Muhammad Ma Jian

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Ma Jian

Muhammad Ma Jian (chinesisch 馬堅 / 马坚; geb. 6. Juni 1906 in Shadian 沙甸, Gejiu, Yunnan, Qing-Dynastie; gest. 1978 in Peking) war ein bedeutender chinesischer Islamgelehrter, Hochschullehrer, Philosophiehistoriker, Politiker und Übersetzer. Er übersetzte den (gesamten) Koran ins Chinesische[1] und trug zur Ausweitung des akademischen Studiums des Islam in seinem Lande bei.

Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ma Jian wurde im Juni 1906 in einer muslimischen Familie der Hui im Dorf Shadian in der südwestchinesischen Provinz Yunnan geboren. Im Alter von fünfzehn Jahren begann er an einer Schule in Kunming, der Hauptstadt der Provinz Yunnan, islamische, chinesische und arabische Kulturen zu studieren.[2] Anschließend studierte er persische Literatur und Klassiker bei dem berühmten Lehrer Hu Songshan (1880–1955) 虎嵩山 in Guyuan, Ningxia.[3] 1928 studierte er an der Shanghai Islam Normal School (Shanghai Yisilan Shifan Xuexiao), ein Seminar für Lehrer- und Klerusausbildung. 1931 wurde er von der ehemaligen Chinesischen Islamischen Studiengesellschaft (Zhongguo Huijiao Xuehui 中国回教学会) ausgewählt, an der Azhar-Universität in Kairo in Ägypten zu studieren,[4] wo er arabische und islamische Philosophie studierte.[5] Nach seinem Abschluss an der Al-Azhar zog er an das Dār al-ʿulūm-College in Kairo, wo er 1939 seinen Abschluss machte.[6] Nach seiner Rückkehr in die Heimat arbeitete er in Shanghai, Chongqing, Yunnan und anderen Orten in der Lehre und verfasste Übersetzungen. Er war Herausgeber von Qingzhen Duobao[7] (Islamische Glocke). 1946 wurde er Professor an der Fakultät für Orientalische Sprachen und Literatur der Peking-Universität und Direktor der Abteilung für Arabisch.[8]

1949 nahm er an der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes teil und wurde zum Mitglied des ersten CPPCC-Nationalkomitees gewählt. Seit 1954 wurde er kontinuierlich zum Vertreter des Ersten bis Fünften Nationalen Volkskongresses gewählt. Er war Mitglied des Ständigen Ausschusses der Chinese Islamic Association (Chinesische Islamische Vereinigung) und Mitglied der Chinese Asian-African Society (Chinesische Asien-Afrika-Gesellschaft).[9]

1952 zählt er mit Burhan Shahidi, Liu Geping, Saifuding Aizezi und Da Pusheng[10] zu denjenigen, die zur Gründungsversammlung der Chinesischen Islamischen Vereinigung[11] aufgerufen haben,[12] einer nationalen religiösen Organisation in China, die die Vertretung aller Muslime Chinas zu sein beansprucht.

Zu Beginn der Gründung des Neuen China war Professor Ma Jian Dolmetscher für Mao Zedong, Liu Shaoqi, Zhou Enlai und andere chinesische Führer während ihrer Gespräche mit arabischen Gästen. Am 1. November 1956, als sich zahlreiche Chinesen auf dem Tian'anmen-Platz in Peking versammelten, um den Widerstand der Ägypter gegen die dreigliedrige Aggression während der Sueskrise zu unterstützen, übersetzte Professor Ma Jian die Erklärung der chinesischen Regierung, die in der arabischen Welt live übertragen wurde, 1958, am gleichen Ort, übersetzte Professor Ma Jian die Erklärung der chinesischen Regierung während der Libanonkrise, um den Kampf der libanesischen und jordanischen Bevölkerung gegen den Kolonialismus zu unterstützen, die auch direkt in der arabischen Welt ausgestrahlt wurde.[13]

Neben dem Koran übersetzte er auch eine Vielzahl religiöser Bücher sowie andere arabische Bücher aus den Bereichen Geschichte, traditionelle Bräuche, Religion, Sprache und Wissenschaft ins Chinesische sowie Bücher und Artikel über arabisch-islamische Kultur.

