Lotosblumen

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Lotosblumen

Indische Lotosblume (Nelumbo nucifera)

Systematik
Unterabteilung: Samenpflanzen (Spermatophytina)
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Eudikotyledonen
Ordnung: Silberbaumartige (Proteales)
Familie: Lotosgewächse
Gattung: Lotosblumen
Wissenschaftlicher Name der Familie
Nelumbonaceae
A.Rich.
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Nelumbo
Adans.

Die Lotosblumen (Nelumbo), auch Lotos oder Lotus genannt, sind die einzige Gattung der Pflanzenfamilie der Lotosgewächse (Nelumbonaceae). Von den nur zwei Arten ist die eine in der Neuen Welt und die andere in Asien sowie im nördlichen Australien beheimatet. Beide Arten und ihre Hybriden werden als Zierpflanzen genutzt und liefern Nahrungsmittel.

Blüte der Indischen Lotosblume
Blüte der Amerikanischen Lotosblume

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zwei Lotos-Arten sind ausdauernde, krautige Wasserpflanzen mit Rhizomen. Die Rhizome sind am Ende knollig verdickt und haben große Hohlräume.[1] Es werden verschiedenartige Blätter ausgebildet (Heterophyllie). Die Laubblätter sind schildförmig (peltat) mit sehr langem Blattstiel. Die Blattstiele sind direkt am Rhizom angewachsen.[1] Die Blattspreite ist kreisförmig und ganzrandig und hat einen Durchmesser von 25 Zentimeter oder mehr.[1] Nebenblätter sind vorhanden. Die großen Blüten sind zwittrig mit 14 bis 30 weißen bis rosafarbenen oder gelben Blütenhüllblättern.[1] Jede Blüte besitzt 100 bis 200 Staubblätter.[1] Die Früchte sind kugelig, eiförmig oder verkehrt kegelförmig nach unten schmaler werdend.[1] Sie bestehen aus dem größer werdenden Blütenboden, in den die Samen eingesenkt sind.

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Besondere an den Blättern des Lotos ist, dass sie flüssigkeitsabweisend sind, sodass beispielsweise Wasser einfach abperlt. Dadurch bleiben die Blätter stets sauber, und es können sich keine Pilze oder andere Organismen auf ihnen ausbreiten, die der Pflanze schaden könnten, siehe (Lotoseffekt).

Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch Käfer.

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Nelumbo wurde 1763 durch Michel Adanson in Familles des Plantes, 2, S. 76, 582 aufgestellt. Nelumbo ist die einzige Gattung der Familie Nelumbonaceae. Als Erstveröffentlichung der Familie Nelumbonaceae gilt Achille Richard in Bory: Dictionnaire Classique d’Histoire Naturelle, par Messieurs Audouin, Isid. Bourdon, Ad. Brongniart, de Candolle … et Bory de Saint-Vincent, Band 11, 1827, S. 492.

Die Gattung Nelumbo enthält nur zwei Arten:

  • Indische Lotosblume (Nelumbo nucifera Gaertn., Syn.: Nelumbo caspica Eichw., Nelumbo komarovii Grossh., Nelumbo nelumbo (L.) Druce, nom. inval., Nelumbo speciosum Willd., Nymphaea nelumbo L.)
  • Amerikanische Lotosblume (Nelumbo lutea Willd., Syn.: Nelumbo nucifera subsp. lutea (Willd.) T. Borsch & Barthlott, Nelumbo pentapetala (Walter) Willd., Nymphaea pentapetala Walter).

Verwechslungsmöglichkeiten der Trivialnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Tigerlotos oder Weiße Ägyptische Lotos ist ebenso wie die Blaue Lotosblume eine Art in der Gattung der Seerosen (Nymphaea) in der Familie der Seerosengewächse und ist mit dem echten Lotos nicht verwandt.

Symbolik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Fähigkeit, Schmutz von sich zu weisen, ließ den Lotos in weiten Teilen Asiens zum Sinnbild für Reinheit, Treue, Schöpferkraft und Erleuchtung werden. Das Symbol findet sich sowohl im Hinduismus als auch im Buddhismus, wo die Erleuchteten (Buddhas), insbesondere Siddhartha Gautama, regelmäßig auf einer geöffneten Lotosblüte oder einem Lotosthron stehend oder sitzend dargestellt werden.

Besonders vielfältig ist seine Symbolik in China ausgeprägt: Aufgrund ihrer Lautgleichheit werden die Wörter Liebe und harmonische eheliche Verbundenheit mit dem Lotos in Verbindung gebracht; die Lotosblüte ist deshalb auch Sinnbild einer guten Ehe. Speziell die rote Lotosblüte gilt als Symbol für die Vagina. Im Buddhismus zählt der Lotos zu den acht Kostbarkeiten und ist Symbol für den Lauf der Zeiten (mit den Einzelphasen Frucht, Blüte und Stängel) und für die Wirkung der Lehre Buddhas (die Wurzeln sind im Schlamm, auf der Oberfläche erblüht jedoch der Lotos). Im Daoismus ist der Lotos Attribut der daoistischen Unsterblichen He Xiangu.

Lotostempel in Neu-Delhi, Indien

Als Anthemion haben Lotosblüten auch eine Bedeutung in der Kunst.[2] Die Kuppeln islamischer Mausoleen und Moscheen der Mogul-Architektur in Indien enden regelmäßig in umgedrehten marmornen Lotosblüten (z. B. Taj Mahal). Als Symbol der Reinheit wurde die Form der Lotosblüte auch von den Bahai aufgegriffen: Der erste Bahai-Tempel in Indien, ein Sakralbau für die Anhänger aller Religionen, ist der Form einer Lotosblüte nachempfunden.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wurzeln, Früchte, Samen und Stängel beider Arten werden gegessen. Isolierte Vorkommen des Amerikanischen Lotos in Tälern Connecticuts und Delawares könnten auf die Kultivierung durch indigene Stämme zurückzuführen sein.[3]

Die Blätter dienen als Verpackung für Speisen, und Teile der Pflanze finden als Arznei Verwendung.[4] Die Samenkerne des Indischen Lotos werden bei Gebetsketten eingesetzt und die getrocknete Lotosfrucht wird als Kalligraphie-Pinsel benutzt. Die Fasern der Stängel und Blätter können zu Lotusseide versponnen werden.[5][3]

Wegen ihrer schmutzabweisenden Eigenschaften, dem sogenannten Lotoseffekt, sind die Blätter der Lotosblumen Forschungsobjekt für Oberflächenversiegelungen.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Universität Tokio hat ein Lotos-Forschungszentrum.[6]

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lotosblumen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f John. H. Wiersema: Nelumbo Adanson. In: Flora of North America, vol. 3. [1].
  2. Wolfram Eberhard: Lexikon chinesischer Symbole. München 1983, ISBN 3-424-00750-1.
  3. a b Stichwort Nelumbonaceae. In: Reinhard Lieberei, Wolfgang Franke, Christoph Reisdorff: Mansfeld's Encyclopedia of Agricultural and Horticultural Crops: (Except Ornamentals). Springer, 2001, S. 141.
  4. John F. Mariani: Encyclopedia of American Food and Drink. Lebhar-Friedman Books, 1999. ISBN 0-86730-784-6, S. 291.
  5. Kazuaki Tanahashi: LOTOS. Berlin 2013, ISBN 978-3-9815371-3-0.
  6. arte TV: Film 'Geheimnisvolle Pflanzen' (2010); Regie: Francois-Xavier Vives.