Notthafft (Adelsgeschlecht)
Die Familie Notthafft zählt zu den bayerischen Uradelsgeschlechtern.
Geschichte
Ursprung des Geschlechts
Die Familientradition führt den Ursprung des Geschlechts zurück auf einen Friesenfürsten Radipold, der im Heer Karls des Großen gegen Böhmen zog und so in den Nordgau (Bayern) kam. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Familie 1140 mit Rudolf vnd Eilhulf Nothaft[1] und 1166 mit Adalbertus Nothaft.
Verbreitung im Egerland
Der älteste Stammsitz der Notthafft ist die nördlich von Eger gelegene Burg Wildstein, nach der sich die Familie seit etwa 1220 „Nothaft von Wiltstein“ nannte. Im 13. Jahrhundert gründeten die Notthafft die bereits jenseits der Ostgrenze des historischen Egerlandes, auf böhmischem Gebiet gelegene Burg Falkenau. Seit 1310 sind Familienmitglieder als Reichsforstmeister im Egerer Reichsforst bezeugt. Als Amtssitz in dieser Funktion errichteten sie die 1340 fertiggestellte Burg Thierstein in Thierstein (Fichtelgebirge).
Die bayerischen Hauptlinien Wernberg, Weißenstein und Bodenstein
Nach ihrem Rückzug aus dem Egerland verbreitete sich die Familie vor allem in der Oberpfalz und in Niederbayern. Es entstanden drei Hauptlinien:
- Die Wernberger Linie, die sich nach der Burg Wernberg bei Weiden in der Oberpfalz nannte. Sie wurde 1638 mit dem Reichshofrat Johann Heinrich Notthafft von Wernberg in den erblichen Reichsgrafenstand erhoben, starb jedoch mit dessen Enkel Johann Heinrich Franz Emanuel 1734 aus.
- Die Weißensteiner Linie, deren Stammsitz, die heutige Ruine Weißenstein (Steinwald), im Landkreis Tirschenreuth in der Oberpfalz lag, führte seit dem 17. Jahrhundert den Freiherrntitel und starb 1718 mit Johann Paul Notthafft Freiherr von Weißenstein aus.
- Die dritte Linie nannte sich zunächst nach Schloss Bodenstein in Bodenstein bei Nittenau in der Oberpfalz, nahm aber schon im 16. Jahrhundert den Namenszusatz von Weißenstein an. 1681 in den Freiherrnstand erhoben, beerbte diese Linie 1718 die Weißensteiner und 1734 die Wernberger Vettern.
Ausklang
Im 19. Jahrhundert gingen infolge der allgemeinen sozialen Umwälzungen und der prekären Finanzlage der Familie deren letzte große Besitzungen verloren: 1829 die Herrschaft Runding bei Cham und 1882 die Herrschaft Weißenstein mit den Schlössern Friedenfels und Poppenreuth im Landkreis Tirschenreuth. Mit Richard August Julius Notthafft Freiherr von Weißenstein starb die Familie 1952 im Mannesstamm aus. Er war von 1920 bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1936 als letzter leitender Direktor für die Bayerische Notenbank in München tätig.
Die Nothaft von Hohenberg in Schwaben
Im Jahr 1300 erscheinen mit Werner Nothaffte und dessen Söhnen Albrecht und Werner die ersten Vertreter der schwäbischen Familie Nothaft. Eine Abstammung dieser Familie von den bayerischen Notthafften ist zwar nicht zu beweisen, doch weisen einige Indizien darauf hin. Nach den älteren Familienchronisten saßen die schwäbischen Nothaft zunächst als württembergische Burgmannen auf der Burg Rems oder Neckarrems. 1337 befand sich Werner II. Nothaft – der schon genannte Sohn des 1300 erwähnten Werner I. – auf der benachbarten Burg Hochberg, die fortan der namensgebende Sitz der Familie wurde und bis zu ihrem Aussterben blieb. Sowohl Neckarrems als auch Hochberg gehören seit 1975 zur Gemeinde Remseck am Neckar.
Noch im 14. Jahrhundert kam auch Beihingen (Gemeinde Freiberg am Neckar) in die Hände der Familie und wurde zum Sitz des Beihinger Familienzweiges. 1532 verkaufte Heimeran Nothaft Beihingen an seinen Schwager Ludwig von Freyberg. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts waren die Nothaft eine einflussreiche Familie. Werner IV. Nothaft war Rat bei Eberhard IV. Er war 1388 bei einem Vergleich zwischen Eberhard und dem Markgrafen von Baden beteiligt. 1425 stiftete er in der Stuttgarter Stiftskirche eine Pfründe und einen Altar.
