Nežilovit

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Nežilovit
Tafelige, glänzende Nežilovitkristalle, eingesprengt in Quarzit-Matrix aus der Typlokalität Kalugeri Hill, Mazedonien (Gesamtgröße: 4,5 cm × 3,6 cm × 0,8 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer
  • 1994-020
  • 2020 s.p.[1]
IMA-Symbol

Než[2]

Chemische Formel
  • Pb[Mn4+2Fe3+7AlZn2]O19[1]
  • PbZn2+2(Fe3+,Mn3+,Al)8(Mn4+,Ti4+)2O19[3]
  • PbZn2(Mn4+,Ti4+)2Fe3+8O19[4][5]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/C.08-035[3]

4.CC.45
07.04.02.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol dihexagonal-dipyramidal; 6/m2/m2/m
Raumgruppe P63/mmc (Nr. 194)Vorlage:Raumgruppe/194[5]
Gitterparameter a = 5,85 Å; c = 22,88 Å[5]
Formeleinheiten Z = 2[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4 bis 5
Dichte (g/cm3) berechnet: 5,69(1); VHN25= 735[4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}[6]
Bruch; Tenazität muschelig; spröde[6]
Farbe schwarz
Strichfarbe dunkelbraun
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz
Magnetismus magnetisch

Nežilovit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung PbZn2Mn4+2Fe3+8O19[1], ist also ein Blei-Zink-Mangan-Eisen-Oxid.

Da bei natürlich entstandenen Nežiloviten ein Teil des Mangans durch Titan4+-Ionen ersetzt (substituiert) sein kann, wird die Formel gelegentlich auch mit PbZn2(Mn4+,Ti4+)2Fe3+8O19[5] angegeben, wobei die in den runden Klammern angegebenen Elemente sich in der Formel zwar jeweils gegenseitig vertreten können, jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals stehen.

Nežilovit ist undurchsichtig schwarz und entwickelt hexagonale, tafelige Kristalle bis etwa einen Millimeter Größe mit metallischem Glanz auf den Oberflächen.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Nežilovit auf dem Kalugeri im Babuna-Tal (Jakupica-Gebirge) bei Nežilovo in der mazedonischen Gemeinde Veles und beschrieben 1996 durch Vladimir Bermanec, Dan Holtstam, Darko Sturman, Alan J. Criddle, Malcolm E. Back, Stjepan, Šćavničar, die das Mineral nach dem nahegelegenen Ort seiner Typlokalität benannten.

In älteren Publikationen findet sich gelegentlich der Mineralname in der Schreibweise Nezilovit ohne Hatschek, was allerdings weder der Namensgebung in der Originalbeschreibung noch den Vorgaben zur Mineralbenennung der International Mineralogical Association (IMA) entspricht[7], wonach beispielsweise Minerale, die nach einem geographischen Fundort benannt wurden, darauf geachtet werden muss, dass die Schreibweise des Namens derjenigen an der Typlokalität entspricht. Die bei vielen Mineralen uneinheitliche Schreibweise ihrer Namen wurde mit der 2008 erfolgten Publikation „Tidying up Mineral Names: an IMA-CNMNC Scheme for Suffixes, Hyphens and Diacritical marks“[8] bereinigt.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Nežilovit erst 1994 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich im Aufbau noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IV/C.08-035. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 2 : 3 (M2O3 und verwandte Verbindungen)“, wo Nežilovit zusammen mit Barioferrit, Bartelkeit, Batiferrit, Chihuahuait, Diaoyudaoit, Haggertyit, Hawthorneit, Hibonit, Lindqvistit, Magnetoplumbit, Otjisumeit, Plumboferrit, Yimengit und Zenzénit die „Magnetoplumbitgruppe“ mit der System-Nr. IV/C.08 bildet.[3]

Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Nežilovit in die Abteilung der „Oxide mit Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 2 : 3, 3 : 5 und vergleichbare“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit großen und mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Batiferrit, Barioferrit, Diaoyudaoit, Haggertyit, Hawthorneit, Hibonit, Lindqvistit, Magnetoplumbit, Plumboferrit und Yimengit ebedie „Magnetoplumbitgruppe“ mit der System-Nr. 4.CC.45 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Nežilovit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Mehrfachen Oxide“ ein. Hier ist er zusammen mit Magnetoplumbit, Haggertyit und Batiferrit in der unbenannten Gruppe 07.04.02 (Hexagonal, P63/mmc), stark magnetisch innerhalb der Unterabteilung „Mehrfache Oxide mit O19-Gruppen“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nežilovit kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P63/mmc (Raumgruppen-Nr. 194)Vorlage:Raumgruppe/194 mit den Gitterparametern a = 5,85 Å und c = 22,88 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nežilovit bildete sich in einem präkambrischen metamorphen Komplex, wo er in rosafarbenem Dolomit-Marmor gefunden wurde. Als Begleitminerale treten unter anderem verschiedene Chlorite und Plagioklase, Baryt, Braunit, Cymrit, Franklinit, Gahnit, Hämatit, Hedyphan, Phlogopit, Piemontit und Talk auf.

Neben seiner Typlokalität, dem Hügel Kalugeri, konnte das Mineral bisher (Stand 2014) nur noch in einer nahegelegenen, gemischten Serienformation im Babuna-Tal im Jakupica-Gebirge in Mazedonien gefunden werden.[10]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Vladimir Bermanec, Dan Holtstam, Darko Sturman, Alan J. Criddle, Malcolm E. Back, Stjepan Šćavničar: Nežilovite, a new member of the magnetoplumbite group, and the crystal chemistry of magnetoplumbite and hibonite. In: The Canadian Mineralogist. Band 34, 1996, S. 1287–1297 (englisch, rruff.info [PDF; 980 kB; abgerufen am 29. Oktober 2023]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nežilovite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2023. (PDF; 3,8 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2023, abgerufen am 29. Oktober 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 29. Oktober 2023]).
  3. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  4. a b Vladimir Bermanec, Dan Holtstam, Darko Sturman, Alan J. Criddle, Malcolm E. Back, Stjepan Šćavničar: Nežilovite, a new member of the magnetoplumbite group, and the crystal chemistry of magnetoplumbite and hibonite. In: The Canadian Mineralogist. Band 34, 1996, S. 1287–1297 (englisch, rruff.info [PDF; 980 kB; abgerufen am 29. Oktober 2023]).
  5. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 202 (englisch).
  6. a b David Barthelmy: Nežilovite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 29. Oktober 2023 (englisch).
  7. Ernest H. Nickel, Joel D. Grice: The IMA Commission on New Minerals and Mineral Names: Procedures and Guidelines on Mineral Nomenclature. In: The Canadian Mineralogist. Band 36, Nr. 3, 1998, S. 913–926, General Guidelines for Mineral Nomenclature (englisch, cnmnc.main.jp, frei verfügbar auf der Website der IMA/CNMNC [PDF; 336 kB; abgerufen am 29. Mai 2023]).
  8. Ernst A. J. Burke: Tidying up Mineral Names: an IMA-CNMNC Scheme for Suffixes, Hyphens and Diacritical marks. In: Mineralogical Record. Band 39, Nr. 2, 2008, S. 134 (englisch, cnmnc.main.jp [PDF; 2,8 MB; abgerufen am 29. Oktober 2023]).
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 31. Oktober 2023 (englisch).
  10. Fundortliste für Nežilovit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 29. Oktober 2023.