Otto Benndorf

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Otto Benndorf

Otto Benndorf (* 13. September 1838 in Greiz, Thüringen; † 2. Januar 1907 in Wien) war ein deutscher Klassischer Archäologe und der Begründer des Österreichischen Archäologischen Instituts.

Leben

Otto Benndorf wurde als Sohn eines Kaufmanns in Greiz/Thüringen in einem streng protestantischen Elternhaus geboren.In diesem Sinne wurde er erzogen und sollte Pastor werden. Er studierte zunächst mehrere Semester an der theologischen Fakultät Erlangen, bevor er sich dem Studium der Kunstgeschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn zuwandte. Er erwarb in den Fächern Archäologie und Kunstgeschichte das Doktorat und wurde zunächst Lehrer an verschiedenen höheren Schulen. Mit Hilfe eines mehrjährigen Stipendiums 1864-1868 machte er eine für sein weiteres Leben entscheidende Reise durch Südfrankreich, Italien und Griechenland bis in die Levante. Mit den Ergebnissen dieser Reise habilitierte er sich in Göttingen. Hier heiratete er Sophie Benndorf, geb. Wagner, die einer begabten Familie entstammte; ihr Bruder war der große Volkswirt Adolf Wagner. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, Hans Benndorf, Else und Nelly. Bereits ein Jahr später 1869 wurde er der erste Professor für Klassische Archäologie in Zürich. Pöbelangriffe, die 1871 gegen ein Friedensfest der Deutschen in Zürich gerichtet waren und für die die Kantonalregierung keinerlei Entschädigung bot, empörten ihn derart, dass er seine Professur niederlegte und sich in München als unbesoldeter Dozent niederließ.

Ein Jahr darauf (1872) wurde er nach Prag berufen, wo er bis 1877 lehrte. Unter der Leitung des damaligen Lehrkanzelinhabers in Wien, Alexander Conze, nahm er 1875 an der 2. Österreichischen Expedition nach Samothrake teil. 1877 wurde er als Nachfolger von Conze auf den Lehrstuhl der Universität Wien berufen. Als Leiter des Archäologisch-Epigraphischen Seminars organisierte er mehrere Forschungsreisen nach Kleinasien, darunter 1881 und 1882 nach Lykien zur Wiederauffindung des Heroon von Gjölbaschi-Trysa. Im Jahr 1895 initiierte er die ersten österreichischen Ausgrabungen in Ephesos. Danach bemühte er sich um die Gründung eines österreichischen archäologischen Instituts, das schließlich 1898 eröffnet wurde. Benndorf erhielt die Direktion und legte sein Amt als Ordinarius an der Universität nieder.

Als Leiter des neu gegründeten ÖAI setzte er sich auch für Forschungsplätze in Österreich ein. 1905 erkrankte er auf seiner letzten Kleinasienreise und starb 1907 an den Folgen eines Schlaganfalls.

Bedeutung

Seine wissenschaftlichen Forschungen sind durch eine später kaum je erreichte Vielseitigkeit, durch sprachlich kultivierte Darstellung und die nicht ästhetisierende, sondern auf umfassender Kenntnis von antiker Geschichte und Schrifttum aufbauende Arbeitsweise gekennzeichnet. Als Professor und mehr noch als Leiter des archäologischen Instituts erwies er sich als ein unermüdlicher, fruchtbar wirkender Organisator: bei der Betreuung der antiken Denkmäler auf österreichischem Boden, der Ausgestaltung der anschließenden Provinzialmuseen, Erforschung der benachbarten altgriechischen Gebiete und besonders bei seinen vier großen archäologischen Expeditionen, wobei die Expedition nach Ephesus wohl die wissenschaftlich wichtigste war, wo es zum ersten mal galt, eine antike Großstadt freizulegen.

Zu seinen bedeutendsten Schülern zählte der Archäologe Franz Studniczka.

Werke (Auswahl)

  • Das Heroon von Gjölbaschi-Trysa (zusammen mit G. Niemann). - Holzhausen, Wien 1889
  • Die Metopen von Selinunt. Guttentag, Berlin 1867
  • Neue archäologische Untersuchungen auf Samothrake (zusammen mit Alexander Conze und Alois Hauser). 2 Bände. Gerold, Wien 1880
  • Reisen im südwestlichen Kleinasien (zusammen mit G. Niemann). Wien 1884-1898; Nachdruck Codex-Verl., Gundholzen 1975

Literatur

  • Gudrun Wlach, in: Manfred Kandler (Hrsg.): 100 Jahre Österreichisches Archäologisches Institut. 1898-1998. Holzhausen, Wien 1998. S. 99–101. ISBN 3-900305-25-0
  • Hedwig Kenner, in: Reinhard Lullies (Hrsg.): Archäologenbildnisse. Porträts und Kurzbiographien von klassischen Archäologen deutscher Sprache. Zabern, Mainz 1991. S. 67 ff. ISBN 3-8053-0971-6
  • Hubert D. Szemethy, Die Erwerbungsgeschichte des Heroons von Trysa. Ein Kapitel österreichisch-türkischer Kulturpolitik. Phoibos, Wien 2005. ISBN 3-901232-63-X
  • Franz Exner : Einiges Über die Exnerei, Staltach, 1944

Weblinks