Neben Hochberg und Beihingen waren auch die Schlösser Hochdorf (Gemeinde Remseck am Neckar), Kleiningersheim (Gemeinde Ingersheim) und Oßweil im Besitz der Familie. Philipp Jacob Nothaft übergab den Familienbesitz samt Hochberg 1684 an den Ehemann seiner Enkeltochter, Uriel von Gemmingen (1644–1707). Er starb 1687 im Alter von 90 Jahren als Letzter seines Stammes.
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Schloss Hochberg (Torhaus)
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Das Alte Schloss Beihingen am Neckar
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Schloss Kleiningersheim
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Schloss Oßweil
Wappen
Die bayerischen Notthafft führten als Wappen auf goldenem Grund einen blauen Balken. Auf dem Helm zwei goldene, mit blauen Balken belegte Büffelhörner, als Kleinod dazwischen eine weiße Bracke, manchmal mit schwarzen Flecken. Die Decken sind Gold Blau. Es gibt zahlreiche Variationen.
An die Familie erinnert auch das Wappen der ehemaligen Gemeinde Birkenbühl.
Die schwäbischen Notthafft führten als Wappen zwei silberne Adlerflügel auf rotem Grund. Auf dem Helm zwischen zwei silbernen Adlerflügeln eine rote spitze Mütze mit weißem hermeliertem Stulp, die an der Spitze mit sechs schwarzen Hahnenfedern besteckt ist.
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Wappen der Familie von Notthafft nach Siebmachers Wappenbuch von 1605
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Wappen nach Scheibler
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Heutiges Wappen der Gemeinde Runding
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Wappen der Gemeinde Blaibach
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Wappen der Gemeinde Weiding
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Wappen der Gemeinde Friedenfels
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Ebenso bei Siebmacher das Wappen der Familie von Notthafft im Schwäbischen (von Hohenburg)
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Wappen nach dem Scheibler'schen Wappenbuch
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Elemente im heutigen Wappen der Stadt Remseck am Neckar
Persönlichkeiten
- Cajetan Anton Notthafft von Weißenstein (1670–1752): Fürstpropst der Fürstpropstei Berchtesgaden
- Heinrich Notthafft von Wernberg (1370–1440), Vicedominus in Niederbayern, Tresorier in Hennegau, Holland und Zeeland
- Johann Heinrich Notthafft von Wernberg (1604–1665), Reichshofrat, Reichsgraf und Reichshofratsvicepräsident
- Kunigunde von Nothaft, Äbtissin im Kloster Himmelkron bis 1370
Siehe auch
- Liste deutscher Adelsgeschlechter N - Z
- Liste bayrischer Adelsgeschlechter
- Liste fränkischer Rittergeschlechter
- Liste schwäbischer Adelsgeschlechter
Literatur
- Lorenz Fries: Chronik der Bischöfe von Würzburg, fol. 138r
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band IX, Band 116 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1998, ISSN 0435-2408
- Karel Halla/Volker Dittmar (Hrsg.): Po stopách šlechtického rodu Notthafftů – Notthaffti v Čechách a v Bavorsku — Auf den Spuren eines Adelsgeschlechts – Die Notthaffte in Böhmen und Bayern – Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Regionalmuseum Eger (Cheb) und im Egerland-Museum Marktredwitz, Cheb 2006
- Harald Stark: Die Familie Notthafft - auf Spurensuche im Egerland, in Bayern und Schwaben, Weißenstadt 2006, ISBN 3-926621-46-X
Anmerkungen
- ↑ Nach Auskunft des Staatsarchivs Würzburg ist die in der Chronik der Bischöfe von Würzburg von Lorenz Fries zitierte Urkunde aus dem Jahr 1140, in der Rudolf vnd Eilhulf Nothaft als Zeugen auftauchen sollen, weder im Original noch kopial überliefert. Woher also Lorenz Fries seine Informationen zu diesem Eintrag bekommen hat, lässt sich gegenwärtig nicht klären. Auch taucht der recht seltene Name Eilhulf bei der Familie Notthafft sonst nicht auf. Man wird wohl auch weiterhin das Jahr 1166 als das Jahr der ersten sicheren Überlieferung des Familiennamens Notthafft gelten lassen müssen.
Weblinks
- Commons: Bayerische Notthafft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Commons: Schwäbische Notthafft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- http://www.notthafft.de
- Wappen der Notthafft in Wappen deutscher Geschlechter, Augsburg 1475
- Wappen der Notthafft in Nikolaus Bertschis Wappenbuch besonders deutscher Geschlechter, Augsburg 1515
- Wappen der Notthafft in Wappenbuch des Heiligen Römischen Reiches, Nürnberg um 1554 - 1568
- Wappen der Nothaft von Hohenberg (Schwaben) im Wappenbuch des Heiligen Römischen Reiches, Nürnberg um 1554–1568