Otto Primavesi

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Otto Primavesi (* 27. Februar 1868 in Olmütz, Mähren; † 8. Februar 1926 in Wien) war ein mährisch-österreichischer Bankier, Industrieller, und Mäzen von Anton Hanak, Gustav Klimt und Josef Hoffmann, der sich mit seinem Einsatz für die Wiener Werkstätte de facto ruinierte.

Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Vorfahren stammten aus der Lombardei. Die Familie übersiedelte zu Ende des 18. Jahrhunderts nach Olmütz und nahm eine Führungsposition in der Finanz- und Wirtschaftswelt Mährens ein. Otto Primavesi hielt mit seinem Bruder gemeinsam die Zwei-Drittel-Majorität des Vereins mährischer Zuckerfabriken, die Flachsspinnerei in Lichtenwerden, die Jutespinnerei im Würbenthal, und ein Bankhaus in Olmütz.

Nach dem Ausscheiden des ersten Financiers Fritz Wärndorfer übernahm Otto Primavesi 1915 mit Unterstützung durch seinen Cousin Robert Primavesi die in Liquidation getretene Produktivgenossenschaft von Kunsthandwerkern. Otto Primavesi beauftragte zuvor schon Josef Hoffmann mit der Modernisierung seines Bankhauses in Olmütz, dann mit der Ausgestaltung von zwei Zimmern in seiner Olmützer Villa[1][2] und der Errichtung eines Landhauses in Winkelsdorf.

Eine besondere Rolle bei der Kunstförderung ihres Mannes spielte die Gattin Eugenia Primavesi, geborene Butschek (1874–1963). 1912 und 1913 gab ihr Gatte bei Gustav Klimt die Porträts seiner neunjährigen Tochter Mäda Gertrude Primavesi (auch „Mäda“ genannt; Olmütz 1903–2000)[3] und seiner Frau Eugenia in Auftrag.

Eugenia Primavesi war eine Wiener Schauspielerin, die bei einem Auftritt in Olmütz Otto Primavesi kennengelernt hatte und 1894 heiratete. Der Ehe von Otto und Eugenia Primavesi entstammten vier Kinder.

Gustav Klimt: Porträt Eugenia Primavesi (1913–1914)
Gustav Klimt: Porträt Mäda Gertrude Primavesi (1912)

Die Wiener Werkstätte stand 1915 bis 1925 unter der Führung von Otto Primavesi. Ungeachtet anfänglicher Expansion, etwa der Gründung einer Vertretung in Berlin (1916) und von Filialen in Marienbad (1917), Zürich (1917), Velden (1922) und New York (1922) kam es ab 1918 wieder zu großen finanziellen Schwierigkeiten.

Besonders Eugenia Primavesi setzte sich allerdings bedingungslos für die elitäre kunsthandwerkliche Linie der Wiener Werkstätten ein. Otto Primavesi trat in der Folge am 25. Juni 1925 als Geschäftsführer zurück und trennte sich von Eugenia, übertrug ihr aber seine Anteile an der Wiener Werkstätte. Er verstarb im Februar 1926 in Wien. Im Mai 1926 wurde über die Wiener Werkstätte das Ausgleichsverfahren eröffnet, bereits im April davor erfolgte der Konkurs des Bankhauses Primavesi in Olmütz.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tobias G. Natter: Die Welt von Klimt, Schiele und Kokoschka. Sammler und Mäzene. DuMont, Köln 2003, ISBN 3-8321-7258-0.
  • Herta Neiß: Wiener Werkstätte. Zwischen Mythos und wirtschaftlicher Realität. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2004, ISBN 3-205-77147-8.
  • Claudia Klein-Primavesi: Die Familie Primavesi. Kunst und Mode der Wiener Werkstätte. Klein-Primavesi, Wien 2006, ISBN 3-200-00790-7. (Enthält Familienchronik).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Villa Primavesi in Olmütz: Perle des Wiener Jugendstils mit wechselhaftem Schicksal. 9. September 2022, abgerufen am 5. März 2024.
  2. Vila Primavesi, Olomouc. History of vila Primavesi, abgerufen am 23. Februar 2021 (englisch).
  3. Mäda Primavesi im Metropolitan Museum of Art, Erwerbungsnr. 64.148, abgerufen am 20. Juni 2013 (englisch).