1972–1981
  14. Unterrichtsmaterial (PDF-Datei, 2022)
  15. Webseite des Museums zur Ausstellung mit einer „Sample Gallery“; Ausstellungsvideo, Making-of
  16. Thomas Howing: The Great Art Contributor. In: M. H. Hennessey, A. C. Knutson: Norman Rockwell – pictures for the American people. Abrams, New York, NY 2000.
  17. Stephanie Plunkett: Das Video zum Making-of des Buchs und seine biografischen Bezüge bei der Ausstellungseröffnung des Norman-Rockwell-Museums. 2020. 20 Min.
  18. Mit dem Buch Sie bauten eine Kathedrale - dazu die Jurybegründung
  19. D. M: Unbuilding. 1980. (Deutsch: Der Rückbau oder: Das unrühmliche Ende des Empire State Building. Maulwurf, Remchingen 1992)
  20. Ship. Houghton Mifflin, Boston 1993
  21. Robert C. Sturm: SS United States. Medford, 2015
  22. Kampagnen-Film der Förderorganisation wearetheunitedstates.org zum Erhalt des Schiffs