Umgekehrt übersetzte er die Gespräche des Konfuzius (Lunyu) – eines der zentralen Bücher des Konfuzianismus – ins Arabische und führte damit die Araber in die chinesische Kultur ein, deren Kern das konfuzianische Denken ist.

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zhongguo Huijiao gaiguan 中国回教概观 (Einführung zum Islam in China)

Übersetzungen arabisch-chinesisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Koranübersetzung (Gulanjing 古兰经)
  • Alabo tongshi 阿拉伯通史, 美国 希提 Philip K. Hitti, Amerika
  • Huijiao zhenxiang 回教真相 (al-Risala al-Hamidiya), 黎巴嫩 候赛因•爱勒•吉斯尔 Husain al-Dschisr (1845–1909), Libanon
  • Huijiao zhexue 回教哲学,埃及 穆罕默德·阿布笃 Muhammad Abduh (1849–1905), Ägypten
  • Yisilan xueshi 伊斯兰哲学史,荷兰 第·博尔 Peking: Zhonghua shuju 1958. Tjitze J. de Boer (Niederlande): Geschichte der Philosophie im Islam. Frommann, Stuttgart 1901

Übersetzungen chinesisch-arabisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lunyu 论语 (Gespräche des Konfuzius), arab.
  • Zhongguo shenhua gushi 中国神话故事 (Geschichten aus der chinesischen Mythologie), arab.

Einzelnachweise und Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die chinesische Standardübersetzung des Korans, die der König-Fahd-Komplex für den Druck des Heiligen Korans in Medina 1986 druckte, in der arabische und der chinesische Texte kombiniert wurden. (vgl. norislam.com: 麦地那印经局)
  2. محمد مكين.. عالم مسلم عظيم محب الوطن - chinatoday.com.cn (abgerufen am 5. Dezember 2019)
  3. Sha Qiuzhen 沙秋真: Ma Jian 马坚 - norislam.com (abgerufen am 5. Dezember 2019)
  4. Zu den ersten chinesischen Azhariten vgl. mei.edu: Bringing China and Islam Closer: The First Chinese Azharites (Wlodzimierz Cieciura) - abgerufen am 6. Dezember 2019
  5. vgl. Shuang Wen (2015:28):

    „Ma Jian (1906-1978) and Na Zhong (1909-2008) were among the first group of Chinese Muslim students who were sent by the Chinese government in the 1930s and stayed in Egypt for as long as nine years. During those years, they were not simply students, but also cultural ambassadors and political representatives for the Republic of China during the second Sino-Japanese War (1937-1945) to counter Japanese influence in the Arab world. When they returned to China, they became the first generation of Chinese scholars on the Arab world.“

  6. محمد مكين.. عالم مسلم عظيم محب الوطن - chinatoday.com.cn (abgerufen am 5. Dezember 2019)
  7. chin. 清真铎报/清真鐸報
  8. Artikel: „Ma Jian“ in Zhongguo da baike quanshu (2. A.)
  9. Artikel: „Ma Jian“ in Zhongguo da baike quanshu (2. A.)
  10. 达浦生 (1874–1965)
  11. 中国伊斯兰教协会, Zhōngguó Yīsīlánjiào xiéhuì; engl. Islamic Association of China
  12. The Formation of Islamic Organizations and Their Activities in China
  13. محمد مكين.. عالم مسلم عظيم محب الوطن - chinatoday.com.cn (abgerufen am 5. Dezember 2019)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hu Fan: Der Islam in Shaanxi: Geschichte und Gegenwart. Dissertation, Universität Bonn, 2008. urn:nbn:de:hbz:5-16136.
  • Shuang Wen: Mediated Imaginations: Chinese-Arab Connections in the Late Nineteenth and Early Twentieth Centuries. Diss. Washington, DC 2015 (Online)
  • Artikel: „Ma Jian“ in Zhongguo da baike quanshu (2. A.)
  • Mi Shoujiang & You Jia: Islam in China. 2004
  • Li Zenzhong 李振中: Xuezhe de zhuijiu – Ma Jian zhuan 《学者的追求——马坚传》(Ningxia renmin chubanshe 宁夏人民出版, 2000)
  • Ma, Hai Yun (2006a) 'Patriotic and Pious Muslim Intellectuals in Modern China: the Case of Ma Jian', American Journal of Islamic Social Sciences, 23(3): 54–70

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]