Fliegenschnäpper

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Fliegenschnäpper

Rotkehlchen (Erithacus rubecula)

Systematik
Unterklasse: Neukiefervögel (Neognathae)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
ohne Rang: Muscicapida
Überfamilie: Muscicapoidea
Familie: Fliegenschnäpper
Wissenschaftlicher Name
Muscicapidae
Fleming, 1822

Die Fliegenschnäpper (Muscicapidae) sind eine Vogelfamilie aus der Ordnung der Sperlingsvögel (Passeriformes), die bis auf den Steinschmätzer und das Blaukehlchen ausschließlich in der Alten Welt vorkommt. Die Systematik dieser Gruppe von Vögeln ist umstritten. Sie sind nahe verwandt mit den Drosseln (Turdidae). Eine Reihe von Gattungen werden von verschiedenen Autoren wechselweise der einen oder der anderen Familie zugeordnet.

Merkmale und Lebensweise

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Fliegenschnäpper sind kleine Vögel mit großem Kopf und großen Augen. Ihr Schnabel ist an der Basis flach und breit und weist kräftige Schnabelborsten auf. Die Beine sind kurz, die Füße klein, und die Flügel sind relativ lang und spitz. Die Tiere sind Insektenjäger, die in Bäumen leben. Sie lauern vorbeifliegenden Insekten von einer Sitzwarte aus auf, um sie dann in kurzen Abflügen zu erbeuten.

Fliegenschnäpper brüten im Wald oder in parkartigen Landschaften mit Bäumen und Büschen. Das Nest ist ein Napf, der in Astgabeln, Nischen oder Höhlen gebaut wird. Die Eier sind in der Regel bläulich. Bei Arten, die in offenen Nestern brüten, weisen die Eier braune Tupfen auf. Bei Arten, die in Höhlen brüten, fehlt eine Zeichnung. Gewöhnlich brütet ausschließlich das Weibchen. Die frisch geschlüpften Nestlinge weisen dunkelgraue Daunen auf und haben einen gelben Rachen sowie gelbliche bis weißliche Schnabelwülste.[1]

Systematik der Fliegenschnäpper

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Die Systematik der Familie der Fliegenschnäpper hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Viele der Gattungen und Arten, die heute (2018) in dieser Familie stehen, wurden noch vor einiger Zeit zu den Drosseln gezählt. Molekulargenetische Untersuchungen haben gezeigt, dass die traditionelle Zuordnung vieler Arten, insbesondere der Schmätzer, nicht korrekt war. Auch die vorgeschlagene Aufteilung der Familie in zwei Unterfamilien zeigte sich als nicht monophyletisch. Daher wird die Familie nun in insgesamt vier Unterfamilien aufgeteilt.[2][3][4][5] Insgesamt umfassen die Fliegenschnäpper fast 350 Arten in bis zu 57 Gattungen.[5]

Unterfamilie eigentliche Fliegenschnäpper (Muscicapinae)

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Tribus Copsychini

Tribus Muscicapini

Unterfamilie Niltavinae

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Lazulischnäpper (Eumyias thalassinus) im Nationalpark Doi Phahom Pok

Unterfamilie Cossyphinae

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Junges Rotkehlchen (Erithacus rubecula)

Unterfamilie Schmätzer (Saxicolinae)

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Rubinkehlchen (Calliope calliope)
Weißkehlsänger (Irania gutturalis)

Kultur und Geschichte

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Im China der Qing-Dynastie zierte der Fliegenschnäpper als Kleinstvogel die Roben der Zivilbeamten des 9. (und damit untersten) Rangs (siehe auch Chinesische Symbole). Conrad Gessner kennt noch den Beinamen Totenvögelein, „vielleicht darum, weil es zu Pest-Zeiten nahe der Städte gesehen wird“.[9]

  • Collin Harrison, Peter Castell: Jungvögel, Eier und Nester der Vögel Europas, Nordafrikas und des Mittleren Ostens. 2. Auflage. Aula, Wiebelsheim 2004, ISBN 3-89104-685-5.
  • Min Zhao, J. Gordon Burleigh, Urban Olsson, Per Alström, Rebecca T. Kimball: A near-complete and time-calibrated phylogeny of the Old World flycatchers, robins and chats (Aves, Muscicapidae). Molecular Phylogenetics and Evolution, Oktober 2022, doi: 10.1016/j.ympev.2022.107646.
  1. Collin Harrison, Peter Castell: Jungvögel, Eier und Nester der Vögel Europas, Nordafrikas und des Mittleren Ostens. 2. Auflage. Aula, Wiebelsheim 2004, S. 397.
  2. Our Taxonomy. In: J. del Hoyo, A. Elliott, J. Sargatal, D. A. Christie & E. de Juana, E. (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona (hbw.com [abgerufen am 28. November 2018]).
  3. G. Sangster, P. Alström, E. Forsmark, U. Olsson: Multi-locus phylogenetic analysis of Old World chats and flycatchers reveals extensive paraphyly at family, subfamily and genus level (Aves: Muscicapidae). In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 57, Nr. 1, 2010, S. 380–392, doi:10.1016/j.ympev.2010.07.008, PMID 20656044.
  4. D. Zuccon, P. G. P. Ericson: A multi-gene phylogeny disentangles the chat-flycatcher complex (Aves: Muscicapidae). In: Zoologica Scripta. Band 39, Nr. 3, 2010, S. 213–224, doi:10.1111/j.1463-6409.2010.00423.x.
  5. a b Min Zhao et al. 2023. A near-complete and time-calibrated phylogeny of the Old World flycatchers, robins and chats (Aves, Muscicapidae). Molecular Phylogenetics and Evolution 178: 107646; doi: 10.1016/j.ympev.2022.107646.
  6. IOC World Bird List Chats, Old World flycatchers
  7. H. Barthel, Ch. Barthel, E. Bezzel, P. Eckhoff, R. van den Elzen, Ch. Hinkelmann & F. D. Steinheimer: Deutsche Namen der Vögel der Erde Vogelwarte Bd. 58, S. 1–214, 2020.
  8. G. Sangster, P. Alström, E. Forsmark, U. Olsson: Multi-locus phylogenetic analysis of Old World chats and flycatchers reveals extensive paraphyly at family, subfamily and genus level (Aves: Muscicapidae). In: Molecular phylogenetics and evolution. Band 57, Nummer 1, Oktober 2010, S. 380–392, doi:10.1016/j.ympev.2010.07.008, PMID 20656044.
  9. Conrad Gessner: Vogelbuch oder Außführliche beschreibung/ vnd lebendige ja auch eygentliche Controfactur vnd Abmahlung aller vnd jeder Vögel/ wie dieselben vnter dem weiten Himmel allenthalben gefunden vnd gesehen werden. 1600, Von dem Todtenvögelein; Muscipeta.
Commons: Fliegenschnäpper (Muscicapidae) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Fliegenschnäpper – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen